Ich finde nicht, dass die genannten Sprüche zu weit gehen. Wenn man so argumentiert, dann muss man sich auch darüber aufregen, dass in den 80ern (und davor) in einem Großteil der Filme immer die Deutschen die Bösen sind etc. Durch "euer farbig Lieblichkeit" sehe ich niemanden verunglimpft, gerade weil Danny Wilde in jener Szene eher ein Kompliment unterbreitet und die angesprochene Person eben nicht herabwürdigt. Man sollte die Kirche im Dorf lassen.
Ich bin grundsätzlich ein strikter Gegner der aufgezwungenen und standardisierten "Political Correctness", hinter der man sich stets verstecken kann (vor allem wenn man Politiker ist). Ich bin also nicht so ganz überempfindlich, wenn mich auch gewisse Dinge oft maßlos ärgern. Manches muß man etwa aus der Zeit heraus betrachten, aber selbst da erscheint einem vieles obskur.
Mir stoßen hier gewisse diskriminierende Charaktervergröberungen mitunter auf. Vor allem in den 50er und 60er-Jahren war es bei deutschen Synchronisationen oft üblich, recht normal gezeigte schwarze Figuren zu kleinen Depperln zu machen, sowohl sprachlich, als auch vom Verhalten her. Nicht wenige Schwarze sprachen in der deutschen Fassung von sich selbst in der dritten Person, anstelle "ich" zu sagen. Hier wurden sehr oft die Figuren so gebracht, wie sie früher stereotyp in US-Filmen zu sehen waren, wo sich diese Darstellungsweise bereits langsam änderte. Auch unter Menschen schwarzer Hautfarbe gibt es Vollidioten und die dürfen auch so sein. Nur erschien es mir oft überflüssig, sie so zu zeigen.
Da es vom mehrsprachig produzierten "Der Fluch der grünen Augen" keine Originalfassung gibt, läßt sich schwer sagen, wie die Figur des Dieners, gespielt von John Kitzmiller, tatsächlich angelegt wurde. In der deutschen Synchronfassung spricht Kurt E. Ludwig mit fast peinlich übertriebenem amerikanischen Akzent und die Figur wirkt sehr kleinkindlich. In der englischen Synchronfassung ist es ein auch gutmütiger Kerl, der aber bei weitem nicht so naiv wirkt als in der deutschen Fassung. In "Aber, Herr Doktor!" tritt eine schwarze Krankenschwester auf, die im Original einen Akzent hat, in der deutschen Fassung aber so übertrieben mit Akzent spricht, als wäre sie aus einem deutschen Lustspiel im Duett mit gunther Philipp. Um zwei Beispiele zu nennen.
Auch fand ich es nie so ganz angebracht, wenn auch manchesmal witzig, daß man anscheinend schwule Figuren stets sehr tuntig machen mußte. James Villiers spielt in "Alibi des Todes" einen offenbar schwulen Schauspieler, der von vielen weiblichen Fans umschwärmt wird. In der OF wirkt er (im Rahmen des etwas affektieren "Englisch-seins") recht maskulin, während Rainer Brandt ihn total tuntig spricht, wodurch die Figur etwas unglaubwürdig wird und ein ziemliches Weichei. Auch Mr. Wint und Mr. Kidd in "Diamantenfieber" sind in der deutschen Version ziemlich überzeichnet, mehr noch im Original - dort spielte man sehr mit dem Widerspruch von Tuntenklischees zu maskulinen Stimmen und vollkommen normaler Sprechweise.
Das tut jetzt nicht wirklich weh, aber ein wenig gestört hat mich immer, daß so eine "deutsche Lustspielmentalität" oft bei der Synchronisation Einzug gehalten hat.
Zitat von fortinbras im Beitrag #32Mir stoßen hier gewisse diskriminierende Charaktervergröberungen mitunter auf. Vor allem in den 50er und 60er-Jahren war es bei deutschen Synchronisationen oft üblich, recht normal gezeigte schwarze Figuren zu kleinen Depperln zu machen, sowohl sprachlich, als auch vom Verhalten her. Nicht wenige Schwarze sprachen in der deutschen Fassung von sich selbst in der dritten Person, anstelle "ich" zu sagen. Hier wurden sehr oft die Figuren so gebracht, wie sie früher stereotyp in US-Filmen zu sehen waren, wo sich diese Darstellungsweise bereits langsam änderte. Auch unter Menschen schwarzer Hautfarbe gibt es Vollidioten und die dürfen auch so sein. Nur erschien es mir oft überflüssig, sie so zu zeigen.
Ich nehme an, Gerd Duwners häufige Einsätze auf Asiaten und die Art, wie diese in der deutschen Fassung oft interpretiert wurde (radebrechend und piepsend) sind für dich ein ähnlicher Fall?
Zitat von fortinbras im Beitrag #32Da es vom mehrsprachig produzierten "Der Fluch der grünen Augen" keine Originalfassung gibt, läßt sich schwer sagen, wie die Figur des Dieners, gespielt von John Kitzmiller, tatsächlich angelegt wurde. In der deutschen Synchronfassung spricht Kurt E. Ludwig mit fast peinlich übertriebenem amerikanischen Akzent und die Figur wirkt sehr kleinkindlich.
Haargenau das trifft auch auf die Figur des schwarzen Dieners in der deutsch-spanischen Produktion "Der Teppich des Grauens" zu: Diese Figur ist vom Drehbuch schon extrem beschränkt angelegt, wird zusätzlich aber noch (von Thomas Braut) mit albern klingender Stimme und pseudo-amerikanischem Akzent synchronisiert. Große Sprecher in peinlichen Rollen?
In "Aber, Herr Doktor...!" (1954) tritt eine schwarze Krankenschwester auf, die in keinster Weise auffällt - ausser beim Studenten Sperling. Ein kleiner Gag, der sich gegen die Provinz richtet, da niemandem in London die Hautfarbe bedeutsam erscheint, dies aber der aus der Provinz kommende junge Mann für einen Moment seltsam findet. Die Schwester spricht auch im Original mit Akzent, allerdings gibt es im Film viele dieser regional britischen Sprachfärbungen. So kommt die schwarze Schwester ein wenig a la Cockney rüber. Idealerweise hätte man sie einfach normal synchronisieren sollen, aber das hat man nicht. Die Schwester ist zu hören mit einer geradezu lachhaften Version dessen, was man sich als amerikanischen Akzent vorstellt. Zudem spricht sie so gestelzt und gedehnt, als müsse sie ihr Hirn anstrengen, um überhaupt die Silben zusammenzubekommen.
Irgendwie waren im Deutschland der 50er und 60er schwarze Stereotypen gefragt, die man in den USA hauptsächlich aus den 30ern und frühen 40ern kennt. Oder aus europaweit kursierenden Kolonialzeit-Karikaturen aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg.
Zitat von fortinbras im Beitrag #35In "Aber, Herr Doktor...!" (1954) tritt eine schwarze Krankenschwester auf, die in keinster Weise auffällt - ausser beim Studenten Sperling. Ein kleiner Gag, der sich gegen die Provinz richtet, da niemandem in London die Hautfarbe bedeutsam erscheint, dies aber der aus der Provinz kommende junge Mann für einen Moment seltsam findet. Die Schwester spricht auch im Original mit Akzent, allerdings gibt es im Film viele dieser regional britischen Sprachfärbungen. So kommt die schwarze Schwester ein wenig a la Cockney rüber. Idealerweise hätte man sie einfach normal synchronisieren sollen, aber das hat man nicht. Die Schwester ist zu hören mit einer geradezu lachhaften Version dessen, was man sich als amerikanischen Akzent vorstellt. Zudem spricht sie so gestelzt und gedehnt, als müsse sie ihr Hirn anstrengen, um überhaupt die Silben zusammenzubekommen.
In die Oberen Zehntausend" wird Louis Armstrong in seiner kurzen Sprechrolle in der DF mit einem hörbaren Akzent mit englischem "r" (in einem amerikanischen Film mit amerikanischen Figuren und amerikanischen Sschauspielerinnen und Schauspielern!) und auch sehr gepresst gesprochen (was aber imo. gut zu seiner eigenen, charakteristisch rauen stimme passt.)". Könnte es 1956 bereits ebenfalls Thomas Braut sein, oder sogar ein Native?
Zitat von iron im Beitrag #37In die Oberen Zehntausend" wird Louis Armstrong in seiner kurzen Sprechrolle in der DF mit einem hörbaren Akzent mit englischem "r" (in einem amerikanischen Film mit amerikanischen Figuren und amerikanischen Sschauspielerinnen und Schauspielern!) und auch sehr gepresst gesprochen (was aber imo. gut zu seiner eigenen, charakteristisch rauen stimme passt.)". Könnte es 1956 bereits ebenfalls Thomas Braut sein, oder sogar ein Native?
Ein Blick in die Synchrondatenbank sagt: Es war ein Native. Mit Namen Kenneth Spencer, der in den 50er Jahren noch weitere Synchronrollen in Deutschland hatte.
Kenneth Spencer gehörte in der zweiten Hälfte der 50er Jahre und in den 60ern zu den populärsten Sängern in Deutschland. Er starb bei einem Flugzeugabsturz. Seinen Klassiker "Ol' Man River" hat der Hase ja gepostet.
Danke euch Beiden! "Ol' Man River" gesungen von Kenneth Spencer kenne ich. Ihn habe ich außerdem im Film "Der Bauer vom Brucknerhof" gesehen, wo er einen GI verkörperte. "Das Herz aller Dinge" und "Westlich Sansibar" habe ich leider noch nie gesehen.
Bleibt die Frage, warum man auf "Satchmo'" diesen Akzent anscheinend haben wollte. Der Film würde meiner Ansicht nach bestimmt in diesen Thread gehören.
Zitat von Fuchs im Beitrag #1 In dem Film "Der Aussenseiter" mit Belmondo wimmelt es in der deutschen Fassung (von Rainer Brandt, der hier auch wieder Belmondo spricht) geradezu von ausländerfeindlichen "Sprüchen". Okay, im Original ist der Film in dieser Hinsicht auch zwiespätlig. Aber es gibt zumindest eine Szene, in der wieder "hinzugedichtet" wurde: Als Belmondo und sein Assistent zwei verdächtige Ausländer filzen wollen, wuchten sie sie vom Stuhl hoch - und der Assistent (gesprochen von Glaubrecht) meint dabei: "Los hoch, ihr Kanacken!" Im Original sagt er hier gar nichts...
Auf dailymotion findet man zur Zeit eine Version des Films, in der der "Kanacken"-Ausdruck offenbar wegzensiert wurde. Man hört Frank Glaubrecht nur sagen: "Los, hoch!" Der Rest ("ihr Kanacken") fehlt, aber wenn man genau hinhört, merkt man, dass da etwas weggeschnitten wurde (ca. 23. Minute).
Gibt es eigentlich noch mehr Beispiele, in der alte Synchros nachträglich zensiert wurden? Irgendwo habe ich mal gelesen, dass das auch beim Bronson-Film "Ein Mann sieht rot" gemacht wurde.
Falls ja, könnte man zu diesem Thema ja direkt mal einen eigenen Thread aufmachen.
Die zensierte Synchro vom "Außenseiter" befindet sich auf der dt. Anolis-DVD; die unzensierte Tonspur gibt es auf der französischen DVD-Ausgabe von Studiocanal.
Zitat von dlh im Beitrag #43Die zensierte Synchro vom "Außenseiter" befindet sich auf der dt. Anolis-DVD; die unzensierte Tonspur gibt es auf der französischen DVD-Ausgabe von Studiocanal.
Danke für diese Info. Mich würde aber trotzdem interessieren, warum diese Zensur in der deutschen DVD-Ausgabe erfolgte. War das eine neue Auflage der FSK?
Oder fangen etwa die deutschen DVD-Hersteller an, nach Belieben an den Synchros herumzufummeln?
Zitat von Groove im Beitrag #42Gibt es eigentlich noch mehr Beispiele, in der alte Synchros nachträglich zensiert wurden? Irgendwo habe ich mal gelesen, dass das auch beim Bronson-Film "Ein Mann sieht rot" gemacht wurde.
Falls ja, könnte man zu diesem Thema ja direkt mal einen eigenen Thread aufmachen.