Zitat von Slartibartfast im Beitrag #87Sowohl bei Schell als auch bei Kinski war wohl die mangelnde Verfügbarkeit eher der Grund, dass sie öfter fremdsynchronisiert wurden.
Zu Kinski war häufiger mal zu lesen, dass er schlicht nicht wollte (dieses Prinzip übertrat er nur für "Nosferatu" und "Fitzcarraldo") - immerhin ist Italien auch nicht weiter weg als Frankreich und wenn es bei Romy Schneider geschafft wurde, sie für (fast) alle ihrer Filme in deutsche Synchronstudios zu holen, hätte es bei Kinski auch funktionieren können. Und wenn Hartmut Neugebauer nicht (in brandtscher Tradition) geschwindelt hat, kannte er sogar Maires Arbeiten und war wohl zumindest nicht unzufrieden (wenn es ihn überhaupt interessierte).
ist mir absolut neu, die Sache mit den Synchronaufnahmen in Jürgens' Villa. Hat sich das nie auf die Qualität der Synchros ausgewirkt und ist jemandem ein Unterschied in der Tonqualitität mit anderen Arbeiten dieser Zeit aufgefallen?
Zitat von fortinbras im Beitrag #90Wäre interessant zu wissen, welche Filme definitiv davon betroffen waren. Bei vielen wird er sicher im normalen Synchronatelier gewesen sein.
Friedrich Schoenfelder erwähnt in seinen Memoiren den deutschen Film "Der Pfarrer von St. Pauli", der "komplett" nachsynchronisiert werden musste*. Curd Jürgens hätte darauf bestanden, seinen Part in seiner Villa in Südfrankreich einzusprechen. Ähnlich schrieb auch Georg Thomalla über die Synchronaufnahmen zu "Jakobowsky und der Oberst", weswegen er nicht mit Jürgens im Studio gewesen sei.
*Da Dieter Borsche verhindert gewesen sei, habe er (Schoenfelder) dessen Part sprechen müssen, was im Grunde "eine Frechheit" und ihm daher unangenehm gewesen sei.
Klaus Kinski hat sich auch in dem ziemlich unbekannten Film "Das Geheimnis des Lebens" Mitte der 70er Jahre selbst synchronisiert. Was ihn ausgerechnt in diesem Fall dazu bewogen hat, weiß ich leider nicht. Da die Italiener früher keinen Liveton verwendeten, ist seine Stimme leider in den jeweiligen italienischen Originalfassungen seiner Filme ebenfalls verloren - auch hier habe ich ihn bisher zumeist fremdsynchronisiert gehört. Im Film "Creature" (ein Alien-Nachahmer) spricht Kinski in der englischen Originalfassung kurz Deutsch, da er einen deutschen Astronauten spielt. In der Synchro war sein Sprecher einmal mehr Fred Maire.
Ich glaube, was Kinski anbelangt, dürfte Stefan recht haben-ich bezweifle, daß ihn das überhaupt interessierte. Irgendwo habe ich mal gelesen oder gehört (Audiokommentar? Eine Biografie?), daß Kinski Selbstsynchronisationen nur machte, wenn man ihn entsprechend bezahlte. Waren zwar keine Filmgagen, aber ein vielfaches üblicher Tarife. Zusätzlich Unterbringung in erstklassigen Hotels. Romy Schneider soll das oft im Vertrag inkludiert gehabt haben oder den üblichen Tarif bekommen. Ohne großes Trara.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #78Die Frage ist doch letztlich, ob die Originalstimmen der Schauspieler bekannt sind, oder ob sie gar zuerst in Deutschland Karriere gemacht haben. Gert Fröbe, Armin Müller-Stahl, Franka Potente, Uwe Ochsenknecht, Christoh Walz, Till Schweiger: alles keine Kandidaten für Fremdsynchros - selbst wenn sie herausstechen. Geht leider nicht anders, weil man mekren würde, dass "was nicht stimmt".
Aber das könnte genau so auf Hans Nielsen und Curd Jürgens zutreffen. Dass ihre jeweiligen Stimmen durch ihre zahlreichen Filmen sehr bekannt sind, davon darf ich wohl ausgehen. Daher bin ich skeptisch, ob man Nielsens Stimme nicht zu sehr wiedererkennen würde. Außerdem kenne ich ihn als Filmdarsteller nur in üblicherweise nicht gerade Jürgens-typischen Rollen der 50er. Mag sein, dass manche Sprechrollen anders anlegen konnte, aber die habe ich jetzt nicht so im Kopf. Bei Armin Müller Stahl konnte ich es zuerst kaum glauben, dass er sich wirklich immer selbst synchronisiert hat. In den paar nicht-deutschsprachigen Filmen, die ich mit ihm gesehen habe, war für mich seine Stimme der von Otto Mellies zum Verwechseln ähnlich, ich dachte mir sogar, dort hätte er ihn gesprochen. Insofern wäre es mir bestimmt nicht negativ aufgefallen, wenn er Mülller-Stahl manchmal "vertreten" oder sogar immer synchronisiert hätte.
Zitat Diane Krüger wurde durch englische Produktionen erst bekannt, genau wie Schwarzenegger. Von daher war es "wichtig und richtig" die Rollen in den Synchros zu interpretieren und fremdzubesetzen.
Im Falle von Diane Kruger nicht nur aus diesem Grund, wenn ich an "inglourious Basterds" denke... Für gar nicht so übel würde ich ihre Performance in Troja" halten, aber ich möchte mir bei Gelegenheit nochmal einen Eindruck davon verschaffen. Und von einer Selbstsynchronisation Schwarzeneggers sollte man (bzw. er) vor Allem aus künstlerischen Gründen lieber Abstand nehmen!
Zitat von iron im Beitrag #96Aber das könnte genau so auf Hans Nielsen und Curd Jürgens zutreffen. Dass ihre jeweiligen Stimmen durch ihre zahlreichen Filmen sehr bekannt sind, davon darf ich wohl ausgehen. Daher bin ich skeptisch, ob man Nielsens Stimme nicht zu sehr wiedererkennen würde. Außerdem kenne ich ihn als Filmdarsteller nur in üblicherweise nicht gerade Jürgens-typischen Rollen der 50er. Mag sein, dass manche Sprechrollen anders anlegen konnte, aber die habe ich jetzt nicht so im Kopf.
Im Synchronbereich wurde Nielsen (besonders um 1950, als er am häufigsten im Studio war) oft in frechen, draufgängerischen Rollen (etwa im Mantel-und-Degen-Genre) besetzt, die in auffälligem Kontrast zu seinem Image als Schauspieler (eher gesetzt und meist mindestens zehn Jahre älter wirkend, als er war) standen. John Connor hat auf den Kontrast zwischen diesen beiden Rollentypen kürzlich hingewiesen. Da Curd Jürgens oft Draufgänger spielte, wäre Nielsen also auch in dieser Hinsicht naheliegend gewesen, und die stimmlichen Parallelen kommen eben noch hinzu.
In der deutschen Serie "Landarzt Dr. Brock" (1966/67) wurde natürlich O-Ton gedreht. Es fällt aber auf, daß vor allem Außenszenen häufig nachsynchronisiert wurden. Die Selbstsynchronisation der Schauspieler (darunter Synchron-Profis wie Gardy Granass oder Erna Sellmer) klappt ziemlich perfekt. Mit einer Ausnahme, nämlich Rudolf Prack. Nachsynchronisieren war ihm angeblich immer ein Greuel. Hier merkt man deutlich, daß er sich unwohl fühlte. Er schafft es nicht nur kaum, lippensynchron zu sein. Seine Stimme wirkt in den synchronisierten Szenen meistens höher und gepresster als sonst. Das fällt besonders dann auf, wenn Dialogszenen teilweise nachsynchronisiert wurden, denn seine üblicherweise eher nüchterne Sprechweise wird dann für einzelne Worte sehr aufgedreht.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #91Zu Kinski war häufiger mal zu lesen, dass er schlicht nicht wollte (dieses Prinzip übertrat er nur für "Nosferatu" und "Fitzcarraldo")
Was musste denn bei NOSFERATU synchronisiert werden? Der Film wurde ja sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache gesondert gedreht, was man bei einem Vergleich beider Versionen an unterschiedlichen Kameraeinstellungen bemerkt.
Ich habe "Nosferatu" nie gesehen und habe das auch nicht vor - von einem kurzen Ausschnitt hatte ich den Eindruck gewonnen, dass er im Originalton zu hören war; dem aber widersprach aber ein anderes Forumsmitglied und ich glaubte diesem Statement, da der Ausschnitt sehr kurz und es sehr lange her war.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #91Zu Kinski war häufiger mal zu lesen, dass er schlicht nicht wollte (dieses Prinzip übertrat er nur für "Nosferatu" und "Fitzcarraldo")
Was musste denn bei NOSFERATU synchronisiert werden? Der Film wurde ja sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache gesondert gedreht, was man bei einem Vergleich beider Versionen an unterschiedlichen Kameraeinstellungen bemerkt.
Dazu wäre aber festzuhalten, daß für die deutsche Fassung Jacques Dufilho und Roland Topor synchronisiert wurden, wodurch eine echte deutsche Fassung schon mal relativ ist. Weiters wurde der Film auch deutsch nachsynchronisiert in einigen Szenen, vor allem bei Bruno Ganz merkt man das in einigen kurzen Passagen. Somit wäre eine Fassung ohne Kinski durchaus möglich gewesen.
...nicht zu vergessen Isabelle Adjani, die hier selbst ihre allerhöchsten Qualitäten als filmische Nervensäge übertrumpft und eine Sdynchronstimme hat, die echt weh tut. Also eine weiters synchronisierte Person in der "deutschen Originalfassung".
@ Stefan:
Du wirst auch sehr gut ohne "Nosferatu" weiterleben können. Trotz einiger stimmungsvoller Passagen ist der Film teils am Rande der Lächerlichkeit und alles andere als ein Meisterwerk (außer in den Augen seines Regisseures).
mit der guten Lilo habe ich manchesmal meine Probleme. Mitunter war ihre burschikose Art so aufgesetzt und überstrapaziert, daß sie mir auf die Nerven ging oder ich sie auch als fehlbesetzt empfand ("Die Buddenbrooks", "Hoopers letzte Jagd", u.a.). Die Pulver spielte oft sehr zügellos, nur wenige handhabten sie richtig.
Daß ich sie generell in Filmen mehr schätze, die international produziert wurden, hat nicht nur mit spezieller Regieführung zu tun. Denn in den Originalfassungen wirkt sie hier mitunter auch fallweise zu quirrlig. Allerdings fällt das in den deutschen Synchronfassungen weniger auf.
Liselotte Pulver ist bei der Selbstsynchronisation offenbar so konzentriert, daß sie meistens besser ist als in der Erstdarbietung - nämlich angemessener und dezenter. Da überschlägt sich ihre Stimme nicht so oft und sie hört sich gezügelter an. Das tut ihr und den Rollen sehr gut.
Ein Beispiel für wirklich nicht sonderlich gute Qualität ist Christoph Waltz in Spectre, ich finde seinen Blofeld sowieso sehr schwach aber in der deutschen Fassung ist er noch mal eine ganze Spur schlechter. Er klingt hier unglaublich gelangweilt und teilweise sogar emotionslos, ich vermute der Grund hierfür ist das Waltz im Nachhinein mit seiner Darstellung selbst extrem unzufrieden war das sagte er zumindest in mehreren Interviews. Wahrscheinlich hat es ihn unglaublich genervt die Rolle auch noch mal auf deutsch zu zu spielen, kann man zwar nachvollziehen ist aber meiner Meinung nach sehr unprofessionell. Denn Christoph Waltz kann sich selber richtig gut synchronisieren vor allem wenn ihm die Rolle richtig Spaß macht wie z.B. in Django Unchained.
Zitat von Oliver Laurel im Beitrag #104Ein Beispiel für wirklich nicht sonderlich gute Qualität ist Christoph Waltz in Spectre, ich finde seinen Blofeld sowieso sehr schwach aber in der deutschen Fassung ist er noch mal eine ganze Spur schlechter. Er klingt hier unglaublich gelangweilt und teilweise sogar emotionslos, ich vermute der Grund hierfür ist das Waltz im Nachhinein mit seiner Darstellung selbst extrem unzufrieden war das sagte er zumindest in mehreren Interviews. Wahrscheinlich hat es ihn unglaublich genervt die Rolle auch noch mal auf deutsch zu zu spielen, kann man zwar nachvollziehen ist aber meiner Meinung nach sehr unprofessionell. Denn Christoph Waltz kann sich selber richtig gut synchronisieren vor allem wenn ihm die Rolle richtig Spaß macht wie z.B. in Django Unchained.
Bei „Alita“ fand ich ihn auch furchtbar. Aber vielleicht ist das einfach nur sein Schauspiel.