In einem Punkt muss ich dir voll und ganz beipflichten, Silenzio. Auch ich habe Hoffmann in diesem Film keine Sekunde vermisst. Kieling macht seine Sache hier wunderbar einfühlsam und passt auch deswegen, weil er noch nicht so breit spricht wie in späteren Jahren. Aber der Aspekt der Homosexualität wurde meiner Meinung nach nicht außer Acht gelassen, er ist vielleicht bloß nicht so explizit wie im Theaterstück, dennoch aber offensichtlich.
Okay, "völlig außer Acht" ist etwas übertrieben. Aber das Thema wurde schon spürbar abgeschwächt. Weniger später war Otto Preminger in STURM ÜBER WASHINGTON weniger zimperlich, was dieses Thema anging und ohne Kompromisse selbst Schwulenbars zeigte.
Ach, ich finde es irgendwie zu bequem, dem Moralkodex, dem das klassische Hollywood seinerzeit folgte (bzw. folgen musste), automatisch den schwarzen Peter zuzuschieben. Gerade auf die intelligentesten Filmemacher des Studiosystems haben diese einschränkenden Rahmendbedingungen einen enorm kreativitätssteigernden Effekt gehabt. Man studiere nur, wie geist- und erfindungsreich Hitchcock diese Vorgaben stets ausgehebelt hat, siehe als Beispiel den (angeblich) längsten Kuss der Filmgeschichte in NOTORIOUS.
Was die Filmversion von DIE KATZE AUF DEM HEISSEN BLECHDACH angeht: Tennessee Williams‘ Obsession, das Thema der Homosexualität auf Biegen und Brechen in jedem seiner Stücke offen oder latent zu verbraten, ist ja nicht schon für sich genommen ein Qualitätsmerkmal. Ich finde zwar schon, dass Williams dieses Thema dramaturgisch am geschicktesten und plausibelsten in CAT bearbeitet hat, aber wenn man sich auf der anderen Seite die Popularität des Films damals wie heute vor Augen führt, scheint gerade Leerstellencharakter des Beziehungsproblems zwischen Maggie und Brick die Attraktivität des Films gesteigert und ihm einen künstlerisch befriedigenderen Anstrich verliehen zu haben.
Und ich finde auch, dass Kieling hier großartig ist, überhaupt bin ich der Ansicht, dass er für den jüngeren Newman der passendste Sprecher war. Ich bin ein großer GGH-Fan, er ist noch heute mein Lieblingssprecher, und er ist für mich der Inbegriff des Synchronsprechers überhaupt. Aber seine Kollaboration mit dem method actor Newman hat sich aus meiner Sicht extrem nachteilig auf GGHs Schauspielstil ausgewirkt. Er hat sich mit den Jahren immer mehr an Newmans Stil angenähert, hat dessen theatralische Manierismen übernommen (besonders schlimm in DER UNBEUGSAME). Kieling hat diesen Fehler nicht begangen, er hat seinen Stil beibehalten und Newman in den deutschen Fassungen der Filme viel erträglicher gemacht. (Nebenbei gesagt halte ich Newman für einen der am meisten überbewerteten US-Schauspieler überhaupt.)
Zitat von John ConnorAber seine Kollaboration mit dem method actor Newman hat sich aus meiner Sicht extrem nachteilig auf GGHs Schauspielstil ausgewirkt. Er hat sich mit den Jahren immer mehr an Newmans Stil angenähert, hat dessen theatralische Manierismen übernommen (besonders schlimm in DER UNBEUGSAME).
Gerade den "Unbeugsamen" halte ich für eine von GGHs besten schauspielerischen Leistungen in punkto Paul Newman. Gerade Newmans Nervenzusammenbrüche in der zweiten Hälfte des Films, besonders nach dem zweiten missglückten Ausbruch (hysterischer Ausraster) oder die Unterdrückung durch die Wärter ("Bitte nicht mehr schlagen, Boss") im weiteren Verlauf gehören zu dem Besten, was ich von GGH je gehört habe.
Von "Star Trek: Next Generation" wurden in den 80ern einige Folgen als VHS-Set veröffentlicht, die noch nicht die Synchro mit Rolf Schult (spitze !) für Patrick Stewart hatten, sondern allesamt in Hamburg synchronisiert wurden. Diese wirken sehr aufgesetzt und die Besetzung ist auch nicht das Wahre. Besonders bitter ist der ansonsten so großartige Hans Paetsch im Vorspann, wobei er nichts dafür konnte, weil der Text einfach zu kurz ist und desweiteren schlecht übersetzt/übertragen.
Bei Brent Spiner (Data) muss ich allerdings sagen, dass man dort mit Michael Harck eine gute Wahl getroffen hat, was vielleicht auch daran liegt, dass hier eine gewisse Ähnlichkeit zu Michael Pan vorliegt, der ihn ja in der bekannten Synchro sprach.
Die Synchro von "Kein Baby an Bord" sticht (ebenso wie der Film selbst) nicht sonderlich heraus, abgesehen davon, dass Wolfgang Draeger in seinem dritten und letzten Einsatz für Gene Wilder beweist, dass es diese Kombination ruhig etwas öfter hätte geben können.
Die vier MCSUM-Folgen auf Super-8 sind handwerklich größenteils top und stehen der ZDF/Rondo-Synchro fast in nichts nach. Einziges Manko: Brigitte Grothum für Diana Rigg. Sie hatte im Gegenzug zu später dort noch eine höhere Stimme, wirkte damit fast schon zu jung für Diana Rigg. Aber vielleicht bin ich auch zu sehr Margot Leonard gewöhnt...
Zitat von Silenzio im Beitrag #38Einziges Manko: Brigitte Grothum für Diana Rigg. Sie hatte im Gegenzug zu später dort noch eine höhere Stimme, wirkte damit fast schon zu jung für Diana Rigg. Aber vielleicht bin ich auch zu sehr Margot Leonard gewöhnt...
Das finde ich nicht. Sie mag vielleicht etwas mädchenhafter wirken, steht aber Margot Leonard in nichts nach. Dieses Problem hat eher Helmo Kindermann, der in manchen Szenen GGH etwas vermissen lässt, da er stimmlich zwar passt, aber leider den augenzwinkernden Charme von GGH vermissen lässt, der in der Rolle des John Steed eine gute, sprechertechnische Besetzung war (wenn man von den Folgen aus den 90ern mal absieht, wo er doch sehr viel träger klang).
Damit hast du mir das Wort aus dem Mund genommen! GGHs Fehlen ist aus meiner Sicht der einzige wirkliche Nachteil dieser Synchros, zumal in ihnen ansonsten viele Sprecher zu hören sind, die man aus dieser Synchronphase der Serie kennt (Heinz Petruo, Lothar Blumhagen, Gerd Duwner, Harry Wüstenhagen etc.). GGHs Stimme aus den Jahrzehnte später entstandenen Synchros hineinzubasteln wäre allerdings auch keine Möglichkeit, da er dort leider schon alt war und deswegen nicht mehr so munter klang, wie es die Rolle erfordert hätte.
Ein Beispiel, dass gerade schon in einem anderen Thread erwähnt wurde: Die Synchro von "Die Spur des Falken" ist zum Abgewöhnen! Es würde mich nicht wundern, wenn jemand bei Kenntnis der Originalfassung zum Synchron-Hasser wird. Schon rein vom Handwerklichen fällt sie negativ auf: Selbst wenn man zugesteht, dass keine IT-Bänder existierten, ist die neue Musik eine Tortur, zumal sie von der des Originals so weit weg ist wie die Erde von der Sonne und die Atmosphäre vieler Szenen völlig verzerrt. Auch die Dialoge enthalten teilweise unnötige Flapsigkeiten ("Ziehen Sie sich aus - den Mantel mein´ ich!", "Haha, ´ne neue Platte!" etc.). Aber ein Fall für sich ist Arnold Marquis, der mit seinem Rumpoltern und Sprücheklopfen die Rolle verzerrt (besonders unangenehm, wenn man es mit seiner späteren Leistung in "Tote schlafen fest" vergleicht!). K. E. Ludwig klingt viel zu hart für Elisha Cook jr. weiches Gesicht und passt nicht zu dessen Rollenalter, Elisabeth Ried klingt teilweise gelangweilt. Der einzige Lichtblick ist Klaus Schwarzkopf für Peter Lorre, der Joel Cairos Mischung aus tuntigem Dandy und verschlagenem, intrigantem Lügner gut trifft. Bedauerlich, dass diese Leistung in einer so miesen Synchro verheizt wurde!
Das Jazz-Gedudel ist doch ganz witzig ^^ ... Kann man sich NUR im O-Ton ansehen.
Anderes Beispiel: JULIUS CAESAR von 1953. Handwerklich größtenteils einwandfrei, besonders hervorzuheben Paul Wagner als Cassius und Friedrich Joloff als Brutus. Doch jedes Mal stoßen mich da die Mehrfachbesetzungen von Heinz Engelmann und Wolf Martini auf, zumal die Rollen auch nicht die sonderlich klein sind und ihre Stimmen zu markant sind.
Zitat von SilenzioDas Jazz-Gedudel ist doch ganz witzig ^^ ... Kann man sich NUR im O-Ton ansehen.
Sagen wir's mal so: Die deutsche Fassung dieses Films ist m.E. eine unfreiwillige Parodie auf das Original. Von Arnold Marquis angefangen bis hin zur Musik, die variationsarm und so gut wie immer fehl am Platze ist. Und in einer Szene, nachdem jemand, in diesem Falle Sam Spade (Bogart), zusammengeschlagen wird, spielt man keinen (!) lässigen Swing im Slowfox-Tempo. Im Original wird dort ja auch düstere Musik gespielt.
Zitat von Lammers im Beitrag #43Musik, die variationsarm und so gut wie immer fehl am Platze ist. Und in einer Szene, nachdem jemand, in diesem Falle Sam Spade (Bogart), zusammengeschlagen wird, spielt man keinen (!) lässigen Swing im Slowfox-Tempo. Im Original wird dort ja auch düstere Musik gespielt.
Ein anderes Beispiel (man könnte sicher noch viele andere nennen) wäre die Szene im ersten Drittel, in der Spade (nach seiner Rückkehr vom Tatort und einem kurzen Telefonat) wieder in seiner Wohnung ist. Obwohl es mitten in der Nacht ist (was die dezente Originalmusik unterstreicht) erklingt in der Synchro aufgekratztes Jazz-Gedudel, als ginge gleich eine Party los.
Komischerweise wurde "Stirb langsam - Jetzt erst recht" noch nicht genannt. Thomas Fritschs erster Einsatz auf den "realen" Jeremy Irons und Engelbert von Nordhausens (eventuell durch Rollenkontinuität bedingte) erste Besetzung auf Samuel L. Jackson sind eigentlich Gründe, die diese Synchro positiv herausstechen lassen sollten. Wäre da nicht die bekannte Tatsache, dass Manfred Lehmann mit dem "Traumschiff" unterwegs war, Ronald Nitschke damals keine Option zu sein schien und sich Regisseur Danneberg kurzerhand selbst in der Hauptrolle besetzte. Er mag zwar näher am O-Ton sein, reißt einen aber völlig heraus (zumal Lehmann als Sprecher der berüchtigte "Schweinenase"-Fehler wohl nicht unterlaufen wäre).
Ein anderes Beispiel (das allerdings nicht alle hier so sehen) wäre für mich auch der erste Teil: Überwiegend sind die Rollen gut bis hervorragend besetzt, und gerade Lehmann ist schon bei seinem ersten Einsatz auf Willis einfach nur perfekt. Aber jedesmal, wenn Alan Rickman den Mund aufmacht, bin ich versucht, die Tonspur zu wechseln: Lutz Mackensys Besetzung ist mir absolut unbegreiflich! Mag sein, dass er damals in Hörspielen (und vielleicht auch in Synchros) öfter Bösewichter sprach, aber er passt weder zum Gesicht noch zur unterschwelligen Bedrohlichkeit Hans Grubers.