Zitat von iron im Beitrag #14Kennt jemand einige seiner Sprechrollen, die sich als Referenz für die Bond-Reihe/den Lazenby-Bond eignen?
Synchron-Sternstunden (23) Daneben wäre noch Michael Caine in "Das Milliarden-Dollar-Gehirn" zu nennen: Harry Palmer war zwar ursprünglich als Anti-Bond angelegt, aber im dritten (und letzten) Teil der Reihe war davon kaum noch etwas zu spüren.
Persönlich halte ich es nach wie vor für eine Fehlentscheidung, daß man GGH für Lazenby nahm. Obwohl die Argumentation mit der "Vertrautheit" schlüssig und absolut verständlich ist. Mich stört daran nur, weil es Connerys Stimme ist.
Rode wäre vielleicht ausgesprochen reizvoll gewesen und die von Berti genannten Beispiele ("Spion zwischen zwei Fronten" und "Das Milliarden Dollar Gehirn") passen hier absolut ins Schema. Dazu fielen mir noch ein: Barrie Ingham in "Robin Hood, der Freiheitsheld", da ist Rode sehr maskulin, aber auch ironisch und sarkastisch. "Wettlauf mit dem Tod" war eine Thriller-Serie mit Ben Gazzara, die auch ins Schema passt.
Da Lazenby ein absolut neues Gesicht war und keineswegs irgendwie "vorbelastet" (Moore, Brosnan, etc), hätte eine Besetzung mit Rode einigen Reiz gehabt. Obwohl dessen Stimme damals egelmäßig zu hören war, war er dennoch recht unverbraucht und hatte keine Identifikation mit jemand Speziellem. Chevalier wäre genauso eine Option gewesen, der hatte aber bereits Omar Sharif, hatte ein zweites Standbein mit Oliver Reed dazubekommen und war auch sonst für viele "Helden" zu hören (Rod Taylor, Steve McQueen, etc) - der wäre nicht so originell gewesen.
Fehlerkorrektur: "Wettlauf mit dem Tod" entstand VOR "Im Geheimdienst...", wurde aber erst viele Jahre SPÄTER synchronisiert - ist also KEIN Beispiel für eine Bond-kompatible Rolle von Christian Rode.
hallo synchronfans ! hans , der wolf , 69 jahre, will euch hier an dieser stelle des forums kleine geschichten rund um das thema synchron erzählen. ich hoffe natürlich, daß diese euch ein wenig interessierenC, das eine ge- schichtchen mehr, das andere weniger. ich hab ja vor mehreren tagen dieserhalb schon was gucken lassen, die sache mit dem "dritten mann" (elisabeth ried.............hilde knef, ihr erinnert euch vielleicht) oder zum "fräulein von scuderi" henny porten. hier also soll nun der platz sein, wo ich euch so manche kleine sache erzählen kann.beginnen will ich mit keinem geringeren als harald juhnke.er synchronisierte ja den göran im welterfolg "sie tanzte nur einen sommer" -schweden 1951, schon lange jahre ein absoluter kultfilm. daß seine partnerin im studio, die sprecherin der legendären kerstin, marianne prenzel war, erahnte ich nur, ich hab nämlich probleme mit den damenstimmen. wollt`s genau wissen und schrieb einen fanbrief an den guten harald, c/o zdf oder ard, das weiß ich nicht mehr, und am ende (des briefes) fragte ich ihn, ob wohl seine partnerin damals im studio frau prenzel gewesen wäre. und was soll ich euch sagen: schon nach 3 wochen kam antwort in form eines fotos mit autogramm, und auf der rückseite der karte stand: "ja, die prenzel, die andern weeß ick nich mehr ". da wars also amtlich. is ja logo, jetzt fall ick ooch schon in den dialekt, aber ich bin mecklbörger von geburt und überzeugung, daß ich dem harald einen dankesbrief, der heute noch hinter seinem spiegel steckt, geschrieben habe. das war mitte der 90er jahre. wenn ihr wollt und es nicht zu viele negative beiträge hagelt, dann bis bald. euer hans, der wolf, ein synchronopa. -
Coole Anekdote! Gerne mehr davon! Gerade aus diesen Zeiten damals weiß man viel zu wenig. Das Buch von BV habe ich bereits, aber ich fände es wirklich toll, wenn jemand aus der ersten Reihe mal ein paar Anekdoten zusammenfasste - Erlebnisse mit Danneberg, Elsholtz, Chevalier, Marquis, Brandt und so weiter. Es gibt so viele Geschichten, die dann immer mal wieder in Fragmenten auftauchen (in Interviews etc.) aber es wäre toll, wenn das mal jemand zusammenfasste.
Zitat "sie tanzte nur einen sommer" -schweden 1951
Es war übrigens ursprünglich wohl geplant, dass Ulla Jacobsson sich selbst synchronisieren sollte. Ulla Jacobsson sprach gut deutsch, natürlich mit schwedischem Akzent. Sie lebte auch, bis zu ihrem viel zu frühen Tod, in Österreich. Auch in ihren späteren Filmen wurde sie meist synchronisiert, sogar in "Alle Jahre wieder" (1967) für den sie den Bundesfilmpreis in Gold bekam.
hat denn vielleicht auch jemand einige schöne Anekdoten über ERNST WILHELM BORCHERT zu berichten?
Bisher habe ich über seine Person immer nur Gutes gehört. Ich hatte vor ca. 10 oder 15 Jahren mal die Gelegenheit, bei einer Freilichtaufführung in Berlin Brigitte Grothum zu begegnen und habe sie nach Herrn Borchert gefragt. Sie war selber sehr offen und freundlich und meinte auch, dass er ein ausgesprochen freundlicher und professioneller Mann gewesen sei, mit dem es IMMER Spaß gemacht hat, zu arbeiten (sowohl im Synchronstudio als auch auf der Bühne). Sie fragte mich dann allen Ernstes noch, ob ich denn eventuell mit ihm Verwandt sei, da sie eine entfernte optische Ähnlichkeit erkennen konnte (was ich selber nun gar nicht sehen kann) ;-).
Also, wenn noch jemand von "den alten Hasen" etwas aus erster Hand über Herrn Borchert zu berichten weiß, würde ich mich darüber sehr freuen (und viele andere hier bestimmt auch).
hallo, scooby doo, danke für deine nochmaligen willkommensgrüße ! ja, ich gedenke, noch etliche geschichtchen einzugeben hallo smeagol, hallo kinofilmfan, danke dir für deine interessanten ergänzungen zu ulla jacobsson. ja, ich hätte noch einiges mehr zu diesem klassiker und deren protagonisten schreiben können, z.b. daß der film in der westberliner synchro mit haraldchen an der spitze 1952 auch in die ddr -kinos kam und später im ost-fernsehen mehrmals in dieser alten aber tollen synchro gezeigt wurde. aber ich will nicht so lang die kleinen geschichten schreiben. aber immer, ergänzt bitte, das schmeichelt mir natürlich, wenn ich resonanz auslöse. jetzt zu dir , pip : ja über e.w. borchert weiß ich einiges. das schreibe ich heute abend, in ordnung ? na, aber deine geschichte mit bri- gitte grothum ist doch auch nett und bestimmt nicht uninteressanter als meine mit dem haraldchen. ich hab mich gefreut über diese deine anekdote. also dann bis heut abend, über ERNST-_WILHELM BORCHERT. leider wird das gar nicht lustig, aber diese ding gehören auch dazu. euer synchronopa hans, der wolf.
hallo liebe synchronfreunde ! es geht also jetzt um einen der besten schauspieler, sprecher und synchrondarsteller, den wir je in deutschland hatten, ERNST - WILHELM BORCHERT. lebens-und sterbedaten, seine film- u.a. arbeiten, seine synchronrollen......u.a. entnehmt bitte den einschlägigen webseiten. ich will mich auf die story an sich konzentrieren. die ist lang genug ! einen schweren schicksalsschlag mußte borchert kurz vor ende des 2.weltkrieges hinnehmen: seine frau und seine beiden kinder kamen bei einem bombenangriff ums leben.... e.w. borchert war im 3.reich mitglied in einer der gliederungen der nsdap, in der reiter-vereinigung. dies verschwieg er im fragebogen, der nach dem krieg ausgefüllt werden mußte. er wohnte im amerikanischen sektor berlins. die sache kam raus, und die amerikaner verhafteten ihn. wielange er in haft war, weiß ich nicht, meine "informanten" sagten verschiedenes darüber. im oktober 1946 fand die premiere des ersten defa-films, des ersten nachkriegsfilms überhaupt, statt. borchert durfte kurz an der premiere in berlin teilnehmen, es war der allseits bekannte hervorragende staudte-film " die mörder sind unter uns". danach haben die amerikaner herrn borchert , den männlichen hauptdarsteller dieses films, wieder in seine zelle gebracht, so kenne ich den vorfall. er wurde von der amerikanischen besatzungsmacht für alle künstlerischen arbeiten gesperrt, nachdem er aus der haft entlassen war. 1947 wurde borchert im ostsektor berlins entnazifiziert und spielte dann am dt berlin theater.ich versuche mich kurz zu fassen,es gäbe noch mehr zu sagen, aber es wird sonst zu lang. nicht für mich , aber für die leser. im jahre 1948 wurde e.w. borchert im amerikanischen sektor von berlin nochmal entnazifiziert. erst danach konnte er auch in den westsektoren künstlerisch tätig werden, was er auch tat neben seiner tätigkeit im ostsektor, nämlich synchronisieren . diese tätigkeit kannte er schon, er hatte bereits seit 1945 in ostberlin synchronisiert. so pendelte er also von 1948 ab zwischen den synchronstudios im west- und im ostteil berlins. 1950 war damit schluß, er arbeitete dann nur noch im westteil, während er am dt in ostberlin noch bis 1951/52 gastierte, so stehts im bühnenjahrbuch 52 ost, das ich habe. den sowjetischen kulturoffizieren im osten war dieser o.g. vorfall sehr peinlich: ihr hauptdarsteller in einem antifaschistischen film war mitglied einer der nsdap-gliederungen.... sie mußten sich an die sperre, von den amerikanern verhängt, halten. ein skandal! neue filmrollen für borchert ? pustekuchen. jetzt vermute ich, daß es eine abmachung mit den amerikanern gab, daß borchert wenigstens weiter im ostteil berlins synchronisiren konnte, um seinen lebensunterhalt zu verdienen, mit der maßgabe, daß borcherts name nicht genannt werden durfte in den vorspännen dieser filme sowie in den werbe- materialien. wie man auf diese vermutung kommen kann ? geht bitte, wenn es euch interessieren sollte, hier ins forum in die rubrik "spielfilmklassiker" und dann auf den eintrag von vor wenigen wochen "das wolfsblut". ich bin überzeugt und andere auch: borchert synchronisierte die hauptrolle, es ist seine stimme, aber sein name wurde nirgendwo genannt. schaut ins filmprogramm von "wolfsblut" und auch in die alten programme von "die mörder sind unter uns" : der name borcherts ist nicht genannt, und im ost-programm ist er nicht e i n m a l abgebildet. bei diesem einen film "wolfsblut" wird es nicht geblieben sein ; ich habe noch weitere 4 filmprogramme, wo der name des dt. sprechers der hauptrolle nicht genannt ist, alles sowjetische filme mit dea 1947 im osten. gut, ist kein beweis, aber ein starkes indiz. zum wesen dieses künstlers e.w. borchert: genau dasselbe habe ich auch gehört, was der pip hier berichtet. ein sehr ernsthafter mensch und künstler. über diesen o.g. vorfall berichtet kurz auch hilde knef in ihrem buch "der geschenkte gaul ", sie war ja borcherts partnerin im genannten deutschen spielfilm. na, jetzt bin ich mal gespannt, ob es andere versionen des "vorfalls" gibt. tschüß , bis bald. euer synchronopa hans, der wolf.
Das ist ja wirklich unglaublich, Borchert fehlt tatsächlich schrift- und bildlich im Filmheft zu MÖRDER UNTER UNS - als Hauptdarsteller! Das war mir bislang gar nicht aufgefallen. Wie lauten denn die anderen vier Filmtitel? Daß Borcherts Berufsverbot nur von kurzer Zeit war, kann man wohl als Segen für die deutsche Nachkriegssynchron-Geschichte sehen. Er ist für mich nach wie vor die markanteste und schönste männliche Stimme, um so mehr, wenn er selbst spielt. Ein interessanter Beitrag, gerne mehr davon.
Danke Hans-Joachim, für die sehr interessante und aufschlußreiche Geschichte.
Erstaunlicherweise (und ZUM GLÜCK), war es E.W.Borchert dann doch noch möglich, eine große Karriere zum machen (wenn auch "nur" auf der Bühne und beim Synchron und nicht bei Film und Fernsehen).
Ohne seine Mitgliedschaft in der NSDAP verharmlosen zu wollen (das war zu der Zeit damals ja nun einmal Gang und Gebe): es steht wohl außer Frage, dass Borchert alles andere als in in irgendeiner Form rechte oder gar faschistische Ansichten hatte. Seine Kunst (-werke), seine Rollenauswahl und sein späterer Leumund von großen Kollegen und Künstlern sprechen da eindeutig eine andere Sprache. Ich finde es wichtig, das nochmal hervorzuheben, besonders wegen diesem "braunen Fleck" in Borchert`s Vergangenheit.
Das er Frau und Kinder verloren hatte, ist wirklich tragisch. Zumal seine spätere Frau auch lange vor ihm in den 1970ern schon starb und er wohl sehr darunter gelitten hat (falls die Information bezüglich seiner späteren Frau korrekt ist).
Auch von mir danke für diese Informationen, obwohl sowohl vom Verlust seiner Angehörigen bei Kriegsende als auch von der zeitweisen Inhaftierung wegen falscher Angaben in Grundzügen auch bei Bräutigam die Rede ist und es für mich deshalb nicht ganz neu war.
Zitat von Hans-Joachim Albrecht im Beitrag #26hallo liebe synchronfreunde ! es geht also jetzt um einen der besten schauspieler, sprecher und synchrondarsteller, den wir je in deutschland hatten, ERNST - WILHELM BORCHERT.
Dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen: er gehörte wirklich in die oberste Liga! Mich würde natürlich interessieren, ob er mal (wie manche seiner Kollegen) bestimmte Synchronrollen erwähnte, die ihn besonders gefordert haben und die ihm aus anderen Gründen sehr im Gedächtnis geblieben seien. Bei zweien könnte ich mir das vorstellen; mal sehen, ob sich der Verdacht bestätigt!