Jetzt muss ich mal ein paar Nachbemerkungen machen...
Für einen hätte ich mir Hagen gerne als Dauerstimme vorstellen können-Jean Marais! Von seiner Handvoll Einsätzen kenne ich leider nur zwei Filme. Das war die idealste Besetzung! Klinger war sehr fein, Horst Naumann und sogar Fritz Tillmann exzellente Rollencasts. Mit John Pauls Harding schien mir Marais immer etwas uncharmant und "gewöhnlich". Hagen passte da perfekt und mich wundert, daß er nicht öfters zum Einsatz kam. Marais fällt auch in die Niven-Lancaster-Heston-Fonda-Mason-Mastroianni-Garner-Ecke. Nie etabliert, aber doch immer wieder mal.
Sehr passend besetzt fand ich ihn auch für Louis Jourdan in "Der Graf von Monte Christo", der mein persönlicher Favorit unter allen Verfilmungen ist.
Prächtig auch die ungewöhnliche Rolle in "Der Untergang des Sonnenreiches" für Christopher Plummer.
Die Altersklassen, die Hagen bedienen konnte, war tatsächlich breit gefächert. Und das über einen sehr langen Zeitraum. Mir fällt etwa Kerwin Matthews ein, den er in "Heisse Hölle Bangkok" sprach, der zwar nur elf Jahre jünger als Hagen war, aber trotz seiner fast 40 beim Film dank des jungenhaften Aussehens locker für 30 durchging. So zeitlich zusammenfallende Synchronisationen (frühe 70er) von James Garner und Henry Fonda waren überzeugend, obwohl die beiden etwa 23 Jahre auseinander sind. 1961/62 synchronisierte er Rex Harrison und James Garner in etwa gleichzeitig-auch 20 Jahre Unterschied. Seine Stimme hielt sich auch lange jung. Und er war auch für so viele verschiedene Typen einsetzbar-vielleicht brauchte ich deshalb länger, ihn wirklich im Kopf zu behalten.
Zitat von kogenta im Beitrag #44Noch nicht erwähnt wurde Holger Hagen als Sprecher für Gian Maria Volonte
Auch nicht am 7. Juli 2009?
Autsch! Erwischt! Das ist ja furchtbar! Ich bitte um Nachsicht!
Gian Maria Volonte halte ich in jeder Hinsicht für wesentlich interessanter als... naja, lieber keine Namen; sagen wir mal: als die Mehrzahl der Hollywood-etablierten Darsteller. Daß Volonte in den ausführlichen Statements der letzten Tage völlig unerwähnt blieb, konnte ich nicht so stehenlassen, zumal Holger Hagen hier mit mindestens 6 Einsätzen ja recht präsent ist.
Deinem Urteil über Volonte kann man sich nicht verschließen! Er war ein ausgezeichneter Schauspieler-aber leider hängt es wohl davon ab, welche Filme man kennt, um ihn wie hier mit Hagen zu verbinden. Mir sind einige seiner Filme untergekommen, aber bewußt nahm ich Hagen hier nicht wahr. Bei denen, die ich sofort im Kopf habe, war's meist Petruo oder wer anderer. Bin mir aber sicher, daß Hagen absolut passt!
Bei so vielbeschäftigten und vielseitigen Sprechern wie Hagen verliert man schon mal den Überblick. Gestern fiel mir noch Jean Marais ein. Und heute komme ich drauf, daß ich Peter Finch vergessen habe. Den hat er ja auch zumindest dreimal gesprochen-drei habe ich jedenfalls im Kopf. "Network" war hier sicher eine großartige Leistung. Ich halte den Film zwar nicht für so super, wie immer getan wird, aber er hat einiges zu bieten und Finchs intensives Spiel setzt Hagen 1:1 um.
Zitat von Gast im Beitrag #39Holger Hagen für Vincent Price??? Nein-niemals! Das kann ich mir absolut nicht vorstellen. Nicht einmal bei gedämpfteren Rollen von ihm. (...) Interessant gefunden hätte ich übrigens, Hagen mal auf Cary Grant auszuprobieren.
An Vincent Price hatte ich gedacht, weil es mich beeindruckt hatte, wie schnurrend, geschmeidig und doppelzüngig Holger Hagen für Charlton Heston als Kardinal Richelieu in Richard Lesters Musketier-Zweiteiler sprach. Ich weiß nicht, ob du die beiden Filme kennst. Das erinnerte mich jedenfalls sehr an Price´ oft doppelzüngig-verschlagene Art, zumal er bei dieser Rolle naheliegender als Heston gewesen wäre und Richelieu viele Jahre zuvor schon einmal verkörpert hatte. Auf welchen Grant hättest du Hagen denn gerne gehört? Doch sicher eher auf den jüngeren oder mittleren als auf den älteren und reiferen, für den er wahrscheinlich zu schmal geklungen hätte.
So wie du den Bezug über Heston/Richelieu herstellst zu Price, habe ich die Sache noch nicht betrachtet. Vielleicht könnte er als Rollencast durchgehen, aber in den meisten mir bekannten Filmen kann ich ihn mir schwer vorstellen. "Das Grab der Ligeia" ginge-oder sicher auch die "Dr. Phibes"-Filme, die allesamt stimmlich danebenhauen.
Bei Cary Grant hätte ich ihn mir sehr wohl vorstellen können für TV-Synchronisationen älterer Filme, wie sie dann in den 60ern kamen. Aber sehr wohl auch für den zeitgenössischen Film. Ich finde Ackermann kongenial auf Grant, ebenso Paul Klinger-aber theoretisch würde Hagen in meinem hypothetischen Ohr funktionieren, etwa in "Der unsichtbare Dritte" oder "Über den Dächern von Nizza".
Ich hätte mir Holger Hagen z. B. im "Theater des Grauens" gut vorstellen können. Meinst du nicht, dass Hagens Stimme aus den Sechzigern für den späten Grant noch nicht sonor genug gewesen wäre?
Also, was Grant anbelangt: da ich jemand bin, der Erik Ode in "Der unsichtbare Dritte" sehr gut findet, kann man bei mir wohl nicht die üblichen Kriterien anwenden. Ich glaube, daß Hagen das schon gut hingebracht hätte. Gut, die waren jünger damals, aber Jean Marais und Dean Martin waren ja auch keine Milchbubis und es funktionierte sehr gut. Liegt wohl auch am subjektiven Empfinden.
Eines spräche FÜR Hagen, ihn in "Theater des Grauens" zu besetzen: er war ein genialer Shakespeare-Darsteller und hatte das im Blut. Aber er wäre mir hier zu subtil vorgekommen. Obwohl Hagen nur etwa fünf Jahre jünger war als Ackva, gehörte er einer "moderneren" Generation von Klassiker-Darstellern an. Er sprach solche Texte damals mit einer herrlichen Selbstverständlichkeit, aber er deklamierte sie nicht. Ackva tat genau dieß-und sprach Shakespeare, wie es die großen Tragöden seiner Jugend machten. Und genau das braucht Price hier. Ich weiß nicht, ob Hagen dieses Volumen aufgebracht hätte. Das ist jetzt auf den ersten Blick gemein, sollte auch nicht als Beleidigung verstanden werden-aber Ackvas Art, Shakespeare zu spielen, war schon in den 50ern passe. Er spielte auch live so, wie ich mal auf einer Kassette hören konnte. Auch das hat seine Existenzberechtigung, es ist auch wie eine Reise in eine andere Zeit. Die einzigen Alternativen, die ich mir hier für Price vorstellen hätte können, wären Curt Ackermann gewesen und Thomas Reiner.
Zitat von fortinbras im Beitrag #52Die einzigen Alternativen, die ich mir hier für Price vorstellen hätte können, wären Curt Ackermann gewesen und Thomas Reiner.
Reiner war in diesem Film bereits vergeben. Und ob er die nötige "Wucht" hingekriegt hätte? Ackermann dagegen sicher schon, aber um diese Zeit hört man ihn kaum noch in Hauptrollen.
Ich glaube schon, daß Reiner die notwendige Wucht hinbekommen hätte-notfalls wäre für Robert Coote sicher ein Ersatz gefunden worden. Trotzdem manche Besetzung durch Ackermanns Stimmveränderungen schwierig waren, finde ich es schon schade, daß er kaum mehr größere Rollen bekam. Irgendwie hatte er allerdings auch etwas von der vergangenen Zeit an sich. Nur Hagen könnte ich mir als Lionheart nicht wirklich vorstellen. Da noch viel eher in einer Berliner Fassung Schürenberg.
War es schon eine gut Wahl von Peckinpah, den smarten William Holden für THE WILD BUNCH (der vorgesehene Lee Marvin hatte keine Zeit) zu besetzen, so hat auch die Synchro ebendas gemacht: Nicht Marquis, sondern der ungewöhnlich hart sprechende Holger Hagen bietet hier eine ausgezeichnete Leistung für Holden. Gruß, Rolf
Zitat von Jeannot im Beitrag #55War es schon eine gut Wahl von Peckinpah, den smarten William Holden für THE WILD BUNCH (der vorgesehene Lee Marvin hatte keine Zeit) zu besetzen, so hat auch die Synchro ebendas gemacht: Nicht Marquis, sondern der ungewöhnlich hart sprechende Holger Hagen bietet hier eine ausgezeichnete Leistung für Holden.
Heinz Engelmann könntest du dir hier nicht vorstellen?
Auf keinen Fall! Die Rolle ist ein desillusionierter Gangster, der sein Ende kommen sieht (herbeisehnt). Klar liegen Hagen und Engelmann auf der gleichen Linie (der "Schmelz" in der Stimme). Gerade deswegen spricht Hagen so hart. Ich glaube, Engelmann hätte das nicht so hinbekommen.
Engelmann hast du noch nie "desillusioniert" erlebt? Ich durchaus, etwa auf John Wayne oder Sterling Hayden in einer Szene aus "Dr. Seltsam" (als General Ripper entschlossen ist, sich zu erschießen). Oder auch für William Holden in einer Szene in (dem zugegebenermaßen ziemlich schwachen Film) "Zusammen in Paris", wo er ziemlich bitter klingt. Diese Beispiele würden mir spontan einfallen.