Das habe ich selbst auch geschrieben und zwar sehr detailliert im Beitrag zu "Spion". Sogar mit dem Zusatz, dass Julie Andrews für ihre Cover-Version das Wort "Spy" durch "Man" ersetzte.
Aber so oder so: der Song hieß "Nobody does it better" und nicht so wie der Film, weswegen meine von dir zitierte Aussage durchaus korrekt ist!
Häufig ist betreffend "For Your Eyes Only" zu lesen, dass John Barry aufgrund seiner steuerlichen Probleme den Film nicht machen konnte. Damals verlangte der britische Fiskus noch über 100.000 Pfund von ihm und der Streit war keineswegs beendet, allerdings hätte er durchaus innerhalb eines gewissen Zeitrahmens in England arbeiten dürfen. Der wahre Grund ist schlichtweg ein ganz einfacher: John Barry hatte keine Zeit. Im Vorfeld hatte er sich als keineswegs abgeneigt gezeigt und sprach auch davon, einen lange gehegten Wunsch umzusetzen: einen Bond-Song für Scott Walker zu schreiben, den er sehr schätzte und mit dem er bereits gearbeitet hatte. Zum fraglichen Zeitpunkt hatte Barry aber einerseits den Tod seiner Eltern zu betrauern, die damals in kurzer Folge hintereinander starben, was ihn etwas lähmte. Ausserdem verzögerten sich seine anvisierten Filme, weswegen er "Body Heat" zu machen hatte und keine Zeit mehr für "For Your Eyes Only" blieb. So kann man natürlich auch wieder nur spekulieren, was Barry musikalisch hier geboten hätte - eines ist jedenfalls sicher: sein Score wäre deutlich rustikaler und kantiger geworden, als jener, den Bill Conti lieferte.
Während man bei Eon noch nach einem Komponisten suchte, hatte man sich bereits darauf geeinigt, wer den künftigen Titelsong interpretieren würde: die damals sehr erfolgreiche Formation "Blondie". Deborah Harry, die Frontfrau der Gruppe, zeigte sich zunächst sehr begeistert. In der Zwischenzeit wurde Bill Conti als Komponist ausgewählt und er schrieb den bekannten Titelsong. Bei einem ersten zwischen Conti, Vertretern von Eon und "Blondie" gab es Reibereien: man würde auf keinen Fall einen Song interpretieren, der aus fremder Feder stammte. "Blondie" lieferte einen eigenen Song als Demo. Bei Eon entschied man sich aber für den Song von Bill Conti, bei dem man Chartpotential erkannte und der eine gewisse Ohrwurmqualität hatte, auch wenn er meilenweit von einem typischen Bond-Song entfernt war. "Blondie" stiegen aus, es blieb bei der Weigerung, einen fremden Song darzubieten.
Man beriet sich nun und die Wahl fiel auf die damals gerade bekannt gewordene Sheena Easton, die sehr erfolgreich war. Der softe, dem Zeitgeist entsprechende Pop-Lovesong passte zu ihrer Stimme und Probeaufnahmen verliefen sehr zufriedenstellend.
Bill Conti hatte allerdings freie Hand bekommen bei der Komposition, beziehungsweise den Auftrag, einen richtigen Popsong zu schreiben, denn bei "Moonraker" war man insgesamt bei aller Würdigung der Qualität des Songs nicht mit der kommerziellen Verwertung zufrieden gewesen - was John Barry in Anbetracht der Unsummen, die Eon mit den Filmen und dem Merchandising verdiente stets lächerlich fand.
Conti schrieb einen typischen Popsong. Erstmals in der Bondgeschichte wurde der Song von keinem Orchester eingespielt. Es gab ein Klavier, der Rest kam aus dem Synthesizer und wurde nur mit etwas Schlagzeug garniert. Die Lyrics schrieb der bekannte Textdichter Michael Leeson, mit dem Conti bereits zusammengearbeitet hatte. Nach einer Einleitung, die mit Verfremdungseffekten aus dem Synthesizer arbeitete und als wiederkehrende Phrase zur instrumentalen Fassung der Titelzeile das "only" als Echo bot, setzte sehr gefällige Popmusik ein, die niemandem weh tat und ohne Ecken und Kanten ihren Zweck erfüllte. "For Your Eyes Only" mag kein "echter" Bond-Song sein, aber es ist unbedingt eines der erfolgreichsten Lieder jener Tage und ist nach wie vor sehr oft im Radio zu hören. Die einfache Melodie bleibt rasch hängen, vor allem das "only"-Echo.
Als Maurice Binder mit Bill Conti sprechen wollte wegen der Haupttitelsequenz, traf er auf Sheena Easton und war von ihrer Schönheit und ihrem Charme hin und weg. Auf sein Bestreben hin kam es nun zu einem ganz speziellen Clou: als bislang einzige Person, die je einen Bondtitel interpretierte, ist Sheena Easton in der Titelsequenz beim Singen zu sehen. Binder kreierte den ganzen Vorspann um ihre Person herum. Wie bekannt ist, war diese Prozedur eine ziemliche Qual für sie, da sie endlos dauerte und das Entstehen einer solchen Sequenz harte und lange Arbeit ist. Für ihr Äußeres war Binder selbst zuständig und er richtete sie tatsächlich recht geschmackvoll her. Als man sie nämlich zuerst aus der Maske schickte, fand er, man habe sie wie ein ziemlich ordinäres Flittchen zurechtgerichtet.
Das Lied wurde als dritter Song aus einem Bond-Film mit einer Oscar-Nominierung beehrt. Kommerziell sollte das Lied sowohl für Eon, als auch für Conti und Sheena Easton ein sehr lukratives Geschäft werden, das bis heute Geld abwirft.
"For Your Eyes Only" wurde von Bill Conti natürlich auch im Score verwendet, bevorzugt als Liebesthema in verschiedenen Versionen. Er beschränkte diese Titel aber ausschließlich auf die Szenen mit Bond und Melina. Teilweise wirkten diese breit und auf den Effekt hin zielenden Arrangements allerdings beinahe kitschig. In der Szene, in der Bond unter Wasser auf Melina trifft, brachte Conti eine instrumentale Version mit Klavier, die des Filmes eigentlich unwürdig war. Das an ein Orchester einer TV-Show erinnernde Stück ließ die Szene recht billig wirken, fast wie aus einem David Hamilton-Film.
Das "Only"-Echo des Songs setzte Conti während des ganzen Filmscores immer wieder einmal ein. Dabei wirkte manchesmal schon fast etwas aufdringlich, wenn es in der sehr hell klingenden Synthesizerfassung zu hören war. Allerdings funktionierte es ausgezeichnet, spielten es sonore Bläser - da hatte dieses "Da-Daaa" etwas echt "Bondiges" und klang nach klassischen Barry-Phrasen.
Interessant natürlich die Musik zu den letzten Szenen des Filmes: hier war jene kongeniale, zu Kult gewordene Szene zu sehen, in der "Margaret Thatcher" auftrat. Jedesmal, wenn ich den Film ansehe, gönne ich mir die Szene meistens mehrfach in Folge. Die London-Szenen mit Thatcher und der Zentrale des "Secret Service" waren mit den obligaten Liebesszenen kontrastiert. Conti benutzte eine etwas gediegenere, sehr streicherlastige Fassung seines Titelsongs und spielte diese Melodie abwechselnd mit einem Marsch, der eine Parodie auf "Pomp and Circumstance" von Edward Elgar war. So gegensätzlich die Stücke sind, durch den selben Takt und die gleiche Streicherbesetzung ist das Stück erstaunlich homogen. Am Ende ist neuerdings Sheena Easton zu hören. Diesmal wurde der Song weder in einer alternativen, noch gekürzten Version zum Abspann gespielt. Es war eine reine Wiederholung des Titelsongs, nur mit der klitzkleinen Änderung, dass die Intro fehlte und es mit der gesungenen Passage "For your eyes only" begann.
Nun zum generellen Score von Bill Conti. Hierzu kann ich mir einige Bemerkungen nicht ersparen: Conti ist definitiv kein John Barry, er fällt auch generell nicht in die Kategorie jener Komponisten, die für einen gewissen "großen" Stil stehen oder eine Qualität liefern, die den Zeichen der Zeit trotzen. Conti ist keinesfalls ein schlechter Komponist, er hat ein Gespür für Melodien, Effekte und eine durchaus sehr persönliche Handschrift. Er gewann für "Rocky" einen Oscar und "Gonna fly now" ist sicher ein Song, der ein Aushängeschild seiner Zeit ist und eine eben dem Zeitgeist entsprechende Qualität besitzt. Conti schuf aber generell für Fernsehserien oder -filme, bzw TV-Shows (wie bei den Oscar-Verleihungen) deutlich interessantere Musik, als es bei seinen Kinofilmen meistens der Fall war. Seine Fernsehmelodien für "Denver Clan", "Falcon Crest" oder "Fackeln im Sturm" sind absolut perfekt für die dazugehörigen Produktionen und haben teilweise fast etwas Barockes, das allem gut bekommt. Bei Filmen war Conti stets einer , der gerne dem Zeitgeist huldigte. Das dürfte ein Grund sein, warum viele seiner Scores nie veröffentlicht wurden oder selten großen kommerziellen Erfolg hatten und nach einer Auflage nicht mehr nachgeliefert wurden. Viele von Contis Filmmusiken, so effektiv sie sein mögen, hören sich ohne die Bilder und der dazugehörigen Zeit mitunter sehr veraltet an.
Bill Conti ist ein Filmkomponist klassisch amerikanischen Hollywood-Mainstreams. Seine Musiken zielen meistens auf äussere Effekte hin, bedienen sämtliche Klischees und sind alles, nur nicht subtil. In gewisser Hinsicht könnte man sagen, dass Bond auch nicht subtil ist und nur auf den äusseren Effekt hin konzipiert. Dem gegenüber steht aber ein gewisser Stil, eine Eleganz und etwas "Gediegenes" auch in der Musik, die dem bunten Treiben häufig einen Anker am Grund gibt. Contis Score zu "In tödlicher Mission" ist nicht schlecht, er erfüllt seinen Zweck und es macht auch Spaß, ihn anzuhören - wobei der Spaß eher eine nostalgische Zeitreise in die "Disco-Ära" ist, als ein Ausflug in die musikalische Bond-Welt.
Conti meint es zwischendurch einfach zu gut mit seiner Musik und übertreibt stellenweise maßlos. Dem gegenüber stehen aber Titel, die absolut traditionell gehalten und sehr stimmungsvoll sind, mit klassischer Orchesterbesetzung arbeiten und in denen Conti zeigt, dass er durchaus zu etwas anderem fähig ist, als oberflächliche Effekthascherei zu bieten. Was dem Score fehlt, ist ein musikalisches Gesamtkonzept. Contis Soundtrack ist mehr oder weniger eine Nummernrevue. Der Film ist ein echtes Highlight und zählt für mich zu den besten Bond-Filmen, auch wegen seiner vergleichsweise bodenständigen Geschichte. Conti betont jedoch häufig den Comicfaktor, anstatt typische Zutaten zu kontrastieren. Der Film ist so gut gemacht und geschnitten, dass Contis Musik niemals eine Szene schmeißt, sie wirkt durchaus auf ihre Art - nur hätte manchesmal mehr Zurückhaltung zu deutlich besserer musikalischer Atmosphäre geführt.
Das erste Mal in der Geschichte eines Bond-Filmes wurde einiges an Musik ersatzlos entfernt, diese Titel wurden dann 2003 vollständig auf der CD veröffentlicht. So kann man sich ein Bild machen von Contis oft mangelndem Gespür für einzelne Szenen. Wie er auf das Entfernen dieser Musikpassagen reagierte oder ob er involviert war in den Musikschnitt, ist leider nicht bekannt. Vier bekannte und markante Beispiele: nach der Gunbarrel-Sequenz ist Bond am Friedhof zu sehen, hier hört man kurz Musik. Dann herrscht absolute Stille im Score. Der Priester kommt, ein Hubschrauber und schließlich Blofeld - den anlauf der Vortitelsequenz muss ich ja jetzt nicht ausführen. Im Film setzt die Musik erst exakt dann wieder ein, wenn Bond sich des ferngesteuerten Hubschraubers bemächtigen kann. Das wirkt ziemlich subtil vorher, weil die Stille durchaus Unbehagen erzeugt und der musikalische Einsatz des James Bond-Themes umso effektiver klingt. DAS war jedoch nicht Bill Conti. Dieser hatte die Szene fast durchgehend vertont, wenn der Pfarrer den Segen spendet, waren sogar Glocken zu hören. Dann folgte Pop-Rock-Instrumentalmusik, die zwar verhalten war, aber doch das Geschehen untermalte. Eine kitschige, klavierlastige Musik beim Wiedersehen Melinas mit ihren Eltern wurde entfernt, ebenso ließ man den Untergang des Schiffes mit dem Atac an Bord ohne Musik im fertigen Schnitt. Contis Score dazu hört sich wie Actionmusik aus "Drei Engel für Charlie" an, also kleines, bläserdominiertes Orchester, dazu Percussion aus der Synthesizer-Retorte. Zuletzt wurde auch ein geradezu kindischer russischer Marsch entfernt, der für General Gogol gedacht war.
Das James Bond-Theme setzte Conti den ganzen Film über ein, jedoch in jeweils unterschiedlicher Weise und er übertrieb es keinesfalls damit, sondern orientierte sich an der Art und Weise, wie Barry es gerne einsetzte. Bis auf ganz kleine Ausnahmen konnte Conti jedoch das Thema nicht ohne Pop-Elemente bringen. Selbst beim streicherlastigen Vamp, der sehr spannend und gut in der Kloster-Szene mit dem Korbaufzug eingesetzt wird, musste es etwas poppige Percussion geben, hier immerhin sehr subtil, was sonst nicht der Fall war. Bereits in der Gunbarrel-Sequenz startete Conti mit dem Pop durch. Keine Intro zu einem Bond ist dermaßen popmusiklastig. Nach den von Bläsern, Streichern und Xylophonen gespielten Einleitung kehrt die E-Gitarre zu Bond zurück, die es im lezten Film nicht gab. Zeitgleich setzte dem damaligen Geschmack entsprechende Persussion ein, der Riff wurde dann von Contis Lieblingsinstrument gespielt, von Trompeten. In der Hubschraubersequenz ist der Vamp erneut mit E-Gitarre zu hören, der Riff wird von Trompeten und Streichern gespielt. Bei den Trompeten läßt Conti einige Zwischennoten weg, bei den Streichern spielt er das Thema nicht durch und bietet so eine eigene, originelle Version des Themas, die trotz etwas poppiger Percussion stimmig ist - allerdings muss man gestehen, dass die Einleitung des Stückes, ehe das Bond-Theme losgeht doch sehr an die Anfangstakte einer Musik erinnert, die man im Vorspann einer Soapopera hören könnte, ehe gediegenere Streicher einsetzen. Leider hat sich Conti nicht darauf beschränkt, in bestimmten Actionszenen diese Orchestration wieder zu verwenden. Bei den Szenen am Strand ertönt das Thema in einem Mix aus Vamp und Bepop-Elementen. Hier hätten sonore Streicher alles spannender gemacht, durch die E-Gitarre und die Pop-Percussion ist die Musik etwas ZU effektiv.
Zwei weitere markante Einsätze hat das Bond-Thema noch, das werde ich nun aber im Rahmen der Actionmusiksequenzen umfassender beschreiben, da es keine "Solo"-Versionen sind. Als Source-Musik schrieb Conti den Song "Make it last all night", gesungen von "Rage". Der Song versprüht eine gewisse zeitgeistige Motown-Atmosphäre und geht einer "Chase"-Sequenz voran. Aus einem Hintergundsmotiv des Songs erarbeitete Conti die Basis für das temporeiche Stück "A Drive In The Country". Die Komposition ist bei der bekannten Verfolgungsjagd mit der "Ente" zu hören. Das Stück fängt mit einem griechischen Thema an, das zu Melina passt und beginnt dann instrumentale, etwas funkige Popmusik zu spielen. Zu den Gitarren und zur Percussion gesellen sich Bläser, das ergibt ein stimmiges Ganzes. Das Stück wird unterbrochen vom Vamp und Riff desJames Bond-Themes, gespielt von Streichern und Trompeten. Dieses Actionstück hätte auch als Basis dienen können für weitere ähnliche Szenen, jedoch hat Conti es nicht mehr verwendet und somit nach der Sequenz zu Beginn desFilmes eine zweite Chance "verspielt", ein wirkungsvolles Thema als Basis zu benutzen, so wie es Barry etwa in "Feuerball", "You only live twice" oder "OHMSS" wirkungsvoll einsetzte, aber auch George Martin und Marvin Hamlisch setzten hier auf Kontinuität, da dies einen musikalischen Rahmen gab und einen roten Faden darstellte. Für die ersten Jagdszenen im Schnee, die zu einer Sprungschanze führen, brachte Conti ein Stück, das im Film sehr gut funktioniert, auf dem Soundtrackalbum jedoch weniger Eindruck macht, da es in zu viele Einzelteile zerfällt. Das ist nun keine Kritik, denn Filmmusik darf so sein und muss manchmal so sein. Dennoch merkt man hier Unterschiede zu anderen Komponisten, die mit einer einheitlichen Orchestration oder einem musikalischen roten Faden größtmöglichste Homogenität herstellen. Conti bietet hier eineNummerrevue in unterschiedlichsten Orchestrationen, die viele Stile vermischt. Zwischendurch gibt es als Überleitungen Klaviereinsätze, die sich im Film gut machen, weil sie solo zu den Bildern der Sprungschanze ein Angstgefühl erzeugen - auf CD wirken sie sehr eigenwillig. Hier hatte Conti durchaus Gespür. Ein Streicherthema ist zu hören, das wie eine Hommage an Bernard Herrmann wirkt. Das alles wird von "spannungstechnischen Phrasen" unterbrochen oder abgelöst, in die Conti poplastige Percussion eingearbeitet hat. Im Film hört man das nicht so genau, aber auf CD merkt man, wie "billig"das klingt, da es keine Percussion ist, die von einem Orchester kommt, sondern nach Popband klingt. - In der darauffolgenden Actionsequenz übertreibt es Conti maßlos. Bei der Jagd mit Skiern und Motorrädern wollte er seinem Lieblings-Score der Bond-Reihe Tribut zollen: "OHMSS". Ja, dort gab es auch ein Thema, das auf temporeiche Hintergundsstimmen setzte und ein bläserlastiges Thema darübergelagert hatte. Nur wusste John Barry, wie weit er es treiben kann und komponierte ein relativ einfaches Stück, das gerade durch den Schnell/Langsam-Kontrast seine Wirkung erzielte. Conti bietet schnelle, synthesizerlastige Percussion, dazu spielen Gitarren schnelle Hintergundsstimmen, Synthesizer-Streicher untermalen das mit schnellen Kontrasten und auch das darübergelagerte Thema für Bläser ist schnell. Während dieses Stückes gibt es nur eine kurze Verschnaufpause, in der Conti etwas deplaziert Glocken einsetzt. Das Stück hört sich wie eine zeitgeistige Popnummer an, hat auch etwas von der Untermalungsmusik der damaligen Pornofilme. Wenn man das Stück auf CD hört, würde man sich nicht wundern, wenn zwischendrin plötzlicj Jack Wrangler seiner neuesten Superporno promoten würde. Schade ist hier, dass Conti keinen Schnell/Langsam-Kontrast entwickelte und das Stück so zur reinen musikalischen Tapete wird. Besonders schade aber ist, dass er hier ein sehr effektives, "bondiges" Bläser-Thema eingesetzt hatte, das langsam gespielter nicht nur besser geklungen hätte, sondern das sich dafür geeignet hätte, den ganzen Film über wiederzukehren als Alternative zum Bond-Thema. Im Prinzip schon die dritte Chance zu einem musikalischen Gesamtkonzept, die Conti ungenutzt ließ. - In der Szene mit dem Mini-U-Boot kehrte das Bond-Thema zurück. Das Stück zählt zu den Highlights des Scores und ist insofern ein Wendepunkt, als daß der Score von nun an deutlich verhaltener und bedrohlicher wird. Das Stück beginnt mit einem einfachen Motiv aus zwei Noten, die sich in anderer Höhe wiederholen. Das hat eine starke Barry-Note. Danach folgt eine recht verhaltene Version des Bond-Themas. Der Vamp wird von Streichern gespielt, man hört leichte E-Gitarren-Kontraste, der Riff kommt aus dem Synthesizer, genauer gesagt stellt er eine Trompetenimitation dar. Dann baut sich das erste Motiv etwas episch auf, ehe das Bond-Thema wieder zurückkehrt. Kontrastiert wird das mit der "Only"-Phase, die hier von sonoren Bläsern gespielt wird und nirgendwo sonst so effektiv und bondig wirkt. Schade ist, dass Conti auch hier nicht auf Pop-Percussion verzichten konnte, auch hätten Streicher oder echte Bläser den Riff wirkungsvoller gemacht. Dennoch ist das Stück sehr hörenswert und es hätte auch als Basis dienen können für mehrere Spannungs- oder Actionsequenzen während des Filmes.
Im Score setzte Conti passenderweise auch auf griechische und ein paar italienische Folklore-Anklänge, was jedesmal sehr gut passt. Für Melina schrieb er ein kurzes Leitmotiv, eine Art "Rache"-Thema, das den Film über wiederkehrt und dabei nie seine Wirkung verfehlt. Für die romantischen Szenen mit Bibi verzichtete Conti auf eine Version des Titelsongs und schrieb neue Musik, die sehr passend war.
Sämtliche Spannungsszenen untermalte Conti mit sehr gelungener Musik. Er bot alles auf, was die Trickkiste dafür zu bieten hatte und diese Sequenzen funktionieren bestens. Bei den Kampfszenen unter Wasser schaffte er zwar keine so mysteriöse Aura wie es John Barry tat, allerdings konzentrierte er sich gänzlich auf die Handlung und schrieb hier viel atonale Musik, die ihre Wirkung nie verfehlte. Auch die Szenen beim Erklettern und Einnehmen des Klosterberges sind musikalisch sehr gut umgesetzt.
Ein Beispiel, warum Bill Conti mehr auf Nummernrevue setzt, anstatt die Musik zu konzipieren, ist der "Unterwasser-Komplex" des Filmes in der zweiten Hälfte. Dieser beginnt mit dem Wiedersehen von Bond und Melina beim Tauchen. Nach einer kurzen Szene an Bord des Schiffes kommt das Mini-U-Boot und die Erforschung des Grundes und Wracks nach dem verschollenen Atac. Hier werden die Protagonisten dann attackiert von einem Killerin spezieller Ausstattung. Als sie nach der Flucht zurück an Bord kommen, werden sie von Kristatos und seinen Leuten festgesetzt. Danach sollen sie ermordet werden, an einem Seil durchs Wasser gezogen. Sie können sich aber befreien und Haie greifen einen der Schläger an, der ins Wasser gerät. Musikalisch hätte dieser gesamte Komplex sehr gepunktet durch ein Thema, das alles zusammenhält. Vor allem im Stück "Submarine" mit dem sich wiederholenden Zwei Noten-Motiv, hätte die perfekte Basis geboten - denn dieses "Wasser-Leitmotiv" hätte man romantisch, abenteuerlich und spannungsfördernd einsetzen können. Zuerst setzt Conti eine instrumentale Fassung dessongs ein, die an Francis Lais Erotik-Scores erinnert, dann setzt das markante "Submarine" ein, das mit dem Bond-Theme arbeitet. Bei der Taucherattacke setzt Conti dann auf atonale Musik, die das Geschehen effektiv untermalt. Als dann die Haie auftauchen, beginnt ein neues Spannungsthema, wieder sehr atonal, aber keinesfalls weiterentwickelt aus den vorherigen Themen. Dieser Komplex besteht aus vier vollkommen eigenständigen Kompositionen, die durch kein wesentliches Element zusammengehalten werden und verschiedenen Musikstilen entsprechen.
Bill Conti wollte natürlich auch Musikeffekte in bestimmten Szenen einsetzen. Das haben seine Vorgänger bei Bond auch gemacht, allerdings bietet der Komponist hier nur wenig Bemerkenswertes. Einzig ein lange gehaltener, sehr effektiver Ton der Trompeten, der live eingespielt wurde für die "Run, Shoot and Jump"-Szene, vermag wirklich zu überzeugen. Ansonsten verläßt sich Conti zur Gänze auf das Geräusch-Repertoire des Synthesizers: regelmäßig gurgelt, zischt oder rattert irgend etwas. Im Film fällt das nicht so auf, auf CD dafür umso mehr - hier trägt es teils auch dazu bei, dass selbst traditionell gehaltene Stücke einen zeitgeistigen Beigeschmack bekommen.
Bliebe noch zu erwähnen, dass Conti in klassischer, gewohnter Hollywood-Manier arbeitete: er brachte seinen Orchestrator mit. Dieser entwickewlte die Arrangements in Absprache mit Conti, der vor allem für die Pop-lastigen Stücke genaue Anweisungen gab. Die traditioneller gehaltenen Stücke wurden hauptsächlich vom Orchestrator ausgearbeitet, Conti lieferte nur zwei Klavierstimmen und Hinweise auf Percussion. Für den Gesamtklang ist er dennoch verantwortlich, da er alle Stücke persönlich dirigierte und einspielte.
Unterm Strich ist Conti ein ausgesprochen unterhaltsamer, abwechslungsreicher Score gelungen, der das Bond-Thema in der richtigen Dosierung bietet und viele Stärken hat. Leider auch viele Schwächen und diese beruhen auf einem fehlenden musikalischen Gesamtkonzept. Als Ausdruck eines Zeitgeistes ist die Musik von beinahe historischem Wert, aber sie ist sicherlich nicht jedermanns Sache und die Geister dürften sich daran scheiden.
James Bond will return in "Octopussy"...
Intermezzo
James Bond will return in "Octopussy"? Moment, da war doch noch etwas...
Zwischen diesem und dem nächsten Bond-Film hatte der beste Agent Ihrer Majestät einen inoffiziellen Auftritt in dem amerikanischen Fernsehfilm "The Return of the Men from U.N.C.L.E.". In Deutschland hieß der Film seltsamerweise "Thunderball". In einer Verfolgungsszene bekommt Napoleon Solo Unterstützung von "JB", dargestellt von George Lazenby, der im silbergrauen Aston Martin mit allerlei Tricks der Sonderausstattung Schlimmeres verhindern kann.
Gerald Fried steuerte den Score bei und setzte jenen poplastigen Stil fort, den er schon in den 60ern geliefert hatte. Für die Szenen benutzte er eine leicht variierte Form des Vamps. Natürlich konnte er den Riff oder Bepop nicht verwenden, aber er arbeitete mit einigen Phrasen und schuf so eine sehr nette musikalische Parodie, bzw Hommage. Leider gab es nie ein Soundtrackalbum dazu.
Sehr schöne Rezension der Musik, die für mich auch mit allen beschriebenen Schwächen zu den besten Moore-Scores gehört. Nicht umsonst fuktioniert die Musik (wohlgemerkt nicht der Film) der Leslie-Nielsen-Parodie SPY HARD, die auch aus der Feder Contis stammt, prächtig. In vielen Punkten ist sie sogar bondiger als die zu FYEO. Noch ne Anmerkung: Du hast das vermutlich nicht gemeint, aber Maggie Thatcher tritt natürlich nicht selbst auf, sie wird von Janet Brown gespielt:-)
Natürlich meinte ich die Rolle der Margaret Thatcher. Mich hat übrigens erstaunt, dass mein Neffe Fabian, als er den Film mit etwa neun oder zehn erstmals sah, das Ende mit Maggie als ausgesprochen lustig fand, obwohl er keinen Bezug zur historischen Figur haben konnte und wohl auch nie haben wird. Wenn man den hat, ist es natürlich noch witziger, aber es scheint auch so zu funktionieren.
Contis Score zu "Spy Hard" fand ich eigentlich fast besser als jenen zu "For Your Eyes Only", obwohl er den Bond-Klang zu parodieren hatte. Vielleicht lag es an diesem "mehr" an Phrasen, dass der Score bondiger klang als Contis richtiger Bond-Beitrag.
Slartibartfast hat mich jetzt auch wieder auf ein Phänomen gestoßen: seit es musikalisch mit Bond stark abwärts ging, arbeiten viele Persiflagen oder musikalische Anspielungen (in Filmen, Werbespots) nach wie vor genau mit jenen musikalischen Phrasen, die man mit dem "klassischen" Bond verbindet. Selbst der "Johnny English"-Score klang schon bondiger als David Arnolds späteren Beiträge zur Reihe, von Thomas Newman ganz abzusehen.
Nochmal zurück zu Contis Bond-Beitrag: ich höre das Soundtrackalbum immer wieder gerne und es macht ziemlichen Spaß, auch wenn die Musik im Film selbst nicht immer optimal wirkt. Allerdings ist der Film schlichtweg zu gut, um sich davon ablenken zu lassen.
Übrigens, es ist bald soweit...der übernächste Filmbeitrag wird "Sag niemals nie" betreffen, da bin ich schon gespannt, ob sich was tun wird unter den Bondianern.
Dieser unterhaltsame James Bond-Film ist musikalisch ein Paradebeispiel für die damalige Arbeit von John Barry. Ein starkes Titellied, das im Ohr bleibt, dazu ein Score, der wenig Überraschungen bietet, aber den Film kompetent unterstützt und in erster Linie auf Gutbewährtes setzt. Die äusserst kompakte Musik ist von einer Homogenität, dass eine Analyse dazu relativ kurz ausfällt. Ein Beweis, falls es einen braucht, wie stilsicher Barry arbeitete und dass eine bewährte Formel unzureichend konzipierten Experimenten vorzuziehen ist. Entgegen mancher Meinung ist das keineswegs ein Zugeständnis an das Konservative.
Zunächst dachte John Barry an einen Song mit Scott Walker, das hatte er schon früher ins Auge gefasst. Nach dem ausserordentlichen Erfolg von Sheena Easton und "For your eyes only" wollte Eon in schon bewährter Tradition diesen kommerziellen Volltreffer wiederholen. Also einigte man sich vorab auf zwei Dinge:
a) der Song sollte eine romantische Pop Nummer werden und niciht wie "Moonraker" klingen, b) eine Frau würde ihn interpretieren.
Also machte sich Barry an's Werk. Sein obligatorischer Texter Don Black stand nicht zur Verfügung. Barry konnte Tim Rice gewinnen, der damals durch seine Arbeit mit Andrew Lloyd-Webber sehr bekannt war.
Eines stand fest: wie der Filmtitel würde der Song nicht heissen, das wäre lächerlich gewesen. Rice orientierte sich etwas an "Nobody does it better" und schrieb etwas darüber, wie man sich zusammen mit Bond fühlen kann. So entstand der Titel "All time high". Barry schrieb eine sehr schöne Melodie. War "You only livetwice" sein lyrischster, "Moonraker" sein erhabendster, sollte mit "All time high" sein romantischster Bond-Song werden.
Im Score sollte Barry das Stück natürlich primär für romantische Szenen einsetzen. Die Intro des Songs war allerdings im Score nicht zu hören.
Zunächst sollte die damals sehr bekannte Laura Brannigan das Lied singen. Diese war natürlich sehr geehrt über die Auswahl ihrer Person. Bei der direkten Zusammenarbeit erwies sie sich aber als äußerst schwierig. Sie konnte sich mit dem Song nicht anfreunden, fand ihn schlichtweg schlecht. Laura Brannigan zog sich kurzfristig von dem Projekt zurück, nachdem Barry keinen anderen Song für sie schreiben wollte.
Nach kurzer Beratung einigte man sich auf Rita Coolidge, die in der Country-Pop-Schiene erfolgreich war. Sie wusste, dass sie nur ein Ersatz war, was ihrem Ego keinen Schaden zufügte. Ihre leicht rauchige Stimme war wie geschaffen für den romantischen Song und anders als Shirley Bassey, die sich schwer tat, bei "Moonraker" zweite Wahl gewesen zu sein, war Rita Coolidge stets begeistert von ihrem Status als Interpretin eines Bond-Songs.
Der erhoffte Hit wurde der Song nicht - er war nicht kommerziell genug vom Stil her und nur bedingt Chart-tauglich. Dafür wurde "All time high" ein Dauerbrenner im Radio und ist heute schon ein echter Evergreen.
Barry benutzte die Melodie für die romantischen Szenen, diese Musik ist von fast überwältigender Schönheit und wird bei jedem Einsatz leicht variiert. Besonders hervorzuheben "Bond meets Octopussy", bei dem Barry die Melodie mit einer neuen und geheimnisvollen Einleitung versah.
Das James Bond-Thema war wieder etwas öfter zu hören. Für die Gunbarrel variierte Barry das Stück gegenüber "Moonraker" kaum. Typische Popelemente strich er abermals. In der Vortitelsequenz bot er das Thema in einer marsch-artigen Version, bei der er voll auf den Vamp setzte, Riff und Bepop aber nie voll ausspielte. Zusätzlich gab es kontrastreiche Spannungsmotive. Im Film war gelegentlich der Vamp zu hören. In den Actionszenen bei der Jagd durch den Basar und im Finale setzte Barry stärker auf das Thema, wobei der Riff von Streichern gespielt wurde. Allerdings nahmen Trompeten jeweils die letzten und ersten Noten des Riff-Motives auf. Der musikalische Gag mit dem Bond-Thema als Erkennungszeichen in Indien stand allerdings schon im Drehbuch.
Barry schrieb erstmals seit "Diamonds" wieder ein eigenes Action-Thema. Dynamische Streicherglissandi, grossorchestrale Perkussion und mit Bläsern und Xylophonen als Übergangsmotive, darüber ein typisch barryesques und sehr bondiges Thema, das überraschenderweise von Holzbläsern gespielt wird. Dieses Hauptmotiv setzt Barry auch mehrfach als Spannungsthema ein, wobei es durchaus gespenstisch wirken konnte.
Der Rest der Filmmusik ist im positiven Sinn konventionell und entspricht den üblichen Barry-Standards.
Die Orchestration erarbeitete Barry zusammen mit Nic Raine, wobei der Komponist die essentiellen Musik Titel allein arrangiert hat.
Der Film endete mit dem Titelsong, der ohne Abänderungen über dem Abspann zu hören war.
Obwohl die Bänder scheinbar noch existieren, wurde der Score bislang nicht vollständig veröffentlicht.
James Bond will frecherweise return in "Sag niemals nie"...
Edit:
Das war mein letzter öffentlicher Beitrag im Forum. Wenn jemand will, kann er/sie jederzeit den Thread weiterführen.
Schade, dass die Rubrik hier wohl einschlafen wird.
Bei OCTOPUSSY scheint mir noch erwähnenswert, dass der Bebop einmal als Erkennenszeichen auf der Flöte eines Schlangenbeschwörers gespielt wird. Ich habe mich bei disem Gag immer schlapp gelacht.