Im Podcast "Die Stimmen der Anderen" erzählt Hansi Jochmann, dass ihr Schwiegervater Hermann Gressieker den Schneewittchen-Film zu NS-Zeiten bearbeitet hätte.
Wahrscheinlich lohnt es nicht, zuviel zu spekulieren, aber das passt mit der inzwischen erforschten Synchrongeschichte nicht zusammen. Der Film hatte ja keinen Kinoeinsatz im NS-Deutschland; die erste Fassung entstand doch unter Gerrons Regie. Ich dachte, sie hätte es mit der 2. Fassung verwechselt, aber dafür ist Cronshagen gelistet. Da es dazu gar keine Dokumentation gibt, nehme ich an, dass sie die Info von Gressieker selbst hat, aber auf welche Fassung/Zeit bezieht sie sich?
Vielleicht ist dieser Irrtum (bei ihr oder ihrem Mann) dadurch entstanden, dass Hermann Gressieker durchaus als Synchronregisseur/Autor für Disney arbeitete ("20.000 Meilen unter dem Meer", die Erstsynchro von "Susi und Strolch", "Die Hexe und der Zauberer") und etwas verwechselt wurde?
Zitat von Markus im Beitrag #241Im Podcast "Die Stimmen der Anderen" erzählt Hansi Jochmann, dass ihr Schwiegervater Hermann Gressieker den Schneewittchen-Film zu NS-Zeiten bearbeitet hätte.
Ich springe jetzt in die Beiträge, bitte als um Entschuldigung, falls der Hinweis bekannt ist und schon an früherer Stelle veröffentlicht wurde. Die erste Fassung liegt u. a. im Frankfurter Filmmuseum und wurde im Rahmen der Ausstellung "The Sound of Disney" gezeigt. Es handelt sich um eine recht gute Fassung in Ton und Bild. Es wurde in der Ausstellung ausdrücklich darauf verwiesen, daß diese Fassung nicht für den kommerziellen Bereich durch Disney frei gegeben wurde. Auf vielfachen Wunsch wurde die Fassung mehrfach gezeigt. Die Verantwortlichen waren selber überrascht, als sie in der Vorbereitung zu der Ausstellung entdeckten, welchen Schatz sie ihr Eigen nennen konnten.
Bei der Blu-ray-Neuauflage war ich schon in Kontakt mit Disney Deutschland, da hat man mir damals leider mitgeteilt, dass es keine Bonus-Tonspuren geben wird. Am 31. August habe ich Disney Deutschland erneut kontaktiert, und sie gebeten, bei der kommenden UHD-Auswertung auch an die alte Synchronisation zu denken. Bisher keine Reaktion. Bei „Arielle“ hat es auch geklappt, also warum hier nicht?
Bei Arielle war der Proteststurm sehr groß. Auf Amazon wurde der Film massiv abgewertet wegen der neuen Fassung. Amerika wurde aufmerksam und frug nach, was in Deutschland los sei und deswegen haben sie die alte Synchronisation ausnahmsweise wiederveröffentlicht. Vorher haben sie die ganze Zeit solche komischen Geschichten erzählt, dass sie nicht mehr die Rechte hätten an der alten Fassung. Blablabla. Davon war natürlich keine Rede mehr als sie den Film dann mit beiden Fassungen veröffentlicht haben. Bei Schneewittchen sind einfach zu wenige, die protestieren. In Italien gab es auch häufiger Protest und so wurde Peter Pan z.B wieder mit der alten Synchronisation veröffentlicht. Die 4k Auswertung von Schneewittchen beinhaltet in Italien aber auch wieder nur die neue Synchro, wobei die fast genauso gut ist wie die alte. Das kann man ja leider von unserer aktuellen Version nicht behaupten. Eine derart lieblose, schlampige Synchronisation ist mir selten untergekommen. Da wünscht man sich ja schon fast eine vierte neue Synchronisation.
Bei "Arielle" kam noch hinzu, dass die Erstsynchro 1991 auf VHS erschien und daher für viele Fans relativ leicht verfügbar war; daneben entstand die zweite keine zehn Jahre nach der Kinopremiere, so dass es genügend Zuschauer gab, die sich noch an die frühere Synchro erinnern konnten. Bei "Schneewittchen" und anderen Klassikern, die eine Neusynchro erhielten, existierte die ältere Fassung allenfalls auszugsweise (etwa auf Super8 oder in Form von Hörspielen), war also nicht vollständig verfügbar und sicher vielen Fans nicht mehr in so klarer Erinnerung, weshalb kein ähnlich starker Proteststurm wie bei "Arielle" zu erwarten sein dürfte.
Es geht außerdem ja nicht nur um Qualität der Synchren oder deren Noch-Wiedererkennungsrate... Für mich ist der Hauptgrund für die Erstsynchro die zeitliche Stimmigkeit. Zeichentrick hin oder her: Die Wirkung sowohl der einzelnen Figuren, insbes. Schneewittchen, aber sogar die der Zwerge beinhaltet einfach eine ganze Menge Zeitkolorit! Seit ich den Film zum ersten Mal mit Erstsynchro gesehen und gehört habe, kann ich mir die zweite nur noch mit Rücksicht auf Kindheits-Nostalgie (und die dritte sowieso nicht) antun. Das Operettenhafte des Gesangs, diese zarte 30er-Jahre-Frauen-Mädchen-Stimme, die sprachliche Genauigkeit und eben die zeitliche Stimmigkeit sind für mich beinahe zwingend! Ich wundere mich, warum man angesichts der Restaurierung von diesen wirklichen Klassikern nicht endlich auch diese Gründe berücksichtigt, sondern immer noch am "Für-Kinder-von-heute-Adaptieren" festhält. Das ist eben nur ein Aspekt von mehreren, und angesichts dessen, dass ja ohnehin eine Wahl bestünde (von mir aus sogar Neusynchro als Vorgabe), auch ziemlich unwichtig.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #246Eberhard Cronshagen für die 1967er Fassung - was soll da nicht passen? Abgesehen von der schriftlichen Bestätigung auf der Disney-LP.
Habe gerade nachgesehen: Cronshagen steht zusätzlich neben Lutz Riedel bei der 1994er Fassung (!) in der SK - technischer Übertragungsfehler, als die Funktion eingeführt wurde, mit der man zwischen den Fassungen schalten kann?