Komme gerade aus dem Kino. Die Synchro hat mir gefallen und war noch mit das beste am ganzen Film - sehr gut.
Der Film war in Ordnung. Ohne den 3D Hype im Vorfeld hätte Avatar aber vermutlich wenig Aufsehen erregt, denn die vorhersehbare Story hat keinerlei Überraschungen zu bieten, die meisten Charaktere bleiben ziemlich blass und die Spezialeffekte sehen nur selten wirklich beeindruckend aus.
An vielen Stellen kam es mir fast so vor, als hätte Roland Emmerich das Drehbuch geschrieben und den Film inszeniert - und das ist nicht als Kompliment gemeint. Die Musik war stellenweise grausig pathetisch, ein musikalisches Thema war nicht zu erkennen - das Schlusslied von Leona Lewis ist eine furchtbare Kopie von "My Heart will go on" - da stellen sich die Fußnägel hoch.
Ich hab mich zwar durchaus unterhalten gefühlt - aber eine Revolution des Kinos oder der Start einer neuen Ära von 3D Filmen ist Avatar sicher nicht - und neben "Piranhas 2" der schwächste Film von James Cameron.
Anmerkung: Ich finde das 3D Kino noch lange nich ausgereift. Die Bilder flackern leicht, sind vielfach unscharf und der 3D Effekt ist nicht gerade umwerfend. Mir sind Filme in knackscharfem 2D wesentlich lieber.
Zitat die Spezialeffekte sehen nur selten wirklich beeindruckend aus.
Ist das jetzt Verarschung oder Ernst gemeint? :)
Nein wirklich. Weil dir ist schon klar, dass 95 Prozent von dem was du gesehen hast aus dem Computer kam, oder? Und ich weiss Meinungen sind subjektiv. Aber dass dies nur selten wirklich beeindruckend war für dich schockt mich jetzt zutiefst.
Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so perfekte Effektarbeit gesehen. Die Landschaften und alles waren einfach nur atemberaubend. Und die Naavis selbst extrem überzeugend. Film hat mich völlig geplättet.
Die Synchro war auch Klasse und Doering hat hervorragend zum Charakter gepasst den Worthington gespielt hat. Hab den sowieso inzwischen viel zu oft besetzten Kluckert in keinster Weise vermisst. Im Vorfeld hatte ich ja auch noch leichte Befürchtungen weil er bei T4 so gut passte. Aber diese waren nach 5 Minuten Film weg. Kluckert wird zur Zeit auf Schauspieler dieser Altersklasse extrem inflationär eingesetzt und ich bin langsam etwas angenervt. Deshalb war es eine wohltat, dass er es diesmal nicht war.
Dafür wird sich Dubber nicht freuen, dass es auch im fertigen Film immer noch heisst "Mischung mit Potential" statt "explosive Mischung". Die zweite Stelle hab ich nicht mehr im Kopf da ich so vom Film gepackt war.
Natürlich ist das alles perfekt gemacht, aber CGI Drachen und Raumschiffe beindrucken mich scheinbar nicht mehr - ich hatte nie das Gefühl irgendwas zu sehen, was vorher noch nie da war. Man hat nie wirklich den Eindruck eine "realistische" Welt mit "echten" Ureinwohnern zu erleben, wie Du schon sagst: es kommt zu 95 Prozent aus dem Computer und das sieht man einfach. Der Film hat zwar MEHR Effekte als bisherige Titel und die Effekte sind auch TECHNISCH AUSGEREIFTER, aber für mich nicht mehr besonders beeindruckend.
Da heutzutage fast alles mit Computerhilfe realisierbar scheint, bin ich offenbar schon zu satt. 2012 von Emmerich hat mich ebenso kalt gelassen. War auch ein netter Film, gute Unterhaltung mit beknackten Dialogen, Öko-Story und viel Effekthascherei. Avatar ist irgendwie ähnlich gestrickt - Öko-Story mit etwas Moral, viel 3D-Spezialeffekt Brimborium, gute Kinounterhaltung - aber ohne Nährwert.
Ich glaube, dass viele die jetzt noch im ersten Rausch über die "Kinorevolution" jubeln, spätestens beim zweiten Hingucken feststellen: ALLES GANZ NETT, ABER...
Wenn jemand aber dennoch begeistert ist, dann kann ich das trotzdem verstehen - vor 10 Jahren wäre ich aus dem Kinosessel gekippt vor Begeisterung. In den letzten Jahren hab ich aber fast alles schonmal in ähnlicher tricktechnischer Perfektion gesehen - Raumschiffe, Saurier, Aliens, Drachen, Säbelzahntiger, Weltuntergänge, Orks, Zauberer, Gollum (der genauso toll gemacht war wie die Naavis) etc. etc.
Deshalb bin ich etwas verhalten in meiner Kritik zum Film.
ronnymillers Urteil spiegelt ziemlich genau das wider, was ich von dem Film erwarte. Die anderen Kommentare das, was ich mir von dem Film erhoffe (wobei ich ihn einzig und allein deswegen im Kino schauen werde, weil er bei uns im Seminar Thema sein wird). Da bin ich jetzt wirklich mal gespannt. Da ronnymiller seinen Emmerich-Querschluss mit Beispielen unterlegt hat, graut es mir aber eher.
"Piranha 2" fand ich übrigens ganz witzig. Der hatte sogar einen ziemlich geilen Titeltrack. Trash-Kino vom Feinsten. Hat mir eigentlich sogar besser gefallen, als der erste Teil, was primär an der Besetzung gelegen haben mag. Ebenso unterschätzt finde ich auch "Killer Fish", der hierzulande als "Piranhas 2" verkauft wurde. Der hat ebenfalls nen coolen Score und eine ordentlich gespielte, im angenehmen Sinne trashige Story. Den Original-"Piranha" hingegen, der allgemein als das einzige Kunstwerk unter den drei Filmen gilt, fand ich etwas aufgesetzt, auch wenn der Humor teilweise lustig ist. Für meinen Geschmack scheitert der Film an seinem Anspruch, da er mit keinerlei interessanten oder zumindest schön anzusehenden Charakteren aufwartet und gerade das, was ihm allgemein zugute gehalten wird, ist für mich eher das Problem, da es die Mankos an der Story und vor allem den Charakteren sozusagen nicht wett macht, aber immer so getan wird, als würde der Film mit Innovation geradezu um sich werfen und wahnsinnig unterhalten. Aber hier gilt eher das Motto: Eine Nudel macht noch keine Spaghetti. Ich hasse Horrorfilme, in denen irgendwelche Figuren agieren, mit denen man sich nicht identfizieren kann, die nicht irgendwie cool, liebenswert, clever oder ähnliches wirken, sondern einfach stinknormal (wie in dem Fall) oder sogar doof (wie in vielen moderneren Splattern) sind. Was bringt mir ein Horrorfilm, wenn mir das Schicksal der Figuren hinten vorbeigeht und sich somit keine Spannung einstellt, weil ich nicht ansatzweise mit den Figuren fühle? Ich brauche mir auch keinen Rate-Krimi anzuschauen, wenn mich das Täterrätsel nicht kümmert. Im Grunde hat der Film dasselbe Problem, wie die meisten Filme von Richard Lester, der Humor ist OK, ersetzt den Rest aber nicht, führt den Rest sogar ad absurdum oder wirkt, wenn der Rest gut gespielt ist, deplatziert. Drei Chancen. Drei Pleiten.
Ich finde es von daher schade, dass auf dieser frühen Trash-Arbeit von Cameron immer so rumgehackt wird. "Für eine Handvoll Dollar" gilt heute schließlich auch als ne Art Straßenfeger, obwohl der Film im Grunde ziemlich unspektakulär ist (wenn man bedenkt, was der Italowestern sonst noch so hervorgebracht hat) und mit Clint Eastwood in einer seiner entsetzlichsten Performances aufwartet, die schauspielerisch selbst Chuck Norris unterbietet. Irgendwie passt das vom Maß her mal wieder alles nicht so recht...
Zitat von ronnymiller: Natürlich ist das alles perfekt gemacht, aber CGI Drachen und Raumschiffe beindrucken mich scheinbar nicht mehr - ich hatte nie das Gefühl irgendwas zu sehen, was vorher noch nie da war. Man hat nie wirklich den Eindruck eine "realistische" Welt mit "echten" Ureinwohnern zu erleben, wie Du schon sagst: es kommt zu 95 Prozent aus dem Computer und das sieht man einfach.
Ich widerspreche dem von hinten bis vorne, die 95% aus dem Computer sieht man einfach überhaupt nicht mehr, es war für mich ein anderer Planet mit einer anderen Flora und Fauna. Und es sah alles so was von real aus, meine Kinnlade fiel mir die ganze Zeit unter den Kinosessel... für mich der beste Film der letzten 10 Jahre und die Synchro hat auch gerockt!!!
Zitat von MückeIch hasse Horrorfilme, in denen irgendwelche Figuren agieren, mit denen man sich nicht identfizieren kann, die nicht irgendwie cool, liebenswert, clever oder ähnliches wirken, sondern einfach stinknormal (wie in dem Fall) oder sogar doof (wie in vielen moderneren Splattern) sind.
[modus = berti] Willst du damit sagen, dass du dich selbst nicht für normal hältst? [/]
Ernsthaft: Natürlich sollten Figuren irgendwas Interessantes an sich haben, aber das muss doch nicht unbedingt mit "stinknormal" im Widerspruch stehen. Im Gegenteil wundere ich mich sogar, warum z.B. Serienhauptfiguren momentan immer häufiger ein schweres psychisches Trauma oder fast übermenschliches Unglück (z.B. ermordete Familie) hinter sich haben müssen. Was ist denn das für eine eigenartige Indentifikationsbasis, wenn implizit Rollen nur dann so heroisch/schlagfertig/liebenswürdige Alltagshelden sein "dürfen", wenn sie einen für die meisten Leute in der Größe zum Glück unbekannten Schicksalsschlag erfahren haben? Es wäre auch m.E. schreibtechnisch viel anspruchsvoller, erst eine "normale" Figur zu erschaffen und sie später irgendwann etwas erleiden und dies verabeiten zu lassen, wonach erarbeitet werden muss, wie sehr sie dann noch sie selbst sein können, nur ist eine solche Tragödie ja immer häufiger gerade der "Aufhänger" für eine Rolle, die dann zumeist in einer veralltäglichten Version des Weisen erscheint.
Darum möchte ich deine Behauptung, man wolle Figuren sehen, mit denen man sich identifizieren kann, relativieren:
Die meisten Leute wollen offenbar in der Regel Figuren sehen, 1. die man sich in seinem eigenen Leben selber in irgendeiner Form als Bezugsperson wünscht. oder 2. mit denen sich identifizieren zu können man wünschen bis erfolgreich sich einbilden/-reden kann.
Insbesondere Punkt 2 verlangt eine mitunter hinreichend selektive Rezeption einer Figur. Ich ziehe jene Figuren vor, bei denen ich mich dafür nicht zu offensichtlich selbst betrügen muss - oder komme zu dem für mich selbst überraschenden Schluss, dass ich gar nicht immer Figuren sehen will, mit denen ich mich identifizieren kann.
Gebe dir da Recht Tobi. Ich möchte jemanden als Helden haben, a) mit dem ich identifizieren möchte oder es mir einbilden kann, mich mit dem Helden zu identifizieren oder b) den ich im Realleben bewundern würde oder c) der scheinbar so andere "Ideale" oder nach einer anderen Lebensart lebt wie ich, um nachvollziehen zu können, wieso er sich so verhält.
Was ich nicht mag, ist wenn der Charakter so aufgebaut ist, dass ich überhaupt keine Bindung zu ihm bekomme. Ich möchte entweder verstehen, wieso er sich so verhält, oder zumindest erkennen können, nach welchen Regeln er agiert und lebt. Und mit gewissen Filmrollen möchte ich mich auch einfach nicht identifizieren können.
Achja, bei Horrorfilmen sind die Normalos doch eh die besten. Da weiß man nie, ob der nicht heldenhaft stirbt, weil er ja kein Draufgänger ist. Oder ob er nicht stirbt, weil so ein netter Mensch es nicht verdient hat zu sterben. Wenn man es geschickt aufbaut, dann hat man an einem Normalo in gewissen Filmen weit mehr von, als an der süßen Cheerleaderin, oder dem Draufgänger, der sofort schießt und dann erst Fragen stellt.
Also mich hat der Film extrem beeindruckt. Bin noch immer am Nachgrübeln. Auch wenn die Geschichte nicht sonderlich originell ist (schöne Grüße, "Der mit dem Wolf tanzt") ist die Umsetzung extrem gelungen und äußerst sehenswert. Und umso überraschter war ich, die bekannten Namen Joe Letteri, Weta Digital und Richard Taylor im Abspann zu lesen. :)
PS: am Ende gibt es bestimmt 5 oder 6 Synchrontafeln, wer also mit einer Digicam lange genug bleibt, kann hier den obersten Beitrag perfekt ergänzen.
Dort wollen sie Soundsamples aus einem aktuellen Kinofilm, hier schlägt man die Benutzung einer Kamera in einem Kinosaal vor. Heute legt ihr es echt darauf an, oder?
Kannst Du ja mal versuchen! Ich empfehle Dir dann gerne einen Anwalt, der schon einmal was von Urheberrecht gehört hat und Dir dann damit auf die Sprünge hilft. Auf Deine Kosten versteht sich ...
Strenggenommen sind diese Soundbespiele schon nicht ganz koscher, die wir zwecks Identifizierung ins Forum stellen. Könnte man als Forschung auslegen, aber ...
War gestern nochmal mit meiner besseren Hälfte drin, die erwartungsgemäß nach 30 Minuten in Tiefschlaf verfiel und mir Zeit ließ, mich auf die Synchro zu konzentrieren.
Ich fand Doering super, wirklich klasse, das dürfte ihn für weitere Hauptrollen qualifizieren. Nur das Dialogbuch war mäßig. Im Deutschen neigen die Figuren sehr zu Sprüchen, die in der Intensität im Original nicht drin sind. Da wird von Bickert Gossensprache benutzt, die er offenkundig noch für "Sin City" recherchiert hatte. Entsprechend beömmelte sich ein Türken-Sixpack eine Reihe hinter mir und sorgte für diverse "Ey, (insert Zitat), voll krass!"-Störungen. War nicht Camerons Intention, da drängelt man sich vors Original.
Zudem nervt mich seine Grammatikschwäche, die leider auch keiner der sonstigen Involvierten glattgebügelt hat. Es heißt nicht "in einer neuen Welt". Es heißt "auf einer neuen Welt", es geht explizit um das Räumliche. "In (deiner/meiner) Welt" ist eine rein im Interpersonellen gebräuchliche Metapher.