Ich möchte da mal Thomas Nero Wolff in die Runde werfen. Anthony Stewart Head - dafür, find ich, klingt TNW ehrlich gesagt ein wenig zu jung. Hugh Jackman - hab ich mich inzwischen dran gewöhnt, fand Thomas Vogt in X-Men aber ziemlich gut und hätte die Umbesetzung nicht unbedingt gebraucht. Jason Statham - da hält ihn der eine oder andere hier im Forum für zu sehr gepreßt. Und bei Heroes hätt ich auch lieber Nicolas Böll als ihn gehabt... najaaaaaa...
Curt Ackermann war zu seinen Glanzzeiten (50er-frühe 60er) in Haupt- und größeren Nebenrollen ja recht präsent. Findet jemand, dass darunter auch öfter Fehlbesetzungen waren? Oder wäre er eher ein weiteres Beispiel, das jemand trotz vieler Einsätze nur selten daneben war?
Udo Schenk. Es gibt Schauspieler, auf die er perfekt (Kevin Bacon, Bruce Harwood) / sehr gut (Steve Buscemi) passt. Doch leider verschenkt man ihn viel zu oft für 08/15-Bösewicht-Rollen oder besetzt ihn auf Schauspieler, für die er einfach viel zu alt ist (z.B. Corey Feldman). Das ist ziemlich schade, hat er doch schon oft genug bewiesen, dass er nicht einfach nur böse kann.
Zitat von bertiCurt Ackermann war zu seinen Glanzzeiten (50er-frühe 60er) in Haupt- und größeren Nebenrollen ja recht präsent. Findet jemand, dass darunter auch öfter Fehlbesetzungen waren? Oder wäre er eher ein weiteres Beispiel, das jemand trotz vieler Einsätze nur selten daneben war?
Der Vorteil bei Ackermann ist, dass er sowohl praktisch die komplette Schürenberg-Sparte des galanten Schnauzbart-Gentlemans abdecken konnte - siehe z.B. Vittorio De Sica -, als auch als jüngerer Kerl mit viel Sexappel funktionierte (Chandler, Mature, Mitchum...). Die Stimme ließ die Option auf recht viele verschiedene Klischees in verschiedenen Altersklassen zu... Das einzige, was bei Ackermann wirklich nicht so pauschal funktionierte, war, wie bei Engelmann, zu versuchen, ihn auf Action-geladene Rollen genreweise zu besetzen. Dann passieren Fehlbesetzungen, wie John Wayne oder Van Heflin. Ackermann war eben nicht die reine adäquate Heldenstimme, wie Engelmann oder GGH. Man kann den "Mann von Gewicht" einfach nicht ganz ausblenden und das auf nen bloßen "Man with a gun"-Style runterpegeln. Teilweise, wie bei Heflin, versuchte er sogar, sich irgendwie so weit zurückzunehmen, dass er nicht mehr so kernig rüberkam und von der Softness her schon in Richtung Paul Klinger ging. Das machte es aber eher noch schlimmer. So ähnliche empfinde ich z.B. auch Lukschy für Stewart Granger. Da nehmen die Sprecher ihre größten Stärken aus der Stimme, um auf den Schauspieler zu passen. Nicht gut. In Ausnahmefällen, wenn es richtig übertrieben wurde, passt es aber auch ganz lustig. Z.B. im "Phantom der Oper" (1943).
Zitat von MückeTeilweise, wie bei Heflin, versuchte er sogar, sich irgendwie so weit zurückzunehmen, dass er nicht mehr so kernig rüberkam und von der Softness her schon in Richtung Paul Klinger ging. Das machte es aber eher noch schlimmer. So ähnliche empfinde ich z.B. auch Lukschy für Stewart Granger. Da nehmen die Sprecher ihre größten Stärken aus der Stimme, um auf den Schauspieler zu passen. Nicht gut.
Du hast ja mehrfach geschrieben, dass du Ackermann für Stewart Granger noch unpassender als Lukschy fändest; einmal meintest du auch, Ackermann wirke auf Granger einfach nur "allglatt" und "klebrig". Wäre diese Kombination für dich auch ein Beispiel dafür, was passierte, wenn Ackermann versuchte, "softer" zu klingen?
Yo. Auf jeden Fall. Ein Problem ist da auch noch zusätzlich, dass Curt Ackermann in den 60ern langsam wirklich recht alt klang. Die Folge ist, dass Granger mit Ackermann unter dem Strich wie ein abgehalfterter Spät-Playboy wirkt, da Ackermanns gepegelte "Charmante" da erst recht aufgesetzt rüberkommt. Gar nicht gut. Man könnte nun sagen, dass Granger auch tatsächlich ein "Spät-Playboy" war, allerdings zweifelsohne nicht in so einem kernigen Sinne, wie er bei Ackermann trotz allem Dagegen anspielen nachklingt, sondern wesentlich "leichter", "strahlender", "direkter" und "jünger wirkend". Auch wenn er im Original eine relativ tiefe Stimme hatte. Da war Paul Klinger trotzdem Welten näher dran, ohne sich überhaupt großartig verstellen zu müssen.
Zitat von Stefan der DEFA-FanUnglücklicherweise wurde GGH oft fehlbesetzt. Sicher, er war eine "Allzweckwaffe" und ich höre ihn im Allgemeinen sehr gern, selbst auf Schauspieler, die ich sonst eher mit anderen Stimmen verbinde (für Andre Maranne in "Ein Schuß im Dunkeln" funktionierte er überraschend gut, obwohl er stimmlich eigentlich gar nicht passte), aber oft wurde diese Omnipräsenz auch schlicht übertrieben. GGH und Clint Eastwood - das geht nicht GGH und Roy Taylor - neinnn!! GGH und Jean Marais - selten habe ich GGH so ausdrucklos erlebt, das haben beide nicht verdient
Ich nehme an, sein einmaliger Einsatz für Frank Sinatra (über den du ja früher unter "größte Fehlbesetzung" geschimpft hast) ist für dich ein weiteres Beispiel hierfür?
Geschimpft ist dann doch zuviel gesagt, er hat seine Sache ja schauspielerisch nicht schlecht gemacht, aber die Stimme passt eben vorn und hinten nicht.
Zitat von Stefan der DEFA-FanGeschimpft ist dann doch zuviel gesagt, er hat seine Sache ja schauspielerisch nicht schlecht gemacht, aber die Stimme passt eben vorn und hinten nicht.
Ich meinte ja auch nur, dass du auf die Besetzung geschimpft hast.
Funktioniert in Realfilmen fast ausschließlich nur dann, wenn es sich um eine angenehme Fügung aus dem Klischee heraus handelt. So z.B. für ganz kleine "Urviecher" wie Danny DeVito oder Víctor Israel. Ihm gelang es nur sehr selten, sich außerhalb dieser zwangsläufig komischen Sparte irgendwie einen Namen zu machen. In "Kojak" fallen mir zwei sehr gute Rollen ein, von denen mindestens eine aber eben auch sehr korpulent war (Stichwort: glückliche Fügung) - irgendein Cop inmiten der letzten Staffel. Für Thayer David - den anderen - gilt im Grunde auch fast das gleiche.
Abgesehen von Zeichentrickfilmen natürlich, wo Duwner zum Inventar gehört, reiht sich da Fehlbesetzung an Fehlbesetzung. Selbst für manch korpulenten Charakterkopf war er eine Zumutung. Z.B. für Dana Elcar in "Der große Minnesota-Überfall", den er ungefähr so sehr ausfüllt, wie Mogens von Gadow Bud Spencer ausgefüllt hätte.
Teilweise führte das Ganze dummerweise noch in Kontinuitäten, durch die seine Fehlbesetzungen geradezu inflationäre Ausmaße erreichten (siehe Ned Beatty, den er so um 30(!) Mal rum sprechen durfte).
Außerdem: Paul Klinger (siehe Ausführungen im Cary-Grant-Thread)
Zitat von MückeAbgesehen von Zeichentrickfilmen natürlich, wo Duwner zum Inventar gehört, reiht sich da Fehlbesetzung an Fehlbesetzung. Selbst für manch korpulenten Charakterkopf war er eine Zumutung.
Du hast mehrfach (u. a. in diesem Thread) geschrieben, dass viele von Wolfgang Völz synchronisierte Schauspieler auf dich comichaft wirken würden. Ich nehme an, bei Duwner ist das für dich mindestens ebenso oft der Fall, oder?
Öfter. Völz war früher eigentlich vollkommen OK. Ich finde ihn auf Zeitleiste gesehen immer unerträglicher, umso populärer er wurde bzw. umso mehr sein Stimm-Image als Knautschgesicht und "Blaubär" an Gewicht gewann und ausgewalzt wurde. Ist so ähnlich, als würde man Norbert Gastell heutzutage regelmäßig auf abgefreakte Typen besetzen, nur weil er Homer Simpson spricht. Zum Glück bei weitem nicht der Fall. Das vorrangige Problem in diesem Zusammenhang ist auch, dass Wolfgang Völz, als er berühmter wurde, meines Erachtens, immer weniger Nebenrollen übernahm, wodurch die Image-Lastigkeit natürlich automatisch noch vordergründiger geriet und "künstlerische Totgeburten" wie seine Einsätze auf Peter Ustinov(!) an Bedeutung gewannen, was die Identifikation mit seiner Stimme anbetrifft. Dagegen war er selbst auf Walter Matthau noch verträglich, aber jene Kombi hätte bei weitem auch nicht sein gemusst und ist als Identifikationsmultiplikator für die Stimme von Völz immer noch deutlich zu viel des Guten.
Wenn man mal von "Die Spur des Falken" absieht, kommt mir ein Verdacht: Kann es sein, dass Marquis gerade unter Rainer Brandts Regie besonders oft chargiert hat? Ich denke dabei nicht nur an seine Einsätze auf Bud Spencer, sondern z. B. an Lino Ventura in "Die Filzlaus".
Einer mit dem ich mich bisher nur selten anfreunden konnte (wenn überhaupt, dann für Adam Arkin), da er selbst, wenn er wirklich gut spielt rein durch die Stimme fremdkörperartig wirkt, ist Walter von Hauff. Fand ich zuletzt in "The Company" sehr irritierend. Spielte wirklich nicht schlecht, aber funktionierte einfach nicht. Ganz schlimm fand ich ihn z.B. auch für Randolph Scott. Irgendwie seltsam das Ganze. Da schwingt sowas mit, was hier gern als "steril" bezeichnet wird. Ein leicht lebloser Unterton. Ich weiß nicht warum....wie es geht, dass man gleichzeitig ordentlich spielen, aber trotzdem tonlos wirken kann. Kann nur daran liegen, dass man ihn unglücklich besetzt oder er dauernd schlechten Regisseuren zum Opfer fällt, aber da ist ersteres wohl wahrscheinlicher.
Zitat von bertiWenn man mal von "Die Spur des Falen" absieht, kommt mir ein Verdacht: Kann es sein, dass Marquis gerade unter Rainer Brandts Regie besonders oft chargiert hat? Ich denke dabei nicht nur an seine Einsätze auf Bud Spencer, sondern z. B. an Lino Ventura in "Die Filzlaus".
Gut möglich. ...da ich Marquis für Ventura in "Die Macht und ihr Preis" z.B. sehr gut fand. Ideal find ich da zwar Günter Sauer, aber Marquis war im Grunde genauso gut, nur halt "etwas" verbrauchter und dadurch wirkt's austauschbarer...
Zitat von bertiWenn man mal von "Die Spur des Falken" absieht, kommt mir ein Verdacht: Kann es sein, dass Marquis gerade unter Rainer Brandts Regie besonders oft chargiert hat? Ich denke dabei nicht nur an seine Einsätze auf Bud Spencer, sondern z. B. an Lino Ventura in "Die Filzlaus".
Nicht nur dort. Er war in "Il mercenario" (Alternativtitel: Die gefürchteten Zwei, BSG-Synchro) auf dem viel jüngeren, damals 32-jährigen Tony Musante besetzt, für den er schon mal viel zu alt war. Zudem hat er in dieser Rolle ordentlich rumgekaspert, was einem ordentlich auf die Nerven gehen kann.