Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #119"Rio Bravo" ist schauspielerisch eine gediegene Synchronisation (der hölzerne Dialog mit zahlreichen sperrigen 1:1-Übersetzungen ist ein Kapitel für sich) mit kleinen Glanzlichtern ... und einem gewaltigen Ausreißer nach unten. Ich schätze Ernst Konstantin sowieso nicht, aber für John Wayne ist er eine Katastrophe! Gerade diese Rolle, in der Wayne mehr Augenzwinkern zeigt als gewöhnlich, wäre ideal gewesen für Heinz Engelmann, aber auch mit Marquis hätte ich sehr gut leben können (seine öfters überzogene Ironie hätte hier recht gut gepasst). Sogar der Gedanke an Hamacher (der mich in "Die Gewaltigen" sehr störte, allerdings auch mit Marquis in einer anderen Rolle) hat viel für sich. Alternativen gab es genug, Konstantin war die schlechteste Wahl - Geknurre ohne Modulation, all die vielen Zwischentöne, die gerade diese Rolle hat - die unterdrückte Sanftheit, die gesunde Furcht, die väterliche Wärme - all das ist verloren gegangen. Gruß Stefan
Geknurre ohne viel Modulation, besser kann ich mich nicht artikulieren. Mich hat bei der unpassenden Besetzung von Ernst Konstantin immer sein monotones Gefasel gestört. Er klingt in jeder Situation gleich. Nach seinem Glanzauftritt in The Searchers (Der schwarze Falke) war Heinz Engelmann Pflicht gewesen für die Rolle des John T. Chance. Unglücklicherweise wurde der Film in München bearbeitet, und zu der Zeit wurden die Sprecher nicht so schnell aus anderen Städten geholt** Wenn ich wählen müsste zwischen Konstantin und Hans Hamacher dann wäre ersterer meine Wahl. Kann ich mich mit Herrn Konstantin gezwungenermaßen arrangieren, so ist der gute Western Die Gewaltigen/The War Wagon fast unhörbar für mich. Wolfgang Lukschy wie ein Jahr zuvor in El Dorado (der und Searchers sind meine Lieblingswestern vom Duke) wäre mir sehr willkommen gewesen.
Ich hab schon im John Wayne Thema gelesen, dass der jüngere Arnold Marquis (Ende der 1950er/Anfang der 60er) auf dem Duke weniger geschätzt wurde. In gefühlt jedem Western war er zu hören, für Rio Bravo hätte ich ihn mir nach Herrn Engelmann ebenfalls gewünscht. Auch wenn ich aufgrund seiner Überpräsenz manchmal die Augen verdreht habe.
** Ganz anders Anfang der 80er Jahre, als Manfred Lehmann nach nur einem Einsatz für Kurt Russell für The Thing nach München geholt wurde.
Zitat von berti im Beitrag #120Ich finde es auch sehr bedauerlich, dass man hier nicht Heinz Engelmann nahm, der wenig später in "Land der 1000 Abenteuer" bewies, wie gut er zu einem selbstironischen John Wayne* passte. Auch der zu dieser Zeit oft steif klingende Wolfgang Lukschy hätte mir besser gefallen, Arnold Marquis dagegen habe ich mir hier nie gewünscht. Ich nehme an, zu den "kleinen Glanzlichtern" zählen für dich auf jeden Fall Ursula Traun und Hans Hessling. Gehört dazu auch Holger Hagen? Manche bedauern, dass man gerade hier nicht Klaus Miedel nahm. Ich dagegen finde Hagen als "Dude" schauspielerisch hervorragend, daneben ist der Kontrast zu Dean Martins Gesangsstimme bei ihm relativ gering. Und "nobel" ist diese Rolle auch nicht gerade.
*Bei allem Kopfschütteln zu seinen politischen Haltungen muss man dem "Duke" zugestehen, dass er eine stark ausgeprägte Neigung zur Selbstironie hatte.
Ein Königreich für Heinz Engelmann, Arnold Marquis oder Wolfgang Lukschy in Rio Bravo. Das waren in der Reihenfolge meine favorisierten Stimmen für den Duke über die Jahrzehnte gesehen. Curt Ackermann mag nicht ideal gewesen sein, war jedoch in Hondo* oder Die Comancheros nicht störend.
Das mich/uns dass nach jetzt 63 Jahren** immer noch so beschäftigt... Mit einer der drei Stimmen hätte ich Rio Bravo wahrscheinlich öfters angeschaut. Eins der Glanzlichter war in der Tat Hans Hessling. Der lustige alte Kauz Stumpy (Walter Brennan) war der deutlich sympathischere alte Kämpfer gegenüber seinem "Nachfolger" Bull im Quasi-Remake El Dorado. Auch Holger Hagen bevorzuge ich für Dean Martin/Dude. Klaus Miedel wird von mir überraschenderweise zu keiner Zeit vermisst.
Die zweifelhafte politische Haltung vom Duke versuche ich immer zu trennen. Für mich gehört er neben James Stewart, Henry Fonda oder Humphrey Bogart zu den besten Schauspielern aus den "alten" Zeiten. Bei keinem anderen hab ich mir mehr Gedanken um die nicht immer nachvollziehbare Besetzung der dt. Stimme gemacht.
* Hondo war einer der Lieblingsfilme von Al Bundy **Das Jahr 1959 ist das Jahr, in dem neben Rio Bravo mit Der unsichtbare Dritte ein weiterer Filmklassiker "nicht optimal" synchronisiert wurde.
Danke für diesen ausführlichen Beitrag, der eine ältere Diskussion wieder aufgreift!
Zitat von Sünkro im Beitrag #151Nach seinem Glanzauftritt in The Searchers (Der schwarze Falke) war Heinz Engelmann Pflicht gewesen für die Rolle des John T. Chance. Unglücklicherweise wurde der Film in München bearbeitet, und zu der Zeit wurden die Sprecher nicht so schnell aus anderen Städten geholt** Wenn ich wählen müsste zwischen Konstantin und Hans Hamacher dann wäre ersterer meine Wahl. Kann ich mich mit Herrn Konstantin gezwungenermaßen arrangieren, so ist der gute Western Die Gewaltigen/The War Wagon fast unhörbar für mich. Wolfgang Lukschy wie ein Jahr zuvor in El Dorado (der und Searchers sind meine Lieblingswestern vom Duke) wäre mir sehr willkommen gewesen.
Ich hab schon im John Wayne Thema gelesen, dass der jüngere Arnold Marquis (Ende der 1950er/Anfang der 60er) auf dem Duke weniger geschätzt wurde. In gefühlt jedem Western war er zu hören, für Rio Bravo hätte ich ihn mir nach Herrn Engelmann ebenfalls gewünscht. Auch wenn ich aufgrund seiner Überpräsenz manchmal die Augen verdreht habe.
Das Studio dürfte die Mondial gewesen sein, die zu dieser Zeit die meisten von Warner verliehenen Filme bearbeitete. Ähnlich wie die Ultra hatte sie ein Studio in Berlin und eines in München, was wohl erklärt, dass hier Hans Hessling unter lauter Münchnern zu hören ist. Wirklich schade, dass man Heinz Engelmann nicht besetzte! Aber vielleicht war sein Terminkalender damals auch zu voll? Aus heutiger Sicht ist es etwas ironisch, dass er nicht nach München zu kriegen war, da er ab Mitte der 60er überwiegend dort synchronisierte. Eine Überpräsenz in Western hatte Engelmann in den 50ern allerdings auch (das fiel Mücke schon vor vielen Jahren auf). Hamacher fand ich jetzt nicht SO schlimm, da er die ironische Seite der Rolle ganz gut traf; aber er klang nicht "überlebensgroß" bzw. "gewaltig" genug für John Wayne.
Richtig, die Mondial Film in München war für Rio Bravo zuständig. Über Hans Hessling habe ich mich dort schon immer gewundert. Die haben auch The Searchers 1956 bearbeitet, welcher auf deutsch teilweise steif und altmodisch klingt. Siehe auch das Thema "Übersetzungs Merkwürdigkeiten". Aber das war halt Berlin wo Heinz Engelmann zu der Zeit Verfügung stand. Der gute ist ein paar Jahre zu spät in den Raum München gezogen, hehe. Aber dafür wäre er weniger in Berlin zu hören gewesen.
Und wie präsent er in den 1950ern war, was dann aufgrund des Umzugs und anderer beruflicher Verpflichtungen weniger geworden ist. Stefan hat das so ähnlich geschrieben, dann stimmt das auch. Eine 50er Jahre Synrchronisation (bwz. frühe 60er) ohne Heinz Engelmann, Curt Ackermann oder die zu früh verstorbenen Wolf Martini und Wolfgang Eichberger war nicht vollständig.
Möglicherweise tue ich Hans Hamacher Unrecht: Für mich klang er in Die Gewaltigen zu sehr nach Großvater. Im Zweifel dann doch eben lieber Ernst Konstantin.
Noch etwas zu einem kleineren Punkt, den ich zuvor übersehen hatte:
Zitat von Sünkro im Beitrag #151Auch Holger Hagen bevorzuge ich für Dean Martin/Dude. Klaus Miedel wird von mir überraschenderweise zu keiner Zeit vermisst.
Klaus Miedel für Dean Martin scheint in den 50ern/60ern hauptsächlich Sache der BSG gewesen zu sein bzw. der Filmverleihe, die ihre Aufträge an dieses Studio vergaben (Paramount und Universal). Die MGM vermied diese Kombination dagegen komplett, die Ultra überwiegend (dort scheint es nur zwei Ausnahmen gegeben zu haben).
Die ARD-Synchro von "Der Chef" (Buch: M. Z. Thomas (= Thomas Michael Zottmann); Regie: Rolf Karrer-Kharberg) ist (von den Kürzungen mal abgesehen) eine grundsolide und stellenweise sehr vergnügliche Angelegenheit und hat mit Hirthe, Danneberg, Herwig und Brückner eine hervorragende Kernbesetzung. Doch einer sticht leider etwas negativ heraus, nämlich Paul Edwin Roth für Commissioner Randall (Gene Lyons). Schauspielerisch ist ihm zwar nichts vorzuwerfen, aber für den strengen Vorgesetzten, der immerhin etwas über Ironside steht (auch, wenn er oft mit ihm auf Augenhöhe agiert), ist Roths Stimme einfach nicht markant genug und klingt teilweise einfach zu lasch, gerade im Zusammenspiel mit dem bestens aufgelegten Hirthe. Hier hätte es einer Stimme mit mehr Autorität bedurft, meinetwegen sogar Marquis, oder, wie später beim nachgeschobenen Pilotfilm, Siegmar Schneider.
Ich glaube ich habe es an anderer Stelle schon einmal, wenn auch indirekt erwähnt...
"Der Augenzeuge" von 1981 - spannender und gut gemachter Kriminalfilm mit - aus heutiger Sicht - opulenter Besetzung. Auch die Synchronfassung ist eigentlich sehr gut. Helgard Bruckhaus wie immer für Sigourney Weaver, Jürgen Kluckert gibt sein Debüt auf Morgan Freeman, Wolfgang Ziffer für James Woods mag sich ungewohnt lesen, passt aber auch ganz gut und Christian Rode darf Christopher Plummer sprechen, der wieder einmal zeigt, dass er viel besser als Stammsprecher Lothar Blumhagen mit CP harmonierte (noch besser passte mein heimlicher Favorit Norbert Gastell, aber die beiden gingen ja ungefähr in eine ähnliche Richtung). Aber warum um alles in der Welt kam Dietmar Behnke auf die Idee dem glatten und etwas streberhaft wirkenden William Hurt (auch wenn er einen Hausmeister mimt) den sonor knurrenden Joachim Kerzel zu verpassen...das passt einfach mal überhaupt nicht, Kerzel liegt voll neben der Figur, klingt überdies zu alt und selbst der O-Ton rechtfertigt diesen Schritt eigentlich nicht.
Ok, als jemand der Randolf Kronberg sehr wertschätzt und auch Befürworter der Kombination Hurt/Kronberg war und ist (auch mit Thomas Fritsch, Manfred Lehmann und Kaspar Eichel habe ich so meine Probleme, da alle drei insbesondere eins gemeinsam haben: sie kommen nie aus dem Gesicht) mag ich vieleicht ein wenig vorbelastet sein - zumal Kronberg zur Entstehungszeit der Synchronfassung noch in Berlin tätig war. Aber selbst wenn er nicht gewollt wurde oder vielleicht auch nicht konnte hätte man doch wenigstens einen etwas "zuträglicheren" Sprecher auswählen können. Condrus, Langer, Danneberg, Tennstedt oder meinetwegen auch Lutz Riedel....der geschätzte Joachim Kerzel war auf jeden Fall ein Missgriff.
Die Synchro von "Good Will Hunting" (1997) habe ich hier glaube ich schon mehrfach lobend erwähnt. Schönes, nachdenkliches Filmdrama mit passender, zeitgenössischer Besetzung. Peer Augustinski und Matthias Hinze zeigen beide was echte Synchronkunst ist, der Münchenimport Randolf Kronberg gibt in dieser sonst reinen Berliner Synchro einen besonders passablen Stellan Skarsgard ab (weitaus treffender als es Bierstedt oder Hemmo je vermocht hätten) und alte Synchronhasen wie Hermann Ebeling lassen sich ebenso hören wie "damalige" Jugendsprecher namens Simon Jäger, Thomas Nero Wolff oder Nicolas Böll, die für ein schönes 90er-Synchrongefühl sorgen. Nur eine Sprecherin passt in meinen Augen nie ganz in das Gesamtkonzept hinein - und zwar Martina Treger. Sie spricht nämlich die Freundin von Matt Damon (gesprochen von von o.g. Hinze), eine Studentin, die so Anfang/Mitte 20 sein soll. Und klingt dafür gefühlt 15 Jahre zu alt, was gerade im Zusammenspiel mit den sehr jugendlichen Stimmen Hinzes, Bölls und Jägers einfach unpassend wirkt. Treger klingt, obwohl sie nur 6 Jahre älter als Hinze und nur 2 Jahre älter als Böll ist (allerdings schon immer eine recht dunkle und reife Stimme hatte), eher nach 40+ und schafft es bedingt durch ihre Stimmfarbe nicht, diese jugendlich-studentische Illusion in meinen Augen irgendwie aufrechtzuerhalten.
Das sehe ich im Grunde auch so. Martina Treger klingt viel zu hart für Minnie Driver. Und dann noch als Konstrast ihre Freundin mit Diana Borgwardt. Aber ich weiß gar nicht recht, wer da wirklich passend erscheint. Dorette Hugo? Maud Ackermann? Vielleicht gar Kellina Klein, die sie schon mal sprach. Schaukje Könnig vielleicht noch. Ulrike Mai passte in "Sleepers" nicht schlecht, war aber eigentlich auch zu alt, wenngleich sie eine viel weichere Stimme hat / haben kann, als Martina Treger.
Man muss natürlich anfügen, dass zwischen Treger und Driver auch knappe 7 Jahre liegen. Das kann uU was ausmachen.
Ich hätte mich da ganz unkreativ an den typischen 90er-Jugendstimmen bedient: Melanie Hinze, Nana Spier, Bianca Krahl, deine genannte Kellina Klein. Das wären so meine Ideen.