Hallo, Billy Wilder hat im Alter von 91 Jahren über seinen letzten Film BUDDY BUDDY (1981) in dem Mammutinterview mit Cameron Crowe nur gesagt: „BUDDY BUDDY versuche ich zu vergessen. Lemmon und Matthau. Ich weiß nicht. Es ging irgendwie daneben. Ich besitze die Fähigkeit, das zu vergessen, woran ich mich nicht erinnern möchte.“ (in: Cameron Crowe: „Hat es Spaß gemacht, Mr. Wilder?“, München 2000). „In den USA spielte er nicht mal seine Produktionskosten ein, und in Europa kennen ihn nur die Wenigsten.“ (Deutsches Historisches Museum Berlin; Kino im Zeughaus) „Der Spiegel“ nennt den Film allerdings am 17.9.1984 seltsamerweise: „Die schönste Zusammenarbeit zwischen Wilder, Lemmon und Matthau.“
Klaus Kinski selbst sagte über die für ihn kurzen Dreharbeiten im gewohnten Ton: „Der Hollywood-Scheiss mit Billy Wilder ist, Gott sei es gedankt, zu Ende. Es ist für einen Aussenseiter unvorstellbar, was sich an Dämlichkeit, Grosskotzigkeit, Hysterie, Diktatur und lähmende Langeweile bei den Dreharbeiten mit Billy Wilder abspielt. Die sogenannten Schauspieler sind regelrecht dressierte Pudel, die ‚Männchen’ machen, immer wieder, bis zum Erbrechen, und über ‚Stöckchen springen’, man denkt, dass alle vollkommen verrückt geworden sind. Ich dachte, dass der Irrsinn überhaupt kein Ende mehr nimmt. Aber ich habe einen Haufen Geld bekommen für die paar Tage.“ (zit. nach http://www.geocities.com)
Helmuth Karasek berichtet über Billy Wilders Reaktion auf die Frage nach Kinski Folgendes: „Wilder zuckt nur die Achseln und schweigt sich aus. Aber einmal, als wir zusammen in den Kartons wühlten, in denen er seine Fotos aufbewahrt…, kommt ihm ein Bild in die Finger, das ihn zusammen mit Kinski, offensichtlich während einer Drehpause, zeigt. Wilder nimmt das Bild und zerreist es, ohne ein Wort dazu zu sagen. Kein großer Akt, einfach so. Als ich protestiere und das Bild retten will, meint er nur: ‚Aber geh! Das ist ein abscheuliches Foto. Völlig überflüssig.’“ (Helmuth Karasek: „Billy Wilder. Eine Nahaufnahme“; München 1992).
Es ist das Remake vom erfolgreichen Vorbild DIE FILZLAUS (Frankreich 1973, Buch: Francis Veber nach seinem Theaterstück) mit Lino Ventura (Arnold Marquis) und Jacques Brel (Peer Schmidt). In BUDDY BUDDY spielt Klaus Kinski die Rolle des Sexualtherapeuten Dr. Hugo Zuckerbrot (im fr. Original: Jean-Pierre Darras als „Irrenarzt“ Dr. Fuchs [klasse: Siegmar Schneider]). Umso mehr fällt es (störend) auf, dass er mit sächsischem Akzent von Friedrich Georg Beckhaus synchronisiert wird.
Wir haben hier den doch eher seltenen Fall in der Synchrongeschichte, dass eine Rolle in der deutschen Fassung ganz bewusst mit einem Akzent versehen wurde, ohne dass es zwingend notwendig gewesen wäre. Kinski ist ja bekanntlich in Zoppot bei Danzig (heute Polen) geboren, also kein Sachse.
Ich habe in den Film noch einmal reingeschaut. Er ist (leider) völlig ohne weitere Dialogwitze („Gehirnprothesenträger“ ist noch das witzige Wort). Da ist nichts aufgegagt in Brandt/Brunnemann-Manier, was bei DIE FILZLAUS (z.B. Ventura/Marquis: „Nun stell’ mal de Lauscher hoch“, „Eure Holzgardine macht hier den Schlappmann!“, „Wollen Sie mit einer Bullenschleuder in eine Sterbelaube gerudert werden?“, „Nun halten Sie mal das Spielbein still!“) mit Sicherheit noch gemacht wurde. Indiz: Rainer Brandts Stimme als Radioansager. Aber in BUDDY BUDDY gibt es auch keinen Grund, der erkennbar oder erklärbar macht, warum Kinski sächseln sollte. Erst gegen Ende sagt Lemmon (Georg Thomalla): „Ich hab’ die Scheiß-Klinik in die Luft gesprengt.“ Matthau (Wolfgang Völz): „Mit deiner Frau und dem Sachsen?“ - „Nein, der Doktor ist wieder in Ost-Berlin (!!!), und Cecilia ist mit dem Empfangschef abgehauen.“
Wer mag also wohl auf die Idee gekommen sein, den Berliner F.G. Beckhaus für Kinski sächsisch plaudern zu lassen? „berti“ hat an anderer Stelle im Forum darauf hingewiesen, dass so etwas allgemein lustig klingen soll, was es hier aber wahrlich nicht tut. (Z.B. Gluuhni statt Clooney.) „Zweifelhaft erscheint dagegen der Einfall, Klaus Kinski mit sächsischem Dialekt zu synchronisieren.“ (Prisma online) Da Kinskis Dr. Zuckerbrot als ziemlich unsympathisch und egozentrisch dargestellt wird, bleibt, wenn man’s ernst nehmen würde, nur der Nachgeschmack von Diskriminierung der Sachsen und besonders vom völlig unterforderten Kinski, mehr nicht. Bei http://www.youtube.com/watch?v=oUn3FvDZpVk (beim Drehen): „Kinski as Dr.Zuckerbrot“ (Deutsche Fassg.): http://www.youtube.com/watch?v=cQ4I_M-8oEI&feature=related
Zitat von HarveyWer mag also wohl auf die Idee gekommen sein, den Berliner F.G. Beckhaus für Kinski sächsisch plaudern zu lassen? „berti“ hat an anderer Stelle im Forum darauf hingewiesen, dass so etwas allgemein lustig klingen soll, was es hier aber wahrlich nicht tut. (Z.B. Gluuhni statt Clooney.) „Zweifelhaft erscheint dagegen der Einfall, Klaus Kinski mit sächsischem Dialekt zu synchronisieren.“ (Prisma online) Da Kinskis Dr. Zuckerbrot als ziemlich unsympathisch und egozentrisch dargestellt wird, bleibt, wenn man’s ernst nehmen würde, nur der Nachgeschmack von Diskriminierung der Sachsen und besonders vom völlig unterforderten Kinski, mehr nicht.
Tja, manche glauben wohl, "Sächsich" würde bei Wessis automatisch zu Lachkrämpfen führen, auch ohne inhaltliche Gründe. Beispiele gibt´s neben der Synchronbranche natürlich auch in der Comedy-Szene. Besonders peinlich wird es natürlich, wenn man raushört, dass der Dialekt nur nachgemacht ist.
Ich muß jetzt mal sagen, das ich Gerd Martienzen auf Kinski eigentlich garnicht schlecht finde! Auch Uschkurat war passend. Mit F.G. Beckhaus hingegen kann ich mich nicht anfreunden...
Im Hörspiel "Wiedersehen mit Brideshead" aus den 50er Jahren sprechen Martienzen und Kinski die Hauptrollen. Da kann man hören, dass die Stimmen der beiden - zumal im jungen Alter - gar nicht so unterschiedlich sind. Meiner Ansicht nach wurde Martienzen bei den Synchronauftritten für Kinski gedrängt, etwas eindimensional auf "Irrer vom Dienst" zu machen; mag ein Grund sein, dass diese Besetzung vielen gegen den Strich geht.
Ohnehin lässt sich einigen Hörspielen entnehmen, dass Martienzen auch sanfter sprechen konnte, als es seine Bösewicht- und Komödienrollen vermuten lassen.
Zitat "Die gnadenlose Hand des Gesetzes": --- (VIDEO 1984) - kein Dialog
Ich habe den Film gestern auf italienisch gesehen. Man sieht Kinski zwar nie sprechen, aber er vermeldet einmal was am Telefon und sagt als Taxi-Fahrer getarnt einmal "Ja!" aus dem Off. Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass beide Szenen auf deutsch geschnitten worden sind. Jedenfalls dürfte er wohl eine Stimme gehabt haben und die "kein Dialog"-Assoziation drängte sich wohl auf, weil man ihn nicht sprechen sieht, was aber eigentlich nichts heißt...
Habe diesen sehr guten Film vorhin zum ersten Mal auf Deutsch gesehen und kann das jetzt bestätigen. Kinski(s Sprecher) ist sogar an ca. 3 Stellen, jeweils aus dem Off, zu hören.
Die Synchro hat mir übrigens sehr gut gefallen. Frage mich aus welcher Stadt die war...habe niemanden außer Hans W. Hamacher erkannt...
Zitat von MückeDie Synchro hat mir übrigens sehr gut gefallen. Frage mich aus welcher Stadt die war...habe niemanden außer Hans W. Hamacher erkannt...
Habe eine verwegene Theorie - ist der Film vielleicht auch im DDR-Fernsehen gelaufen (dann natürlich unter anderem Titel)? Fritz Decho und Hamacher kann man sehr schnell verwechseln - und das wäre eine Erklärung für die unbekannten Stimmen ...
Das wäre dann aber keine DEFA-Fassung, sondern eher Raum Remagen. Wobei Furler mir in den 80ern noch nie untergekommen ist. Könnte es eine hamburger Synchro sein und Furler wurde mit Ernst von Klipstein verwechselt?
ich kann mich Mailmans Höreindruck nur anschließen - auch für mich ist Philippe Leroys dt. Stimme in "Die gnadenlose Hand des Gesetzes" die von Adolf ('Addi') Furler, der neben seiner Tätigkeit als Moderator der ARD-Sportschau und Sportreporter auch zahlreiche Einsätze als Hörfunksprecher (Deutsche Welle und WDR Köln) hatte und nicht selten auch als Synchronsprecher fungierte, vor allem für die IFU Remagen.
Da der hier angesprochene Film von 1974 seine dt. EA (auf Video) erst 10 Jahre später hatte, liegt der Verdacht nahe, dass die Synchro in Düsseldorf oder Köln entstand, da Furler m. W. überwiegend in diesem geografischen Bereich arbeitete.