Kaspar Eichel wird imo oft fehlbesetzt. Ich bin der Auffassung, dass Eichel durchweg traurig und melancholisch spricht und das selbst in heiteren Szenen nicht verbergen kann. Ich werde daher nie verstehen, warum man ihn auf grandiosen Schauspielern wie Richard Dreyfuss oder gar Robert Redford besetzen kann. Christian Rode habe ich auch schon oft dort gehört, wo ich ihn am wenigsten erwartet hätte. Zum Beispiel auf Patrick Stewart in irgendeinem Zugthriller.
Zitat von MückeBei Marquis ist es anders, weil der Rollen noch nicht einmal wirklich selten um 180 Grad verfehlte und dabei stellenweise sogar noch stark am Chargieren war. Synchros mit Marquis erwecken nicht selten den Eindruck einer One-Man-Show. Aufdringlich.
Halte ich für Unsinn. Dass der Mann Dauergast in deutschen Synchro's und mit seiner originären Stimme schnell zum Klischee gestempelt wurde - keine Frage. Aber dass er häufig den Rollencharakter verfehlte UND darüber hinaus stark chargierte...da möchte ich dann doch gerne schlagendere Beispiele als "Cape Fear". Ich habe jedenfalls einige Rollen jenseits vom "Urteil von Nürnberg" (1960) im Ohr, bis hin zu seinen 70er-Einsätzen auf Lino Ventura (lassen wir Brandts "Filzlaus" mal gnädig außen vor) - und da fallen mir außer manch übertrieben rauhbeinig präsentierten Überhelden mehr als genug markant-subtile Rollen ein, jedenfalls weitaus mehr als solch o. g. Ausfälle.
Zitat von marginalaußer manch übertrieben rauhbeinig präsentierten Überhelden
"manch"? Es gibt zahllose davon. Das geht in den mittleren 50ern los und zieht sich bis in die späten 60er und durch sämtliche Sparten. Du kehrst mit diesem "außer" gut und gerne 100 bis 200 seiner größeren bzw. großen Rollen unter den Tisch. Schätzungsweise. Sag' ich natürlich subjektiv.
Ich sage ja nicht, dass Arnold Marquis nicht auch die besagten markant-subtilen Auftritte gehabt hätte - im Gegenteil -, aber gerade seine Heldenrollen in den 60ern driften reichlich oft in's Stereotype ab. Ich kann mich allein im Italosektor, bis auf Frank Wolff in "Gott vergibt, wir beide nie!", an keine einzige Rolle von Arnold Marquis erinnern, die nicht irgendwie überzogen gewirkt hätte und gesehen habe ich da einiges. Und auch vorher driftete er schon häufig ab.
Ob das im komischen Sinne ist (z.B. für Jean Martin in "Nobody ist der Größte") oder im Sinne von "heldenhaft" (z.B. für Lee Van Cleef oder, total daneben, für Jason Robards in "Spiel mir das Lied vom Tod", wo ich Gottfried Kramer regelrecht nachtrauere oder für Jeff Chandler, was auch einfach furchtbar war und ist und außerdem, meinetwegen z.B. noch für Humphrey Bogart) bzw. auf hart-böse gebürstet (mit am allerschlimmsten fand ich ihn dahingehend für Jack Palance in "Barabbas", auch überzogen wirkt er für Dan Duryea, wo man Peter Mosbacher oder Klaus Schwarzkopf nachtrauert, dann hätten wir noch Jack Hawkins, wo er zu jung, nicht mächtig genug und zu böse wirkt oder Vincent Price und bei beiden versucht er die eigenartige Wirkung dann halt "rauszuspielen" oder Peter Cushing oder, oder, oder; überhärtet wirkt durch ihn ansonsten auch Joseph Cotten grundsätzlich und in den emotionalen Momenten dann total theatralisch und 10 weitere findest du, wenn du z.B. eine Reihe von alten Western schaust, egal ob US-, Italo- oder Euro-Style). Selbst Connery hat er ja auch mal gesprochen, in einer Anti-Helden-Rolle. Ob nun Held oder Anti-Held... Ich kann mich allerdings andererseits kaum an Rollen erinnern, in denen Marquis wirklich durchschnittlich gewirkt hätte. Entweder er ging in einer Rolle voll auf oder die Rolle voll unter. Man merkt grundsätzlich sehr deutlich, ob Marquis eine Rolle Spaß gemacht hat oder nicht. Das driftet zwar ggf. manchmal auch aufgrund des Spaßes in's Übertriebene ab, aber wenn, dann höchstens bei Komödien. Wenn ihm die Rolle keinen Spaß machte, dann springt einem die Übersättigung und blanke Routine aber regelrecht in's Ohr. Und wenn man so überbesetzt wird, ist das auch kein Wunder. Denn er war ja schließlich auch nur ein Mensch, nur halt immer aktiv und dahingehend sicher beruflich ausgelasteter als viele andere.
Zitat von Mücke Ich sage ja nicht, dass Arnold Marquis nicht auch die besagten markant-subtilen Auftritte gehabt hätte - im Gegenteil -, aber gerade seine Heldenrollen in den 60ern driften reichlich oft in\'s Stereotype ab. Ich kann mich allein im Italosektor, bis auf Frank Wolff in "Gott vergibt, wir beide nie!", an keine einzige Rolle von Arnold Marquis erinnern, die nicht irgendwie überzogen gewirkt hätte und gesehen habe ich da einiges. Und auch vorher driftete er schon häufig ab. Ich kann mich allerdings andererseits kaum an Rollen erinnern, in denen Marquis wirklich durchschnittlich gewirkt hätte. Entweder er ging in einer Rolle voll auf oder die Rolle voll unter. Man merkt grundsätzlich sehr deutlich, ob Marquis eine Rolle Spaß gemacht hat oder nicht.
Subjektiv gehen diese Aussagen klar i. O. - ich hätte jetzt auch gar keine Lust, mir diesen ganzen Schmöker im O-Ton zu besorgen, um die Authentizität nachzuprüfen - jedoch kann ich mich des Gefühls einer leichten Voreingenommenheit deinerseits nicht erwehren. Da wimmelt es von a) Bewertungen einer laut dir falschen Besetzungspolitik und b) der offenbar damit kongruenten Spiellust Marquis'. Du vermengst deine subjektiven Eindrücke mit absolut formulierten Aussagen über angebliche Defizite Sprecher/Rolle, die ja offenbar jedem, einschließlich ihm selbst, klar gewesen sein müssen und deshalb sprach er ebenjene Rollen nun mal so abträglich. Das finde ich etwas gewagt. Marquis stand ja nicht allein im Synchronstudio, die Regie spielte da sicher auch noch eine Geige
Ich beispielsweise teile deine Meinung zu Jack Hawkins überhaupt nicht, dementsprechend kann ich das übertriebene Spiel zur Kompensation etwaiger Defizite nicht nachvollziehen. Ohne Frage passt Marquis' Stimme sicher nicht kleidsam auf jeden, den er so vorgesetzt bekam und aufgrund seines Organs fiel das auch viel schneller auf, als etwa bei einem viel geschmeidigeren Sprecher wie Eckart Dux. Dass dadurch viele Rollen von ihm (ich paraphrasiere) "desaströs" in den Sand gesetzt wurden....na ja. Alles eine Frage der Formulierung.
Sicher spielt eine gewisse Subjektivität mit rein. Aber den Knackpunkt benennst du ja selber. Arnold Marquis lief da auch automatisch mehr Gefahr als z.B. Eckart Dux. Oder GGH oder Klaus Kindler oder auch Holger Hagen. Es ist eigentlich weniger eine rein subjektive Feststellung von mir als eine tatsächlich logische Konsequenz, wie du sie ja auch schilderst. Nicht jeder kann so ausgenommen oft funktionieren, wie Dux oder GGH. Insbesondere nicht, wenn er ein rauhes Organ, wie Arnold Marquis hat.
Dass er auf Jack Hawkins nicht allzu übertrieben wirkte ist im übrigen richtig. Hier wirkte er eher allzu gewöhnlich. Dass er nicht versuchte in Richtung Wolf Ackva oder Curt Ackermann zu imitieren muss man ihm dabei eigentlich eher zugute halten. Fällt unter Umständen von meiner Warte aus tatsächlich mehr in die Kategorie Fehlbesetzung. Das mag auch oft der Auslöser gewesen sein, trotzdem fragt man sich halt, warum Marquis für John Wayne manchmal kongenial funktioniert und manchmal nur versoffen wirkt. Ich wäre weit davon entfernt ihn als Waynes Ideal-Stimme zu bezeichnen, finde aber "Brannigan" z.B. genial. Woran liegt sowas? Dass man in relativ änlichen Rollen, für denselben Schauspieler mal genial funktioniert und mal wie ein Abziehbild. Rein an der Regie? Ich finde diese leichte "Unkonstanz" selbst beim fast Identischen, dieses Abdriften in bestimmte Extreme beim Anlegen einer Rolle ist das besondere am Phänomen Marquis. Man kann grundsätzlich immer sehr positiv oder sehr negativ überrascht werden. Mal chargiert er halt munter drauf, mal reitet er rein fehlbesetzt seinen Stiefel, wirkt natürlich und trotzdem daneben, das nächste mal geht er genial voll auf und manchmal passt's einfach rein vom Klang und dem Gesicht her zusammen und er "korrigiert" auch nicht viel nach. Teilweise hat man das Gefühl, dass das so kommt, wie ihm gerade war, die Rolle anzulegen und das stört mich in gewisser Weise. Es grenzt dem Anschein(!) nach manchmal an Narrenfreiheit. Die Regie hat da sicher oft viel "laufen lassen", denn Marquis war ja schließlich auch ein alter Hase. So spricht er für Darren McGavin oder Frank Wolff z.B. mit ganz natürlichen Nuancen, so dass du denkst, sie sprächen sich selbst. Ähnlich z.B. auch für Lino Ventura. Während Mitchum mit ihm z.B. immer sehr nach Kino und Leinwandbreite klingt, genau wie meinetwegen auch Joseph Cotten. Und sowas eben. Das finde ich seltsam.
Zitat von SFCChristian Rode habe ich auch schon oft dort gehört, wo ich ihn am wenigsten erwartet hätte. Zum Beispiel auf Patrick Stewart in irgendeinem Zugthriller.
Christian Rode ist einer der Sprecher, die tendenziell ziemlich nach Mikro klingen, wenn sie nicht restlos auf's Gesicht und auch vom Gewicht her passen. Ähnliches gilt z.B. auch für Jürgen Kluckert, Klaus-Dieter Klebsch und Tilo Schmitz. Liegt einfach dran, dass das so knallhart ausgebildete und akkurate Stimmen sind, die durch ihre glattgebügelte Perfektion schon nahezu unnatürlich wirken. Rode fand ich da vergleichsweise aber noch eher selten daneben. Wenn der gut geführt wurde, wie z.B. in "Mini-Max" für Farley Granger, erkennst du ihn nicht wieder. Gilt für Jürgen Kluckert ähnlich.
Oft fehlbesetzt finde ich persönlich sicher auch Wolfgang Völz, der einer Vielzahl seiner Rollen einen massiven Comic-Touch verlieh bzw. absolut "nach Film" wirkt. Funktioniert streckenweise wirklich nur in absolut übertriebenen Komödien-Rollen, wie z.B. für Les Markowitz in "Das Krokodil und sein Nilpferd". Die Stimme ist einfach zu sehr vorbelastet. Selbst aus Santiago Ziesmer wurde da oft Vielfältigeres rausgekitzelt, obwohl diese Stimme auch ein unverwüstliches Image hat. Völz passt aber teilweise auch sehr genial (z.B. in "Black Dahlia"), wenn man die getragene "Käpt'n Blaubär"-Sprechweise nicht so in den Vordergrund kehrt (wie z.B. bei Walter Matthau, der mit Völz enorm an der gerade für ihn wichtigen Natürlichkeit einbüßte und viel zu stilisiert wirkt). Regie-Problem.
Nein, den kenne ich gar nicht. Marquis für Cotten füchte ich seit "Entscheidung am Big Horn". In den 50ern ging es noch. In "Die Grausamen" läuft es auf Ähnliches hinaus.
Zitat von MückeRein an der Regie? Ich finde diese leichte "Unkonstanz" selbst beim fast identischen, dieses Abdriften in bestimmte Extreme beim Anlegen einer Rolle ist das besondere am Phänomen Marquis. Man kann grundsätzlich immer sehr positiv oder sehr negativ überrascht werden. Mal chargiert er halt munter drauf, mal reitet er rein fehlbesetzt seinen Stiefel, wirkt natürlich und trotzdem daneben, das nächste mal geht er genial voll auf und manchmal passt\'s einfach rein vom Klang und dem Gesicht her zusammen und er "korrigiert" auch nicht viel nach. Teilweise hat man das Gefühl, dass das so kommt, wie ihm gerade war, die Rolle anzulegen und das stört mich in gewisser Weise. Es grenzt dem Anschein(!) nach manchmal an Narrenfreiheit. Die Regie hat da sicher oft viel "laufen lassen", denn Marquis war ja schließlich auch ein alter Hase.
Selbst beim selben Darsteller und Synchronregisseur fallen teilweise Unterschiede auf. So hat Marquis z. B. in "Die Spur des Falken" auf Bogart extrem dick aufgetragen und chargiert, während er sich bei "Tote schlafen fest" zurückgehalten hat. Beide Synchros entstanden unter der Regie von Wolfgang Schick.
Eben. Ich fand ihn für Bogart auch in "Key Largo" sehr dezent. Die Synchro habe ich älter eingeschätzt, als sie ist. Es lag offenbar noch nichtmal rein am Regisseur, sondern teilweise wirklich an Marquis' Laune bzw. seinem Gutdünken. Wenn Marquis der Meinung war für Spade chargieren zu müssen ließ man ihn das halt oder aber er machte es auf Schicks Geheiß hin. Kann natürlich auch sein, wobei ich mir einen Regisseur, der sagt: "Übertreib' mal!" für so ne Rolle schwer vorzustellen vermag. Die Variante, dass man es gut hieß, weil es Marquis von selbst so machte ist wesentlich wahrscheinlicher. Ich find's schade, dass er nicht öfter solche authentischen Glanzstücke ablieferte, wie für Darren McGavin in "Affäre in Berlin" - ansonsten ein purer Groschenheft-Agentenfilm, wenn auch eher im positiven Sinne; McGavin selbst war allgemein auch ein genialer Schauspieler, aber Marquis vervollkommnet das sozusagen noch bzw. erhebt es in andere Dimensionen, als sie der Darsteller in so einem als B-Ware vorbelasteten Film selbst überhaupt erreichen KANN -, sondern immer wieder in's Theatralische abdriftete. Bei Kirk Douglas, der auch im Original oftmals ziemlich umherschleimte ist die Gradwanderung im übrigen recht interssant, aber bei anderen wiederum stört es total. Was Douglas angeht ziehe ich Marquis dem OTON jedenfalls bei weitem vor, auch wenn ich Kieling noch besser als Marquis finde. Das nur am Rande. Man muss das also immer in Relation sehen. Selbst ein für Synchron"kenner" unerträglicher Marquis wertet das Original sicher nicht allzu selten sogar noch auf. Das Problem ist meist eher, dass es Sprecher gegeben hat, von denen man annimmt, dass sie in der Rolle noch besser als Marquis gewesen wären, unter Umständen auch deutlich. Das heißt allerdings lange nicht, dass Arnold Marquis in diesen Fällen deswegen immer schlechter als das Original war. Künstlerisch gesehen ist Marquis im Grunde eine Gottheit. Zwischen Genie und Wahnsinn eben.
Gerade bei "Spur des Falken" denke ich, dass die Regie einen Großteil der Schuld trägt - hier wurde (bis hin zur Musik) nichts unversucht gelassen, um den Film in Richtung "cooler Gangsterfilm" zu quetschen (K.E. Ludwig spricht Elisha Cook - sollte ihn das größer und gefährlicher wirken lassen?) Dass der Ton total übersteuert ist, unterstützt es auch noch (macht den Klang erheblich schärfer - die anderen Bogey-Filme haben eine bessere Tonqualität oder sind zwar dumpfe Lichtton-Kopien wie bei "Key Largo", aber ordentlich ausgesteuert).
Zitat von Stefan der DEFA-FanGerade bei "Spur des Falken" denke ich, dass die Regie einen Großteil der Schuld trägt - hier wurde (bis hin zur Musik) nichts unversucht gelassen, um den Film in Richtung "cooler Gangsterfilm" zu quetschen
Da kann man ja froh sein, dass Schick das bei "Tote schlafen fest" nicht auch versucht hat!
Man fragt sich nur warum...denn Bogeys Rollen sind in den beiden Filmen ja verdammt ähnlich und die Filme im Endeffekt, vom Stil her, ja auch.
Ansonsten bringt's Stefans Erklärung natürlich auf den Punkt. Solche Sachen Aussteuerung etc.pp. bemerke ich auch nicht immer als solche und in Erinnerung behalten ist noch weniger drin...
Zitat von MückeMan fragt sich nur warum...denn Bogeys Rollen sind in den beiden Filmen ja verdammt ähnlich
Das würde ich nicht sagen. Sam Spade ist nicht nur ein vollkommener Egoist (um sein Überleben zu sichern), sondern hat auch durchaus sadistische Neigungen. Ich denke an die Szene, als er dem bereits entwaffneten Cairo breit grinsend (!) einen Kinnhaken verpasst, oder sein ständiges verbales Rumhacken auf Wilmer. Philip Marlowe dagegen hat eine selbstironische Art, die ihn für mich wesentlich sympathischer erscheinen lässt.