Ich bin hier eindeutig pro Gauß. Nicht nur, dass man hier die seltene Gelegenheit hatte, sofort zu einer neuen/alten Stimme zu wechseln, er wertet Neeson um einiges auf. Rumpf war toll, keine Frage, aber irgendwann wurde es mir zu eingefahren, was nach gefühlt 20 Actionfilmen auch nicht schlimm ist. Gauß gibt Neeson etwas Besonderes mit, vor allem, weil er ihn um einiges ruhiger spricht. Natürlich fehlt manchmal etwas die Kraft, aber mir ist da das bodenständige Schauspiel wichtiger.
Uneingeschränkt passend finde ich Gauß für Neeson auch nicht (mehr). Ich kann Jacques Ausführungen schon nachvollziehen. Den raubeinigen Action-Helden, den Neeson die letzten 15-20 Jahre gab, nehme ich Gauß einfach nicht in Gänze ab. Da schwingt schon eine zu starke Gemütlichkeit mit, die Neeson im Original nicht hat. Dafür war Rumpf perfekt, der aber auch zugleich die anderen, wärmeren Rollen von Neeson ausfüllen konnte. Da sehe ich Gauß auch. Er war perfekt in Filmen wie Tatsächlich Liebe. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein Großteil der Action-Filme von Neeson nicht der Rede wert waren und wir hier schon eine Form von Luxusproblem haben. Aber auch die wollen ja gerne diskutiert werden.
Boris Jacoby sagt mir auch nichts, aber ich sehe in dem verlinkten Trailer, was Jacques meint. Es wäre mal ein interessanter Versuch. Wird natürlich nicht passieren. Aber Tom Vogt oder Bernd Vollbrecht können auch nicht die Lösung sein. Beide sind mir viel zu omnipräsent und machen mir Neeson zu beliebig. Obwohl beide selten unpassend sind. Vor allem Vollbrecht kann sich gefühlt jeden Schauspieler erspielen.
Zitat von N8falke im Beitrag #242. Den raubeinigen Action-Helden, den Neeson die letzten 15-20 Jahre gab, nehme ich Gauß einfach nicht in Gänze ab. Da schwingt schon eine zu starke Gemütlichkeit mit, die Neeson im Original nicht hat. Dafür war Rumpf perfekt, der aber auch zugleich die anderen, wärmeren Rollen von Neeson ausfüllen konnte. Da sehe ich Gauß auch. Er war perfekt in Filmen wie Tatsächlich Liebe.
Ich glaube auch, dass Gauß und Rumpf zumindest in den Filmen bis "96 Hrs." (bspw. Michael Collins, Schindlers Liste, Nell, Tatsächlich Liebe, Königreich der Himmel, sogar Star Wars I und was da noch so alles kam) auf der Rolle des jeweils Anderen funktioniert hätten, eben weil Neeson da noch nicht besagte Actionschiene gab. Beide hatten früher (1990er bis späte 2000er) eine recht ähnliche Stimmfarbe und -lage und auch die Wirkung auf Neeson war recht ähnlich, auch wenn damals schon Rumpf der etwas Agressivere und Gauß eher der Bequemere in der Stimmlage war. Ich habe hier ja auch irgendwo schon einmal geschrieben, dass ich als Kind dachte, die panischen "Anakin-Schreie" in STII nach dessen Massaker an den Tuskenräubern seien die Schreie von Mace Windu, einfach weil Rumpf und Gauß dort noch ziemlich ähnlich klangen.
Seit "96 Stunden" aber hat Neeson diesen Imagewandel mitgemacht und sich in diese Actionschiene geschoben, auf der ich Gauß tatsächlich nicht gesehen hätte (vielleicht noch in 96 Hrs, aber ab da nicht mehr). Gauß hat ja selber gesagt, dass ihm solche Filme generell eher weniger zusagen. Jetzt ist aber die Frage woran man sich bei der "Neubesetzung" orientiert ... an der bisherigen Actionrollenauswahl (die sich ja auch wieder ändern kann), dann wäre Gauß tatsächlich eher die unpassendere Wahl. Am früheren, meiner Meinung nach auch "echten" Neeson, da passt wiederum Gauß wieder, auch wenn das Rollenfach hin und wieder nicht passt, (was sich aber auch ändern kann, siehe "Made in Italy") oder man geht ganz neue Wege. Auf der anderen Seite spricht er ihn jetzt auch wieder seit knapp 6 Jahren fest....ob man da nochmal zwanghaft umbesetzen muss, nur weil einige Rollen nicht ganz perfekt passten?
Das Problem ist, dass man Gauß 2020 reaktiviert hat, als es eben noch einige dieser Actionrollen zu machen gab.
Umso älter Neeson wird, umso mehr passt Gauß dann im Zweifelsfall auch wieder, wenn er irgendwann tatsächlich mal der Action abschwören sollte (was er ja schon mehrfach angekündigt hat). Das taugt aber nicht, um Gauß rückwirkend für die ersten vier Jahre nach Bernd Rumpfs Tod anzudichten, er wäre da schon die Ideallösung gewesen oder aufgrund der "Kontinuität" von "vor 25-30 Jahren ein-, zweimal zwei Filmen am Stück" unverzichtbar.
Last but not least muss man sich außerdem mal klarmachen, dass Gauß mittlerweile 80 und fast 10 Jahre älter als Neeson ist. Dieses Comeback kann man also auch unter diesem Gesichtspunkt keinesfalls mit der Rückkehr von z. B. Tennstedt auf Tom Hanks vergleichen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass man irgendwann in naher Zukunft sowieso wird umbesetzen müssen, ist somit ohnehin sehr hoch. Ob Gauß mit 85 noch Bock auf den Job hat, bleibt abzuwarten. Im (da man ja keinem was Schlechtes wünscht!) ungünstigsten Fall lag bereits die Besetzung von Tom Vogt daran, dass Gauß schon jetzt kürzer treten will oder muss. Dass ein 80-jähriger "zu beschäftigt" ist, um eine Synchro machen zu können, ist nicht gerade der Regelfall. Und am Auftraggeber wird es auch eher nicht liegen, denn "Saints & Sinners" kam ja auch via Amazon.
Mich ärgert, dass man die Chance verpasst hat, mit Jacoby oder meinetwegen Vollbrecht, Vogt oder eventuell auch Rüdiger Joswig (der der Älteste dieser Vier ist) 2020 nochmal eine Ära zu starten, die unter Umständen auch nochmal 15-20 Jahre am Stück hätte halten können. Und die auch nochmal alles abgefrühstückt hätte: Von der Action über Absurdes ("Die nackte Kanone") bis hin zu den wirklichen Altersrollen. Ist ja nicht so, dass Gauß 2020 noch 65 war, aber dann binnen fünf Jahren plötzlich 80 geworden ist.
Nun steht man vor der selbstgebauten Sackgasse, dass man zu einem Zeitpunkt erneut wird umbesetzen müssen, wo Neeson endgültig in den Altersrollen angekommen ist und man ihn nicht mehr bei dem abholen kann, was ihn über zig Jahre erfolgreich gemacht hat.
Vielleicht kann es Friedhelm Ptok ja dann richten ...🙂↔️ Weniger Ähnlichkeit mit Gauß 2025 als Bernd Rumpf 2019 mit Gauß hat Ptok nun auch nicht ... Na supi.
Die Nummer ist leider durch. Das Kind ist in den Brunnen gefallen und ersoffen. Die Chance, noch perfekt passend mit einigen Filmen auf dem Action-Neeson einzuhaken (was bei Gauß eben schonmal nicht der Fall war) UND ihn dann noch bis zum Ende zu begleiten, kommt nicht wieder.
Dass man Gauß zurückgeholt hat, als Neeson noch hauptsächlich Action machte, aber er gerade dann, wenn er von den Rollen her in ein paar Jahren wieder besser passen könnte, voraussichtlich auch schon wieder weg ist, war einfach kurzsichtig.
Dann hätte man lieber dem Action-Publikum wenigstens noch eine kernige Lösung zum Finale serviert und dieses Kapitel wenigstens noch mit einem Knall zu Ende gebracht, statt es irgendwie so "ganz nett" dahinplätschern zu lassen und den Effekt, dass Neeson "langsam einfach alt" wird, auch noch zu verdoppeln und verdreifachen.
Naja, also erstens ist Gauß 8 Jahre älter, zweitens finde ich diese Diskussionen, wer älter als xyz ist und dadurch Gefahr laufen könnte in 5, 10 oder 15 Jahren nichts mehr zu machen, zwar irgendwo nachvollziehbar aber oft doch ziemlich spekulativ. Hier passendstes Beispiel: Bernd Rumpf. Seinen Tod im Herbst 2019 habe ich - wie wahrscheinlich viele andere auch - überhaupt nicht kommen sehen und ich war ziemlich geschockt (habe das bei Torsten Sträter erfahren, der das in einem Nebensatz als Liam-Neeson-Fan kurz erwähnte. Hat mir leider den eigentlich lustigen Abend doch etwas versaut). Dann nennst du als Kontraargument zu Gauß in deinem Beitrag Leute, die auch nicht soooo weit (und schon garnicht Ptok) von Gauß weg sind und von denen man auch nicht weiß, ob sie in 5 oder 10 Jahren noch aktiv sind.
Und außerdem finde ich diese retrospektive Argumentation oft ein wenig sinnlos (auch wenn ich der selber gern anheimfalle), weil es ist eh nicht mehr änderbar. Was hättet ihr eigentlich gemacht, wenn man sich schon anno 1999 in Star Wars für Gauß entschieden hätte? Die Wahrscheinlichkeit dafür war wahrlich nicht klein und möglicherweise entschieden nur einzelne Takes oder Gegebenheiten die Wahl für Rumpf? Wäre das dann immer wieder ein Fall für "Größte Fehlbesetzungen, rein subjektiv gesehen" gewesen?
... wenn man retrospektive Argumentationen sinnlos findet, hätte man schlussendlich auch niemanden nach Ewigkeiten zurückholen dürfen, nur weil er in den 90ern schon schlappe viermal im Einsatz war, und das noch mit Unterbrechungen.
Und Vollbrecht ist tatsächlich fast 10 Jahre jünger als Gauß, Vogt noch jünger, Jacoby erst recht. Einzig Joswig ist relativ nah an Gauß dran (aber trotzdem immer noch näher an Neeson als an Gauß) - daher hatte ich das bei dem auch bereits oben vermerkt.
So 9-15 Jahre machen hier tatsächlich nen zentralen Unterschied. Insbesondere da hier der Schauspieler, um den es geht, ja selbst auch noch nicht so alt ist, sondern eher in der Altersklasse von Vollbrecht.
Ptok war ein Witz. Da ich bei ihm besonders auf Unsterblichkeit hoffe 😄 und weil ich deutlich machen wollte, dass das mit der Ähnlichkeit zwischen Gauß und Rumpf mittlerweile einfach recht weit hergeholt ist.
Zitat von Ludo im Beitrag #248Naja, also erstens ist Gauß 8 Jahre älter, zweitens finde ich diese Diskussionen, wer älter als xyz ist und dadurch Gefahr laufen könnte in 5, 10 oder 15 Jahren nichts mehr zu machen, zwar irgendwo nachvollziehbar aber oft doch ziemlich spekulativ.
Vor allem besteht da auch die Gefahr, dass es leicht in eine geschmacklose Richtung abdriften kann... Ich erinnere nur an die Spekulationen zu Eckart Dux in den Hobbit-Filmen.
Bei Dux ging es damals aber darum, dass sich manche Leute halt Sorgen gemacht haben, weil es eine Filmreihe über mehrere Jahre war. Ich nicht - da Dux mir schon ewig wie von nem anderen Stern vorkam. Ich fand die Idee super und war auch überzeugt, dass der die Rolle nicht angenommen hätte, wenn er es nicht fühlt, das zu schaffen.
Und Dux hat dann gemacht, was er in völlig irren 75 (!) Jahren in dem Gewerbe eigentlich ausnahmslos immer gemacht hat:
Abgeliefert.
Dux war nicht der König und auch nicht der Kaiser der Synchronisation, sondern der Endgegner.
Eine Synchron-Karriere wie seine wird es niemals wieder geben.
Das Ding ist aber: Das war ein endliches Projekt. Es ging um Gandalf im "Hobbit", nicht um eine neue Stammstimme für McKellen. Es ging von vornherein nur um drei Filme. Die Herausforderung war nur, dass es diesen Block halt auch zu meistern galt. Wenn Du Stammsprecher werden sollst, ist das was anderes - springst Du dann nach ein oder zwei Filmen ab, tut es aber trotzdem weniger weh als in ner Trilogie.
Und einige HdR-Fans waren da auch gebrannte Kinder, weil exakt das, was man nun befürchten konnte, real auch schon mit Höppner bei den Hörbüchern passiert war. Dass die nicht retraumatisiert werden wollten, ist absolut ok.
Zitat von Jacques Naurice im Beitrag #251 Das Ding ist aber: Das war ein endliches Projekt. Es ging um Gandalf im "Hobbit", nicht um eine neue Stammstimme für McKellen. Es ging von vornherein nur um drei Filme.
Einerseits geht es für die Verantwortlichen eines Projekts immer nur um das eine Projekt, andererseits blieb es auch bei Dux nicht nur bei den "Hobbit"-Filmen. Er durfte Sir Ian McKellen noch in "Mr. Holmes" und "The Good Liar - Das alte Böse" sprechen. Und wenn McKellen zwischen 2014 und 2024 noch mehr bzw. andere Filme gemacht hätte, dann hätte er ihn wohl noch öfter gesprochen.