Bei Tom Cruise mit Stephan Schwartz kann man auch zwischen O-Ton und Synchro wechseln, ohne stimmlich viel zu bemerken. Ebenso bei Michael Douglas und Volker Brandt.
Es ist ein interessantes Phänomen, dass nicht jede Stimme, die dem Original sehr nahe kommt, passend ist. Kulturelle und auch persönliche Prägung, Diktion, Rhythmus machen wohl den Unterschied aus. Aber es gibt auch sozusagen von Natur aus im ersten Moment unpassende Stimmen. Mir geht’s hin und wieder so, dass ich einen Menschen sehe und vollkommen überrascht bin, wenn derjenige dann den Mund aufmacht, mit welcher Stimme er spricht. Die Irritation verfliegt natürlich in Sekundenschnelle. Aber daran merke ich immer wieder, mit welcher unbemerkten Antizipation man Menschen begegnet.
Zitat von Moviefreak im Beitrag #17 Mir geht’s hin und wieder so, dass ich einen Menschen sehe und vollkommen überrascht bin, wenn derjenige dann den Mund aufmacht, mit welcher Stimme er spricht. Die Irritation verfliegt natürlich in Sekundenschnelle. Aber daran merke ich immer wieder, mit welcher unbemerkten Antizipation man Menschen begegnet.
Geht mir in meinem Umfeld genauso. Ich kenne an meiner Uni jemanden, der schon recht beleibt und breit gebaut ist und für den man im Synchron normalerweise Tilo Schmitz oder Oliver Stritzel besetzt hätte. Tatsächlich hatte er eine recht dünne Stimme und Klang recht hoch. Wenn ich mir nur seine Stimme anhören würde würde ich vermuten, dass diese von einem dürren hochgewachsenen Streber mit Hornbrille kommt.
Ist schon sehr interessant welche Stimme man bei bestimmten Personentypen erwartet und bei entsprechendem Eintreten als passend empfindet.
Zitat von Moviefreak im Beitrag #17 Mir geht’s hin und wieder so, dass ich einen Menschen sehe und vollkommen überrascht bin, wenn derjenige dann den Mund aufmacht, mit welcher Stimme er spricht. Die Irritation verfliegt natürlich in Sekundenschnelle. Aber daran merke ich immer wieder, mit welcher unbemerkten Antizipation man Menschen begegnet.
Geht mir in meinem Umfeld genauso. Ich kenne an meiner Uni jemanden, der schon recht beleibt und breit gebaut ist und für den man im Synchron normalerweise Tilo Schmitz oder Oliver Stritzel besetzt hätte. Tatsächlich hatte er eine recht dünne Stimme und Klang recht hoch. Wenn ich mir nur seine Stimme anhören würde würde ich vermuten, dass diese von einem dürren hochgewachsenen Streber mit Hornbrille kommt.
Ist schon sehr interessant welche Stimme man bei bestimmten Personentypen erwartet und bei entsprechendem Eintreten als passend empfindet.
Ein "klassisches" Beispiel dafür wäre Clint Eastwood: Klaus Kindler passte perfekt zum Gesicht, klang aber erheblich kerniger; im Original hat Eastwood eine eher hohe und manchmal fast weich wirkende Stimme, die einen interessanten Kontrast zu seiner Erscheinung und seinem Rollentyp darstellt. Michael Cramer ist mir für ihn bisher noch nicht untergekommen, aber dafür Herbert Stass in "Agenten sterben einsam": Am Originalton war der relativ nahe dran, aber trotzdem kann ich mich mit dieser Besetzung nicht so recht anfreunden.
Kerstin Sanders-Dornseif und Susan Sarandon finde ich sehr ähnlich. Genauso De Niro und Brückner, sowie Julia Roberts und Daniela Hoffmann. Auch Liam Neeson und Bernd Rumpf finde ich sehr nahe beieinander, ich verstehe hier aber auch definitiv die Berechtigung von Helmut Gauß. Aus meiner eigenen Laufbahn würde ich da nennen: Woody Allen/Freimut Götsch Alison Pill/Manja Doering Corey Stoll/Sascha Rotermund Michelle Dockery/Jennifer Böttcher Tara Fitzgerald/Franziska Pigulla Danny Huston/Bernd Rumpf Ike Barinholtz/Christian Weygand Matt Walsh/Frank Röth
Es ist nie verkehrt dicht am Original zu besetzen. Das ist ein Argument, an dem kaum gerüttelt werden kann, es setzt aber vergleichbare schauspielerische Fähigkeiten voraus. Nur nach dem Oton zu gehen, klappt dann nicht, wenn der entsprechende Schauspieler im Synchronstudio für die Rolle nicht geeignet ist. (Ganz einfach aus dem Grund, weil nicht jedem Darsteller jedes Fach gleich gut liegt. Das ist überhaupt nichts schlimmes.) In diesem Fall muss man sich von der Stimme lösen und gucken, wer geeignet ist den Schauspieler spielerisch zu erfassen. Mein Lieblingsbeispiel hierfür ist Anna Kendrick. Anne Helm hat nichts mit dem Original zu tun, hatte aber bereits 2009 am ehesten das Zeug dazu die Rolle in Up in the Air glaubhaft zu füllen.
Edit: Eigentlich, wenn ich so drüber nachdenke, gilt das nicht nur für Anna Kendrick, sondern für alle 3 Hauptrollen von Up in the Air. Lustig, dass sich eigentlich alle 3 als Stammkraft dieser Schauspieler/innen durchgesetzt haben. :)
Früher hätte ich was ihn betrifft, an Hermann Ebeling gedacht, später an Rüdiger Bahr!
Moviefreak, einer anderen Diktion kann man allerdings mit schauspielerischem Können sehr nahe kommen, oder sie im günstigsten Fall sogar immitieren. Inwieweit spielen für dich kulturelle Hintergründe eine Rolle, dass große Ähnlichkeit einer Synchronstimme zum Trotz sie nicht passt? Im Forum hat noch jemand einmal gemeint, manche Stimmen, die dem Original sehr nahe kommen, nicht unbedigt passen müssen, weil sie bestimmte Nuancen und Facetten des Schauspielers im OT nicht (genügend) abkdecken und die "Rolle nicht ausfüllen" könnten. Und ajinn hat Thread zum neuen "Mamma Mia" teil 2 geschrieben, für ihn sei "Marieke Oeffinger viel näher am Original, aber Magdalena Turba komme viel besser vom Gesicht. Klingt paradox, aber wahrscheinlich ist an diesem Phönomen etwas dran.
Weiteres Beispiel: Richard Gere-Benjamin Völz (besonders in den 90ern und natürlich vorher). In "Strike Force" hätte ich es mit ihm gerne versucht und nicht mit Sven Hasper, der imho weniger als ideal passt).
Zitat von berti im Beitrag #21Bei Schult höre ich persönlich keine so große Ähnlichkeit zu Eastwood, er klingt noch deutlich kräftiger und sonorer als dieser.
Das stimmt. Aber seine Klangfarbe kommt Eastwood sehr viel näher als z.B. Kindler. Cramer ist sicherlich am nächsten dran.
@iron Wenn einer schauspielerisch die zu synchronisierende Person trifft, paßt`s ja. Kein Widerspruch. Imitation funktioniert (wenn überhaupt) nur in kurzen Momenten. Davon halte ich nichts.
Natürlich sind wir kulturell geprägt. Wir erwarten unbewußt bei bestimmten physischen Merkmalen, bei spezieller Körpersprache u.ä. einen Klang der Stimme. Ich glaube, das ist völlig normal.
Bei Hermann Ebeling für Max von Sydow in "Flucht oder Sieg" habe ich schon länger den Verdacht, dass hier ein solcher Fall vorlag: Denn dort gibt es eine im Original komplett deutsche Dialogszene, bei der man von Sydows Gesprächspartner in der Synchro im O-Ton belassen hat, da sie von Muttersprachlern gespielt wurden. Anhand der DVD fällt auf, dass von Sydow, wenn er Deutsch spricht, in Sachen Klang und Diktion extrem nahe an Ebeling ist. Ob Arne Elsholtz das bei dieser Gelegenheit auffiel und er dadurch auf diese Besetzung kam? Denn zu dieser Zeit wären eigentlich eher Jürgen Thormann oder Friedrich W. Bauschulte zu erwarten gewesen.
Zitat von Moviefreak im Beitrag #25@iron Wenn einer schauspielerisch die zu synchronisierende Person trifft, paßt`s ja. Kein Widerspruch. Imitation funktioniert (wenn überhaupt) nur in kurzen Momenten. Davon halte ich nichts.
Natürlich sind wir kulturell geprägt. Wir erwarten unbewußt bei bestimmten physischen Merkmalen, bei spezieller Körpersprache u.ä. einen Klang der Stimme. Ich glaube, das ist völlig normal.
Ich muss dich irgendwo missverstanden haben; ich meinte die kulturelle Prägung der Filmstars. Und es ist ja nicht so, dass wir bei korpulenten Menschen nur hohe, oder nur tiefe Stimmen erwarten; natürlich ist es komisch wenn so manche bullige Muskelprotze eine Fistelstimme haben. Auf welche Schauspieler trifft das beispielsweise eigentlich besonders zu? Als ein weiteres Beispiel fällt mir da etwa Chuck Norris ein, dessen Schauspiel von Jürgen Kluckert stark aufgewertet wird. Für einen Actionhelden klingt Norris# Stimme besonders weich, hoch und sanft und nicht sehr angst-oder respekteinflößend (ähnlich wie bei bruce Willis!). Die Chuck Norris-Witze muss man sich in Deutschland ausgedacht haben...
Letzter Punkt: Mir ging es mehr um die Immitation der Diktion, oder anderer sprachlicher Eigenheiten von verschiedenen Sprechweisen.
Zitat von iron im Beitrag #27Mir ging es mehr um die Immitation der Diktion, oder anderer sprachlicher Eigenheiten von verschiedenen Sprechweisen.
Ein heißer Kandidat in dieser Hinsicht wäre Erik Schumann für Peter Sellers in "Der rosarote Panther wird gejagt": Stimmlich geht er durchaus in eine ähnliche Richtung wie Georg Thomalla, aber von der Diktion her ist er näher an Sellers´ eigener Art dran. Zwar spricht auch er die Rolle ohne Akzent, aber er verleiht ihr (nach meinem Eindruck) akustisch eine stärkere Hochnäsigkeit, als es zuvor bei Thomalla der Fall gewesen war.
Martin Umbach kommt George Clonneys Originalstimme schon sehr nahe, und ich finde auch, dass sich Torsten Münchow ähnlich anhört wie Brendan Frasiers richtige Stimme.