Zitat von bertiMag sein, dass er damals in Hörspielen (und vielleicht auch in Synchros) öfter Bösewichter sprach, aber er passt weder zum Gesicht noch zur unterschwelligen Bedrohlichkeit Hans Grubers.
Desweiteren ist seine Stimme auch viel zu dünn für Rickman und dessen größtenteils minimale Mimik, soweit man davon sprechen kann. Das mit der Tonspur sehe ich genauso so. Wegen Mackensy (nichts gegen ihn generell) kann ich mir den Film auf deutsch einfach nicht angucken. Ich habe nach kurzer Zeit den Sender gewechselt, als er vor einiger Zeit im Fernsehen lief.
fortinbras
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28.04.2013 00:36
#49 RE: Wenn einzelne Stimmen besonders positiv oder negativ herausstechen
*Ein Mann zu jeder Jahreszeit: dieser Film hat eine insgesamt hervorragende Besetzung und vor allem Helmo Kindermann für Paul Scofield ist superb. Dennoch ragt für mich Reinhard Glemnitz hervor aus dem Sprecherensemble. Er passt hervorragend auf Robert Shaw und spricht dermaßen einprägsam die Rolle des Königs, daß dieser auch stimmlich trotz nur weniger Szenen ähnlich präsent bleibt wie Shaw selbst. Was letztendlich dem ganzen Film nützt, denn wäre Heinrich VIII. so oder so fehlbesetzt, dann würde der gesamte Film an Wirkung verlieren. *Gesprengte Ketten Das ist auch so ein bis in kleinste Rollen perfekt synchronbesetzter Film. Dennoch ragt für mich insbesondere Wolfgang Büttner für Donald Pleasence hervor. *Das Urteil von Nürnberg Bombenbesetzung, auch stimmlich. Aber wer in mir nachhallt, ist Wolfgang Kieling auf Montgomery Clift. Wie er Verzweiflung und Einfalt stimmlich umsetzt, das ist nicht weniger beeindruckend als Clifts Darstellung. *Die Nacht des Leguan Ein hervorragendes Stimmensemble und GGH auf Richard Burton ist eine seiner besten Leistungen. Trotzdem gehört der "Sonderpreis" Tilly Lauenstein für Ava Gardner. Ich habe diese meist elegant-gehobene oder auch gebieterische Stimme nie so wollüstig, ungezähmt und überschwenglich gehört wie hier! *Nikolaus und Alexandra Harald Leipnitz für Tom Baker als Rasputin ist ein Festschmaus für die Ohren. Leipnitz setzt den gesamten düsteren Ton für den Film und ist so unheimlich, daß man von Rasputins Stimme eher das Gruseln kriegt als von seiner optischen Erscheinung. *Der Arzt und die Teufel Ich mag Horst Gentzen nicht wirklich, er zerreisst regelmäßig mein Trommelfell. Aber hier auf Melvyn Hayes' einfältigem, geistig zurückgebliebenen, in die laszive Bille Whitelaw verliebten "Dorftrottel" ist er ganz wunderbar und bringt die ganze Tragik dieser Bedauernswerten Existenz auf den Punkt.
Nun zu den negativen Beispielen: *The Dresser-Ein ungleiches Paar Hervorragend besetzt ist dieses Kammerspiel auch stimmenmäßig. Michael Chevalier kann sogar seine Shakespeare-Darstellungskunst zur Schau stellen. Negativ sticht seltsamerweise ausgerechnet Arne Elsholtz hervor für Tom Courtenaye. Natürlich ist dessen Figur schwul, ein empfindsames Wesen und hat gelegentlich ein leicht affektiertes Gehabe. Aber Elsholtz spricht den ganzen Film hindurch nur "tuntig" und macht aus der bedauernswerten Figur eher eine Nervensäge. *Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse Hochkarätig besetzt, stechen gleich drei Stimmen negativ aus dem Ensemble heraus-nämlich gerade jene für die drei Horrorstars. Fand ich Marquis in "Satanas" sehr passend für Price, im "Haunted Palace" akzeptabel, so ist er hier einfach unangenehm, weil er eine Nummer durchzieht und poltert, ob's gerade passt oder nicht. Bauschulte auf Cushing ist absolut unpassend und Dietrich Frauboess auf Christopher Lee -gelinde gesagt- eine Katastrophe. Schlimmer als Marquis auf Price! *Perry Mason Natürlich meine ich die TV-Synchronisation. Die ist an sich sehr gut gemacht, mit einigem Sinn für die Entstehungszeit und hat mit H.W. Hamacher auch noch einen alten Haudegen an Bord. Wäre da nicht Martin Kessler, der wieder einmal auf "supercool" den Detektiv von Perry Mason spricht. Ohne Gespür für die Rolle oder die Zeit. *Topas In diesem ein wenig unterschätzten Hitchcock-Film ragt der von mir sonst sehr geschätzte F.W.Bauschulte negativ heraus für John Forsythe. Die Stimme passt absolut nicht und macht Forsythes Figur eher oberlehrerhaft mit einem Hauch Grausamkeit. Es ist eine ambivalente Figur, aber die Ruhe und Eleganz geht in der Synchronfassung "flöten".
Zitat von fortinbras im Beitrag #49*Topas In diesem ein wenig unterschätzten Hitchcock-Film ragt der von mir sonst sehr geschätzte F.W.Bauschulte negativ heraus für John Forsythe. Die Stimme passt absolut nicht und macht Forsythes Figur eher oberlehrerhaft mit einem Hauch Grausamkeit. Es ist eine ambivalente Figur, aber die Ruhe und Eleganz geht in der Synchronfassung "flöten".
Das macht für mich den Kohl auch nicht mehr fett, weil ich den Film ohnehin für Hitchcocks Schlechtesten halte. Die Handlung dümpelt nur so vor sich hin und mit Juanita Cordoba (Karin Dor) stirbt eine Stunde vor Ende des Films so ziemlich die einzige "interessante" Figur dieses Films.
fortinbras
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28.04.2013 15:23
#51 RE: Wenn einzelne Stimmen besonders positiv oder negativ herausstechen
Tja, Geschmäcker sind unterschiedlich! Ich mag ihn sehr gerne und wenn er auch einige Längen hat, finde ich ihn jedenfalls ganz ansehbar. Sicher kein Meisterwerk, aber ganz gelungen mit einigen tollen Szenen.
"Nur meiner Frau zuliebe" hat eine schöne, alte, wenn vielleicht auch etwas biedere Synchronfassung, die aber trotzdem ganz gut ist. Gut gewählt ist Erich Fiedler für Douglas Melvyn, Paul Klinger ist auch ganz gut für Cary Grant. Leider sticht Friedel Schuster für Myrna Loy unangenehm hervor. Sie spricht doch arg monoton und wirkt dadurch doch ziemlich voice-over und etwas demotiviert.
Ähnlich geht es mir mit Friedel Schuster in der Ur-Synchro von "Bambi" - da ich ansonsten eine hohe Meinung von ihr habe, habe ich zeitweise nicht glauben wollen, dass es tatsächlich die Schuster war.
Gruß Stefan
fortinbras
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10.05.2013 18:48
#54 RE: Wenn einzelne Stimmen besonders positiv oder negativ herausstechen
Friedel Schuster hört sich auf Myrna Loy in "Nur meiner Frau zuliebe" fast wie "Voice Over" an ----------------------------------------
Das ist eine meiner absoluten Lieblingsrollen der von mir hochgeschätzten Friedel Schuster. Sie hört sich hier irgendwie sehr "modern cool" an. Fast so wie Christin Marquitan für Sandra Oh in "Greys Anatomy". Das empfinde ich als sehr reizvoll. Bei aller Schwärmerei, die ich für diese Synchronisation habe, muss ich dir aber beipflichten, dass manche Scherze und Doppeldeutigkeiten der Originalfassung tatsächlich ein wenig bieder übersetzt wurden. Im Original schrammt der Film öfters eng am "Hayes-Code" entlang.
Gibt es da Beispiele? Passt zwar nicht unbedingt in dieses Thema, interessiert mich aber dennoch sehr. Kenne von dem Film nämlich nur die deutsche Fassung, die mir eigentlich an keiner Stelle "unartig" vorkam von den Dialogen her.
fortinbras
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10.05.2013 21:07
#56 RE: Wenn einzelne Stimmen besonders positiv oder negativ herausstechen
"Nur meiner Frau zuliebe" ----------------------------------- Aus dem Kopf heraus fällt mir kein Beispiel ein, aber beim nächsten Mal ansehen werde ich darauf achten und dann etwas dazu schreiben. Wirklich "unartig" ist natürlich auch das Original nicht, aber ab und zu schon sehr zweideutig. Ich kann jetzt leider die Passagen nicht zitieren, aber im Original ist für mich wesentlich ersichtlicher, daß Cary Grants Eifersucht wegen Melvyn Douglas darauf beruht, daß er nicht weiss, daß sein "Rivale" schwul ist. Das wird natürlich nicht ausgesprochen, aber kommt sehr eindeutig rüber. In einem Buch über die Darstellung homosexueller Charaktere zur Zeit des Hayes-Code/Breen-Office war jedenfalls zu lesen, dass die Anspielungen für den endgültigen Film entschärft werden mussten. Das Verbliebene hätte man mit Magenschmerzen akzeptiert. Allerdings war man dort ja doch allgemein recht paranoid...
Donald Arthur für Peter Ustinov in "Rendezvous mit einer Leiche". Jeglicher Restcharme, den Ustinov der Figur in dieser reichlich unsympathischen Interpretation noch ließ, wird von Arthur in Grund und Boden gepoltert. Ustinov ist hier, verglichen mit den beiden Vorgängern "Tod auf dem Nil" und "Das Böse unter der Sonne", ohnehin schon kein sonderlich "angenehmer" Poirot mehr, er setzt Leute massiv unter Druck und lässt jegliche Subtilität schmerzlich vermissen. Donald Arthurs teilweise übertriebenes Gebrüll macht den Charakter dann nur noch unleidlicher. Warum ließ man Ustinov nicht wieder selbst ran?
fortinbras
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18.05.2013 13:17
#59 RE: Wenn einzelne Stimmen besonders positiv oder negativ herausstechen
Das hast du wunderbar beschrieben! Ustinov hätte sicher bei einer Selbstsynchronisation mehr herausgeholt. In den dürftigen, psyeudo-klamaukhaften Fernseh-Poirots war Wolfgang Völz schon schlimm genug (was ich nicht ihm alleine anlasten möchte!), der fast nur den komischen Aspekt der dortigen Interpretation herausarbeitete. Aber Donald Arthur machte Poirot zu einer doch sehr authoritären Figur, von Subtilität keine Spur! Bei Ustinov war er selbst mein bevorzugter Poirot, dann folgt Horst Niendorf.
"Rendezvous mit einer Leiche" hatte ich zuletzt vor über zehn Jahren gesehen und seitdem gemieden, weil ich ihn reichlich fade und Donald Arthur ziemlich störend fand. Durch die kritischen Bemerkungen neugierig geworden, habe ich ihn mir nochmal ausgeliehen und kann das Urteil leider nur bestätigen: In dieser ansonsten soliden bis gelungenen Münchner Synchro wirkt er wie ein Fremdkörper, sogar noch mehr, als es Ustinov selbst gewesen wäre. Mit seiner viel zu kräftigen Stimme ging ihm der "leichte" Charme ab, den Ustinov zumindest in einigen Momenten noch mimisch andeutete. Wenn er dann bei komischen Dialogstellen zu quieken anfing, wechselte ich die Tonspur. Wenn schon Ustinov selbst nicht zur Verfügung stand, wäre hier Horst Niendorf mein Favorit gewesen: Er traf in "Tod auf dem Nil" sowohl die charmanten als auch die ernsthafteren oder (beim Verhör) nachhakenden Stellen und schuf einen "eigenständigen" Poirot, so dass man den O-Ton nicht vermisste. Wolfgang Völz dagegen wäre beim "Rendezvous" wohl kaum denkbar gewesen, da "sein" Poirot (wie bereits erwähnt) die Figur praktisch nur noch auf ihre komische Seite reduzierte.