Als ich mir eure Beiträge durchlas, liefen bei mir sofort der Film und die Synchro vor den Augen ab. Und was soll ich sagen, ich bekam eine Gänsehaut. Das passiert nicht oft. Ich schrieb es bereits irgendwo mal. Für diese Rolle hätte Hans-Werner Bussinger einen "Synchron-Preis" verdient. Diese Ambivalenz die Nick Nolte (ebenfalls großartig) rüberbringt, als auch Bussingers sprachliche Zerissenheit (teils unterwürfige Szene mit Travolta samt Off-Text "Bin den Generälen in den Arsch gekrochen..."). So etwas sucht seines Gleichen.
Hervorzuheben sind auch die Szenen mit Nolte (Bussinger) und Koteas (Boden) vor der fragwürdigen Erstürmung eines Hügels. Als Synchronfan, ach was sag ich, als Synchronliebhaber, bekommt man feuchte Augen wenn man an diese Bilder und Töne denkt. So intensiv, so zerbrechlich, so mitfühlend. Jede noch so kleine Nuance stimmte. Wahnsinn. Dubber hat es auf den Punkt gebracht. Eine wahre Sternstunde des Berufsstandes!
Ich fand auch immer, dass Bussinger der beste Nolte-Sprecher war. Auch besser als Piper. Bemerkenswert vor allem deswegen, weil er ja nur eine Notlösung war. Hätte Travolta nicht mitgespielt, wäre es ja garantiert Danneberg geworden. Zu schade, dass es bei diesem einen Einsatz blieb.
Das macht ihn umso wertvoller, seine Besetzung war ein Geniestreich mit der Urgewalt eines Blitzes. Als "Apocalypse Now" lief, lernte ich gerade sprechen - für mich ist "Der schmale Grat" das Glanzstück des Kriegsfilm-Genres (neben "Missing in Action" - gut, ich scherze... oder?!). Malicks Bildsprache und philosophische Ausrichtung bei diesem wehklagenden Hohelied auf den Wert des Lebens sind so wunderbar entrückt. So nah und doch so fern.
Und dazu dann dieses deutsche Parallelspiel, das konsequent Stimmboliden ganz andere Töne entlockt, als man es von ihnen erwartet hätte, und Bussinger derart anpeitscht, als wollte er selbst diese Anhöhe stürmen. Sie alle mit Bestleistung. Synchronsoldaten, die in der Stimmschlacht bestehen. Ich wüsste zu gern, wie Norbert Langer das bewerkstelligt hat. Ob er ihnen etwas Physisches an die Hand gegeben hat, das beim Eintauchen half. Grundblei, das in den Abgrund zieht und gleichzeitig Rettungsleine ist. Wie er es auch gemacht hat, es ist magisch.
"Der schmale Grat" ist einer der wenigen Filme, bei denen ich im Kino Tränen in den Augen hatte. Als immer wieder auf Echsen, Blätter, die emotionslos zusehende Natur umgeblendet wurde, fing meine Begleitung (eine junge Studentin) an zu schimpfen. Ich war geflasht.
Bei "Tree of Life" nervten mich dann einige Jahre später die ständigen Natureinblendungen. Meine Begleitung (eine junge Studentin) war geflasht. Wie auch bei Bussinger auf Nolte gilt: Der Blitz schlägt selten zwei Mal an derselben Stelle ein...
Bussinger auf Nolte? Weil es hier so in höchsten "Flötentönen" gelobt wird: ganz klar eine reine Geschmacksfrage.
Mir schmeckt die Kombi (trotz der grundsätzlich guten und überzeugenden Leistung von Bussinger in dem Film) nicht! Da kommen mir hier eher aus anderen Gründen die Tränen..... ;-)
Zitat von Lenny im Beitrag #79Blackout - Im Netz des Kartells (2021): TOMMI PIPER
Sehr schön, hätte immer so sein sollen.
Zitat von Pip im Beitrag #80Bussinger auf Nolte? Weil es hier so in höchsten "Flötentönen" gelobt wird: ganz klar eine reine Geschmacksfrage.
Mir schmeckt die Kombi (trotz der grundsätzlich guten und überzeugenden Leistung von Bussinger in dem Film) nicht! Da kommen mir hier eher aus anderen Gründen die Tränen..... ;-)
Ich gebe zwar zu, dass ich Piper auch sehr gerne gehört hätte, gerade weil es sich in diesem Fall so anbot (und ich mir Danneberg in der Rolle auch nicht hätte vorstellen können, bzw. können ja aber zumindest nicht in der Intensität und Wirkung, die Bussinger uns präsentierte. Piper hingegen schon), aber dadurch dass Bussinger das wirklich genial gespielt hat, konnte ich die Nichtbesetzung Pipers dann doch ganz gut verschmerzen. Und Bussinger war ja auch leider ein Kandidat, der sich komischerweise nie auf irgendwem fest etablieren konnte, wodurch das ganze auch etwas "ausgefallener" war.
Es fällt mir allerdings auch öfter auf, dass "Einzelleistungen" von Sprechern auf Schauspielern, die eigentlich "anderen" gehören, sich oftmals hervorheben. Ob's an der fehlenden Routine liegt?
Kluckert ist zwar keine schlechte Alternative, aber ich kann wirklich nicht verstehen, wieso nach Dannebergs Ruhestand jetzt nicht kontinuierlich Piper besetzt wird. Liegt es wahrscheinlich wieder am Berlin/München-Problem?
Zitat von Lenny im Beitrag #79Blackout - Im Netz des Kartells (2021): TOMMI PIPER ab 28. Oktober 2022 auf Blu-ray/DVD
Laut SK gibt es davon eine erneute Synchro mit Ronald Nitschke für Nolte. Entstand bei der Iyuno unter dem Regisseur Alexej Ashkenazy, von dem ich noch nie etwas gehört habe (scheint laut SK auch kein besonders vielbeschäftigter Mann zu sein). Warum wurde der zweimal synchronisiert?
Aber nur den "Tödliche-Fragen"-Danneberg, anders passt es nicht........wobei er hat ja in der Iyuno-Synchro mitgesprochen, vielleicht war er sogar für Nolte eingeplant, aber der Entscheidungsträger hat dann festgestellt, dass er vielleicht doch minimal zu jung klingt und ihm aus Trost eine andere Rolle gegeben.