Das mit dem "weekend" rührt jedoch mW daher, dass es das "Konzept Wochenende" bis knapp Mitte des 20. Jahrhunderts außerhalb Großbritanniens einfach nicht gab. Der Samstag(vormittag) war ein regulärer Schul- und Arbeitstag und das "weekend" wurde mit der allmählichen Einführung einfach als Konzeptbegriff aus dem Englischen entlehnt, da es keine passendere Umschreibung gab (ähnlich wie "Interview" oder später dann "Computer"). Irgendwann muss sich jedoch die deutsche Direktübersetzung durchgesetzt haben. Unsere sonst eher sprachpuristischen französischen Nachbarn haben ja bis heute "le week-end" als Begriff für's Wochenende bewahrt und nicht etwa durch "la fin de la semaine" übersetzt.
Zitat von Ludo im Beitrag #106Das mit dem "weekend" rührt jedoch mW daher, dass es das "Konzept Wochenende" bis knapp Mitte des 20. Jahrhunderts außerhalb Großbritanniens einfach nicht gab. Der Samstag(vormittag) war ein regulärer Schul- und Arbeitstag und das "weekend" wurde mit der allmählichen Einführung einfach als Konzeptbegriff aus dem Englischen entlehnt, da es keine passendere Umschreibung gab (ähnlich wie "Interview" oder später dann "Computer"). Irgendwann muss sich jedoch die deutsche Direktübersetzung durchgesetzt haben.
Das meinte ich am 5. November 2009 in diesem Thread auch; allerdings wies mich Stefan am folgenden Tag auf den vor dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Liedtext "Wochenend und Sonnenschein" hin.
Ich glaube, dass man hier den sozialgeschichtlichen Aspekt von dem der sprachlichen Mode nicht so klar trennen kann. 'Wochenende' war schon im vergleichsweise frühen Ursprung – eben vor dem 2. WK, wohl Anfang des 20. Jhs. – tatsächlich nur eine Lehnübersetzung vom englischen 'weekend', aber in der Folge existierten über längere Zeit noch beide Begriffe (mehr oder weniger) parallel. (Im Dänischen sagt man übrigens auch 'weekend'.)
Hätte mich nicht interessiert, was Du geschrieben hast, hätte ich ja auch nicht drauf geantwortet. :-)
Tja, Literatur speziell zu dieser Zeit ist leider nicht so leicht zu finden. Es gab mal ein Interview mit Hans-Peter Kaufmann zum Thema Anglizismen und Synchronisation, in dem zumindest auch die „Hello“/„Hallo“-Thematik angesprochen wurde (ich habe es noch auf einem alten Rechner, aber das finde ich so schnell nicht ...).
Dass man hier zwischen beiden Ausdrücken gewechselt hat, erscheint tatsächlich etwas merkwürdig – Deinen Beispielen entnehme ich allerdings, dass nur Beverly „Hello“ sagt: Das spricht m. E. dafür (was ich ja oben auch schrieb und im Thread an anderer Stelle auch bereits zur Sprach kam), dass man durch diese Ausdrucksweise tatsächlich eine bestimmte Art (besonders britisch bzw. affektiert … keine Ahnung, ich habe den Film nicht mehr so präsent) der Charakterisierung bezweckt hat. „(Merry) Old England“ schlägt wahrscheinlich (und in diesem Falle eigentlich sogar noch eindeutiger) in dieselbe Kerbe. „Make-up“ war (als Fremdwort, oft in Anführungszeichen gesetzt) in Texten schon lange vorher präsent. „Darling“ gab‘s auch wirklich oft (bei Anreden fällt in Filmen dieser Zeit der Unterschied zwischen extremer Verdeutschung und schmerzfreier Übernahme wahrscheinlich am häufigsten auf). „Knock-out“ ist ja relativ speziell, da bin ich mir bei der Einordnung auch nicht ganz sicher – aber bei Tucholsky kam’s tatsächlich auch schon vor …
Was den Punkt betrifft, dass die von Dir genannten, heute z. T. Befremden auslösenden Anglizismen „typisch für diese Zeit“ sind: In der Sache ist das natürlich zunächst mal eigener Erfahrungswert – was den Hintergrund angeht: Zur genauen Analyse müsste man sich mal richtig belesen bzw. selbst Untersuchungen anstellen (ich habe, wie gesagt, nix Brauchbares gefunden) – letztlich kann man aber wohl festhalten, dass wir es grundsätzlich 1. in den 50er- und 60er-Jahren mit einer Übergangsphase zu tun haben, in der der Gebrauch von Anglizismen zunächst einmal stark ansteigt, und dass es sich dabei („Old England“ würde ich da als stärkeres Stilmittel mal vorsichtig ausklammern) 2. um sprachliche Modeerscheinungen handelt, von denen natürlicherweise manche tatsächlich langfristig Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch fanden, andere dagegen nicht. Und daher erscheinen uns Letztere einerseits deshalb besonders befremdlich, regelrecht als Fremdkörper, weil sie sich in der Sprache nun mal nicht erhalten konnten und wir mit diesem Gebrauch schlichtweg nicht vertraut sind, und anderseits – das betrifft dann auch die Erstgenannten, also hier „Make-up“, „Knock-out“ und vielleicht „Darling“ –, weil man Anglizismen vielleicht eher in der jüngeren Zeit verortet, was aber den historischen Tatsachen nicht gerecht wird.
Anyway (): Für mich hat da wirklich jemand mit großem Feingefühl für die Sprachgewohnheiten der Zeit hantiert.
Zitat von Mein Name ist Hase im Beitrag #108Hätte mich nicht interessiert, was Du geschrieben hast, hätte ich ja auch nicht drauf geantwortet. :-)
Ich hatte dir diesbezüglich auch nichts vorzuwerfen! Und es stimmt tatsächlich, dass nur Mr. Beverly die "Hellos" von sich gibt! Der Umstand muss mir irgendwie entgangen sein...
Reine Vermutung zu den englischen Ausdrücken: Ob man sich vielleicht auf diese Weise über die in den Augen der damals geltenden Staatsdoktrin britisch-westliche, "dekadente Gesellschaft" und über eine imho. im Vergleich (wenn auch evtl. nur so empfundene) häufige Verwendung des Englischen insbesondere in der BRD im Gewand dieser boulevardesken Komödie lustig machen wollte?
Zitat von Mein Name ist Hase im Beitrag #108Ich glaube, dass man hier den sozialgeschichtlichen Aspekt von dem der sprachlichen Mode nicht so klar trennen kann. 'Wochenende' war schon im vergleichsweise frühen Ursprung – eben vor dem 2. WK, wohl Anfang des 20. Jhs. – tatsächlich nur eine Lehnübersetzung vom englischen 'weekend', aber in der Folge existierten über längere Zeit noch beide Begriffe (mehr oder weniger) parallel.
Es könnte natürlich sein, dass man "weekend" speziell dann im Dialog verwendete, wenn es um die britischen Inseln ging - so wie ja auch über Jahrzehnte hierzulande von der "Queen" die Rede war, wenn es um Elizabeth II ging; oder im englischsprachigen Raum vom "Kaiser", wenn Wilhelm II gemeint war/ist.
Zitat von berti im Beitrag #112Es könnte natürlich sein, dass man "weekend" speziell dann im Dialog verwendete, wenn es um die britischen Inseln ging - so wie ja auch über Jahrzehnte hierzulande von der "Queen" die Rede war, wenn es um Elizabeth II ging; oder im englischsprachigen Raum vom "Kaiser", wenn Wilhelm II gemeint war/ist.
Das kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Und wenn man genau hinschaut, scheint mir außerdem eine spezifische Nuance zu sein: ein Wochenende, an dem man etwas (typischerweise eine Reise) unternimmt.
Zitat von iron im Beitrag #109Reine Vermutung zu den englischen Ausdrücken: Ob man sich vielleicht auf diese Weise über die in den Augen der damals geltenden Staatsdoktrin britisch-westliche, "dekadente Gesellschaft" und über eine imho. im Vergleich (wenn auch evtl. nur so empfundene) häufige Verwendung des Englischen insbesondere in der BRD im Gewand dieser boulevardesken Komödie lustig machen wollte?
Man hat sich sicher einen Spaß daraus gemacht, die (bzw. einzelne) Figuren als übertrieben britisch-dekadent darzustellen – aber die klassenkämpferische Perspektive braucht es dafür doch eigentlich gar nicht. Über die Briten machen sich schließlich alle gern lustig. (Inkl. ihnen selbst, und das steckt in dem Film sicher auch schon drin, insb. bei Beverly.)
Zitat von Samedi im Beitrag #110Wann kam denn zum ersten mal "Hi" bzw. "Hey" in einer deutschen Synchro zum Einsatz?
Keine Ahnung; die Frage ist aber interessant! Ebenso wie die, wann "cool" und "Wow!" erstmals in einer Synchro zu hören waren.
"Hey" ist natürlich gerade in älteren Synchros schwer von unserem "He (da)!" zu unterscheiden. Gerade wieder in der "Familie Feuerstein" (ARD-Synchro, 1965 ff.) gehört: "He(y), Barney!" – da sind die Grenzen wohl fließend ...
"Die Schlemmerorgie/"Ein Kochtopf voller Leichen":
"Natasha O'Brien" (Jaqueline Bisset)wird in ihrem Mercedes, als er gerade vor ihrem Haus angehalten hat, von in Ex Robbie (George Segal) "überrascht". Als sie darauf nicht gerade erfreut reagiert, stellt er ihr die Frage, obe es ein Verbrechen sei, wenn ein Mann seine Frau sehen wolle. Sie stellt (mit der Stimme von Helga Trümper) klar: "Der Exmann die Exfrau! Doch excuse me(), ich habe zufällig eine furchtbar wichtige Verabredung!"
Tja, hier stand der Dialogautor vor der Entscheidung, entweder auf einen Kalauer des Originals zu verzichten oder den englischen Ausdruck beizubehalten.
Ich verstehe dich nicht ganz (die Problematik ist wahrscheinlich im Moment ein bisschen zu hoch für mich...) Du meinst, wenn er "Excuse me" nicht beibehalten hätte, hätte er etwa auf den Kalauer verzichten müssen?
Um das Dilemma, vor dem der Dialogautor stand, ein bisschen zu verstehen, würde es mich wahnsinnig interessieren, wie er im Origial gelautet hat...!
Zitat von iron im Beitrag #116Ich verstehe dich nicht ganz (die Problematik ist wahrscheinlich im Moment ein bisschen zu hoch für mich...) Du meinst, wenn er "Excuse me" nicht beibehalten hätte, hätte er etwa auf den Kalauer verzichten müssen?
Um das Dilemma, vor dem der Dialogautor stand, ein bisschen zu verstehen, würde es mich wahnsinnig interessieren, wie er im Origial gelautet hat...!
Ex-Mann Ex-Frau Ex-cuse me
Das soll wohl der Witz sein (kenne weder Film noch Szene, von daher ist das nur eine Vermutung).