Zitat von SchweizerMIch würde mal interessieren ob den nun die Synchronfassung eigentlich von den Usern hier als gelungen angesehen wird? Trotz eines langen Threads gibt es erstaunlich wenig Kommentare dazu. Grüsse
Moin Schweizer,
ich teile mein Urteil über die Synchro von The West Wing mal in drei Bereiche auf:
A. Synchrondrehbuch
Hier wird m.E. bisher sehr gute Arbeit geleistet. Englische Idiome werden im Zweifelsfall übernommen, aber im Kontext erläutert, so dass trotz Stakkato-Dialogen und teilweise sehr trockener Materie (es geht nun mal um Details der US-amerikanischen Politik) das Verständnis im Deutschen nicht auf der Strecke bleibt. Kleinere Fehler - vgl. diesen Thread - treten aber natürlich auch hier auf, was aber nichts an der ansonsten hohen Qualität der deutschen Übersetzung ändert.
B. Sprecher der Hauptrollen
Alle Sprecher passen sowohl zu "ihren" Schauspielern als auch den Charakteren, was sich in guten bis sehr guten Leistungen widerspiegelt. Insbesondere Buchholz, Kröger und Kuhnert ragen aus dem Ensemble heraus (ist natürlich nur eine subjektive Einschätzung, wobei zumindest bei Buchholz ja auch andere Forumsteilnehmer dieser Meinung sind). Dennoch hat sich hier gegen Ende der letzten Staffel gezeigt, dass die dt. Fassung scheinbar unter ziemlichen Zeitdruck entsteht, denn sowohl Buchholz als auch Bussinger waren mehrere Folgen lang (wohl ein Synchronblock) mehr als nur ein wenig erkältet. Schade, dass man hier nicht genügend Zeit hatte, die Gesundung der beiden abzuwarten.
C. Sprecher der Gastrollen
Hier liegt m.E. der große Schwachpunkt der Serie. Kritisch hierbei sind weniger die Leistungen der Sprecher, als vielmehr ihre Fehlbesetzung. Das jüngste Beispiel ist Siebeck für Mark Harmon (dass hat von der ersten bis zur letzten Folge nie passend geklungen) oder Gossler für Adam Arkin anstelle von Hengstler (wobei das weniger unpassend klang). Wirklich famos fand ich bisher nur Stritzel für Roger Rees und - quasi eine Neuentdeckung - Merete Brettschneider für Emily Procter. Ansonsten merkt man, dass oft unbekannte und daher wohl auch günstige Sprecher für (kleine) Nebenrollen eingesetzt werden, was sich auch in der Qualität der jeweiligen Leistungen bemerkbar macht.
Fazit
Gerade die Bewertung von Punkt C ist natürlich bei jedem anders ausgeprägt. Für Emily Procter wäre z.B. auch Pukaß sinnvoll gewesen, aber da hat mich die andere Besetzung - mangels vorheriger Kenntnis der Darstellerin - nicht gestört, während ich bei Harmon und Arkin doch sehr auf Condrus und Hengstler geprägt bin.
Lange Rede, kurzer Sinn: die deutsche Fassung ist in Ordnung, auch wenn sie kleine Macken aufweist.
Und ansonsten wiederhole ich mal meine Forderung / Hoffnung: Armin Mueller-Stahl für Armin Mueller-Stahl! Kein Kaspar Eichel, Otto Mellies, Gerhard Paul, etc.! Mueller-Stahl für Mueller-Stahl, vielen Dank im voraus.
Vielen herzlichen Dank für diese ausführliche Meinung zur Synchro. Genau sowas hab ich mir erhofft auf meine Frage :)
Klingt ja insgesamt nicht schlecht. Das mit den Gast-Rollen ist aber zugegeben wirklich sehr schade. Mal sehen wie ich das empfinde. Wenn zwischen den Leistungen der Hauptsprecher und den Gastsprechern eine zu grosse Diskrepanz ist habe ich öfters mal Mühe weil es sich zu sehr voneinander abhebt.
Das mit dem Zeitdruck in der Form ist auch Schade. Aber ist ja leider inzwischen ein weit verbreitetes Phänomen. Und bei Synchros die rein von den Pay TV Sendern in Auftrag gegeben werden ist das wohl noch mehr problematisch wie mir auch anhand anderer Beispiele scheint. Dank PayTV kriegen wir zwar auch Serien zu sehen die sonst wohl nicht laufen würden, aber ich denke die Bearbeitungsaufträge von FreeTV Sendern haben wesentlich mehr Budget und einen etwas angenehmeren Zeitplan für die Verantwortlichen.
ich kann mich nur anschließen: Ich finde die Synchro auch gelungen. Karin Buchholz ist der Knaller, sehr gut auch Reinhard Kuhnert und Marco Kröger. Sowohl mit Hans-Werner Bussinger auf John Spencer als auch mit Hans-Jürgen Dittberner auf Bradley Whitford werde ich auch nach drei Staffeln nicht so recht warm. Ersterer ist mir zu wuchtig, fast zu voluminös für Spencer, und Dittberner ... tjae, ich kann's gar nicht richtig ausdrücken, ich finde es paßt nicht so richtig... Super dagegen Sabine Mazay für Janel Moloney.
Und daß da Zeitdruck geherrscht hat, habe ich mir auch so gedacht: In der allerletzten Folge (3#21 Posse Comitatus) sieht sich der Präsident Shakespeares Rosenkriege an, die komplett im englischen Original belassen wurden... Schade...
Zitat von BjoernUnd daß da Zeitdruck geherrscht hat, habe ich mir auch so gedacht: In der allerletzten Folge (3#21 Posse Comitatus) sieht sich der Präsident Shakespeares Rosenkriege an, die komplett im englischen Original belassen wurden... Schade... Grüße, Bjoern
Moin Bjoern,
meine Vermutung ist, dass man das Theaterstück bewusst nicht eingedeutscht hat, um keinen Bruch zum englischsprachigen Lied am Ende der Aufführung zu haben. Ansonsten hätte man ja alle Bühnentexte problemlos synchronisieren können, insbesondere weil man die Darsteller nie in Nahaufnahmen sieht (was ich aber schade fand, da ich die ganze Zeit nach Armin Shimerman als Richard III. Ausschau gehalten habe) und man somit viel Freiraum hatte bzgl. der Lippensynchronität.
wie allseits bekannt sein dürfte, ist vor zwei Wochen Hans-Werner Bussinger gestorben und hinterlässt eine schmerzliche Lücke, auch in The West Wing, wo er John Spencer als Leo McGarry in Staffel 1-3 sprach. Ich hoffe, niemand empfindet es als respektlos, wenn ich an dieser Stelle meine Gedanken über einen möglichen Nachfolger für Bussinger auf John Spencer äußere. Gerade die schwierige Frage, wer seine Nachfolge antreten könnte, zeigt auf, welche hohen schauspielerischen Qualitäten Bussinger aufwies.
Nach einem Ideenaustausch mit VanToby favorisiere ich als Nachfolger Bert Franzke. Neben seiner Stimmähnlichkeit mit Bussinger traue ich ihm auch zu, die verschiedenen Facetten des Charakters "Leo McGarry" zu spielen, die Bussinger so genau getroffen hat: Warmherzigkeit, bei gleichzeitiger Kompromißlosigkeit in den (macht-)politischen Entscheidungen; daneben eine "gebrochene" Seele, die sich immer noch von den Geistern der Vergangenheit (Alkoholismus) erholt und mit einer gescheiterten Ehe konfrontiert ist. Eine vergleichbare Bandbreite hat Franzke bereits bei dem Charakter "Londo Mollari" in Babylon 5 an den Tag gelegt.
Ein weiterer Sprecher, der "Leo McGarry" verkörpern könnte, ist für mich Andreas Thieck. Seine Stimme ist mittlerweile etwas heiserer geworden, wodurch er sich den beiden Vorlagen (O-Ton und Bussinger) angenähert hat. Bei ihm habe ich auch keine Bedenken, dass er die Facetten der Figur trifft - zwar wäre es ein anderer als der gewohnte "Leo McGarry", aber ein nichtsdestotrotz ebenfalls passender. Als Referenzen bieten sich hier seine Einsätze für Mark Harmon in Chicago Hope und J.G. Hertzler in Deep Space Nine an.
Eine weitere Möglichkeit ist Uli Krohm. Auch wenn er sich stimmlich etwas "zurückhalten" müsste, glaube ich, dass auch er die Figur "Leo McGarry" darstellen kann. Im Vergleich zu Franzke und Thieck, insbesondere natürlich zu Franzke, wäre hier aber der Unterschied zu den beiden Vorlagen am größten.
Wie ihr seht, traue ich Franzke am ehesten zu, die durch Bussingers Ableben entstandene Lücke in The West Wing zu füllen. Auch er kann ihn nicht - wie auch sonst kein Sprecher - einfach ersetzen, aber er kann zumindest seine Arbeit fortführen und dabei der von Bussinger erschaffenen Vorlage gerecht werden. Wie ist denn eure Meinung zur Nachfolge Bussingers im Allgemeinen und zum Vorschlag "Bert Franzke" im Speziellen?
Meine Meinung wird nun nicht mehr allzu sehr überraschen, aber noch kurz ein paar Anmerkungen dazu:
Bert Franzke ist auch mein absoluter Top-Kandidat (erst recht für John Noble in FRINGE, dessen Wirrheit er ebenfalls bestens treffen würde) aus den Gründen, die Jayden bereits genannt hat. Er spielt zwar meines Wissens viel Theater in Leipzig, aber der Grund, warum er momentan nur noch wenig besetzt wird, ist wohl mehr, dass ihn kaum noch jemand kennt...
Uli Krohm würde in der Tat vielleicht drohen, etwas "zu dick" aufgetragen zu klingen, aber ich denke, langfristig könnte man sich daran gewöhnen.
Andreas Thieck ist so unwahrscheinlich wie genial. Der stimmliche Bruch wäre mMn aber sogar noch größer als bei Uli Krohm, aber er könnte den Geist der Rolle auf eine ganz eigene Weise treffen (vielleicht ungefähr wie bei Rolf Schult und Ernst Meincke für Patrick Stewart).
Noch weitere Sprecher, die wir in die engere Auswahl genommen hatten: Roland Hemmo: Vielleicht etwas langweilig (und dafür wohl etwas zu teuer), aber überzeugen würde er letztlich schon. Dieter Memel: Eigentlich zu glatt und tendentiell zu kühl. Würde funktionieren, aber einen ganz anderen Leo ergeben. Jürgen Kluckert: An sich schon vorstellbar, mir persönlich etwas zu "böse" und grimmig.
(Überlegt, aber aus diversen Gründen aussortiert, hatten wir weiter: Viktor Deiß, Kaspar Eichel, Helmut Gauß, Norbert Gescher, Eberhard Haar, Lutz Riedel, Eberhard Prüter, Engelbert von Nordhausen)
So traurig es auch ist, aber leider bleibt die Zeit nicht stehen. Es ist manchmal ein grausiges Geschäft, aber das ist das Leben... Von daher gilt es hier nicht, Bussinger zu entwürdigen, indem man ihn pietätlos, da die Zeit drängt, jetzt schon ersetzen will, sondern ihn vielmehr zu würdigen, indem man gut über einen Sprecher nachdenkt, der seine Vorlage zwar nicht kopiert, aber ihrer würdig wird.
Mal eine Frage in die KUNDIGE Runde ;) nachdem ja die vierte Staffel von THE WEST WING gottseidank ab 14.12.09 auf FOX/Sky gesendet wird:
Wurden denn ALLE 7 STAFFELN schon synchronisiert (vor dem Tode von Hans-Werner Bussinger)?
Oder müssen wir uns ab 14.12.09 auf eine neue Synchronstimme von John Spencer einstellen, der den Stabschef des Präsidenten spielt? Das wäre allzu schade, denn in Bussinger/Spencer hab ich mich richtiggehend verliebt (wie ich mittlerweile überhaupt die gesamte Synchro, vom Präsidenten bis zur kleinsten Helferin eigentlich sehr gut finde).
Zitat von VanTobyHier ist eine Hörprobe von Uli Krohm aus der Neusynchro von JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES.
Es gibt ne Neu-Synchro von JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES!!!??? Wozu das denn? Und wo ist die zu hören, hoffentlich nicht auf den DVDs (meine liegen seit Jahren noch eingeschweißt im Regal aufeinander seit ich die gekauft hatte?
In Antwort auf:In WEST WING sprach er u.a. bereits Daniel von Bargen und Bill Cobbs.
Danke, hab die Stimme jetzt erkannt.
In Antwort auf:So schnell läuft eine Synchro nicht ab. Die Arbeiten zu Staffel 4 haben meines Wissens erst vor kurzem begonnen.
In der TV-Spielfilm stand mal was, daß zumindest SAT RTL und Co. bei gekauften amerikanischen Serien gleich mal ALLE vorliegenden Staffeln auf einen Rutsch durchsynchronisieren lassen würden, selbst wenn die dann noch jahrelang auf Halde beim Sender rumliegen, siehe THE SHIELD von früher usw. usf. Stimmt das nicht? Und THR WEST WING ist ja auch seit zehn Jahren schon "fertisch" also müßten FOX doch da eigentlich ALLE Staffeln schon längst vorliegen, oder?
Zitat von ForumOnkelUnd THR WEST WING ist ja auch seit zehn Jahren schon "fertisch" also müßten FOX doch da eigentlich ALLE Staffeln schon längst vorliegen, oder?
Moin ForumOnkel,
The West Wing lief von 1999 bis 2006, ist also noch nicht seit 10 Jahren fertig. Zudem ist die Entscheidung, die Serie zu synchronisieren und auf dem FOX Channel zu zeigen, erst vor knapp zwei Jahren gefallen. Seitdem wird fleißig übersetzt, synchronisiert und ausgestrahlt. Die Synchronarbeiten zur vierten Staffel haben erst im Oktober diesen Jahres begonnen, d.h. dass FOX bzgl. der deutschen Fassung zur Zeit "Bergfest" feiern kann. Bis die Serie komplett vorliegt, wird es also noch 1-2 Jahre dauern.