James Garner hat mich auf dieses Thema gebracht: Mitunter kommt es vor, dass ein Sprecher für einen Schauspieler besetzt wird lange bevor er später zum Stammsprecher werden sollte, damals aber vorerst ohne weitreichende Folgen. Dass diese Kombi nicht gleich weiter verfolgt wurde, mag uns heute dann manchmal merkwürdig erscheinen. So synchronisierte Holger Hagen James Garner schon 1960 in "Eine Frau für zwei Millionen", bevor er ein Jahr später in "Maverick" zum Einsatz kam - das könnte zumindest eine Anregung gewesen sein. Aber zwischen Biederstaedts erstem Einsatz 1968 in "Die Schurken von Bolivar" und seiner endgültigen Etablierung 1976 mit "Detektiv Rockford" liegen zu viele Jahre, als dass man hier einen Einfluss vermuten könnte.
Schönes Beispiel auch Woody Allen, der schon 1964 ("Was gibt's Neues, Pussy?") von Wolfgang Draeger gesprochen wurde, bevor Draeger sich erst 1974 mit "Der Schläfer" und "Bananas" etablieren konnte - seine "Vertreter" Juhnke und Sachtleben scheinen doch recht weit hergeholt.
Und Rainer Brandt kam schon 1965 in "An einem heißen Sommertag" zum Einsatz für Belmondo, bevor er sich (nach einem Intermezzo 1969) erst Mitte der 70er unter eigener Regie für ihn durchsetzte.
Sind solche Fälle nicht im Grunde bereits Thema dieses Threads? Rückkehr der alten Stimme Darin sollte es zwar eigentlich um Sprecher gehen, die zunächst Feststimme waren, bevor die Kombination unterbrochen wurde. Aber Fälle wie die von dir genannten (bei denen der spätere Stammsprecher einen relativ frühen Einsatz hatte) wurden dort auch genannt.
Dann könnte man sie natürlich auch hier unterbringen. Als bestes Beispiel würde mir hier Clint Eastwood einfallen: Klaus Kindler sprach in in den beiden "Dollar"-Filmen, brauchte danach aber erstaunlich lange, um sich zu etablieren.
Anthony Hopkins fällt mir jetzt ein, der ja zwei Eigentümlichkeiten mit sich bringt. Obwohl er seit Ewigkeiten fast nur mehr von Joachim Kerzel gesprochen wird, verbinden ihn noch viele mit Rolf Schult. Beide haben ihn ja früher schon synchronisiert, Kerzel in "Alles Glück dieser Erde" (1977), "Magic" (1978) und "Der Elefantenmensch" (1981). Schult im Mehrteiler "Krieg und Frieden" (1974) und "Unternehmen Entebbe" (1976). Ich hoffe, ich habe die Jahreszahlen genau im Kopf.
Wenn auch eindeutig Herbert Stass mit etwa zwei Dutzend Einsätzen die Nummer 1 bei Tony Curtis ist, so verbinden ihn doch viele mit Rainer Brandt. Daß dieser nach "Die Zwei" Curtis' Feststimme wurde, wie oft behauptet, ist zwar widerlegbar, aber es gab doch viele Einsätze. Jedenfalls sprach Brandt Curtis aber schon fast zehn Jahre vor "Die Zwei" in dem leider missglückten "Taras Bulba".
Ich finde, man sollte unbedingt auch Rosemarie Fendels Einsatz für Elizabeth Taylor in "Cleopatra" dazuzählen, denn immerhin kamen vier Jahre Pause und dazwischen war Dinah Hinz (Hotel International), Marion Degler (...die alles begehren) und Hannelore Schroth (Virginia Woolf). Es lagen nur diese Filme zwischen Fendels nächstem Einsatz, aber immerhin.
Interessant finde ich auch die Beziehung Renate Danz-Shirley Maclaine. Gab es Renate Danz schon etwa in "Immer Ärger mit Harry" und anderen, so gab es doch Eva Krutina, öfters Gertrud Kückelmann und Hannelore Schroth. Für mich ist Renate Danz eigentlich erst so ab 63/64 MacLaines Fixstimme. Vorher gab's einiges Hin und Her.
In einem Krimi der späten 60er-Jahre (mir will gerade der Titel nicht einfallen), wird Gordon Jackson von Edgar Ott gesprochen in einer kleinen Nebenrolle. Danach vergingen gut sieben, acht Jahre, ehe er zunächst in "Das Haus am Eaton Place" und dann in "Die Profis" jahrelang mit Ott zu hören war. Nebenher hatte er viele andere Sprecher (zumindest in "Die letzte Jagd" und "Im Wendekreis der Spione" auch Ott), aber während der Erstausstrahlungen der Serien und vielen Wiederholungen war doch Ott immens präsent-so ist dieser frühe Einsatz doch ganz amüsant.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #1[quote] So synchronisierte Holger Hagen James Garner schon 1960 in "Eine Frau für zwei Millionen", bevor er ein Jahr später in "Maverick" zum Einsatz kam - das könnte zumindest eine Anregung gewesen sein.
War das wirklich so? Holgen Hagen synchronisierte James Garner zwar in dem späteren "Maverick"-Kinofilm von 1994, wo aber Mel Gibson den Maverick verkörperte, aber dadurch wäre es für die alte Serie ja auch nicht gleich belegt, dass er auch dort schon Garners Sprecher war, oder sind inzwischen nähere Fakten aufgetaucht?
In einer längeren Filmbeschreibung, eventuell war's Rudolf John im "Kurier" oder "Profil" (ist zu lange her), stand zu lesen, daß man für den Film anstelle von Garners Stammsprecher Biederstaedt auf Holger Hagen zurückgriff, weil der ihn auch in der alten Serie gesprochen hätte. Es wurde zwar unterschlagen, daß Hagen Garner während der 60er sehr häufig sprach und auch nochmal reaktiviert wurde für diesen Blake Edwards-Film (heut fallen mir keine Titel ein, 39 Grad im Schatten zeigen wohl ihre Wirkung), in dem auch Bruce Willis spielte. An den Inhalt des Artikels erinnere ich mich aber noch sehr gut, weil ich da erstmals die Stimme Biederstaedts zuordnen konnte.
Zitat von fortinbras im Beitrag #7und auch nochmal reaktiviert wurde für diesen Blake Edwards-Film (heut fallen mir keine Titel ein, 39 Grad im Schatten zeigen wohl ihre Wirkung), in dem auch Bruce Willis spielte
Danke, genau der war's! ---------------------------------------
Dein Beispiel mit Kindler/Eastwood war übrigens sehr treffend. Dauernd liest man so in etwa, daß Kindler ihn "seit den Dollar-Filmen" sprach, dabei gab's da ja zahlreiche andere, ehe Kindler fix wurde (GGH, Michael Cramer, Rolf Schult, Herbert Stass). War mir immer ein Rätsel, warum man da so hin und her gewechselt hat.
Zitat von fortinbras im Beitrag #9Dauernd liest man so in etwa, daß Kindler ihn "seit den Dollar-Filmen" sprach, dabei gab's da ja zahlreiche andere, ehe Kindler fix wurde (GGH, Michael Cramer, Rolf Schult, Herbert Stass). War mir immer ein Rätsel, warum man da so hin und her gewechselt hat.
Vielleicht lag es daran, dass Kindler Münchner war? Aber Michael Cramer würde ich auch eher München zuordnen, und trotzdem hat man in Berlin einige Jahre lang versucht, ihn an Kindlers Stelle zu etablieren. Ein ähnlicher Wirwarr herrschte übrigens auch bei Steve McQueen, bis sich Kindler durchsetzte. Aber als diese Kombination endlich stand, wurde sie durch McQueen Tod wieder beendet. Mücke hat vor Jahre etwas dazu geschrieben:Bullitt
Robert Redford. Rolf Schult sprach ihn zwar schon recht früh, "Blutspur" (1969) ist glaube ich der erste Film, aber man setzte in München erstmal ein paar Jahre auf Christian Brückner. Das führt mich zur der Überlegung, ob er nicht zur der Zeit irgendein Engagement oder ähnliches dort hatte, denn in der Zeit sprach er in München auch noch diverse andere Rollen ohne jegliche Kontinuität.
Zitat von fortinbras im Beitrag #7Zu "Maverick"/Serie und Film:
In einer längeren Filmbeschreibung, eventuell war's Rudolf John im "Kurier" oder "Profil" (ist zu lange her), stand zu lesen, daß man für den Film anstelle von Garners Stammsprecher Biederstaedt auf Holger Hagen zurückgriff, weil der ihn auch in der alten Serie gesprochen hätte. Es wurde zwar unterschlagen, daß Hagen Garner während der 60er sehr häufig sprach und auch nochmal reaktiviert wurde für diesen Blake Edwards-Film (heut fallen mir keine Titel ein, 39 Grad im Schatten zeigen wohl ihre Wirkung), in dem auch Bruce Willis spielte. An den Inhalt des Artikels erinnere ich mich aber noch sehr gut, weil ich da erstmals die Stimme Biederstaedts zuordnen konnte.
Dann ist es schade, dass man ihn nicht auch für die spätere "Maverick"-Serie Anfang der 80er und die TV-Filme nehmen konnte, wo es ja auch Claus Biederstaedt war. Wäre ja logischerweise sogar noch passender gewesen als im Spielfilm.
David Niven und Friedrich Schoenfelder wären auch so ein Fall. Früher dachte ich (aufgrund eigener Erfahrungen und Bräutigams Erstauflage), dass Schoenfelder Niven erst ab 1966 gesprochen hätte. Ende 2001 und 2002 stellte ich aber überrascht fest, dass er ihn bereits ab 1958 sprach, und später existierende Datenbanken nannten weitere Beispiele dafür. Obwohl es sich bei seinem ersten Einsatz ("Getrennt von Tisch und Bett") um eine Oscar-Rolle handelte, ihn gerade die Ultra danach in einigen Filmen ("Ehegeheimnisse") besetzte und ihn bereits 1960 nach nur zwei Einsätzen nach München holte ("Wolken sind überall"), griff sie unverständlicherweise weder bei den "Kanonen von Navarone" noch beim "rosaroten Panther" auf ihn zurück. Holger Hagen in "Navarone" war als Ersatz akzeptabel, aber gerade beim "Panther" wäre Schoenfelder Pflicht gewesen. Stattdessen nahm man Curt Ackermann, der David Niven zuvor nur bei der MGM gesprochen hatte. Und die MGM wiederum nahm dann bei den "Dolchen in der Kasbah" Schoenfelder.
Wie ich mittlerweile gelesen habe, gibt's ja auch einen Maverick-Film aus den späten Siebzigern, für den auch Biederstaedt genannt ist. Experte bin ich da keiner-ich habe auch nur eine Erinnerung ausgegraben. Da Biederstaedt doch nahezu vollständig alle Sachen von Garner ab Rockford machte, würde ich bei Hagens zwei Besetzungen wohl auch eher davon ausgehen, daß sie nur wegen Biederstaedts Unabkömmlichkeit zustande kamen. Oder weil sich jemand an Hagen erinnerte...denn die Beziehung zur Stimme der alten Serie dürfte wohl kaum ein Kinobesucher gehabt haben.
@ Berti zum Thema: Niven/Schoenfelder:
Wir haben da ja im Niven-Thread schon mal diskutiert, glaube ich. Diese Besetzungspolitik ist wirklich kurios gewesen. Da Niven ja auch beim deutschen Publikum ein Top-Star war, ist es um so seltsamer. Ackermann fand ich ganz ok für Niven, besonders in "Die kleine Hütte". Aber in "Der rosarothe Panther" wirkte er mir dann zu voluminös für den katzenhaft-eleganten Sir Charles. Da hätte Schoenfelder besser gepasst, da stimme ich dir voll zu. Hagen mochte ich für Niven sehr, auch im "Navarone"-Film oder in "Gauner gegen Gauner". Wobei gerade bei dieser Serie auch Schoenfelder großartig gewesen wäre...!
Es kam nach Rockford ja immer wieder mal zu anderen Besetzungen als Biederstaedt, wenn man in die James Garner-Liste schaut, u. a. zumindest auch einmal jeweils zu G. G. Hoffmann und Erik Schumann, die Garner ja auch schon mal bereits vor Biederstaedt gesprochen hatten. Es ist aber wie bereits umschrieben einfach schade und blöd, dass bei der Nachzügler-Serie und dem TV-Film (ach, das war nur einer; ja, kann ich bestätigen, lief Anfang der 90er mal im ZDF) wohl keiner an Holger Hagen gedacht hat, man ihn nicht wollte oder aber er leider da nicht konnte und es sich somit nicht traf. Aber nach der Original-"Maverick"-Serie wurde er ja auch im Western-Bereich eh allgemein nicht mehr immer besetzt.