Zitat Darf ich hier von Schlamperei sprechen oder muss ich das in die Rubrik "Zeitdruck" abschieben?
Der Zeitdruck war in der Tat enorm, oder wie ich es lieber nenne: Die Timeline war ausgesprochen straff.
Bei einem Wordcount von etwa 187 000 kann man S&M durchaus als recht Text-lastig bezeichnen. Das entspricht etwa 600 Romanseiten. Ich habe das ganze in fünfeinhalb Wochen durchgezogen. Ich habe selbstverständlich einen Spell-Checker verwendet, halte es also für unwahrscheinlich, dass Tippfehler zuhauf auftreten, noch dazu wo mindestens zwei weitere Individuen lektoriert haben. Ob sich solche Fehler bei der Implementierung eingeschlichen haben können, weiß ich nicht. Beispiele würden bei der Analyse helfen. Wenn die Fehler in der Umgebung von Umlauten auftauchen ist das durchaus eine Möglichkeit. In Namen sind Buchstabendreher von "-le" nach "-el" jedenfalls i.d.R beabsichtigt.
Mir ist natürlich bewusst, dass in einem Forum wie diesem vornehmlich die Dinge diskutiert werden, die schief gelaufen sind, selbst wenn diese sich auf unter-Promille-Nieveau abspielen. In einer perfekten Welt hätte man für ein Projekt wie "Im Theater des Teufels" sechs Monate Zeit, dann könnte ich auch garantieren, dass das Skript von meiner Seite aus fehlerfrei abgeliefert wird. Unter den realen Umständen ist das nicht möglich und wird es auch nie sein.
Mh, leider wird der Fehlerspruch nicht wiederholt, es war aber ein ie / ei-Dreher und nicht in nem Namen ;)
Aber wenn du gerne was positives hören möchtest, hier eine Stelle wo offenbar bei der Nachbearbeitung jemand aufgepasst hat:
Text: "Ja, irgendwie sehe ich uns auch nicht dahin zurückgehen, wo die ganzen Stinkys da rumhängen."
Sprecher: "Ja, solange die Stinkys da rumhängen, wird das nicht funktionieren."
Und ja, in einer perfekten Welt hat ein Übersetzer nicht nur genügend Zeit, sondern auch genügend Hintergrundwissen um treffsicher übersetzen zu können. In diesem Zusammenhang führe ich ja gerne die "Dragon Quest"-Reihe von Square Enix auf. Dort hab ich zumindest das Gefühl, dass die Übersetzerin (?) zumindest irgendwann mal gesehen hat *was* sie eigentlich übersetzt. Zumindest bestehen die Gegnernamen dort teilweise aus grenzdebilen Wortspielen, für dessen Schöpfung die englischen Namen sicherlich nicht ausreichen.
Zitat Ja, irgendwie sehe ich uns auch nicht dahin zurückgehen, wo die ganzen Stinkys da rumhängen.
Aua, das ist in der Tat übel. Tut mir aufrichtig leid. So was kommt in einem Zustand, den ich "Sprachblindheit" nenne, ab und zu vor, sollte aber eigentlich im Lektorat aufgefangen werden. (Das ist tatsächlich von meiner Seite aus dem knappen Zeitplan geschuldet, aber zugegebener Maßen trotzdem unentschuldbar).
Deine Beobachtungen lassen darauf schließen, dass nach der Implementierung der Untertitel noch Änderungen im Sprecher-Skript stattgefunden haben, oder bei den Aufnahmen selbst auf korrektes Deutsch und besseren Flow geachtet wurde. Frage mich allerdings, an welcher stelle dann die Lip-Synch gemacht wurde.
Muss wirklich noch mal wegen meines Belegexemplars bei Daedalic nachhaken.
Edit: Bevor ich mich an jede einzelne Folge gemacht habe, habe ich mir zumindest Playthrough-Videos angesehen; zum selbst spielen fehlte die Zeit. Die Struktur des Skripts (fehlende Kontexte/Kontinuität) warf aber so schon genug Probleme auf, dass selbst ein fünfmaliges anschauen der Videos keine Garantie gewesen wäre, diese Art Fehler zu vermeiden.
Dennoch trotz aller Kritik, gefällt mir die Sprachausgabe vom Season 3 am allerbesten habe vor kurzem die ersten beiden teile Gespielt, Season 2 war mehr als Schlampig, war richtig erschrocken wie lieblos das ganze war, aber der Dritte Teil, ist zumindest für meinem Geschmack wirklich gut, mal davon abgesehen ob manches schlecht übersetzt wurde.
@ADan: Schön, dass sich hier mal ein Übersetzer meldet. :)
Was ich jedoch ziemlich nervig finde ist, dass man sich nicht entscheiden konnte, ob man Moul Man mit Maulmann oder Maulfwurf (wie bei den Vorgängern) übersetzt. Bei den Gesprächen wird da hin und her gewechselt (auch in den Untertiteln). Hier hätte man sich auf Maulwurfmann einigen sollen. Sehr schade ist auch, dass die TOMI-Anspielung in der Übersetzung verloren geht. Aus "Unheilig das hier" wurde "Entheiligt das hier". Die Qualität der deutsche Lokalisierung schwankt zwischen Season One und TOMI. Den Übersetzer will ich hier kein Vorwurf machen, sondern eher Daedelic und Telltale. Es ist ja schon eine Art Running-Gag, dass kein Telltale-Spiel eine saubere Lokalisierung bekommt.
Was erwartest du, wenn jedes Telltale-Spiel von anderen Parteien published und übersetzt wird. IMO müßte sich Telltale mal ein Publisher mit Ellebogen in den weg stellen und sagen "Jungs, wir publishen das für euch - aber nach unseren Regeln!" Aber das will Telltale offenbar nicht. Publishingdeals für lokalisierte Fassungen werden wohl erst dann ausgehandelt, wenn die Telltales Downloadeinnahmen zurückgehen. Dann wohl auch noch mit einer zeitlichen Frist, damit man ja nicht ordentlich arbeiten kann - oder sie nehmen die Lokalisierung selbst in die Hand und zeigen, wie wenig Interesse sie am ausländischen Markt haben.
@Kirk20: Die Entscheidung für "Maulmann" war sehr bewusst. Spricht sich besser als das dreisilbige "Maulwurfmann" (und die sind ja auch ständig am "maulen", die Leute). "Maulwurf" wird auch bewusst als Variante verwendet, wenn mir dies im Satzzusammenhang stilistisch besser erschien (aber in der Regel nur im Plural) und wenn "Maulmänner" als Gruppenname nicht ging (wg. femininer Beteiligung) heißt es etwas holprig, aber adäquat "Maulwurfleute" bzw. eben "Maulwürfe". Man sieht hier, dass Übersetzungen zu einem guten Teil auch Geschmacksache sind. (Es heißt übrigens "mole-man/men" resp. "Moleman").
Die TOMI-Anspielung war mir tatsächlich entgangen, aber es ist schlicht unrealistisch, dass bei der Masse und Dichte an Anspielungen (auf alle möglichen kulturellen Bezüge aus den verschiedensten Bereichen) eine Einzelperson restlos alle mitkriegt. Ich bin überzeugt davon, dass sich mehr Anspielungen in dem Spiel befinden, die mir bewusst geworden sind, als sie jedem einzelnen Spieler auffallen werden. Nichtsdestotrotz hätte ich ohnehin Schwierigkeiten damit, guten Gewissens einen Imperativ als etwas anderes zu übersetzen. (Ich habe außerdem einen Faible für die Erhaltung tendenziell obsoleter Begriffe. So kommt dann die Entscheidung für ein "entheiligen" zustande).
@Alamar: Das kann ich letztlich so unterschreiben. Ob's hingegen realistisch ist ...?
(Nur um klarzustellen: Ich selbst hatte keinen Kontakt mit Telltale, kann also nicht wirklich urteilen, wie sich die Zusammenarbeit mit ihnen gestaltet).
Meinte natürlich Moleman. Du musst verzeihen, aber seit dem ich die dt. Versionen von TOMI und ZIDZ gespielt habe, bin ich mir nicht mehr sicher, ob so eine Übersetzung gewollt oder einfach nur schlampig ist (Ghost Pirate LeChuck).
Habe noch mal über die TOMI-"Anspielung" nachgedacht. Es kann erstens sein, dass es gar keine ist, sondern sich diese typisch amerikanische Fügung zufällig mit dem gleichen Verb ergeben hat und zweitens kann man die Auffassung vertreten, dass "unheilig, das hier" eine Fehlübersetzung aufgrund eines Missverständnisses verm. wg. fehlendem Kontext war. Die Fügung mit dem imperativ und "this" kann man vielleicht in der Grundform als "(try to) deal with *this*" verstehen. Das war jedenfalls in S&M eindeutig der Fall. Kann natürlich in TOMI auch eine Situationsbeschreibung sein (leider kenne ich nicht alle Telltale-Spiele auswendig), dann ist es aber wiederum definitiv keine Anspielung.
Ach es ist alles so herrlich kompliziert.
Zwischen "gewollt" und "schlampig" gibt es übrigens m.E noch etliche Stufen der Nuancierung. Eine davon wäre vielleicht "ausgesprochen unhandliches Loka-Kit". ;)
Es ist definitiv eine Anspielung, da das englische "Unholy this!" überhaupt keinen Sinn ergibt, was bei TOMI auch durchaus bewusst so rüberkommt (mit entsprechender Reaktion von Elaine). Trotzdem hätte ich eigentlich von Telltales Seite entsprechende Anmerkungen im Script erwartet, damit das auch deutlich wird.
Zitat Es ist definitiv eine Anspielung, da das englische "Unholy this!" überhaupt keinen Sinn ergibt,[...]
Da muss ich leider widersprechen:
Es handelt sich um eine "nonsensische " Fügung, die im Kontext und auf einer tieferen semantischen Ebene durchaus Sinn ergibt. Die bessere Analogie dafür ist vielleicht "Watch this!". Die Amis machen so was ständig. Bin immer noch überzeugt, dass dies dem Übersetzer/den Übersetzern von TOMI nicht bewusst war. Ob es als Anspielung gemeint ist weiß letztendlich nur der Autor und jene, mit denen er evtl. darüber geredet hat.
Mag ja sein, dass "Unholy this" Sinn ergeben KÖNNTE, tut es im Zusammenhang, in dem es in Tales verwendet wird aber nicht, da "Unholy" von LeChuck als Adjektiv verwendet wird (in beiden Malen, in denen der Gag vorkommmt). Ich mache das nicht gerne, aber: DAS ist ja gerade der Witz des ganzen. Elaines Reaktion "Unholy this?" - "Yeah, I know, but he didn't give me much to work with." stellt das dann auch klar. Sieh's einfach ein, den hast du verbockt ;)
Du wolltest einen Vertipper wissen, bitteschön: "Tut und leid, wir haben die Bedienungsanleitung verloren."
Desweiteren wird das SACK / COPS-Mitglied in den Untertiteln "Ghettoblaster" genannt, im Sprachtext aber korrekterweise "Bluster Blaster". Jap, es war ein Spielautomat und kein Ghettoblaster.
Text: "Wir mußten mitansehen wie Mama Bosco Leiterplatten zerspante..." "Zerspanen" war wohl nicht massentauglich genug, im Sprechtext wurde daraus "zerschrottete"
Fehler zu finden ist einfacher als gut übersetzte Passagen zu finden, nimm's uns also nicht übel :D