Komm, guter Jayden. Ich gebe dir Recht, das ist eine unschöne, nicht perfekt gelöste Stelle. Man hat da mit etwas gerade noch so Zulässigem versucht, einen bei uns unüblichen Sprachstil nachzuahmen. Man ist gescheitert. Aber es ist nicht der Untergang des Abendlandes. Sigmund Freud hat "erinnern" auch oft transitiv benutzt. Selbst der Duden erlaubt es, mit Betonung der norddeutschen Regionalität. Das ist... gerade so eben... noch zulässig.
Aber lass dir nicht den Spaß verderben. Bickert hat's einfach nicht schön gelöst. Einem Andreas Fröhlich wäre das vermutlich schöner geglückt - Bickert ist Bickert, nicht Fröhlich. Aber sonst wird "Avengers" top getextet sein. Also: Immer sachte.
Hach ja... das ist so bescheuert, dass ich es fast schon wieder witzig finde. Ich musste jedenfalls gerade herzlich lachen, als ich das Zitat gelesen habe. Das ist doch auch wieder was
Den Freund, mit dem ich vorgestern im Kino war, habe ich in der Pause kurz nach seiner Meinung zu dieser Stelle gefragt. Er meinte zu wissen, dass es wohl einen lokalen Sprachgebrauch gibt, in dem dieses "erinnern" ohne "sich" durchaus üblich ist. Er konnte es aber nicht genau benennen, tendierte aber eher Richtung Westen auf der Deutschlandkarte. Er fand es aber nicht schön in dem Film. Nach dem Anschauen dieser Szene muss ich sagen, ich fand es auch nicht optimal gelöst. Es wäre doch möglich gewesen mit "Weißt du nichts mehr davon?" und Loki vielleicht "Ich weiß, wie es war in deinem Schatten zu leben..." Generell würde ich es auch ungern sehen, wenn sich irgendwelche lokalen Spracheinflüsse in solchen landesweiten Synchronfassungen einbürgern. Dann ist man von einem "Ich bin älter wie du" nicht mehr so weit entfernt. Trotzdem muss ich dabei bleiben, hier hat es mich nicht so stark gestört, dass ich die komplette Synchronspur deshalb verurteilen würde. Es war nicht entscheidend für den weiteren Filmverlauf. Ich kann mir auch vorstellen (vor allem nach den Interviews mit Charles Rettinghaus), dass das Synchronisieren eines solchen Blockbusters mit starker Überwachung des Produktionsstudios, sehr schwer sein kann und man schnell mal für was verantwortlich gemacht wird, für was man im Endeffekt vielleicht wenig konnte. Also sind weder Bickert noch Tobias Meister und ganz recht nicht Tommy Morgenstern und Peter Lontzek durch diesen Fehler (!) gestorben. :D
Graue Haare habe ich keine bekommen, aber das sprachliche Gesamtbild des Filmes ist einfach mangelhaft. Neben dem "erinnern" und der von mir bereits erwähnten Stelle mit dem "Sie haben bestätigt." gab es noch zwei oder drei Stellen, die zumindest beim ersten Hören merkwürdig klangen und wo evtl. noch mehr "Kreativität" im Umgang mit der deutschen Sprache vorliegt. Dazu muss ich den Film aber erst noch mal gesehen haben, da ich keine falschen Verdächtigungen aussprechen will.
Ich bin einfach enttäuscht, dass Personen, von denen man weiß, dass sie es besser können, entweder den sprachlichen Unfug aus Eigeninitiative betrieben haben, oder ihn nicht verhindern konnten. In der Hinsicht war Thor - trotz des "Destroyers" - deutlich besser synchronisiert.
Zitat von Dubber der WeißeKomm, guter Jayden. Ich gebe dir Recht, das ist eine unschöne, nicht perfekt gelöste Stelle. Man hat da mit etwas gerade noch so Zulässigem versucht, einen bei uns unüblichen Sprachstil nachzuahmen. Man ist gescheitert. Aber es ist nicht der Untergang des Abendlandes. Sigmund Freud hat "erinnern" auch oft transitiv benutzt. Selbst der Duden erlaubt es, mit Betonung der norddeutschen Regionalität. Das ist... gerade so eben... noch zulässig.
Ich vermute, dass der markierte Punkt die Lösung des Rätsels sein könnte. Norddeutsche Färbung, es wirkt gerade bei der im Film getroffenen, theatralischen Intonation altertümlich (selbst wenn dem nicht so ist), es sind nordische Götter ...
Es ist wahrlich keine gelungene Stelle. Jedoch ist mir der transitive Gebrauch von "erinnern" in diesem Dialog lieber, als "Ich weiß ...". Jemand hatte hier im Thread "entsinnen" vorgeschlagen, was für mein Sprachempfinden die ideale Wahl dargestellt hätte. Die stattdessen gewählte Formulierung ist für mich ein nett gemeinter, jedoch misslungener Versuch. Heraufzubeschwören, dass es einen schlechten Spracheinfluss darstellt, dass die Sprache veramerikanisiert wird oder das Völk schlichtweg zur Verdummung gedrängt wird, ist meines Erachtens übertrieben. Ich sehe es ähnlich wie Dubber, würde meine Unterteilung aber noch etwas weiter untergliedern. Es ist sprachlich gerade noch zulässig. Es ist keine Formulierung, die man in einer sprachlich ausgefeilten wissenschaftlichen Abhandlung wählen sollte oder in einer Deutschklausur. Man sollte sie auch keinen Roman- oder Filmfiguren mit makellosem Sprachniveau in den Mund legen. Aber es ist keine radikale Verletzung jeglicher Grundsätze der deutschen Sprache. Es ist einfach nur unschön. Und selbst wenn es durch und durch falsch wäre - so wäre es einfach ein grober Schnitzer. Ob man diesen dann verteufelt und als Anzeichen für Sprachverfall, oder doch nur als Anzeichen eines Sprachwandels beäugt, hängt dann wohl davon ab, in welches Lager der "Wandel vs. Zerfall"-Debatte man generell so gehört. Ich möchte mich nicht als unfehlbaren Experten in dem Gebiet einschätzen, neige aber dazu, diesen Punkt schulterzuckend als "unhübsch, aber unbedeutend" abzuhaken. Und ich denke, es würde dem Nervenkostüm vieler gut tun, ähnlich zu handeln. Erbaulicher ist es doch, darüber zu philosophieren, welche Stellen berechtigterweise umgetextet wurden, und wo mehr Originaltreue besser wäre. Immer gleich den Untergang des deutschen Sprachgefühls heraufzubeschwören ist dermaßen anno 1819 ...
Zitat von Sir DonnerboldJemand hatte hier im Thread "entsinnen" vorgeschlagen, was für mein Sprachempfinden die ideale Wahl dargestellt hätte
Jedoch wäre dort das selbe Problem aufgetaucht, da "Entsinnst du nichts davon?" der gleiche Fehler ist wie "Erinnerst du nichts davon?"
*g*
Es war ja keine schlichte Substitution im Gespräch, sondern ein "Ich entsinne mich, dass / wie ..." usw. Um nunmal gestochen zu klingen, aber korrekte Formulierungen zu verwenden.
"Sie haben bestätigt" find ich ehrlich gesagt voll ok und normal. Das hab ich jedenfalls schon oft gehört dass vor allem im Militärjargon einfach nur "Sie haben bestätigt" gesagt wird wenn jemand andere z.B. den Angriff bestätigt hat. Das bezieht sich ja auch darauf dass der zu dem das gesagt wird bereits weiß dass ein Angriff bestätigt wird. Da braucht man nicht sagen "Sie haben den Angriff bestätigt". Es ist mehr so ein "Ja, du hast recht, es wurde bereits bestätigt."
"Sie haben bestätigt" ist ganz einfach der erste Teil einer Haupt-Nebensatz-Konstruktion a la "Sie haben bestätigt, was wir wissen wollten." Ist im militärischen Jargon durchaus üblich, doch ich habe noch nicht geschnallt, ob das hier ein solcher Fall ist, da ich den Film noch nicht gesehen habe.
Also die konkrete Situation ist die: Man hört über Funk Nick Fury sagen: "Agent Colson ist tot". Daraufhin hört man eine andere Stimme: "Ein medizinisches Team ist unterwegs." Nick Fury: "Sie sind bereits hier. Sie haben bestätigt."