Dass die DEFA-Fassung überhaupt existiert, ist schon kaum bekannt. Eine Fernsehausstrahlung gab es nie, maximal existiert also beim Bundesfilmarchiv oder/und bei der DEFA-Stiftung eine 35mm-Kopie, aber das war es dann leider auch. Zu meinem großen Bedauern, denn Margot Spielvogel war ein Garant für eine gediegene Synchronisation. Thiemanns Dialogbuch könnte sogar recht locker ausgefallen sein, aber wahrscheinlich ohne solch anstößige Worte (trotz des vergangenen Jahrzehnts).
In "Die barfüßige Gräfin" (1954) lässt Oscar Muldoon (Edmond O'Brien) in einem Tanzlokal in Spanien eine gehässige Bemerkung über Harry Dawes (Humphrey Bogart) fallen, nachdem dieser sich weigert, Maria Vargas zu einer weiteren Tanznummer zu überreden, nachdem Kirk Edwards (Warren Stevens) das von ihm verlangt hat. Diese Bemerkung fällt in der deutschen Synchronfassung ziemlich brachial aus:
Deutsche Fassung: "Ein ehemaliger Trunkenbold, der im Atelier vor versammelter Mannschaft auf die Fresse gefallen ist." Originalfassung: "An ex-drunk who's fallen on his face in front of half of casting".
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #14In "Fantomas" hört man Gerd Martienzen unterdrückt, aber vernehmlich "Scheiße" sagen, als Juve vergeblich gegen die Tür gesprungen ist - 1965 keineswegs Standard.
In dem kurz danach in Deutschland herausgekommenenen "Scharfe Sachen für Monsieur" gibt es eine ähnliche Szene ebenfalls mit Louis de Funès: Als Saroyan ziemlich genau in der Mitte des Films im Park den Figer einer Marmorstatue im Rücken hat, hält er diesen erst für den Lauf einer Pistole und glaubt, jemand würde ihn bedrohen. Er redet zuerst auf den vermeintlichen Gangster ein, wirbelt dann aber herum, um diesem die Waffe aus der Hand zu schlagen, wobei ihm ein weggenuscheltes, aber trotzdem herauszuhörendes "Du H*****sohn!" entfährt. Wohlgemerkt: Hier handelt es sich nicht um einen Italowestern oder Kriegsfilm (bei diesen Genres kam eine "deftigere" Wortwahl damals öfter vor), sondern um eine "leichte" Komödie, die damals von der FSK als jugendfrei eingestuft wurde. Was hat sich John Pauls-Harding hier wohl gedacht? Bei Rainer Brandt fiel diese Stelle später dagegen absolut harmlos aus ("Warum sagst du nichts?").
Gut, aber bei einem französischen Film der "Nouvelle Vague"-Phase oder einem Western (von Kriegsfilmen ganz zu schweigen) wäre ein so derber Ausdruck für mich weniger überraschend als bei einer Komödie.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #121Das "Himmel, Arsch und Zwirn" in "Vera Cruz" wurde schon erwähnt - wobei er "Wolkenbruch" sagt, nicht "Zwirn" - seltsamerweise aber nicht, dass Ackermann/Lancaster gleich zu Beginn grinsend sagt "scheissegal" - und das 1955. Nicht zu vergessen der Satz "Mensch, hat die was in der Bluse!" Eine Ultra-Synchro - würde mich nicht wundern, wenn hier H.G. Petersson zugeschlagen hätte.
Bei der erneuten Sichtung fiel mir das für die damalige Zeit derbe Wort in der ersten Dialogszene auch auf. Als Dialogautor wird mittlerweile Marcel-Wolfgang Schnitzler-Valmy angegeben, der anscheinend auch sehr "derb" werden konnte.