Nicht so, wie ich es mir erhofft hatte,aber viel besser! Am besten aus meiner Sicht: Abgesehen von weniger Rot und mehr Blau (= wirkt ausgewogen!) viel mehr Details in dunklen Stellen! Siehe Prinz auf dem Pferd, rechts unten die beschattete Mauer. Das ist wirklich erfreulich!
Ich habe online einen Auszug des Buches Film im Transferprozess: Transdisziplinäre Studien zur Filmsynchronisation (Thomas Bräutigam, Nils Daniel Peiler) erhaschen können und bin dort auf einige interessante Infos gestoßen.
Entstehungszeit der deutschen Fassung: vom 10. Mai bis (vermutlich) 7. Juli 1938, Cinetone Studio, Duivendrecht (bei Amsterdam)
- Stuart Buchanan, seit 1936 Casting Director & Dialogue Coach (sprach in der US Fassung den Jäger), hat in Europa u.a. die deutsche Synchronisation organisiert. Er schrieb an David D. Hand: "We are going to make a Dutch and German version in Amsterdam". Am 10. Mai berichtete er schließlich von der erfolgreichen Zusammenstellung des Synchroncasts und vom Arbeitsbeginn. Die abschließende Mischung mit den originalen Musik- und Geräuschaufnahmen erfolgte in den Disney-Studios, Burbank Mitte August 1938, nachdem die polnische und schwedische Version fertig gestellt wurde.
- Walt Disney hielt sich durch die Herstellung einer deutschen Symchronisation seines Werkes in einem Drittland nicht an das Pariser Tonfilmabkommen von 1930 und (natürlich) auch nicht an die deutsche, von den Nazis aufgestellte Kontingent-Verordnung §17. Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland niemand wusste, wer im Film zu hören gewesen war. Aufgrund der Rechtslage wurde jedoch eine "Neusynchronisation" gefordert, hätte man eine Aufführung in Deutschland erwirken können, was am Ende ja nicht zustande kam.
- Kurt Gerron stand bei der Regie ein gewisser Otto W. Frohnknecht zur Seite. Ob dieser vielleicht das Dialogbuch erstellte, wird hier leider nicht erwähnt.
- Meine Aussage, Kurt Feltz wäre für die Songtexte der '66er Fassung verantwortlich gewesen, muss ich revidieren. Bräutigam gibt ihn klar als Texter der '38 Fassung aus, während Günter Sonneborn für das Arrangement verantwortlich war, also quasi die musikalische Leitung inne hatte. Es wird jedoch eingeräumt, das zu der Zeit auch Notenblätter zu den Songs in den Handel gelangten, die ebenfalls Feltz als Texter angaben, deren Texte jedoch mit denen aus dem Film so gut wie nichts gemeinsam hatten.
- Für die zweite Synchro zeichnete sich Cronshagen für Dialogbuch, Liedertexte und Regie verantwortlich, während Riethmüller die musikalische Leitung übernahm, der (Zitat:) "[...]um 1960 bereits für seine Musiksynchronisation zahlreicher ausländischer Filme (MGM) bekannt war.".
- Ein Absatz macht mich jedoch stutzig, da er mMn recht unglücklich formuliert wurde: "Die Liedtexte der dritten Synchronfassung stammen ebenfalls von Eberhard Cronshagen. Nach den Unterlagen der Berliner Synchron Wenzel Lüdecke stammt das Dialogbuch von Heinrich Riethmüller allein. Da der Text der dritten deutschen Synchronfassung weitgehend dem der zweiten folgt, gehe ich davon aus, dass Riethmüller das Dialogbuch der zweiten deutschen Synchronisation des Films überarbeitet hat - Cronshagen war zu dieser Zeit bereits 81 Jahre alt. Lutz Riedel hat Regie geführt." (Der Artikel befasst sich anschließend im Einzelnen, welche Liedstellen aus welcher Fassung übernommen wurden.) ----> Bräutigam geht hier also von einer aktiven Mitarbeit Riethmüllers an der 3. Synchro aus. Ich habe bereits Christian Riethmüller per Mail um eine eventuelle Bestätigung gebeten.
Wie aus Ihrer sehr informativen Seite www.trickfilmstimmen.de hervorgeht, stammt die dritte deutschsprachige Synchro zu "Schneewittchen und die sieben Zwerge" aus dem Jahr 1994. Damit ist es zumindest fraglich, ob Eberhard Cronshagen noch in irgendeiner Weise an dieser Fassung beteiligt war. Denn er ist im März 1994 verstorben. Vielleicht war Eberhard Cronshagen ursprünglich für eine Mitarbeit an der dritten Synchro vorgesehen. Aufgrund der Gegebenheiten sprang dann aber Heinrich Riethmüller ein.
Von Cronshagen als Mitarbeiter war ja gar nicht die Rede, sondern nur die von Herrn Riethmüller. Aber genau das meinte ich ja mit "unglücklich formuliert". Ich interpretiere dies so, dass (auch) Cronshagens Liedtexte in die dritte Fassung mit eingewebt wurden. Ebenso verhält es sich meiner Meinung nach mit Riethmüllers Dialogbuch, das ja eigentlich gar nicht seins sein kann, da ja Riethmüller 1966 lediglich die musikalische Bearbeitung überwachte. By the Way: Woher kennst du das Todesjahr von Herrn Cronshagen? Allgemein ist das Datum seines Ablebens gar nicht bekannt.
Das genaue Sterbedatum von Eberhard Cronshagen kenne ich, weil ich bei einer Institution gearbeitet habe, die mit seinem literarischen Nachlass zu tun hat. Da ich mich für die Synchronfassungen klassischer Disney-Filme interessiere, hatte ich mir damals sein Sterbedatum notiert. Demnach wäre er 80 Jahre alt geworden, nicht 81.
Zu Deiner Trickfilmstimmen-Seite "Schneewittchen und die sieben Zwerge" ist mir noch etwas aufgefallen: Bei den Jahresangaben der drei Synchro-Fassungen wird als Entstehungsjahr der dritten Synchro 1994 angegeben. Ganz unten bei den ausführlichen Angaben steht aber: 2. Neusynchronisation Uraufführung : 02.04.1992.
Mein Fokus liegt meist darin, die rosa Kästchen möglichst aktuell zu halten. Da kann's schon mal passiere, dass ich das Geschreibe darüber mal nicht mit kontrolliere. Wird korrigiert.
Zitat von SynchroFan im Beitrag #276Das genaue Sterbedatum von Eberhard Cronshagen kenne ich
Riethmüller plante eine dritte Synchron von Schneewittchen, in der Susanne Tremper Schneewittchen nicht nur singen, sondern auch sprechen sollte. Die Planungen verliefen im Sande und anschließend hatte er kein Interesse mehr an einer neuen Synchronisation.
Zitat von Pinocchio im Beitrag #279Die Planungen verliefen im Sande und anschließend hatte er kein Interesse mehr an einer neuen Synchronisation.
Ich vermute mal, dass es in diesem Fall eher der Verleih war, der kein Interesse daran hatte.
Zitat von Pinocchio im Beitrag #279Riethmüller plante eine dritte Synchron von Schneewittchen, in der Susanne Tremper Schneewittchen nicht nur singen, sondern auch sprechen sollte.
War diese Drittsynchro für die Wiederaufführung 1975 geplant? Zeitlich würde es passen, da Riethmüller zu dieser Zeit federführend in Sachen Disney gewesen zu sein scheint.
Das hätte man echt noch gebraucht… eine 4. Schneewittchen-Synchro (denn die VHS-Version hätte es trotzdem gegeben).
Mit Tremper als Schneewittchen, Beate Hasenau als Königin/Hexe, Martin Hirthe als Jäger, Erich Fiedler als Spiegel und Erich Kestin, Edgar Ott, Herbert Weißbach (in anderer Rolle!), Richard Handwerk, Hans Hessling und Klaus Miedel als Zwerge. Marquis darf diesmal das Intro vorlesen, und den Prinzen darf nochmal Kollo knödeln.
Hm… gefällt mir gar nicht sooo schlecht. Jedenfalls besser als die 1994er-Variante.
Stimmt, Marquis ist raus. Hatte ihn jetzt wegen „Die Hexe und der Zauberer“ dabei, aber der war ja deutlich früher. Cadenbach wäre da in den 70ern deutlich wahrscheinlicher.
Soviel ich mich erinnere für die 1980er Jahre. Ich erinnere mich auch noch, dass für den Trailer 1983 andere Sprecher eingesetzt waren. ich vermute aber, dass das eher auf Faulheit zurückzuführen ist. Es klang jedenfalls auch nicht schön. Und Tremper hätte ich erkannt.
Dann passt das wiederum genau in die Zeit, in der Riethmüller sich endgültig zurückzog. Ob es damals Kritik gab an der Übernahme des Namens "Vixie" in "Cap & Capper"? (Siehe Abänderung für die VHS-Fassung...) Und vielleicht auch Kritik an der lustlosen Synchro von "Lucky Luke - das große Abenteuer"? Dann noch das abgesagte Projekt ... wahrscheinlich das zweite, denn auch bei "Cinderella" wurde ja nur ein neues Intro aufgenommen ... das könnte ausgereicht haben, das ehemalige Arbeitstier zu frustrieren.