Nochmal ein Versuch, für die OmU-Gegner die gegenteilige Ansicht zumindest nachvollziehbar zu machen:
Ja, ihr habt recht: OmU ist ein GRÖSSERER Bruch als mit anderen Stimmen nachzusynchronisieren. Aber - wie Moviefreak richtig sagt - ein Bruch, den man leichter und schneller verarbeiten kann: die Irritation dauert nur ein paar Sekunden, dann herrschen 'klare Verhältnisse'.
Ich versuche es mal mit einer Analogie. Sowas hinkt immer etwas, aber vielleicht wird es dann verständlicher: Wenn ich Meinungsverschiedenheiten mit meinem Nachbarn/Arbeitskollegen habe, führe ich die Konfrontation bewußt herbei. Für 5 Minuten fliegen die Fetzen, dann ist die dicke Luft bereinigt, und es herrschen wieder klare Verhältnisse. Ich könnte den Konflikt auch höflicherweise unterdrücken und tagelang/wochenlang/monatelang/lebenslang mit kleinen Sticheleien auf Sparflamme kochen. Das erscheint im ersten Moment angenehmer als ein handfester Streit, ist letztlich aber wesentlich qualvoller und für mein Empfinden viel schlimmer. - Lieber handfester kurzer Streit als anhaltendes 'Mobbing'!
Also: OmU-Passagen sind für einen kurzen Moment schlimmer als Nachsynchro, dann aber wesentlich angenehmer, weil 'klare Verhältnisse' herrschen; ich bewege mich auf festem Boden. Nachsynchro ist im ersten Moment weniger brutal, erzeugt aber ein anhaltendes ungutes Gefühl, weil man's halt auf die sanfte Tour doch merkt. Ich möchte sogar sagen, dieses ungute Gefühl ist umso stärker, je ähnlicher die neuen Stimmen den ursprünglichen Stimmen sind. Ich bin dadurch den gesamten Film über genervt, ohne daß die Ursache sich aufklärt, und bewege mich auf schwankendem Boden. Und genau das ist ein Zustand, den ich um keinen Preis will. Da breche ich lieber ab!
Die Diskussion auf der Basis "Was ist weniger drastisch" zu führen, ist daher unergiebig. Es müßte heißen: "In welche Verfassung bin ich bereit, mich versetzen zu lassen". Gewiß nicht in eine, die mich nervös macht, das wäre fast eine Analogie zum erduldeten 'Mobbing'. (Mich macht z.B. bei Dialogen die Schnitt/Gegenschnitt Methode ebenfalls oft nervös; lieber sehe ich beide Darsteller gleichzeitig in einer durchgehenden langen Einstellung, das empfinde ich als wesentlich angenehmer)
Wenn wie jetzt für Hitchcocks 'Marnie' eine einzige 30sekündige Szene nachsynchronisiert statt untertitelt eingefügt wird, habe ich übrigens nichts dagegen. Das ist ja dann nur die Sache eines Augenblicks ohne Langzeitwirkung. Aber ständiges hin und her, wie es jetzt bei 'Lawrence von Arabien' zu erwarten ist: NEIN DANKE!
Zitat von SlartibartfastIch würde gern noch einen Aspekt einbringen. Wenn ein Label die OmU-Technik vernwendet, dann geschieht dies nicht, um Filmfans wie Kogenta zufrieden zu stellen, sondern einzig, um Geld zu sparen. Sowas unterstütze ich aus Prinzip nicht.
Ich bin nicht generell gegen eine Nachsynchro, sage allerdings schon, dass ich gegen neue Szenen in OmU nichts habe, so lange es nicht zu viele sind. Beim "Leopard" von Luchino Visconti beispielsweise war es doch teilweise echt irritierend, da es sich dann doch um 19 Minuten neue Szenen handelt (alt: 161 Min. / neu: 180 Min.), die alle in der OmU zu sehen waren. Wie ist eigenlich die ZDF-Fassung ?
Wie auch immer, wenn es sehr viel "neues" Material ist, wäre ich eher dafür, getrennte Fassungen als Doppel-DVD (oder Einzel) herauszubringen, dass man die Wahl zwischen der kürzeren Fassung (meinetwegen mit zwei Tonspuren) oder der Langfassung (O-Ton) hat.
Zitat von kogentaNachsynchro ist im ersten Moment weniger brutal, erzeugt aber ein anhaltendes ungutes Gefühl, weil man's halt auf die sanfte Tour doch merkt. Ich möchte sogar sagen, dieses ungute Gefühl ist umso stärker, je ähnlicher die neuen Stimmen den ursprünglichen Stimmen sind.
Das kann schon irritierend wirken. Ich würde aber eher sagen, wenn es schlecht gemacht ist. Ist mir bis jetzt aber noch nicht untergekommen und ich würde sagen, dass es für mich aber eher eine Gewöhnungssache ist. Ich bin, wie gesagt, etwas irritiert, dass die Figuren auf einmal andere Stimmen haben. Nur wenn es gar nicht passt, könnte es schwierig werden (OHMSS habe ich bis jetzt noch nicht gesehen).
Mir ist eine durchgängige, homogene Tonspur wichtiger als viele zusätzliche Szenen. Mich hat zum Beispiel noch nie gestört, dass "Unternehmen Petticoat" auf deutsch nur gekürzt vorliegt und käme nie auf die Idee, die anderen Szenen heute OmU dazwischen sehen/hören zu wollen. Aber die Prioritäten legt ja jeder anders. Kurze Minipassagen mit Neusynchro stören mich da auch persönlich nicht aber sowas wie "Im Geheimdienst ihrer Majestät" ist eine Frechheit und für mich ist die UE DVD oder die BD auf deutsch kein Gewinn sondern eine deutlicher Rückschritt. Dann eben nur die dialoglosen Szenen mit rein und fertig - für mich die deutlich bessere Alternative.
Wenn hier bei Lawrence eine behutsame Auffüllung vorgenommen wurde, dann ist es ja OK - hätte ich aber die Wahl, würde ich lieber auf die zusätzlichen Szenen optional (!) verzichten können.
Zitat von Lammers im Beitrag #32 Beim "Leopard" von Luchino Visconti beispielsweise war es doch teilweise echt irritierend, da es sich dann doch um 19 Minuten neue Szenen handelt (alt: 161 Min. / neu: 180 Min.), die alle in der OmU zu sehen waren. Wie ist eigentlich die ZDF-Fassung ?
Da hat man mit viel Mühe alle Synchronsprecher der alten Fassung, die noch greifbar waren, wieder verpflichtet (vgl. auch hier). Auf der Blu Ray/neuen DVD findet sich die integrale deutsche Fassung.
Zitat von smeagolMir ist eine durchgängige, homogene Tonspur wichtiger als viele zusätzliche Szenen. Mich hat zum Beispiel noch nie gestört, dass "Unternehmen Petticoat" auf deutsch nur gekürzt vorliegt und käme nie auf die Idee, die anderen Szenen heute OmU dazwischen sehen/hören zu wollen. Aber die Prioritäten legt ja jeder anders.
Eben. Ich finde dann eben neue Szenen interessant, sofern sie den Film erweitern und neue Punkte auf den Plan bringen, wie z.B. bei "Der Gehetzte der Sierra Madre" oder "Spuren im Sand", wo es in der alten, geschnittenen Fassung doch einige abrupte Szenenwechsel gibt sowie, im weiteren Sinne, einen Anschlussfehler (Sandsturm). Bei "Robin Hood - König der Diebe" hätte man hingegen auf die neuen Szenen sowie die Neusynchro verzichten können. Aber das ist ja nichts Neues.
Ich nenne die Blu-Ray jetzt auch mein Eigen (lag beim Saturn schon heute rum), werde aber wohl erst nächste Woche dazu kommen, sie mir anzusehen. Aber ich bin ja mal gespannt...
Zitat von kogenta im Beitrag #31 Also: OmU-Passagen sind für einen kurzen Moment schlimmer als Nachsynchro, dann aber wesentlich angenehmer,
Volle zustimmung,OmU-Passagen reissen mich nicht so aus den Film wie eine nachsynchro,leider werden ja dafür fast immer irgendwelche billigen Sprecher engagiert,die man freiwillig keine sec ertragen kann,hätte schon sehr gerne eine komplette deutsche synchro aber OmU ist für mich das kleinere übel.
Wenn eine Nachsynchro wirklich GUT gemacht wurde (wofür die Grundvoraussetzungen sind, daß ausreichend Zeit und Geld zur Verfügung stehen und mit der Durchführung Leute beauftragt werden, die das entsprechende Gepür für den Film haben und auch die richtigen (möglichst die originalen) Sprecher besetzen und auch was von Abmischung verstehen), ziehe ich sie jederzeit einem OmU-Flickenteppich vor.
Sicher, allen kann man es natürlich nie recht machen, aber es gibt doch einige Beispiele für sehr gelungene Rekos, etwa der schon genannte "Leopard", der alleine schon dadurch auftrumpft, daß außer den verstorbenen Carl Raddatz und Arnold Marquis alle Sprecher der Originalsynchro nochmal ins Studio geholt werden konnten, oder auch "Ludwig II.", "Der weite Himmel" und die ersten beiden "Dollar"-Filme. "Star Trek - TOS" gelang zumindest bei den ersten beiden Staffeln sehr überzeugend.
Das Mittelfeld bilden immer noch achtbare Resultate wie die TV-Reko der "Glorreichen Halunken", "Cleopatra", Paramounts Serien-Rekos ("Straßen von San Francisco", "Kobra, übernehmen Sie") oder die DVD-Aufarbeitung von "Mondbasis Alpha 1".
Nicht wegzuleugnen ist natürlich der Bodensatz absolut unsensibel vorgenommener Schnellschuß-Nachsynchros (die DVD-Rekos der "Glorreichen Halunken" und von "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" sind da die Top-Kandidaten), die sich auch dadurch auszeichnen, bestehende Synchronteile neu (und grundsätzlich schlechter) zu übersetzen und einzusprechen. Das kommt zwar auch bei einigen der besseren Rekos vor (dritte Staffel von "Star Trek - TOS", "Ludwig II."), wird dort aber durch andere Vorzüge ausgeglichen.
Wie gesagt - Nachsynchro immer lieber als OmU, aber bitte auf einem gewissen Qualitätslevel.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #38Wenn eine Nachsynchro wirklich GUT gemacht wurde (wofür die Grundvoraussetzungen sind, daß ausreichend Zeit und Geld zur Verfügung stehen und mit der Durchführung Leute beauftragt werden, die das entsprechende Gepür für den Film haben und auch die richtigen (möglichst die originalen) Sprecher besetzen und auch was von Abmischung verstehen), ziehe ich sie jederzeit einem OmU-Flickenteppich vor.
Das sind aber die Ausnahmen,und wenn doch ist es eine TV-Fassung wie [Zwei glorreiche Halunken]die man wirklich mal als gelungen bezeichnen kann,aber dann nicht für DVD/Blu-ray verwendung findet.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #38Wie gesagt - Nachsynchro immer lieber als OmU, aber bitte auf einem gewissen Qualitätslevel.
Der großteil der Nachsynchro ist schrott,da ziehe ich dann doch lieber OmU vor.
Zitat von Hondo im Beitrag #39Der großteil der Nachsynchro ist schrott,da ziehe ich dann doch lieber OmU vor.
Welcher Nachsynchro genau jetzt?
Zitat von Hondo im Beitrag #37Volle zustimmung,OmU-Passagen reissen mich nicht so aus den Film wie eine nachsynchro,leider werden ja dafür fast immer irgendwelche billigen Sprecher engagiert,die man freiwillig keine sec ertragen kann,hätte schon sehr gerne eine komplette deutsche synchro aber OmU ist für mich das kleinere übel.
Es "reißt" mich genauso raus, wenn jemand meint, auf Großbuchstaben und Punkte am Satzende verzichten zu können. erschwert das lesen unnötigerweise und kannnurnochgetopptwerdenwennjemandohnelerrschritteschreibt.
Ohne jetzt die Bluray bereits zu haben, aber wurden die erweiterten Lawrence-Szenen nicht sogar in der Originalfassung fürs Kino nachsynchronisiert? Zumindest war doch Jack Hawkins mit der Stimme von Anthony Hopkins zu hören...
Unabhängig von Nachsynchro oder OmU wäre vielleicht Seamless Branching eine Alternative gewesen; ich meine unabhängig von der Sprache für alle, welche die alte Kinofassung bevorzugen. Ist ja nicht so, dass diese nur hierzulande etwas kürzer war.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #38... es gibt doch einige Beispiele für sehr gelungene Rekos, etwa der schon genannte "Leopard", der alleine schon dadurch auftrumpft, daß außer den verstorbenen Carl Raddatz und Arnold Marquis alle Sprecher der Originalsynchro nochmal ins Studio geholt werden konnten, oder auch "Ludwig II." ...
Gerade den 'Ludwig' fand ich besonders furchtbar - bei aller Sorgfalt, die man der Reko nicht absprechen kann. Fast ein Drittel des Films im permanenten Wechsel mit anderen Stimmen, darunter markante deutsche Darsteller wie Romy Schneider und Gert Fröbe. Das war so, als ob man 2 verschiedene Synchron-Fassungen halbe-halbe miteinander vermischt hätte. Unerträglich!
Und beim 'Leopard': Gert Günther Hoffmann fast 40 Jahre später klingt nicht mehr wie Gert Günther Hoffmann; das ist doch mehr ein theoretischer Gewinn, ihn erneut zu engagieren (wie auch bei 'Zwei glorreiche Halunken'). Aber gut, beim 'Leoparden' war's nicht ganz so schauderhaft wie beim 'Ludwig', zudem waren es nur knapp 20 Minuten (von 3 Stunden).
Auf die Sorgfalt beim Nachsynchronisieren kommt es für den Gesamtkontext auch kaum an (von extremen Entgleisungen mal abgesehen). Man hat IMMER den Eindruck des Dilettantischen, der Film wirkt nicht mehr 'wie aus einem Guss', nicht mehr 'homogen'. Bei OmU-Szenen gilt das zwar auch, warum das für mich und ein paar andere leichter zu verkraften ist, wurde ja oben mehrfach zu beschreiben versucht.
Wenn von 4 identischen Sesseln einer ruiniert ist, würde ich diesen mit einem komplett abweichenden Muster beziehen lassen als die 3 anderen Sessel, und nicht etwa mit einem, das 'so ähnlich' aussieht, um den Wechsel zu vertuschen; eine zerbrochene grüne Badezimmer-Fliese würde ich durch eine rote ersetzen, und nicht durch eine in 'ähnlichem' Grün. - Vielleicht wäre es besser, bei Nachsynchros bewußt komplett abweichende Sprecher zu nehmen (z.B. statt Arnold Marquis Gerd Duwner). Das schockt zwar ähnlich wie OmU, hat aber eine Klarheit, die beim krampfhaften Versuch, ähnliche Stimmen zu nehmen, eben fehlt und stets den unangenehmen Eindruck vermittelt, daß man sich durchmogeln will nach dem Motto: vielleicht merkt's ja keiner!
Was in dem Zusammenhang noch gar nicht erwähnt wurde: Für Zuschauer, die ausschließlich deutsch synchronisierte Filme schauen, sind OmU-Passagen natürlich ein Schlag ins Gesicht. Wer es dagegen gewohnt ist, auch Originalfassungen bzw. komplette OmU-Filme zu schauen, wird entsprechend geringere Probleme mit OmU-Passagen haben. Also auch hier scheint mir primär die Gewohnheit die Ursache verschiedener Ansichten zum Thema zu sein.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #40Welcher Nachsynchro genau jetzt?
(Zwei glorreiche Halunken(DVD),Der Sonne entgegen,Für ein paar Dollar mehr,Armee der Finsternis,Bettgeflüster,Reiter ohne Gnade,Charade (hat sich zum Glück erledigt).Um nur einige zu nennen.