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Dieses Thema hat 125 Antworten
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 Filme: Klassiker
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berti


Beiträge: 17.847

10.01.2014 08:56
#46 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Interessant! Mal sehen, ob ich mir per Fernleihe ein Exemplar zulegen werden.

Zitat von John Connor im Beitrag #44
(Viel irritierender finde ich allerdings, dass in der 1975er Fassung diese Durchsage von Holger Hagen gesprochen wird, der auch den Erzähler zu Beginn des Films gegeben hatte. Hat er etwa die Seiten gewechselt?)

Wahrscheinlich! Schließlich synchronisierte er auch noch Hans Heinrich von Twardowski als deutschen Offizier, der mit Yvonne an der Bar ist.

berti


Beiträge: 17.847

10.01.2014 08:59
#47 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Zitat von John Connor im Beitrag #44
Beispiel 2: Erster Wortwechsel zwischen Rick und Ilsa auf der Geschehens-Ebene:
Aus
Ilsa: Wie schön, du weißt es noch. Es war der Tag, an dem die Deutschen in Paris einmarschiert sind.

Rick: Ich erinnere mich an jede Einzelheit. Die deutschen Truppen trugen grau, und du trugst blau.

Ilsa: Ja, ich habe das Kleid weggelegt. Wenn die Deutschen mal aus Paris raus marschieren, ziehe ich es wieder an. (1975)


wurde
Ilsa: Wie nett, Sie haben’s nicht vergessen. Aber natürlich, es war der Tag, an dem Paris besetzt wurde.

Rick: Ich weiß es noch, wie heute. Sie trugen ein blaues Kleid, haben Sie es noch?

Ilsa: Ja, aber ich habe es weggepackt. Ich habe es seitdem nie wieder getragen. (1952)


Auffällig dabei ist, dass die 1952er Fassung hier die intime Bekanntschaft von Rick und Ilsa auf der Ebene der Geschichte ignoriert und das ehemalige Liebespaar sich siezen lässt, obwohl sie sich in Paris geduzt hatten:

Vielleicht war diese Entscheidung aber auch bewusst, um zu betonen, dass die beiden ihre "intime Bekanntschaft" vor Victor und dem Präfekten zu verheimlichen versuchen?

berti


Beiträge: 17.847

10.01.2014 09:59
#48 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Zitat von John Connor im Beitrag #44
Vielleicht die allerwichtigste Info für mich aus der Lektüre der Publikation: Die Deutsche Kinemathek in Berlin hat die 1952er Fassung von CASABLANCA in ihrem Archiv, die man offenbar auch sichten kann!

Da weiß ich schon, welche Adresse ich für meinen nächsten Berlin-Besuch (wann immer dieser sein sollte) vormerken werde.
Danke für den Hinweis!

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

10.01.2014 12:38
#49 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Ich finde es immer wieder spannend, gerade "Casablanca" zu durchleuchten. Da kann man auch so schön mit Mythen aufräumen.

Mir stellte sich immer die Frage, warum man eigentlich "Casablanca" überhaupt dem deutschen Publikum vorsetzte und ihn unter doch erheblichem Aufwand veränderte, drastisch kürzte und zu einem austauschbaren Melodram konventioneller Art machte.

"Casablanca" war 1952 alles, nur kein Kultfilm. Das kam später, wird heute aber gerne etwas verdreht dargestellt. Auch war Humphrey Bogart für deutsche Verhältnisse bei weitem nicht ein solches Zugpferd, wie man das glauben möchte-William Holden, John Wayne, Richard Widmark, Robert Taylor oder Stewart Granger waren ihm da weit voraus.

Eine gute Freundin von mir, sozusagen Zeitzeugin, hatte ihre Theorie dazu: Ingrid Bergman. Die war damals in aller Munde, vor allem wegen dem anhaltenden Skandal mit Rosselini. Ihre gemeinsamen "Kunstfilme" warfen kaum Geld ab, in den USA war sie sozusagen tabu-aber in good old Europe konnte man gute Kasse mit ihr machen und grub aus, was zur Verfügung stand.

Des weiteren scheint man durchaus in manchen Kreisen gewußt zu haben, was da und dort der Fall war. Anscheinend habe es auch in Österreich kritische Stimmen zur Verstümmelung von Casablanca gegeben. So haben etwa Hans Weigel oder Hans Jaray im Rahmen ihrer kulturellen Tätigkeit für die Alliierten den Film gesehen und beurteilt. Beide wären zutiefst erstaunt gewesen über die Veränderungen, als es die deutsche Fassung dann gab und zumindest Weigel habe das auch publiziert. Zudem hörte ich, daß vor allem zahlreiche Kulturschaffende, die häufig zu Gast waren in den Einrichtungen der Alliierten, durchaus die Chance hatten, dort diverse Filme original und unzensiert zu sehen und das auch keineswegs verschwiegen.

Persönlich betrachtet halte ich den Film ohne die NS-Bezüge für untauglich, weil er dadurch das Wesentliche auch verliert (kenne die alte Fassung natürlich nicht). Der historische Hintergrund ist bei "Casablanca" unerlässlich, im Unterschied zu "Berüchtigt", wo es im Prinzip egal ist, welchen kriminellen Hintergrund die "Bösen" haben. Als Nazis sind sie eben...sagen wir mal: "pikanter". Bei diesem Film ziehe ich die Ur-Synchronisation mit Abstand vor.

Interessant finde ich aber, daß es immer noch Journalisten gibt, die "Casablanca" als "Mea Culpa"-Beispiel auf den Tisch bringen, daß die bösen deutsch-österreichischen Alt-Nazis (oder wer auch immer) diesen Film verstümmelten, wo man doch heutzutage weiß, daß häufig die US-Verleihe dahintersteckten. Geld regiert die Weld und stiken tut's auch nicht. Und um ein paar Kröten mehr zu verdienen, macht mancher eben so ziemlich alles (siehe, in anderem Zusammenhang, George Lucas).

berti


Beiträge: 17.847

10.01.2014 12:59
#50 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #49
Mir stellte sich immer die Frage, warum man eigentlich "Casablanca" überhaupt dem deutschen Publikum vorsetzte und ihn unter doch erheblichem Aufwand veränderte, drastisch kürzte und zu einem austauschbaren Melodram konventioneller Art machte.

"Casablanca" war 1952 alles, nur kein Kultfilm. Das kam später, wird heute aber gerne etwas verdreht dargestellt. Auch war Humphrey Bogart für deutsche Verhältnisse bei weitem nicht ein solches Zugpferd, wie man das glauben möchte-William Holden, John Wayne, Richard Widmark, Robert Taylor oder Stewart Granger waren ihm da weit voraus.

Eine gute Freundin von mir, sozusagen Zeitzeugin, hatte ihre Theorie dazu: Ingrid Bergman. Die war damals in aller Munde, vor allem wegen dem anhaltenden Skandal mit Rosselini. Ihre gemeinsamen "Kunstfilme" warfen kaum Geld ab, in den USA war sie sozusagen tabu-aber in good old Europe konnte man gute Kasse mit ihr machen und grub aus, was zur Verfügung stand.

Dass Ingrid Bergman der Grund dafür gewesen war, den Film in Deutschland (und Österreich) herauszubringen, wird auch in der von Gandert zitierten Erklärung des Verleihs als Begründung angegeben.

berti


Beiträge: 17.847

10.01.2014 13:11
#51 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #49
Ich finde es immer wieder spannend, gerade "Casablanca" zu durchleuchten. Da kann man auch so schön mit Mythen aufräumen.
(...)
Interessant finde ich aber, daß es immer noch Journalisten gibt, die "Casablanca" als "Mea Culpa"-Beispiel auf den Tisch bringen, daß die bösen deutsch-österreichischen Alt-Nazis (oder wer auch immer) diesen Film verstümmelten, wo man doch heutzutage weiß, daß häufig die US-Verleihe dahintersteckten. Geld regiert die Weld und stiken tut's auch nicht. Und um ein paar Kröten mehr zu verdienen, macht mancher eben so ziemlich alles (siehe, in anderem Zusammenhang, George Lucas).

"Casablanca" bietet sich natürlich an, da es sich a) um einen der berühmtesten Filme überhaupt handelt, b) die "Entnazifizierung" (anders als etwa bei "Notorious") nur mittels krasser inhaltlicher Veränderungen und starker Kürzungen möglich waren, die sich auf Dramaturgie und Konzept des Films negativ auswirken mussten und c) man daher diese Fassung gut als Beispiel nennen konnte, auch ohne sie gesehen zu haben.
Da die Verfälschung gut in das Bild der Nachkriegsgesellschaft passt, wäre es wahrscheinlich aus dieser Sicht kein großer Unterschied, dass sie in diesem Fall (wie aus dem von Gandert zitierten Schreiben hervorgeht) nicht von deutscher Seite, sondern vom amerikanischen Verleih selbst veranlasst wurde, um potenzielle Zuschauer nicht zu verprellen. Allerdings war die Haltung des Publikums natürlich eine Vorausstetzung dafür.
Für solche von Hollywood selber beschlossene Änderungen gab/gibt es sicher noch viele weitere Beispiele.
Wenn man Billy Wilder glauben will, plante der Paramount-Verleih bei "Stalag 17" eine (allerdings im Vergleich erheblich geringere) inhaltliche Veränderung, wozu es allerdings nicht kam. Jedenfalls musste der Film trotz eines Oscar-prämierten Hauptdarstellers sieben Jahre warten, bis er seine Deutschland-Premiere erlebte.

John Connor



Beiträge: 4.883

10.01.2014 17:14
#52 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag #46

Wahrscheinlich! Schließlich synchronisierte er auch noch Hans Heinrich von Twardowski als deutschen Offizier, der mit Yvonne an der Bar ist.


Oh, das wusste ich nicht mehr. Das ist aber sehr dämlich und eines Klassikers nicht würdig (zumal man zum Zeitpunkt der Synchro um diesen Status des Films sehr wohl wusste).

Zitat von berti im Beitrag #47
Vielleicht war diese Entscheidung aber auch bewusst, um zu betonen, dass die beiden ihre "intime Bekanntschaft" vor Victor und dem Präfekten zu verheimlichen versuchen?


Wäre möglich, aber Bergmans Gesichtsausdruck spricht hier Bände, auch ihre eindeutige Aufmerksamkeitsverlagerung und der Kontext der Konversation beißt sich mit dieser Annahme. Wie auch immer: die 1975er Fassung hat diesen Punkt besser gelöst.

berti


Beiträge: 17.847

10.01.2014 18:02
#53 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Zitat von John Connor im Beitrag #52
Zitat von berti im Beitrag #46

Wahrscheinlich! Schließlich synchronisierte er auch noch Hans Heinrich von Twardowski als deutschen Offizier, der mit Yvonne an der Bar ist.


Oh, das wusste ich nicht mehr. Das ist aber sehr dämlich und eines Klassikers nicht würdig (zumal man zum Zeitpunkt der Synchro um diesen Status des Films sehr wohl wusste).

Allerdings sind es bei Twardowski nur wenige Takes, so dass es nicht SO auffällig ist.
Apropos: Donald Arthur spricht in dem Film ebenfalls zwei Rollen (den Türsteher Abdul und den feilschenden Händler auf dem Basar).
Findest du diese Doppelbesetzung (bei einem relativ markanten Sprecher wie ihm) auch störend?

Taccomania


Beiträge: 849

10.01.2014 20:18
#54 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

"Here's looking at you, kid", heißt auch auf Englisch nicht einfach "Prost" oder "Zum Wohl". Auch im englischsprachigen Raum wird darüber diskutiert, wie der Satz, insbesondere im Zusammenhang mit Bogarts Betonung, zu interpretieren ist. Zwar geht man davon aus, daß es so etwas wie "Zum Wohl" bedeuten soll (eigentlich: "Here's to you!"), gleichzeitig ist es aber eine Art Liebeserklärung. Der Satz läßt sich, da es sich auch um eine unübliche englische Ausdrucksweise handelt, weder wörtlich noch sinngemäß übersetzen. Daher ist "Ich seh' Dir in die Augen, Kleines" weder richtig noch falsch, sondern nur der Versuch, Bogarts Ausdruck, der angeblich nicht im Drehbuch stand, sondern von ihm spontan erfunden worden sein soll, einigermaßen passend zu übersetzen.

berti


Beiträge: 17.847

10.01.2014 21:29
#55 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Ich habe allerdings mal gelesen, dass es diesen Ausdruck vor "Casablanca" durchaus als Trinkspruch gegeben habe. Angeblich sei er entstanden, weil Gäste in Wirtshäusern öfter von Taschendieben bestohlen wurden, sobald sie ihr Glas hoben und daher nicht nach unten gucken konnten. Daher habe der Spruch ursprünglich dazu gedient, potenzielle Diebe abzuschrecken, bevor er sich verselbstständigt hätte.

Taccomania


Beiträge: 849

11.01.2014 09:14
#56 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Eine andere Erklärung lautet, daß man sich während der Prohibition durch die leeren Gläser angeschaut habe. Ist gibt noch zig weitere Erklärungsansätze, was darauf hindeutet, daß der Satz auch im englischsprachigen Raum nicht allgemein gebräuchlich und verständlich ist. An den deutschen Übersetzungen gibt es daher meines Erachtens nichts auszusetzen. Welche andere Übersetzung hätte man wählen sollen, um einen Trinkspruch mit einer Liebeserklärung zu kombinieren?

Mit Dir trink ich am liebsten, Kleines ?
Ich schaue tief ins Glas für Dich ?
Prostata, ick liebe Dir ?
Auf's Angucken, Kleines ?
Gläschen, Stößchen, guckilooki ?

Norbert


Beiträge: 1.628

11.01.2014 13:24
#57 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Zitat von Taccomania im Beitrag #56
Mit Dir trink ich am liebsten, Kleines?
Ich schaue tief ins Glas für Dich?
Prostata, ick liebe Dir?
Auf's Angucken, Kleines?
Gläschen, Stößchen, guckilooki?
Wenn Rainer Brandt für die deutschen Dialoge zuständig gewesen wäre, hätte wohl etwas derartiges gegeben. Zum Trösterchen ein Prösterchen im Klösterchen.

berti


Beiträge: 17.847

11.01.2014 15:45
#58 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Zitat von Norbert im Beitrag #57
Zitat von Taccomania im Beitrag #56
Mit Dir trink ich am liebsten, Kleines?
Ich schaue tief ins Glas für Dich?
Prostata, ick liebe Dir?
Auf's Angucken, Kleines?
Gläschen, Stößchen, guckilooki?
Wenn Rainer Brandt für die deutschen Dialoge zuständig gewesen wäre, hätte wohl etwas derartiges gegeben. Zum Trösterchen ein Prösterchen im Klösterchen.

Ob er sich in diesem Fall auch gleich selbst auf Rick besetzt hätte?

Norbert


Beiträge: 1.628

11.01.2014 15:53
#59 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag #58
Ob er sich in diesem Fall auch gleich selbst auf Rick besetzt hätte?
Hallo, hallöchen, Bertilein. Aber selbstverfreilich, Herr Oberforstrat. Und zum Likörchen vor dem Törchen gibt's eine Rippe von der Knoblauch-Nuss-Schokolade.

Lord Peter



Beiträge: 5.009

11.01.2014 17:44
#60 RE: "Casablanca" hören Zitat · antworten

Und Renauld und Strasser wären dann von Blumhagen und Thormann gesprochen worden...

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