Zitat von fortinbras im Beitrag #73Herbert Stass ist für mich DIE Curtis-Stimme, das paßte perfekt und er durfte auch die gesamte Palette sprechen, die Curtis so bot (den ich trotz Ruhmes für einen absolut unterschätzten Schauspieler halte). Stass konnte ebenso romantisch wie frech sein, aber auch ernst, düster und resignativ. Einer meiner Lieblinge ist "Mord im Spiegel", wo er so richtig schön die Sau rausläßt und dabei so herrlich beiläufig ist. Brandt vermisse ich hier nicht, der hätte zu dick aufgetragen. (...) Blumhagen war geradezu grotesk und brachte es auf erstaunlich viele Einsätze.
Bei Stass kann ich nur zustimmen. Dass er ab "Die Zwei" mehrere Jahre nicht mehr zum Einsatz kam, ist sehr auffällig, aber noch mehr, dass man sich nach einer Pause, in der viel "herumexperimentiert" worden war, wieder bei einigen Filmen auf ihn besann. Nach "Mord im Spiegel" hätte man ihn sicher noch öfter besetzen können, und dass man hier ihn und nicht Brandt besetzte, obwohl dessen schnoddriger Ton bei dem großspurigen und zynischen Filmproduzenten naheliegender gewesen wäre, finde ich beachtlich. Aber in den folgenden Jahren scheinen Stass´ Synchronrollen weniger geworden zu sein, und um 1986/87 herum stieg er ganz aus der Branche aus (als Schauspieler blieb er dagegen bis kurz vor seinem Tod aktiv). Ob sich Blumhagens Besetzung dadurch erklärte, dass man einen Sprecher suchte, der zu Curtis´ (in späteren Jahren kultiviertem) Image als alternder Dandy passte und Brandt für manche Rollen als zu "frech" klingend empfand? Wenn ja, wäre das (auch jenseits des Erfolgs von "Die Zwei") keine gute Wahl gewesen.
Zitat von berti im Beitrag #58Bisher kenne ich Tony Curtis überwiegend mit Herbert Stass. Brandt war natürlich als Interpret eigener Schnodder-Sprüche nicht zu toppen. Bei Michael Cramer und Erik Schumann hat es mich nicht direkt gestört, dass nicht Stass besetzt wurde, da bei beiden kein so großer Bruch vorhanden war. Gewöhnungsbedürftig fand ich dagegen GGH. Paul-Edwin Roth habe ich noch nicht erlebt, stelle ihn mir aber interessant vor. Gleiches gilt für den generell leider relativ selten besetzten Sebastian Fischer. Wolfgang Kieling, Holger Hagen, Joachim Kemmer und Harald Juhnke stelle ich mir eigentlich alle ziemlich merkwürdig vor. Bei Dux bin ich auch eher skeptisch, aber der war eigentlich nur selten wirklich daneben.
Mehr fällt mir im Moment leider nicht ein.
Inzwischen konnte ich "Dein Schicksal in meiner Hand" sehen. Neben dem "Frauenmörder von Boston" dürfte diese Rolle wohl die anspruchvollste in Curtis´ Karriere gewesen sein. Stass hätte dieser sicher auch gut ausgefüllt, aber Roth war hervorragend und hätte Curtis durchaus noch etwas öfter sprechen können (natürlich höchstens in den Filmen, wo es nicht Stass war). Aber leider scheint er (abgesehen von dem früh verstorbenen Montgomery Clift und Michel Bouquet) nie jemanden regelmäßig synchronisiert zu haben.
"Der Frauenmörder von Boston" ist wirklich ein hervorragender Film und Curtis zeigt sich darin als versierter Charakterdarsteller. Er hat mehrfach geäußert, daß er nachher darauf wartete, bessere Rollen zu bekommen - aber nichts geschah. In erster Linie wird er aber auch für mich immer "der charmante Hochstapler" bleiben, wobei ich hier auch den "großen Leslie" (samt Michael Cramer) und "Unternehmen Petticoat" besonders mag. Irgendwie kann man sich die vielen mittelmäßigen Filme vor 1970 alle ansehen, später dann nicht mehr. Er mußte später aber auch oft sehr aufdrehen in all den Ramsch-Filmchen, da wirkte er schon mal unfreiwillig komisch.
Als "gealterter Dandy" (schöne Bezeichnung) war er schon oft Klasse, aber Blumhagen war für die Kategorie schon eine Fehlbesetzung. Immerhin hat man nicht den gern "ölig-tuntigen" Jürgen Thormann an ihm ausprobiert.
Nachsatz: GGH fand ich nicht einfallsreich, aber er war ok für Curtis. Claus Biederstaedt fand ich krass fehlbesetzt. Da hätte man's gleich mit Marquis probieren können.
Zitat von berti im Beitrag #83Wieso? Da du zwischen Frank Brenners und meinem Beitrag nicht online warst, kannst du nichts editiert haben und hast daher ein wasserdichtes Alibi!
Jawoll, denn erstens verdient berti in seinem Hauptberuf als Forumsarchivar mehr als genug, und zweitens wollte ich schon immer mal wissen, wozu die Profil-Infofunktion "Letzte Aktivität:" gut sein soll...
Ob Claus Jurichs in späteren Jahren (als Herbert Stass´ Rollen seltener wurden und er schließlich ganz aufhörte) funktioniert hätte? Er und Stass klangen zeitweise relativ ähnlich, und anders als bei Blumhagen wäre es hier kein Fall von "Gegenpart-Besetzung" gewesen.
Um Gottes Willen - Jurichs hätte ihn gänzlich zu einem Babyface gemacht, aber das Schelmenhafte, das Curtis immer vorm Schmierigen gerettet hat und das Stass im Alter dann auch ganz gut hinbekam, wäre völlig verloren gegangen. Wenn schon keines seiner etablierten Sprecher, dann hätte Pampel sicher gut funktioniert.
Nun, etwas Weiches hatten beide in der Stimme, aber bei Stass wich es zunehmend einer gewissen Härte, fast Kälte, je älter er wurde (man denke nur an seinen Captain Ahab im "Moby Dick"-Hörspiel); Jurichs aber blieb weichgespült.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #87Um Gottes Willen - Jurichs hätte ihn gänzlich zu einem Babyface gemacht, aber das Schelmenhafte, das Curtis immer vorm Schmierigen gerettet hat und das Stass im Alter dann auch ganz gut hinbekam, wäre völlig verloren gegangen.
Ging es nicht bei Blumhagen (bei dem Zusätzlich Blasiertheit hinzukam) ebenfalls verloren?