In der Tat eine sehr schöne Arbeit. Für mich waren die Holmes Stimmen eigentlich immer Wüstenhagen mit Ian Richardson und natürlich der grandiose Walter Niklaus für Basil Rathbone. Habe die Filme letztes Jahr wieder genossen - und wirklich genossen... wegen ihm. (Hier ziehe ich bislang übrigens Alfred Bohl als Watson vor, aber ich denke, das hat auch mit dem Erstkontakt zu tun.)
Als Randnotiz: Ist Christopher Lee eigentlich der einzige, der seinen eigenen Bruder spielte? Von Sir Henry (GGH) befördert zu Holmes (Wüstenhagen), dann aber in "Das Privatleben des Sherlock Holmes" zu dessen Bruder Mykroft (Helmo Kindermann) "degradiert", hmmm.
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.01.2015 16:36
#17 RE: Der klassische Sherlock Holmes und seine deutschen Stimmen
Zitat von Lone Ranger im Beitrag #12 "Halsband"... Hier hätte ich mir Joloff, Tillmann oder Miedel gewünscht, oder wenn es zwar sympathisch aber "härter" hätte sein sollen Eichberger!
Fritz Tillmann könnte ich mir aber schon gar nicht als Holmes vorstellen, allerdings durchaus als Watson. Friedrich Joloff wäre sicher eine hochinteressante Besetzung gewesen. Das ist in der Theorie sehr schön!!!
Wolfgang Eichberger hätte ich mir unter Umständen durchaus in der Rolle vorstellen können, allerdings nicht unbedingt in diesem Film. Für Peter Cushing hätte ich ihn jedenfalls lieber gehabt als Erich Fiedler. Aber sich Eichberger in so einer Rolle zu wünschen - da werden du und ich, lieber Lone Ranger, wohl auf einsamer Flur dastehen...aber mir gefällt der Gedanke durchaus.
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.01.2015 16:48
#18 RE: Der klassische Sherlock Holmes und seine deutschen Stimmen
Noch ein Hinweis in eigener Sache: in meinem Sprecher-Thread zu Harry Wüstenhagen gibt es in Beitrag #3 unter dem Titel "Elementar, lier Herr Wüstenhagen, elementar!" einen Abriss über die gesamten bekannten Auftritte in dieser Welt.
Zitat von PeeWee im Beitrag #16 Als Randnotiz: Ist Christopher Lee eigentlich der einzige, der seinen eigenen Bruder spielte? Von Sir Henry (GGH) befördert zu Holmes (Wüstenhagen), dann aber in "Das Privatleben des Sherlock Holmes" zu dessen Bruder Mykroft (Helmo Kindermann) "degradiert", hmmm.
Das ist sicher ein sehr interessantes Hin-und-Her innerhalb der Holmes-Welt, das Lee hier durchexerziert hat. Später ist er dann ja nochmal zu Holmes zurückgekehrt. Fehlt eigentlich nur Moriarty, aber den wird er wohl nicht mehr spielen.
Obwohl Lee absolut nicht der Beschreibung des Mycroft entsprach (hier ist Charles Gray einfach perfekt, aber auch Robert Morley), gefiel er mir sehr in dieser Rolle - allerdings wurden im "Privatleben" ja auch Geheimnisse rund um den wahren Holmes gezeigt, also kann Mycroft, wie man ihn sonst kennt, eine übersteigerte literarische Kreation von Dr. Watson sein.
Mein allererster Kontakt mit Sherlock Holmes als Kind war Peter Cushing im "Hund von Baskerville", danach prägte sich mir Ian Richardson ein. Als ich im Frühling 1987 erstmals nachmittags im ORF die Jeremy Brett-Serie sah, gefiel sie mir nicht ganz so. Basil Rathbone habe ich erst mit sechzehn Jahren erstmals bewußt als Holmes gesehen.
Vielen, aber herzlichen Dank für diesen enzyklopädischen Thread, der den in "Die Stimmen der Detektive" aufgenommenen Faden aufgreift und da weitermacht, wo vor zehn Jahren Diskussionen aufkamen, die in den letzten Jahren praktisch nicht mehr weitergeführt wurden! Leider komme ich jetzt erst dazu, etwas zu schreiben. Wie schon früher erwähnt, war Walter Niklaus mir viele Jahre lang nur als Stimme von Basil Rathbone ein Begriff und wunderte mich, dass mir diese faszinierende Stimme in anderen Synchros nie untergekommen war. Wirklich schade, dass es keine Hörbücher mit seiner Stimme gab oder in späteren Jahren auch keine weiteren Holmes-Hörspiele mit ihm angefertigt wurden! Einige Zeit hatte ich seine Stimme beim Lesen der Geschichten im Ohr. Ähnlich faszinierend war später Christian Rode im "Privatleben". Mit seiner Besetzung hatte ich vorab nicht gerechnet, mussten dann aber feststellen, dass er eigentlich Watsons eigenen Worten über die Stimme seines Freundes entspricht, siehe hier:Die Stimmen der Detektive (4) Mücke meinte einmal, Christian Rode klänge häufig sehr dandyhaft und fast nach "Halstuch". Das sah ich nicht so, da ich ihn zu oft sehr schneidend erlebt hatte. In dieser Rolle konnte er beide Versionen seiner Stimme einbringen, auch wenn er (oder die Regie) sich manchmal zu sehr am Originalton orientierten, so dass er ins Tuntige überging. Danach hoffte ich lange auf weitere Auftritte dieser Holmes-Stimme, besonders natürlich für Christopher Plummer, bei dem mir Rode immer besonders zugesagt hatte. Da ich "Mord an der Themse" demnächst wohl endlich sehen werde, bin ich natürlich trotzdem auf Fred Maire gespannt! Über die "Baskerville"-Verfilmung von 1972 sollte man wirklich den Mantel des Schweigens hülle, ich tue es aber doch nicht: Wie bei "Nachts, wenn Dracula erwacht" wurde hier ein eigentlich recht originalgetreues und stimmiges Drebuch zu einem verkorksten Film. Anders als bei "Dracula" lag die Schuld aber weniger bei einer stümperhaften Regie sondern vielmehr bei der gestrafften Inszenierung (70 statt 90 Minuten) und vor allem mehreren fehlbesetzten Rollen: Speziell Watson war eigentlich als Figur sehr dem Kanon entsprechend gestaltet (am Anfang und Ende tritt er sogar als Erzähler auf), aber Bernard Fox SPIELT ihn ebenso wie seinen unvergesslichen Colonel Crittendon, einschließlich sämtlicher Manierismen. Stewart Granger als Sherlock Holmes ist wirklich hanebüchen, aber ein weder zum Schauspieler noch zur Rolle passender und (vielleicht gerade deswegen?) so unmotiviert und gelangweilt wie selten klingender GGH war der Gipfel.
Da Harry Wüstenhagen ein Kapitel für sich ist, widme ich diesem lieber einen gesonderten Beitrag.
Die Häufung von Harry Wüstenhagens Einsätzen als Holmes-Stimme ist wirklich erstaunlich, zumal er sie unter unterschiedlichen Regisseuren, bei verschiedenen Studios, über insgesamt drei Jahrzehnte verteilt und aus dem Munde optisch und von der Interpretation her sehr unterschiedlicher Darsteller hatte. Hinzu kommt noch, dass er keineswegs immer gleich klang, sondern seine Stimme immer heiserer und kratziger wurde. Schade, dass es dazu keine Aussage von ihm in einem Interview gibt! Ob er sich mal Kollegen gegenüber darüber amüsiert hat? Interessanterweise fand ich ihn in keinem Fall fehlbesetzt, konnte mir sogar jeweils niemand anders vorstellen, abgesehen vielleicht von John Neville, bei dem auch Eckart Dux denkbar gewesen wäre. Aber es wurde in der Vergangenheit schon darauf hingewiesen, dass Dux und Wüstenhagen in jungen Jahren oft auf ähnliche Rollen/Schauspieler besetzt wurden. Nach "Basil" (im Hörspiel zum Film) kam er mir 1998 für Ian Richardson unter, Anfang 2002 aus dem Mund von Nicol Williamson, einige Monate später aus dem von Christopher Lee, was mich sehr überrascht hat, da ich damit absolut nicht gerechnet hatte. 2005 kam auch noch John Neville hinzu, bei dem ich witzigerweise wiederum fast schon mit dieser Stimme gerechnet hatte! Hätte man beim "cleveren Bruder" auch auf ihn zurückgegriffen, wäre er immerhin sicher besser als Jürgen Thormann (den ich ansonsten eigentlich sehr schätze) gewesen und hätte die Liste seiner Rollen in diesem Bereich erweitert, der Film selbst wäre dadurch aber auch nicht besser geworden.
Noch kurz etwas zu Peter Pasetti, den ich mittlerweile in einigen Holmes-Hörspielen erleben konnte: Der ironischen, snobistischen und "überlegenen" Seite der Figur wurde er mit seiner verschmitz-hintersinnigen Stimme absolut gerecht, allerdings wirkte er so eher wie ein "Lehnstuhl-Detektiv" und zu wenig "zupackend" für den (im Unterschied zu Hercule Poirot oder Nero Wolfe) eher "aktiven" Detektiv. Daneben wirkt es natürlich etwas merkwürdig, wenn Holmes und Watson (den älteren Übersetzungen geschuldet) per du sind. Apropos: Das kam mir auch bei Erich Schellow und Pauld-Edwin Roth so vor, die dadurch (betont noch durch Schellows manchmal etwas geziert wirkende Art) eher wie ein "altes Ehepaar" wirkten. Daneben leiden die wenigen Folgen der Serie auch unter dem überflüssigen und nicht mit Conan Doyle vereinbaren "witzigen" Einlagen, die sie ziemlich antiquiert wirken lassen. Wirklich schade, dass Schellow weder in einer Synchro noch anderswo nochmal mit einer Homes-Rolle in Berührung kam, in der er die Figur "originalgetreuer" hätte interpretieren können (was er selbst viele Jahrzehnte später in einem Interview bedauerte).
Ach ja, da wäre ja noch der "Hund" von 1958/59: Vorm ersten Sehen (1998) war mir bereits aufgefallen, wie viele unterschiedliche Stimmen Peter Cushing im Deutschen hatte, so dass ich gespannt sein durfte. Mit dem Organ, dass mir damals bereits als das von Robert Morley geläufig war, hatte ich absolut nicht gerechnet und konnte mich damit nicht anfreunden. Aber immerhin gefiel mir Curt Ackermann für André Morell recht gut, da er so solide und ernsthaft klang, wie diese Rolle angelegt war.
Zitat von fortinbras im Beitrag #1George C. Scott beehrte das Publikum in "Der verkehrte Sherlock Holmes" zwar nicht in der Rolle des Meisterdetektives, aber als liebenswerter Schnüffler der 70er-Jahre, der sich für Holmes hält. Er war ausgesprochen glaubwürdig, herzlich und dem Vorbild näher, als man annehmen möchte. In dieser oft tiefsinnig-philosophischen Komödie wurde er von Arnold Marquis synchronisiert, der als falscher Holmes natürlich auch hervorragend war und selbstverständlich perfekt zu Scott paßte, es lag ja Kontinuität vor. Ein Film, den man bedauerlicherweise kaum zu sehen bekommt.
Einmal habe ich ihn immerhin zu Sehen bekommen, allerdings liegt das schon länger zurück (August 1993). Damals hat mich besonders die letzte Szene ziemlich enttäuscht, aber nach dem, was ich inzwischen gelesen habe (und angesichts des inzwischen erheblich erweiterten Holmes-Horizonts) bin ich neugierig geworden. Mal sehen, ob es sich irgendwann ergibt.
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
19.01.2015 12:23
#26 RE: Der klassische Sherlock Holmes und seine deutschen Stimmen
Mir gefiel Fred Maire für Christopher Plummer durchaus, aber ich hätte hier eine Spur lieber Christian Rode gehabt. Vor alngen Jahren, als ich den Film erstmals sah, rechnete ich sogar mit ihm...
Mir haben die "Alte Ehepaar-Einlagen" der deutschen Holmes-Reihe übrigens ganz gut gefallen, es war mal etwas anderes und ist für mich fast so wie ein Blick hinter die Kulissen der offiziellen Auftritte.
"Der verkehrte Sherlock Holmes" gefiel mir beim Erstkontakt überhaupt nicht, später aber dafür umso besser. Der Schluß ist allerdings durchaus gelungen im Sinne des symbolischen Gehaltes, den der Film zu bieten hat. Aber das habe ich auch erst vor relativ kurzer Zeit verstanden.
S.T.O.F.F.E.L.
(
gelöscht
)
Beiträge:
21.01.2015 16:43
#27 RE: Der klassische Sherlock Holmes und seine deutschen Stimmen
Hat eigentlich wer eine Ahnung, warum man bei den DDR-Synchronisationen bei Jeremy Brett so viele Sprecher ansetzte? Mit Ausnahme der letzten mit Ostsprechern gemachten Arbeit, wo Gerhard Paul einmalig den Dr. Watson gab, hat den immer Werner Ehrlicher synchronisiert. Sogar für zwei Schauspieler.
Ich vermute, dass Wyzniewski, der ein bekannter Film- und Theaterschauspieler war, zeitweise nicht zur Verfügung stand und deshalb Hladik ihn ersetzte (vermutlich wurde nicht chronologisch synchronisiert, weshalb es zu der "Unterbrechung" kam). Und wahrscheinlich war Frieder Kranz mit Viehmann als Holmes unzufrieden (ich brauchte eine ganze Weile, um mich an ihn zu gewöhnen), zumal er sehr weit von Bretts Originalstimme entfernt ist.
Gruß Stefan
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
22.01.2015 20:05
#29 RE: Der klassische Sherlock Holmes und seine deutschen Stimmen
Franz Viehmann finde ich persönlich ganz ok, aber nicht besonders überragend. Er ist mir einen Hauch zu affektiert. Holger Mahlich habe ich seltsamerweise anfangs nicht so schlecht gefunden, aber unlängst beim Wiedersehen kam er mir schlichtweg outriert-affektiert vor in einem erheblichen Ausmaß. Brett selbst war da ja schon nur mehr eine Anhäufung exaltierter Manirismen. Mahlich vergröberte das sogar für meinen Geschmack. Auf Wyzniewski konnte man hier ja nicht mehr zurückgreifen, aber Peter Hladik wäre auch eine optimale Wahl gewesen - es hätte zwar zu einer Charakterveränderung geführt, wenn ich ganz ehrlich bin, aber er hätte wohl eine gewisse Bodenständigkeit hineingebracht und das Original aufgewertet.
Noch ein Nachtrag zu Tribble und Ronald Howard als Sherlock Holmes:
Ich habe etwa 75% der neusynchronisierten Folgen einmal gesehen und mir schien, es wäre immer derselbe Sprecher gewesen. Piedesack wurde an mehreren Stellen als Sprecher genannt, ansonsten hätte ich ihn auch nicht erkannt. Möglich wäre es natürlich, aber doch auch nicht sehr sinnvoll, für diese Ausgaben ihn nur drei Folgen sprechen zu lassen. Die Vermarktung war natürlich auch grotesk, einschließlich mancher Cover. Weiß hier jemand etwas Näheres dazu?
Zitat von fortinbras im Beitrag #1Nach Stewart Granger boten die 70er noch einen weiteren grotesken Holmes. In "Sherlock Holmes in New York" durfte Roger Moore den Detektiv darstellen. Wirklich glücklich war er in der Rolle nicht und er hält diesen Film für einen seiner schlechtesten. Ein naiver Streifen, der sich an ein kindliches Publikum richtete, aber im Grunde nicht einmal dessen Erwartungen stillen konnte.
Das "Lexikon des Internationalen Films" bewertet den Film knapp als "prominent, aber unglücklich besetzt", Zeus Weinstein geht in seinem "Sherlock-Homes-Handbuch" ebenfalls auf die merkwürdigen Besetzungen der Hauptrollen ein, indem er von "James Bond mit Deerstalker" spricht und schreibt: "Geheimagent Nr. Zwei, John Steed (...) legt Schirm und Melone beiseite und verkleidet sich als Dr. Watson. Den Charme setzt er annähernd im Stil von Nigel Bruce ein." (S. 226)