Vor allem finde ich das Attribut "unrealistisch" bei SPECTRE auch etwas fehl am Platz, weil man ja fast alles davon real gedreht hat. Ganz im Gegensatz zu üblen Machwerken wie DAD.
Nicht zurückrudern, Ronny. Du hast mit deiner Einschätzung Recht. Insomnio und Samedi haben den Film nicht gesehen und wissen schlichtweg nicht, wovon sie reden.
Es gibt Regeln, die "Casino Royale" aufgestellt hat. Selbst als überhöhte Heldenfigur existierte Bond dort in einem Kontext, in dem es Schmerz gab. Gegen diese Regeln verstößt "Spectre". Mehrmals. Punkt. Darum fehlt ihm eine eine grundsätzliche Qualität, die man durchaus "Realismus" nennen darf. Dieser spezifische Mangel steht auch nicht zur Diskussion, er ist Fakt. Über andere Mängel lässt sich diskutieren, dazu dann bestimmt demnächst mehr.
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #634Darum fehlt ihm eine eine grundsätzliche Qualität, die man durchaus "Realismus" nennen darf. Dieser spezifische Mangel steht auch nicht zur Diskussion, er ist Fakt.
Es mag vielleicht ein Fakt sein, dass das Schmerzempfinden von Bond in SPECTRE etwas anders dargestellt wird, aber es ist kein Fakt, dass es sich dabei automatisch um einen "Mangel" handelt.
Die Frage ist halt hier auch eine Art Glaubensfrage. Was will man von Bond sehen bzw. welche herangehensweise passt einem besser? Wenn das die mit einem Touch Realismus von Casino Royale ist wird es natürlich schnell gewöhnungsbedürftig wenn nun mit dem gleichen Darsteller eine andere Richtung eingeschlagen wird. Ergo kann ich die Kritik daran verstehen.
Bei mir war es wirklich so, dass ich die Glamour-Bonds immer am besten fand. Die welche das larger than life prinzip verfolgten. Hier mal meine Lieblingsbonds aller Darsteller: Connery: Goldfinger, Moore: Der Spion der mich liebte, Dalton: Im Angesicht des Todes, Brosnan: Goldeneye/Tomorrow never dies (kann mich nie genau entscheiden), Craig: Casino Royale. Wie mann sieht gefallen mir persönlich immer die sogenannten Klischee Bonds streng nach der Formel am besten. Mit Ausnahme natürlich von Craigs outing. Aber bei Casino Royale fand ich wurde intelligent und auch augenzwinkernd mit der bekannten Formel gespielt und so wie es gemacht wurde machte das alles auch sehr sinn inkl. Gunbarrel Sequenz mitten in der Handlung. Der Film war trotzdem sehr bondig. Das Problem ist, dass danach für mich etwas zwanghaft auf dieser neuen "Realismus-Schiene" weitergemacht wurde. Seit Craigs zweitem Film wünsche ich mir nichts sehnlicher als einen wieder etwas klassischeren übergrossen Bond der nicht auf über dramatik und realismus touch setzt sondern den Spass wieder in den Vordergrund stellt. Und dabei mag ich ja Skyfall zB. Trotzdem möchte ich von Craig endlich mal einen möglichst klassischen Bondfilm sehen. Und bei allem was ich lese scheint Spectre dem am nächsten zu kommen. Das dabei die Kritiker und auch die Freunde der eher realistischeren und tiefgründigeren Craig-Ära nicht auf ihre Kosten kommen ist mir natürlich klar.
Ich habe momentan noch etwas Angst davor, dass die Mischung zwischen klassischem Bond und typischem Craig Bond etwas unausgewogen sein könnte. Ich entnehme aus den bisherigen Kritiken und Meinungen, dass Mendes und co versuchen beide Lager zu befriedigen. Und so eine Anbiederung an mehrere Zielgruppen kann schnell mal in die Hose gehen. Denn es bringt mir nichts wenn ich zwar die Lockerheit der alten Zeit etwas zurück kriege aber der Film sich dann in anderen Sequenzen wieder bierernst nimmt. Das funktioniert dann natürlich miteinander wohl nicht so richtig. Aber dazu können Dubber und ronny mehr sagen. Würde mich interessieren ob diese Befürchtung berechtigter Natur ist.
Schweizer: Das "Larger than Life" bekommst du hier fraglos. Ich kann dem ja auch etwas abgewinnen. Wenn Bond in "Skyfall" nach der Zug-Action fix sein Outfit richtet, muss ich auch schmunzeln. Aber es gibt Grenzen.
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #625Ich persönlich finde, dass Dietmar Wunder inzwischen fantastisch auf Craig liegt...
Da kann man natürlich geteilter Meinung sein. Aber abgesehen davon, dass draufzuliegen nicht unbedingt ausreicht (nicht mal Mr. Bond ), strengt mich dieses ständige und offenkundige Bemühen, cool klingen zu wollen, offen gesagt ziemlich an. Die Herren Clausnitzer, Hoffmann und Glaubrecht transportierten m.E. eine wesentlich natürlichere und entspanntere Coolness, die man nicht allein durch nasal-pomadiges Drücken und künstliches Absenken der Stimmlage erreichen kann. So mag es wenig ver"wunder"n, dass ich mit Craig auch tatsächlich erst durch die Originalfassungen etwas wärmer wurde. Ich empfehle allen Craig-Kritikern hier mal einen vergleichenden Blick zu riskieren, die Stimme ist tiefer, männlicher und seine gesamte Ausstrahlung eine deutlich andere. In diesem Punkt scheiden sich die Synchrongeister also ganz gewaltig, das ist aber auch in Ordnung so. Wie immer gilt, jedem das Seine...
Man kann natürlich darüber streiten, ob Wunder oder Craig die coolere Stimme haben. Das ist aber ein Luxusproblem. Es gibt auf jeden Fall für Craig keine bessere deutsche Stimme. Ich freue mich sehr, dass uns hier Tobias Kluckert erspart geblieben ist.
Willoughby: Nettes Wortspiel. Die abweichende Synchronidentität hat für meinen Geschmack bei Bond schon Tradition. Mein altersbedingter Erstkontakt mit Niels Clausnitzer war Willie Tanner bei "ALF", wo ich ihn sehr schätzte. Als ihn dann später (1989, um genau zu sein, als ich erstmals Filme gucken durfte) als Bond hörte, wurde ich mit dem nicht unbedingt warm. Hoffmanns Connery-Bond fand der Teenie-Dubber ziemlich cool, aber Moores Version tönte bei uns einfach... lieb. Und teilweise etwas... na ja, weibisch, was mir schon damals unangenehm auffiel. Nennen wir es eine eigene Interpretation. Nichts anderes macht Wunder. Dessen Organ scheint mir etwas tiefer geworden zu sein, bei "Skyfall" gefiel er mir richtig gut. Klang natürlicher, lässig, war in der Figur angekommen.
Wunder passt wunderbar (den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen) - obwohl er natürlich mit der Originalstimme keine Ähnlichkeit hat. Hier passt die Stimme einfach aufs Gesicht. Connery fand ich mit Kindler im ersten Bond eigentlich sogar besser besetzt. Clausnitzer war/ist für mich auch zu sehr Willi Tanner. Besonders stört mich heute immer noch, dass man auch für Lazenby GGH besetzte.
Zitat von ronnymiller im Beitrag #643Wunder passt wunderbar (den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen) - obwohl er natürlich mit der Originalstimme keine Ähnlichkeit hat. Hier passt die Stimme einfach aufs Gesicht. Connery fand ich mit Kindler im ersten Bond eigentlich sogar besser besetzt. Clausnitzer war/ist für mich auch zu sehr Willi Tanner. Besonders stört mich heute immer noch, dass man auch für Lazenby GGH besetzte.
Ich finde Kindler für DN (und auch FRWL) passender. Bei GF und TB passt aber GGH besser.
Dubber, da gebe ich Dir teilweise Recht, wobei der ansonsten überaus männliche Clausnitzer nur dann weibisch wirkte, wenn er Moores zuweilen etwas krampfhaft wirkenden Anwandlungen von Selbstironie unterfüttern musste. Britischer Humor hin oder her, ein großer Komödiant vor dem Herrn war er im Vergleich zum wunderbaren Tony Curtis ja nie. Es ging mir dabei auch weniger um die Interpretation, als vielmehr um die Wirkung der Stimme oder die "Synchronidentität" wie Du es nanntest. Ich hatte mit Craig ehrlich gesagt von Anfang an große Schwierigkeiten, das ging offenbar vielen so. Nachdem ich mich etwas intensiver mit Ausschnitten aus Originalfassungen seiner Filme beschäftigt hatte, kristallisierte sich auch die Synchronisation als Teil des Problems heraus. Aber da hilft kein Lamentieren, im Zweifelsfall steht wie gesagt auch die Originalfassung zur Verfügung.
Zitat von Willoughby im Beitrag #645Dubber, da gebe ich Dir teilweise Recht, wobei der ansonsten überaus männliche Clausnitzer nur dann weibisch wirkte, wenn er Moores etwas krampfhaft wirkenden Anwandlungen von Selbstironie unterfüttern musste. Ein großer Komödiant vor dem Herrn war er im Vergleich zum wunderbaren Tony Curtis ja nie...
Das hat jetzt aber mit Clausnitzer nichts zu tun. In "Die Zwei" war es ja Blumhagen.