Etwas Trivia am Rande... Ronnie Raymond (Alexander) wurde in der englischen Fassung von "16 Uhr 50 ab Paddington" selbst fremdsynchronisiert, was durchaus störend auffällt, und zwar von Martin Stephens. Dieser wiederum wurde in einigen Filmen ebenfalls von Helo Gutschwager gesprochen.
Das erklärt endlich, warum der Erschreckensruf und das Gelächter (die auch in der deutschen Fassung zu hören sind) so gar nicht zur sonst zu hörenden Stimme (weder von Ronnie Raymond noch von Helo Gutschwager) passen.
Mit dem Schrei beim Erschrecken und dem Gelächter ganz am Ende hast Du Recht, das ist eindeutig Raymonds eigene und deutlich tiefere Stimme. Da hier die Abweichung zum fast kindlich klingenden Gutschwager und zu Stephens eklatant ist, war es nicht besonders klug, diese Passagen (in der englischen und deutschen Fassung) im Originalton zu belassen. Die Fremdsynchronisation missfällt übrigens vor allem durch die weitgehend monotone Sprechweise und die mangelhafte Abmischung im Verhältnis zur Raumatmo und den übrigen Stimmen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #133Es ist nur ein Gefühl, aber mir scheinen die Besetzungen in "Der Mörder sitzt am Tisch" (ich verweigere mich dem sinnfreien offiziellen Titel) unorthodoxer als in den anderen Filmen, bis hin zu Stefan Wigger, der selten und meist nur bei der BSG zu hören war. Ich habe keine Theorie, wer es sein könnte, aber ich denke, dass das Team nicht identisch war mit dem der letzten Filme.
Jetzt habe ich eine: Zu den wenigen Regisseuren, die Wigger besetzten, gehörte auch Hermann Gressieker - und der war nachweislich mehrfach für MGM tätig. Er ist mein erster Tipp in diesem Fall. (Dass Klaus von Wahl für MGM gearbeitet hätte, ist bisher nicht bekannt, deswegen kommt er für mich erst einmal weniger in Frage.)
Das Wirrwarr der Marple Roman- & Filmtitel und eingestreuten Erwähnungen
Die Autoren der vier MM-Filme hatten sich damals bewusst für eigens kreiirte Filmtitel entschieden, da sich die Filme meist nur lose auf A.Christie Romane stützten. Die ersten 3 deutschen Filmtitel wurden jedoch nach den deutschen Titeln eben jener Romane benannt, was zumindest bei Film 2 und 3 gar keinen Sinn ergibt. Auch andere Erwähnungen von Christie-Romanen in den Filmen wurden in den deutschen Fassungen verfälscht. Da man hier Unkenntnis der Sachlage seitens der deutschen Verantwortlichen ausschließen kann, stellt sich die Frage nach dem Grund dafür. Sollte dies eine unterbewusst suggerierte Werbemaßnahme für Agatha Christies Bücher gewesen sein? Hier einmal der gesammelte Wust:
49. Roman - 4.50 from Paddington (Buch) - Murder she said (Film) - 16 Uhr 50 ab Paddington (deutscher Buch- und Filmtitel) - Dies ist noch die authentischte Verfilmung eines Christie-Romanes innerhalb dieses Quartetts. Miss Marple ist hier auch wirklich die Ermittlerin. - Christies 25. Roman Murder is easy (Das Sterben in Wychwood) liegt bei Miss Marple gegen Ende des 1. Films auf ihrem Nachttisch.
44. Roman - After the Funeral (Buch) - Murder at the Gallop (Film) - Der Wachsblumenstrauß (deutscher Buch- und Filmtitel) - Im Originalroman ermittelt Hercule Poirot. Der eigentliche Wachsblumenstrauß ist der Lösungshinweis des Roman-Falles und taucht in der Verfilmung gar nicht auf. - Um eine Verbindung herzustellen, erwähnt in der deutschen Fassung Miss Marple in einem Gespräch mit Craddock Agatha Christies Buch Der Wachsblumenstrauß, in der das Verderben in Form einer Katze erscheint. Im englischen Original erwähnt Miss Marple hier Agatha Christies Buch The Ninth Life (Anm.: Eine Katze hat 9 Leben). Dieses Buch ist jedoch nur eine Erfindung für den Film. (Selbiges gilt übrigens auch für den Krimi, den Miss Marple im 1. Film im Zug liest, The Hatrack Hanging/Der Galgen wartet auf Hatrack, (ebenfalls Film 1), The Doom Box/Die Todesbüchse aus Film Nr. 4, sowie alle vermeindlichen Theaterstück-Titel des 3. Films. - Der ursprüngliche deutsche und wesentlich passendere Titel Der Mörder sitzt am Tisch wurde noch nach Veröffentlichung des Films aus unb. Gründen abgeändert.
42. Roman - Mrs. McGinty’s Dead (Buch) - Murder Most Foul (Film) - Vier Frauen und ein Mord (deutscher Buch- und Filmtitel) - Auch dies ist in der Buchvorlage eigentlich ein Hercule Poirot - Fall. Der deutsche Titel leitet sich aus einem Kindertanz ab, was im Laufe der Romanhandlung erklärt wird. - Mit dem Titel Murder most foul (einem Zitat aus Shakespeares Hamlet) soll Agatha Christie höchst unzufrieden gewesen sein. - Beim Durchstöbern der Sachen des Opfers findet Miss Marple 5 Programmhefte des Theaterstückes Murder she said, dass nur in der deutschen Fassung von Miss Marple als ein Theaterstück identifiziert wird, das sie und ihre Truppe selbst schon einmal aufgeführt haben. Sie übersetzt es selbst als 16 Uhr 50 ab Paddington. Im Original liest sie einfach nur 5 mal den Titel laut vor. Während also das englische Original lediglich einen augenzwinkernden Hinweis auf den ersten Film gibt, verkommt die Szene in der deutschen Fassung zur Farce. - Marples bewusst eingestreuter Probenpatzer lautet im engl. Original "You see, you see, Mrs. McGinty's dead" und zitiert damit die Originalvorlage wortgetreu. Nun lautet der Titel korrekt übersetzt nicht McGintys Tod, so wie es die deutsche Synchro einstreut, sondern McGinty ist tot, was man bei der Flexibilität der Szene synchrontechnisch auch so hätte einbauen können. - Am Ende des Films werben Marple & Stringer mit einem Kutschenanschlag für ihr Theaterstück Murder without End, für das sie im Film ja auch kräftig proben. Es sollte der Titel des nächsten (?), auf jeden Fall 5. Miss Marple Films werden, der leider nie in Produktion ging.
(43. Roman) Mörder ahoi! (Orig.: Murder Ahoy) basiert nicht einmal lose auf einem Hauptroman Christies, jedoch flossen einige Motive aus Fata Morgana (They Do It with Mirrors) hier ein. Ermittlerin war hier in der Tat Miss Marple. - The Mousetrap (Die Mausefalle) ist ein Theaterstück von Agatha Christie. Es wird seit 1952 täglich im Londoner West End aufgeführt und ist damit das am längsten ununterbrochen aufgeführte Theaterstück der Welt. Der Titel bezieht sich erneut auf Shakespeares Hamlet.
und der Vollständigkeit halber:
18. Roman - The A.B.C. Murders (Buch) - The Alphabet Murders (Film) - Der ABC-Fahrplan (original deutscher Buchtitel) - Die Morde des Herrn ABC (Film- und späterer Buchtitel)
Zitat von Edigrieg im Beitrag #140 - Beim Durchstöbern der Sachen des Opfers findet Miss Marple 5 Programmhefte des Theaterstückes Murder she said, dass nur in der deutschen Fassung von Miss Marple als ein Theaterstück identifiziert wird, das sie und ihre Truppe selbst schon einmal aufgeführt haben. Sie übersetzt es selbst als 16 Uhr 50 ab Paddington. Im Original liest sie einfach nur 5 mal den Titel laut vor. Während also das englische Original lediglich einen augenzwinkernden Hinweis auf den ersten Film gibt, verkommt die Szene in der deutschen Fassung zur Farce.
Das habe ich immer als Insidergag aufgefasst. Sie sagt (vermutlich aus synchrontechnischen Gründen) im ON "Das war doch auch ein Stück von uns" und dann OFF "16 Uhr 50 ab Paddington". Damit soll aus meiner Sicht nicht gemeint sein, dass die Theatergruppe diese Stück aufgeführt hat, sondern dass sie und Mr. Stringer darin, also im ersten Film, zu sehen waren.
Vor Kurzem habe ich "Die Rechnung ging nicht auf" gesehen und obwohl ihre Rolle nicht bei Arne aufgeführt ist, war Agnes Windeck in einer kurzen, aber markanten Rolle zu hören, zu einer Zeit, als sie kaum noch Synchron machte. Wenn auch keine Regie angegeben ist, weist die Kurzpräsenz von Peter Elsholtz wohl auf ihn hin (zumal es eine Ultra-Synchro ist). Gewagte Querverbindung - es war nicht der einzige Einsatz von Agnes Windeck für Elsholtz; hat er ihr gern dankbare Rollen gegeben und sie auch in "16.50 ab Paddington" besetzt, war also für die Regie zuständig? Elsholtz bei MGM - passt. Ihre anderen Einsätze für die Rutherford kamen erst später und bei der Ultra - würde auch passen. Beim Dialogbuch glaube ich ebenso wenig an Elsholtz wie bei "Dr. No" (aus dem gleichen Grund), aber das müsste nicht gegen seine Regie sprechen. Er wäre in einer Art Kreisbewegung für "Die Morde des Herrn ABC" dann wieder zurückgekehrt. (Dass hier Ursula Krieg zu hören ist, stellt für mich keinen Hinderungsgrund dar - sie war jetzt etabliert.)
Ich habe außer "Morde des Herrn ABC" (nicht bestätigt, aber sehr wahrscheinlich) gerade keinen parat - kann sein, dass ich da was Falsches abgespeichert habe. Leider ist ja für MGM fast nichts bestätigt.
Der Wachsblumenstrauß (1963) [Murder at the Gallop]
Verleih: MGM (1963) Deutsche Fassung: MGM Synchronisations-Atelier Berlin Buch: ? Dialogregie: Hermann Gressieker (?)
Anrufer bei Cora (?) Stefan Wigger (!)
Ich weiß nicht, ob wir dieselbe Rolle meinen – aber der Herr am Nebenanschluss, den Miss Marple nach dem Leichenfund so vehement abwimmelt, wird interessanterweise von Michael Günther in die Muschel gehaucht. Daher auch hier mein Tipp für die Regie. Ein wiederkehrender Polizist mit Schnurrbart scheint die Stimme von Manfred Schuster zu haben.
Zitat von Mein Name ist Hase im Beitrag #148Ich weiß nicht, ob wir dieselbe Rolle meinen – aber der Herr am Nebenanschluss, den Miss Marple nach dem Leichenfund so vehement abwimmelt, wird interessanterweise von Michael Günther in die Muschel gehaucht. Daher auch hier mein Tipp für die Regie.
Bei den beiden nachfolgenden Filmen ist er schon seit vielen Jahren als Regisseur angegeben; die Kontinuität bei Ursula Krieg und die dreimalige Besetzung von Erich Fiedler würde auch dafür sprechen, dass die Regie gleich blieb, nachdem im ersten Teil vielleicht noch jemand anders (Stefan tippte vor einigen Monaten auf Peter Elsholtz) federführend gewesen sein könnte. Die Umbesetzung bei Charles Tingwell zwischen dem zweiten und dritten Film muss nicht unbedingt etwas bedeuten, da GGH und Harald Juhnke zu dieser Zeit teilweise auf dieselben Schauspieler besetzt wurden (auch dies war Stefan mal aufgefallen).
Hat Elsholtz denn eine Rolle in dem Film? Und wurde nicht neulich irgendwo erwähnt, dass Agnes Windeck ersetzt werden musste, weil sie anderweitige Engagements hatte? Fiedlers Stimme prägt für mich (in der deutschen Fassung natürlich) auch wirklich den ganzen Stil der Filme, die ich neulich erst wieder in kurzem Abstand hintereinander gesehen habe. Dass er für drei so verschiedene Typen derart gut funktioniert, finde ich immer wieder beeindruckend.