Stefan hat vor einiger Zeit die Dialoge von "Rächer der Unterwelt" dafür gelobt, dass sie weit weniger "theatralisch und hölzern" seien als die anderer um 1950 entstandener Synchros. topic-threaded.php?forum=11776730&threaded=1&id=510040&message=7174320 Diesem Urteil kann ich mich nur anschließen und möchte daneben zwei Sprecherleistungen besonders hervorheben. Zunächst Curt Ackermann für Burt Lancaster. Zwar kenne ich bisher noch nicht alle Filme mit dieser Kombination, trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass sie nie besser funktionierte. Denn hier klang Ackermann noch deutlich jünger und "leichter", während er später in Filmen wie "Vera Cruz" schon eine deutlich "schwerere" Stimme hatte, die Lancasters Dynamik etwas bremste. Hier dagegen passte er hervorragend. Selbst Horst Niendorf hätte (bei einer 10 Jahre später entstandenen Synchro) wohl nicht besser sein können. Daneben wäre noch Paul Klinger für Edmond O´Brien als Versicherungsdetektiv zu erwähnen. Engagiert, bei den Ermittlungen nicht locker lassend, unbestechlich, dabei aber auch durchaus charmant und umgänglich. Als Ermittler hätte ich ihn gerne öfter in einer Synchro erlebt.
Ich möchte noch hinzufügen, dass Hans Hinrich und Wolf Ackva als die titelgebenden Killer erstklassig sind. Besonders Hinrich vermochte eine monotone Boshaftigkeit in seine Stimme zu legen, die keinen Zweifel lässt, warum dieser kleine, fette Mann so extrem gefährlich ist. Und eine regelrecht komische Dimension bekommt "Dum-Dum" durch die Stimme von Wolfgang Preiss, der ihn als absoluten und in allem, was jenseits seiner Knarre liegt, hoffnungslos überforderten Idioten intonierte.
Zitat von bertiSelbst Horst Niendorf hätte (bei einer 10 Jahre später entstandenen Synchro) wohl nicht besser sein können.
Um Himmels willen, um's mal überspitzt zu formulieren. Bei den Filmen, die ich bisher mit dieser Kombi gesehen hab, fand ich Niendorf recht farblos. Hier und auch in ZELLE R17 konnte Curt Ackermann niemand das Wasser reichen.
Zitat von Stefan der DEFA-FanIch möchte noch hinzufügen, dass Hans Hinrich und Wolf Ackva als die titelgebenden Killer erstklassig sind. Besonders Hinrich vermochte eine monotone Boshaftigkeit in seine Stimme zu legen, die keinen Zweifel lässt, warum dieser kleine, fette Mann so extrem gefährlich ist. Und eine regelrecht komische Dimension bekommt "Dum-Dum" durch die Stimme von Wolfgang Preiss, der ihn als absoluten und in allem, was jenseits seiner Knarre liegt, hoffnungslos überforderten Idioten intonierte.
Das war tatsächlich Hinrich? Respekt, ich hatte eher an Wolf Martini gedacht, der hier natürlich weitaus klischeehafter gewesen wäre. Das Lob aller drei Sprecher kann ich nur unterschreiben, obwohl sich mir Ackermann und Klinger aufgrund ihrer größeren Präsenz (noch) stärker eingeprägt haben.
Zitat von SilenzioHier und auch in ZELLE R17 konnte Curt Ackermann niemand das Wasser reichen.
Mal sehen, ob ich mir den demnächst auch noch vornehmen kann. Da Ackermann und Lancaster hier ebenfalls beide noch am Anfang ihrer Karriere standen, könnte es da natürlich ähnlich gut wie beim "Schweden" funktioniert haben.
GGH für Joseph Cotten in Hitchcocks "Im Schatten des Zweifels"
Obwohl diese Besetzung in eine Phase fiel, in der GGH fast so überpräsent wie Arnold Marquis gewesen zu sein scheint, möchte ich ihn hier nicht missen. In dieser Rollen kann ich mir keinen anderen vorstellen. Arnold Marquis und Wolfgang Lukschy, die Cotten mehrfach sprachen, hätten 1969 schon viel zu alt geklungen. Heinz Drache wäre vielleicht interessant gewesen, hätte aber wohl zu hart und schneidend geklungen, so dass man nicht verstanden hätte, warum alle Welt Onkel Charlie für einen liebenswerten Charmeur hält. GGH dagegen konnte nicht nur dies (wie nicht anders zu erwarten war) vermitteln, sondern glänzte auch bei zwei Monologen, in denen Charlies dunkle Seite durchbricht: Einmal, als er bei Tisch plötzlich seinen Ekel vor fetten, reichen Witwen äußert, und dann, als er seiner Nichte gegenüber in der Bar die Welt als "Schweinestall" bezeichnet. Dadurch, dass GGH (wie von Stefan mehrfach erwähnt) offenbar während der Aufnahmen gerade stark erkältet war, klang seine Stimme dunkler und bedrohlicher als sonst. Aber dass Charlie bei der ersten der beiden Szenen unmittelbar nach seinem Ausbruch wieder den Charmeur gibt und die Stimmung rettet, ohne dass ihm jemand böse wäre, konnte wohl nur GGH so rüberbringen. Ein Horst Niendorf (der theoretisch auch eine Option gewesen wäre) dagegen wohl nicht. War diese Rolle eventuell eine der letzten in GGHs Berliner Phase? Wenn ja, wäre sie eine angemessene Abschiedsvorstellung gewesen.
Gerald Paradies für Eduardo Fajardo in SHANGOS LETZTER KAMPF.
Geniale Besetzung, Paradies passt hervorragend zum unrasierten, "dreckigen" Fajardo. Auch genial: Stefan Gossler für Maurice Poli, der diese Spätsynchro (EA: 2005) neben Paradies stark machte.
Martin Hirthe für Telly Savalas in "Im Geheimdienst ihrer Majestät"
Sicher, Hirthe als Oberschurke war zu dieser Zeit im Allgemein und speziell bei James Bond nicht gerade originell; ein gegen den Strich besetzter Alexander Welbat wäre auch reizvoll gewesen. Aber Hirthe war einfach zu genial. Er klingt regelrecht aufgekratzt, in jeder Sekunde wachsam, zugleich aber auch seiner Selbst absolut sicher und elegant-geschmeidig. Ein Höhepunkt ist die Szene in der Mitte des Films, in der er Bond erklärt, wieso er ihn durchschaut hat, und was sein Plan ist, während er so alltägliche Dinge tut wie einen Weihnachtsbaum zu schmücken und sich eine Zigarette anzuzünden. Da sitzt jede Nuance! Auch als er am Ende der Szene Bond einsperren lässt und zynische Witzchen über seinen Gefangenen und dessen erfroren herumhängenden Kollgen reißt ("Dass Ihr perversen Engländer auch so vernarrt in euren Sport seid!"), ist es ein Genuss, ihm zuzuhören. Natürlich bot Savalas (der vielleicht beste Gesichts-Blofeld) auch viel Spielraum. Aber wie gut Hirthe war, wird einem schon bei der einen Szene klar, die (unnötigerweise!) mit Jürgen Kluckert komplett neu aufgenommen wurde. Dort versprüht Blofeld weder Eleganz noch Bedrohlichkeit, sondern wirkt einfach nur schwerfällig. Natürlich lag es nicht an Kluckert an sich, sondern daran, dass er so gar nicht zur Rolle passte und außerdem zu schwer für den jüngeren Savalas klingt.
"Die tolldreisten Streiche des Dick Turpin" - ein absolutes Glanzlicht! Die Besetzung der wiederkehrenden Rollen ist perfekt - sogar Reinhard Kuhnert, den ich sonst nicht gern höre, zeigt sich von seiner allerbesten Seite und ich möchte ihn nicht missen - und sogar die Kontinuität ist gewahrt (die fahrende Schauspielerin wird beide Male von Lilo Grahn gesprochen, obwohl ein Jahr zwischen den Episoden lag). Regisseurin Dagmar Nawroth legte besonderen Wert auf im Synchron selten eingesetzte Schauspieler ersten Ranges: Jürgen Hentzsch, Stefan Lisewski, Wolfgang Greese sogar zweimal, Edwin Marian, Rolf Ludwig (!! - er hatte eigentlich 1970 nach dem Krach beim ersten Olsenbande-Filme jegliche weitere Zusammenarbeit mit dem DEFA-Synchronstudio aufgekündigt und wurde auch nur dieses eine Mal untreu). Dass die Dialoge geschliffen sind, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen, aber spritzig sind sie zudem (mitunter sind DEFA-Dialoge ja etwas überliterarisch). Summa summarum eine perfekte Leistung in allen Punkten. Wie wunderbar, dass es nur diese eine Synchro gibt und keine Gefahr da ist, dass sie ersetzt werden könnte.
Zitat von bertiZunächst Curt Ackermann für Burt Lancaster. Zwar kenne ich bisher noch nicht alle Filme mit dieser Kombination, trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass sie nie besser funktionierte. Denn hier klang Ackermann noch deutlich jünger und "leichter", während er später in Filmen wie "Vera Cruz" schon eine deutlich "schwerere" Stimme hatte, die Lancasters Dynamik etwas bremste.
Waaas? Sein "Himmel, Arsch und Zwirn" ist ja wohl mit Gold nicht aufzuwiegen! Wer sonst hätte das zum damaligen Zeitpunkt denn so männlich.ungehobelt, wie es die Rolle nahe legt, rüberbringen können? Und gerade im Vergleich mit Lukschy auf Cooper wirkt Lancaster mit Ackermann wie ein nicht zu bändigendes Energiebündel.
Zitat von John ConnorWaaas? Sein "Himmel, Arsch und Zwirn" ist ja wohl mit Gold nicht aufzuwiegen! Wer sonst hätte das zum damaligen Zeitpunkt denn so männlich.ungehobelt, wie es die Rolle nahe legt, rüberbringen können?
Vielleicht Arnold Marquis? Ich weiß, damals war er noch nicht so groß im Geschäft, aber nur ein paar Jahre später wurde er (ebenfalls von der Ultra und in einer Western-Rolle) auf Lancaster besetzt.
Zitat von berti Vielleicht Arnold Marquis? Ich weiß, damals war er noch nicht so groß im Geschäft, aber nur ein paar Jahre später wurde er (ebenfalls von der Ultra und in einer Western-Rolle) auf Lancaster besetzt.
Hehe, okay, halber Punkt für dich! Als besonders viril habe ich seine Stimme zwar nie empfunden - kam immer auf seine Schauspieler an -, das Ungehobelte war aber von Anfang an Marquis' Domäne, das stimmt. Nicht umsonst waren Ackermann und Marquis beide perfekt für Mitchum (allerdings: Lukschy in YAKUZA war grandios, aber das ist 'ne andere Gechichte), vor allem in EIN KÖDER FÜR DIE BESTIE kann ich mir keinen passenderen als Marquis vorstellen.
Auf Lancaster hat er mir allerdings nie gefallen, es hat sehr lange gedauert, bis ich mir den wunderschönen Western DENEN MAN NICHT VERGIBT ein zweites Mal geben konnte, weil Marquis auf Lancaster überhaupt nicht ging (inzwischen habe ich mich an diesen kleinen Schönheitsfehler dieses Films aber gewöhnt), in DER ZUG allerdings war das Ende der Fahnenstange erreicht - mit ihm wirkt Lancaster so dermaßen unsympathisch, wie man ihn sonst kaum kennt.
Zitat von John Connorin DER ZUG allerdings war das Ende der Fahnenstange erreicht - mit ihm wirkt Lancaster so dermaßen unsympathisch, wie man ihn sonst kaum kennt.
Stimmt, was aber auch (finde ich) der Rolle entspricht, denn Lancaster spielt hier einen sehr ungehobelten und tatsächlich nicht sehr sympathischen Kerl, der "nur" durch seine Taten zum Helden wird. Von daher konnte ich hier mit der Kombi sehr gut.
Zitat von John Connor(allerdings: Lukschy in YAKUZA war grandios, aber das ist 'ne andere Gechichte), vor allem in EIN KÖDER FÜR DIE BESTIE kann ich mir keinen passenderen als Marquis vorstellen.
Zu ersterem: In "Yakuza" finde ich Lukschy auch wunderbar. Im Übrigen hätte mir ihn noch öfter auf Robert Mitchum gewünscht.
Zu "Ein Köder für die Bestie": Ich fand Arnold Marquis für Robert Mitchum auch passend. Wie siehst du das mit der Übersetzung, wenn Mitchum im Original "Captain" sagt, in der deutschen Fassung jedoch immer "Meister" ? Ich finde es, das habe an anderer Stelle hier schon mal gesagt, nicht schlecht, da es provozierend wirkt, was Cady (Mitchum) mit Bowden (Peck) ja auch vorhat. Gut, etwas platter wirkt es schon, aber in dem Fall lasse ich mal Fünfe gerade sein.
Zu ersterem: In "Yakuza" finde ich Lukschy auch wunderbar. Im Übrigen hätte mir ihn noch öfter auf Robert Mitchum gewünscht.
Zu "Ein Köder für die Bestie": Ich fand Arnold Marquis für Robert Mitchum auch passend. Wie siehst du das mit der Übersetzung, wenn Mitchum im Original "Captain" sagt, in der deutschen Fassung jedoch immer "Meister" ? Ich finde es, das habe an anderer Stelle hier schon mal gesagt, nicht schlecht, da es provozierend wirkt, was Cady (Mitchum) mit Bowden (Peck) ja auch vorhat. Gut, etwas platter wirkt es schon, aber in dem Fall lasse ich mal Fünfe gerade sein.
Ob du's glaubst oder nicht - hinter meine Lobhudelei auf Marquis in EIN KÖDER FÜR DIE BESTIE wollte ich in Klammern seinen "Meister"-Spruch hinzufügen, hab's dann aber vergessen! Ich finde jedenfalls, dass der Spruch nicht nur äußerst passend ist, sondern Mitchums Figur sogar definitiv bereichert - dieses Schnippische liegt voll auf der Rolle!
Ach, der spätere Luksych ist ein Phänomen an sich. Ab den Endsechzigern wüsste ich keine Rolle, auf die er nicht super gepasst hätte. In Bezug auf Sprecher mit einer Langzeitkarriere (beonders auf die Stars der Goldenen Ära bezogen) habe ich mir folgende Kategorisierung zurechtgebastelt: Sprecher mit "zeitlosen" Stimmen, bei denen über Jahre hinweg keine Stimmveränderung festzustellen ist (z.B. Siegfried Schürenberg), Sprecher, die irgendwann ihren Zenit überschritten haben (z.B. Curt Ackermann ab CHARADE), und dann Sprecher, die erst Jahre nach ihrer quantitativen Hochzeit einen qualitativen Quantensprung hingelegt haben - und in diese Kategorie gehört für mich an allererster Stelle Lukschy!!! Ab den Endsechzigern wurde seine Stimme kräftiger, sonorer, hat er die nicht zu überhörenden phlegmatischen Manierismen seiner früheren Jahre radikal abgelegt und seine Rollen mit solch einer Spielfreude gesprochen, dass es eine Wonne ist, ihm zuzuhören - und damit hat jeden seiner Schauspieler geadelt. Unter anderem ist es genau dieser sinnliche Aspekt, warum ich Sychronfan bin.