Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #224 Ja, eine gewisse Vereinfachung/Pauschalisierung lässt sich in Filmen nicht vermeiden, wobei ich bei "Rain Man" nie das Gefühl hatte, dass man Raymond als einen "typischen" Autisten darstellen wollte. Da gab es an einigen Stellen durchaus auch einen gewissen Fingerzeig, dass es auch gewisse andere Ausprägungen des Autismus gibt. Ich stimme aber in dem Punkt zu, dass viele Autisten gerne mal automatisch eine Inselbegabung attestieren, wobei man nicht immer was damit anfangen kann. Raymond kann zwar in dem Film großartige Rechenkünste vollbringen, diese jedoch nicht sinnvoll bzw. vorteilhaft nutzen und diese Fähigkeit bei reale Problemstellungen anwenden.
Es ist ja auch so, dass sowas gerne durcheinander gebracht wird. Marlies Hübner, eine Autorin und Bloggerin, die von der sogenannten Autismus-Spektrum-Störung (auch Asperger Syndrom genannt) betroffen ist, geht diese Pauschalisierung auch tierisch auf die Nerven und sieht hat in einem Interview mit Deutschlandfunk Nova ganz klar gesagt: "Vergesst Rain Man". Eben, weil er ein Savant ist. Wobei das nicht hundertprozentig richtig ist, da er schon ein Savant ist, aber eben mit autistischen Zügen, wenn man auf seine Gewohnheiten oder Ängste schaut, wie z.B. dass alles in einer Reihenfolge sein muss (Eierkuchen) oder die Bettgehzeit ("Licht aus um 11").
Das mit dem "Nicht einen typischen Autist darstellen" finde ich übrigens interessant. Dustin Hoffman hat sich für die Anlegung der Rolle nämlich tatsächlich an zwei Autisten orientiert, die er während der Vorbereitungsphase kennengelernt hat; Kim Peek (1951-2009) und noch jemand anders. Das hat er seinerzeit, also 1989, in einem Interview in der Sendung "Durchblick" auf Tele 5 erzählt.
An welchen Beispielen hast du das denn gemerkt bzw. in welcher Szene ?
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #224Jetzt wo du es sagst fällt mir da auch noch "The King’s Speech" ein. Überhaupt fällt mir schon länger auf, dass "typische Oscarfilme" einer gewissen Formel folgen, was mich mittlerweile nervt. Da hat die Acedemy schon einen sehr einseitigen Geschmack und ich frage mich echt, ob es den Leuten da nicht mal auffällt, dass es da Filme gibt, die ihnen bewusst thematisch und von der Machart her in den Hintern kriechen nur um von ihnen mit einer Nominierung bedacht zu werden.
Wobei es nicht immer der Fall ist. Ich hatte z.B. vor einigen Jahren damit gerechnet, dass der Film "12 Years a Slave" der Abräumer schlechthin würde, da er eigentlich im Grunde ein typischer Oscargewinner-Kandidat wäre. Es überraschte mich zunächst, dass dies nicht der Fall war. Aber in einem Gespräch mit einem Freund von mir wurde mir dann auch klar, dass es die Academy in diesem Fall hinsichtlich dieses gar nicht ruhmreichen Teils der amerikanischen Geschichte (Sklaverei) möglicherweise besser fand, dieses nicht gern angesprochene Thema unter den Teppich zu kehren und dem Film nicht so viele Oscars zu geben. Man kann es nicht unbedingt beweisen, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass dem so war.
Zitat von Lammers im Beitrag #227An welchen Beispielen hast du das denn gemerkt bzw. in welcher Szene ?
Bei der Szene wo Charlie und Raymond bei dem Arzt in dem kleinen Kaff waren und der Arzt sich ein bisschen mit Raymond auseinandersetzte hatte. Zumindest ich habe es da so empfunden, dass man da verdeutlichen wollte, dass es eben nicht den einen Autisten gibt. Außerdem wurde mit dem Klischee aufgeräumt, dass die Inselbegabung auch mit einem gewissen sinnvollen Nutzen einhergehen kann und man damit sicherlich was anfangen kann. Pustekuchen. Raymond kann zwar ganz gut mit zahlen umgehen, diese aber kaum wirklich in jeweils andere Zusammenhänge bringen. Da wurde u.a. schon zuvor gesagt, dass er "keinen Begriff von Geld" hat.
Zitat von Lammers im Beitrag #227 Aber in einem Gespräch mit einem Freund von mir wurde mir dann auch klar, dass es die Academy in diesem Fall hinsichtlich dieses gar nicht ruhmreichen Teils der amerikanischen Geschichte (Sklaverei) möglicherweise besser fand, dieses nicht gern angesprochene Thema unter den Teppich zu kehren und dem Film nicht so viele Oscars zu geben. Man kann es nicht unbedingt beweisen, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass dem so war.
Umgekehrt gab man dieses Jahr "Black Panther" ordentlich Oscars und sogar auch noch in Kategorien, die ich absolut ungerechtfertigt fand wie etwa "Beste Filmmusik". Da musste ich schon mit dem Kopf schütteln. Nur bei "Bester Film" hat man nochmal einen halben Gang zurückgeschaltet und den Oscar an "Green Book" gegeben. Wäre wohl auch zu weit gegangen, wenn ein Film wie "Black Panther" auch noch diesen Oscar bekommen hätte. Es geht bei den Oscars insofern mehr um die Themen als die Filme an sich. "Vice - Der zweite Mann" wäre auch so ein Film gewesen, der noch vor einigen Jahren abgeräumt hätte, aber da aktuell mittlerweile die Hautfarbe im Mittelpunkt steht hatte der Film kaum Chancen auf die größeren Oscar-Kategorien. Die Hautfarbe spielt tatsächlich wieder eine größere Rolle für die Bewertung irgendeiner Leistung. So eine Zukunft hätte Martin Luther King nicht gewollt.
Zitat von Lammers im Beitrag #227Bei der Szene wo Charlie und Raymond bei dem Arzt in dem kleinen Kaff waren und der Arzt sich ein bisschen mit Raymond auseinandersetzte hatte. Zumindest ich habe es da so empfunden, dass man da verdeutlichen wollte, dass es eben nicht den einen Autisten gibt. Außerdem wurde mit dem Klischee aufgeräumt, dass die Inselbegabung auch mit einem gewissen sinnvollen Nutzen einhergehen kann und man damit sicherlich was anfangen kann. Pustekuchen. Raymond kann zwar ganz gut mit zahlen umgehen, diese aber kaum wirklich in jeweils andere Zusammenhänge bringen. Da wurde u.a. schon zuvor gesagt, dass er "keinen Begriff von Geld" hat.
Stimmt. So hatte ich das noch gar nicht gesehen. Sieh' an, da hat man 1988 doch schon einiges an Kenntnissen gehabt, wenn auch bei weitem nicht so weitreichend wie heute. Trotzdem hat er in der Öffentlichkeit leider ein unangenehmes Zerrbild hinterlassen, dass bis heute anhält. Insofern hatte das Ganze eine positive und eine negative Seite. Was ähnliche Beispiele angeht, fallen mir auch noch die Casino-Szenen ein, wo die Beiden richtig viel Geld erspielen. Trotzdem verspielt Raymond dann 3000 Dollar am Glücksrad. Das bestärkt zusätzlich noch diesen Punkt.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #228Es geht bei den Oscars insofern mehr um die Themen als die Filme an sich. "Vice - Der zweite Mann" wäre auch so ein Film gewesen, der noch vor einigen Jahren abgeräumt hätte, aber da aktuell mittlerweile die Hautfarbe im Mittelpunkt steht hatte der Film kaum Chancen auf die größeren Oscar-Kategorien. Die Hautfarbe spielt tatsächlich wieder eine größere Rolle für die Bewertung irgendeiner Leistung. So eine Zukunft hätte Martin Luther King nicht gewollt.
Im Prinzip schon, wenn man z.B., überspitzt gesagt, einen Film über einen einbeinigen Menschen hat, der irgendwo in einem Behindertenheim lebt und irgendwann beim Laufen Blut leckt, wie ein Besessener übt (inkl. aller möglichen Rückschläge) und dann den New York Marathon gewinnt. Das Thema "Glaub' an dich, dann kannst du alles erreichen" zieht halt so gut wie immer. Es sei denn, die Academy hat bei dem Oscar-Kandidaten irgendwelche Einwände und lässt ihn dann doch nicht gewinnen. Das ist dann eben ein Beispiel für die Ambivalenz, die sich oft in den USA findet.
Zum Thema Martin Luther King fällt mir noch ein: Er hat ja 1968 in seiner bekannten Rede gesagt, dass er den Traum hat, dass seine Kinder eines Tages in einem Land leben, in dem sie nach ihren Fähigkeiten und nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden. Leider ist dem bis heute nicht so, wie man beispielsweise in der Netflix-Dokumentation "What happened to Miss Simone ?" sehen kann. Es geht dort um die dunkelhäutige Sängerin Nina Simone. Es gibt dort einen Ausschnitt aus den frühen 80ern, wo sie in einem Interview gefragt wurde, was sich hinsichtlich der Bürgerrechte geändert hat. Sie hat kurz und knapp gesagt: "Gar nichts".
Im Grunde genommen ist es doch nahezu dieselbe Art von Film, die immer wieder mal gerne für die Oscars nominiert werden, was in der Vergangenheit auch schon kritisiert wurde, da die Academy sich von den normalen Zuschauern entfernt habe. Soweit würde ich jetzt nicht gehen, vor allem wenn dann die Lösung lautet jetzt auch noch Marvel-Blockbuster zu nominieren oder gar dafür eine neue Kategorie auf die Beine zu stellen, was aber erst mal wieder vom Tisch ist. Mir würde es schon reichen, wenn man nicht noch anfängt Äußerlichkeiten höher zu gewichten als den eigentlichen Inhalt des Films bzw. wie die Botschaft verarbeitet und herangetragen wird.
Auf Martin Luther Kings Rede wollte ich übrigens auch hinaus. Schon ernüchternd, wenn sich einfach nichts ändern will und schon mal dieselben Fehler in neuer Generation nochmal vorkommen.
So dieses mal stand kein Hollywoodfilm auf meiner Speisekarte, sondern ein südkoreanischer Film und das auch eher zufällig, weil mein Bruder sich den gerade auf Netflix ansah: Train To Busan von 2016.
Ein komplexer Plot steckt da nicht dahinter. Im Grunde genommen geht es um einen Fondsmanager, der mit seiner Tochter an ihrem Geburtstag zu der Mutter in die Stadt Busan fahren will. Hierzu steigen sie in Seoul in den Zug. Bereits schon am Bahnhof nahm das Unheil seinen lauf als ein Bahnmitarbeiter angegriffen wird. Ein Mädchen schafft es schwer verletzt in den Zug Richtung Busan. Es vergeht nicht allzu viel Zeit als das Mädchen plötzlich die Zugbegleiterin angreift, die ihr helfen wollte und sie beißt.
Ja man merkt schon an der kurzen Beschreibung, dass es sich hier um einen Zombiefilm handelt. Eigentlich bin ich Zombiefilme mittlerweile ziemlich überdrüssig geworden und "The Walking Dead" hat sich auch schon seit Jahren völlig zu tode gelaufen. Der Film schafft es aber tatsächlich die Spannung über lange Strecken aufrecht zu erhalten. Die Zeit verging wie im Fluge. Bei der Inszenierung der Zombies hat man sich mehr an die aus "28 Days Later" und "World War Z" orientiert. Gleiches gilt auch für ein paar Herangehensweisen der Protagonisten. Leider hat man auch die typischen Dummheiten und Logiklöcher anderer Zombiefilme übernommen. Insofern bietet der Film nichts neues, macht aber auch nichts wirklich schlechter. Zunächst mal war ich überrascht wie aufwendig dieser Film produziert wurde. Bild, Action, Kamera- und Regieführung, Kulisse (alles echt und nicht im Greenscreen in einem Studio!), Schauspiel (abgesehen von wenigem typisch asiatischem Overacting). Es war alles top. Man konnte dem Film schon sein hohes Budget anmerken. Quasi der krasse Gegensatz zu einem anderen amerikanischen Zombiefilm, dass in einem Flugzeug spielt und ein ähnliches Konzept hat. Einzig die CGI-Effekte stießen an ihre Grenzen. Da sollte man keine Hollywood-Blockbuster Qualität erwarten. Dennoch merkte man da, dass die Macher sich Mühe gaben, die Effekte möglichst gut aussehen zu lassen, sodass es für mich nicht allzu sehr ins Gewicht fiel.
Wie gesagt war die Action im Zug sehr spannend inszeniert und man konnte gut dran bleiben. Im Film hatte man sich auch auf die sozialen Aspekte konzentirert, wie sich Menschen in solch einer Extremsituation verhalten. Das fand ich gut gemacht und durchaus nachvollziebar geschrieben. Weniger gut war die plumpe Gesellschaftskritik in Sachen gierige und egozentrische Fondsmanager und CEOs. Viel zu sporadisch aus dem nichts heraus und dann auch nicht wirklich in die tiefe gehend. Scheinbar wollte man dieses Thema noch irgendwie in den Film mit rein packen hatte jedoch keine Zeit mehr das wirklich richtig zu verarbeiten und das obwohl, dies indirekt für den Ausbruch der Zombieapokalypse eine Rolle spielte.
Was die Charaktere anbelangt so bietet der Film nicht allzu viel neues. Nett fand ich, dass man aus dem Fondsmanager keinen strahlenden Helden machte. Auch er denkt zunächst an sich selbst und seine Tochter. Der Obdachlose, der irgendwie mit in die Truppe um dem Fondsmanager hinzu gestoßen ist fand ich durchaus interessant. Das war mal was anderes. Der mit Abstand konventionellste Charakter und absolut Klischee pur war der CEO der Zugfirma, der auch mit im Zug war. Mein Gott hatte er genervt. Da musste ich ständig mit den Augen rollen, nicht zuletzt, da er durch sein egoistisches Verhalten diverse Protagonisten in den Tod befördert hatte, teils beabsichtigt, teils billigend in Kauf genommen. Den restlichen Cast fand ich mal in Ordnung, mal dumm.
Insgesamt ein durchaus solider Zombiefilm, der durchaus mal nette Einfälle hat und spannend war, aber im großen und ganzen nichts neues bietet. Wer von Zombiefilmen aufgrund entsprechender Klischees die Nase voll hat wird auch mit diesem Film keine Offenbarung vorfinden. Wenn man es aber schafft über einige Dummheiten der Figuren hinweg zusehen kann damit durchaus seinen Spaß haben. Der Film ist auch für westliche Zuschauer sehr einsteigerfreundlich. Wer mit asiatischen Filmen so seine Schwierigkeiten hat kann sich diesen Film ohne weiteres anschauen.
Nachdem ich mit "Rain Main" bereits einen Film gesehen habe, wo es um einen Autisten ging hab ich mir diesmal einen Film angesehen, wo es um jemanden mit Asperger-Syndrom ging: Adam von 2009. Mit Hugh Dancy und Rose Byrne.
Die Geschichte handelt von einem jungen Mann Namens Adam, der vor kurzem seinen Vater verloren hat und nun auf sich allein gestellt ist. Nach kurzer Zeit zieht eine neue Nachbarin Namens Beth in das Wohnhaus von Adam ein. Beide entwickeln im laufe der Zeit eine gewisse Zuneigung zueinander. Aufgrund von Adams Asperger-Syndrom fällt es ihm jedoch schwer soziale Kontakte zu knüpfen. Er gibt sich jedoch so gut es geht ernsthaft Mühe in sozialer Hinsicht im Leben weiterzukommen und so auch Beth näher zu kommen. Ein weiteres Problem von Adam ist, dass er zwanghaft an Gewohnheiten festhält und es ihm schwer fällt sich auf neues und für ihn fremdes einzulassen, was im laufe des Films ihn immer wieder vor neuen schwierigen Herausforderungen stellt denen er sich eben stellen muss. So verliert er u.a. seine angestammte Arbeit und steht unter Druck aus seiner nun viel zu großen und teuren Wohnung ausziehen zu müssen, die er zuletzt noch mit seinem Vater bewohnt hat.
Auch die Beziehung zwischen ihm und Beth hat immer wieder Höhen und Tiefen und am Ende sieht sich Adam einer folgenschweren Entscheidung konfrontiert.
Ich selber fand den Film ganz angenehm. Sowohl Adam als auch Beth sind überaus sympathische Figuren und es hat einfach nur Spaß gemacht den beiden zuzusehen wie sich ihre Beziehung so entwickelt. Normalerweise bin ich kein Fan von Romanzen, aber das ist so eine der wenigen Ausnahmen. Wohl auch, weil es nicht übermäßig kitschig war, was allein aufgrund Adams Asperger-Syndrom in dem Sinne nur schwer möglich wäre. Stattdessen gleitet der Film ganz sachte und sanftmütig durch die Handlung, ohne jedoch alles in Watte zu packen. Denn die Beziehung zwischen Adam und Beth ist alles andere als unproblematisch (was auch sonst. Andernfalls wäre der Film auch ziemlich langweilig) und die beiden haben zudem auch noch mit ganz eigenen Sorgen zu kämpfen.
Die überaus gute Synchronbesetzung hat auch noch seinen Teil zu beigetragen, warum ich den Film so gut fand. Alexander Doering und Manja Doering geben ein fantasisches Liebespärchen ab. Auf dem Papier mag es zunächst belustigend klingen, dass hier zwei Geschwister ein Pärchen sprechen, aber das war schon im Endergebnis eine sehr gute Entscheidung gewesen und wohl auch eine sehr bewusste, vor allem wenn man sich so anschaut was für Sprecher Hugh Dancy und Rose Byrne so sonst hatten kommt man nicht drumherum zu sagen, dass man hier sehr gezielt gecastet hatte. Alexander Doering passt perfekt zu dem sanften und liebenswürdigen Adam, der ihn schon ganz schnuckelig gespielt hat und ihn nicht wie einen stereotypen Aspie wirken ließ, sondern eben einfach nur wie ein Mensch, der die Welt anders wahrnimmt als die anderen. Mit Manja Doering klang Beth auch ganz schön putzig und süß. Von der deutschen Synchro her könnte man also sagen, dass sich hier wirklich ein Herz und eine Seele gefunden haben. Diese Stimmkombi hatte hervorragend miteinander harmoniert. Umso erdrückender fand ich auch das Ende des Films.
Insgesamt ein etwas anderer Liebesfilm den man sich durchaus mal anschauen kann.
Nachdem ich einen neuen Thread zu den Powerpuff Girls aufgemacht habe hatte ich nun wieder Bock auf den gleichnamigen Kinofilm von 2002 gehabt.
Worum geht es eigentlich in diesem Film: Im Grunde handelt es sich hier um einen Prequel zur Serie, wo die Entstehungsgeschichte der drei kleinen Mädchen erzählt wird und auch der ihres ersten großen Gegners. Vor den Powerpuff Girls war die Stadt Townsville ein wahrer Verbrechersumpf, wo es nicht gerade lebenswert war zu leben. Professor Utonium hat genug davon und arbeitet in seinem Labor an der Entstehung von perfekten kleinen Kindern denen er etwas gutes beibringen will und so mithilfe des Nachwuchses die Stadt wieder zu einem lebenswerten Ort aufzubauen. Dabei kam versehentlich die Chemikalie X hinzu und es kommt zu einer kleinen Explosion aus der die Powerpuff Girls geboren wurden. Schnell entdeckt der Professor, dass es sich nicht um normale kleine Mädchen handelt. Denn diese sind mit irren Superkräften ausgestattet, was den Professor und auch die Mädchen selbst vor einem Problem stellt, womit sie noch fertig werden müssen.
Zu dem Film muss ich sagen, dass er in erster Linie für die Fans gedacht ist und für diese wohl auch das Sahnehäubchen darstellt. Zwar fängt der Film logischerweise ganz von vorne an und man muss auch nicht die Serie gesehen haben, um sich da zurecht zu finden, aber man hat bei diesem Film bei weitem nicht dieselbe emotionale Bindung, wenn man keinen wirklichen Bezug zur Serie hat. Denn der Film geht besonders auf die Anfänge der Mädchen und ihres Erzrivalen Mojo Jojo ein. Dies war in der Serie schon immer ein wohlbehütetes Geheimnis gewesen. Hin und wieder wird in der Serie auf dieses Kapitel eingegangen. Man erfährt jedoch nie was damals genau abgelaufen ist. Insofern ist es für einen Fan ein wahres cineastisches Erlebnis diese "Wie alles begann"-Geschichte auf der großen Leinwand zu sehen. Man merkt dem Film auch an, dass der Film auch dafür geschaffen wurde. Die Animationen und Kamerafahrten sind schon sehr hochwertig und stellen im Vergleich zur Serie ein ordentliches Upgrade dar. Der Film kommt noch um einiges farbenreicher daher als die Serie und mit diesen wird auch in dem Film geschickt gespielt, um die Handlung mit zu erzählen. Auch gibt es in dem Film ein paar ruhige Szenen, die sehr schön gemacht sind.
Das Leitmotiv des Films ist das Anderssein gepaart mit Ausgrenzung und das hat der Film ganz gut und kindgerecht aufbereitet. Aufgrund ihrer Superkräfte werden die Mädchen von den Bewohnern von Townsville zunächst verachtet, was für die Mädchen eine sehr harte Erfahrung ist.
Für Fans der Serie oder die, die die Serie gerne geschaut haben ist das defintiv ein Must-Watch. Wer die Serie noch nicht kennt dem empfehle ich eher erst einmal sich mit der Serie vertraut zu machen. Theoretisch nicht nötig, aber wie gesagt ist es schon ein ganz anderes Erlebnis, wenn man erst mal die Serie lieb gewonnen hat und dann voller Vorfreude die ganze Vorgeschichte in cineastischem Gewand zu sehen bekommt.
The Crow - Die Krähe von 1994. Irgendwie hatte ich den Film immer im Hinterkopf, kam aber nie dazu, ihn zu sehen. Als ich dann wieder auf den Film kam, fand ich ihn auf YouTube und habe ihn mir gleich angesehen. Zunächst, die bis heute gültige FSK-Bewertung 'ab 18' müsste eigentlich, nach heutigen Maßstäben, auf 'ab 16' herabgestuft werden. Der Film enthält einige gewalttätige Szenen, aber diese werden nicht plakativ oder überzogen dargestellt und wirken heute eher zahm.
Worum es geht ist schnell erklärt: der Musiker Eric Draven wohnt mit seiner Verlobten in einer Dachwohnung. Beide sind überzeugt von spirituellem Glauben. Nachdem Erics Verlobte einen Beschwerdebrief an die Vermieter geschrieben hat, bei denen es sich um eine skrupellose Gang handelt, suchen die Mitglieder sie in der Wohnung auf. Die Situation eskaliert und sowohl sie als auch ihr Verlobter, der hinzukommt, werden kaltblütig ermordert. Dem Glauben folgenden, dass eine Seele, geführt von einer Krähe aus dem Jenseits zurückkommen kann, wenn sie noch keine Ruhe finden kann, entsteigt Eric seinem Grab und macht, in einer Lederkluft und geschminkt, jagt auf die Gangmitglieder hinter der sich zugleich ein Verbrecherkartell offenbart, das die gesamte Stadt terrorisiert. So krude sich die Handlung liest, so atmosphärisch wirkt der Film. Das gesamte Setting zeigt eine beinahe postapokalyptische Welt voller Schmutz und Chaos. Der gesamte Film ist bewusst düster gehalten und verzichtet auf opulente Sets. Brandon Lee und die anderen Darsteller spielen überzeugend und wider erwarten wirkt das Make-up bei Lee nicht albern oder merkwürdig, sondern unterstreicht sehr gut den emotionalen, beinah manischen Charakter Dravens als eine Art Racheengel. Optisch erinnert er ein wenig an eine frühe und dunkle Interpretation des Joker aus 'Batman'. Die wenigen etwas süßlichen Szenen im Film, in denen er um seine Verlobte trauert, Gitarre spielt oder als Moralapostel Menschen vor dem Genuss von Zigaretten oder Rauschgift warnt, betten sich gut in den Film ein, verleihen ihm nötige Tiefe und werden nicht über die Maßen ausgewalzt. Den Film lediglich auf den Unfalltod Lees am Set zu reduzieren, ist nicht fair, denn der Film ist durchaus sehenswert und für seine Entstehungszeit bietet er wirklich gute und beeindruckend eingesetzte Spezialeffekte.
Die Synchronfassung überzeugte mich mit einem hervorragend spielenden Torsten Michaelis für Brandon Lee und einer ebenso gut agierenden Berenice Weichert für Rochelle Davis, die im Film das Mädchen Sarah, eine Freundin Erics und seiner Verlobten, spielt. Daneben liest sich der Cast wie die Crème de la Crème der damaligen Berliner Synchronszene: Reinhard Scheunemann, Stefan Fredrich, Martin Keßler usw.
Jessy - Die Treppe in den Tod (aka Black Christmas) von 1974. Ein Film von dem man zunächst annimmt, es handele sich um einen klassischen 70er-Jahre-Slasher, der sich dann aber als annehmbarer Schauerfilm entpuppt.
Ein Unbekannter verschafft sich am Weihnachstabend Zutritt zu dem Haus einer Schwesterschaft auf einem Uni-Campus. Er versteckt sich auf dem Dachboden, während die Bewohner ausgelassen feiern. Seit längerem erreichen obszöne Anrufe das Schwesternhaus und als an diesem Abend der Unbekannte wieder anruft, platzt der aufbrausenden, frechen Barb der Kragen und sie beschimpft den Anrufer, woraufhin dieser eine Todesdrohung äußert. Die Mitbewohnerin Claire verschwindet in dieser Nacht spurlos und während die anderen Schwestern nach Hause fahren, bleiben die Studentinnen Barb, Phyll und Jessy, sowie die alkoholkranke Hausmutter zurück. Während man Claire sucht, wird im Park die Leiche der dreizehnjährigen Janice gefunden. Ins Visier der Polizei, die die Vorkommnisse als zusammenhängend ansieht, gerät Jessys fester Freund Peter.
Ich musste beim Ansehen an den urbanen Mythos vom 'Babysitter und dem Mann im Obergeschoss' denken, der 1979 in 'Das Grauen kommt um zehn' (When a Stranger Calls) verfilmt wurde. Die Grundidee ist äußerst interessant, da der Dachboden, ebenso wie ein Keller, die klassische Lokalität darstellt, die in in unserem westlichen Kulturkreis generell als angsteinflößend und unheimlich empfunden wurde und wird. Hinzu kommt das Unbehagen, dass das Böse sich unentdeckt im eigenen Haus versteckt hält und lauert. Ein durchaus gelungener Film, der eine gute Atmosphäre aufbaut, dadurch dass die Stille der Weihnachtszeit mit der Dunkelheit des Winters verwoben wurde. Die Ungewissheit über den Mann auf dem Dachboden wurde spannend und beklemmend umgesetzt. Man wird gut unterhalten, darf sich aber kein genreprägendes Filmereignis erwarten.
Damit dürfte ich jetzt alle nennenswerten "Horror-Klassiker" der 80er nachgeholt haben. Immer bloß mal einzelne Versatzstücke gesehen, aber noch nie das Gesamtpaket. Der Film hat zumindest schon mal eine der bizarrsten Einstiege in einen Film, die ich je gesehen habe. ^^ Nach den Einblendungen der Beteiligten & Mitwirkenden beginnt er sofort mitten im Gespräch zwischen Jeff Goldblum und Geena Davis - als hätte man die ersten 10 Minuten rausgecuttet. Es geht dann auch recht zügig voran, dass Goldblums Seth Brundle sie mit in sein Labor bzw. Wohnung mitnimmt und die Teleportationsmaschine vorgestellt wird. Dem Zuschauer wird also sofort vor Augen geführt, wer die Figur Seth Brundle ist, was seine Intentionen sind und wie die Materie funktioniert. Überrascht hat mich auch, dass sich der Film quasi als Art von Kammerspiel entpuppt hat - da ein Großteil der Handlung eben in jenem Labor vonstatten geht. Die Romanze war mir etwas zu überhastet, jedoch fand sie eben wirklich ihren berechtigten Platz in der Story. Zu erwähnen wäre noch die eindringliche Musikuntermalung von Howard Shore.
Jeff Goldblum zählt sowieso zu meinen Schauspiellieblingen - wenn ich ihn agieren sehe, dann wirkt das einfach nie irgendwie aufgesetzt oder gespielt, sondern ganz natürlich als sei diese Figur tatsächlich existent und würde durch Goldblum als Medium mit uns sprechen - was genauso in diesem Fall wieder zutraf. Mir gefällt das sehr, wenn man sieht wie sehr ein Schauspieler in seinen Rollen aufgeht bzw. darin erblüht - mal zu einem wunderschönen Schmetterling, mal zu einem labbernden Larvengesicht (um beim Thema des Films zu bleiben). Was mich gleich zum nächsten Punkt führt: die Masken & Spezialeffekte. Goldblums Metamorphose zur Fliege; die einzelnen Stadien, seine Kostüme und das Make-up sieht wahrlich phänomenal aus und wurde seinerzeit sicher zurecht mit einem Oscar bedacht. Dabei kann man sich den Film auch heutzutage noch gut geben. Man mag ihm vielleicht sein Alter ansehen, aber veraltet ist er keineswegs. Die Transformation im Finale ist immer noch schön lecker mit anzusehen und durch die erstklassigen handgemachten Spezialeffekte wirkt halt alles einfach ne Stufe realer und ekliger.
Die Wandlung von Brundle auf der einen Seite, der ja als vermeintlicher Protagonist der Geschichte eingeführt wird und im Kern das auch bleibt, jedoch zunehmend Züge des Antagonisten annimmt je mehr er zur Fliege wird, so unterläuft auch sein Kontrahent Stathis Borans (John Getz) eine gewisse Wandlung. Zu Beginn klar als Gegenspieler für Brundle und als Gefahr für den Love Interest eingeführt, soll der Charakter mehr Antipathie versprühen, wird am Ende aber mehr zum Protagonisten der Geschichte, dessen grausame Verstümmelung durch Brundlefliege dann einem schon zusetzt. Die Aussprache des Namens in der Synchro bzw. dem allseits problematischen "th", hat mich zwischendurch allerdings immer mal wieder rausgerissen ("Sdässsisss" und zusätzlich auch noch "Sässss" - das war ein reines Zischeln ^^).
Joachim Kunzendorf hat mir zudem ausgesprochen gut auf Goldblum gefallen, teils noch besser sogar auf der lechzend schmatzenden Brundlefliege. Schön gespielt, einprägsame Stimme und kam wie gesagt echt gut vom Gesicht. Elsholtz' Absenz wirkte so gut wie gar nicht auf mich ein - war er zu dieser Zeit sowieso noch nicht die Stammkraft hinter Goldblum; da wäre eher noch mit Joachim Tennstedt zu rechnen gewesen. Insgesamt eine durchaus astreine Synchro! Sabine Thiesler (für Geena Davis) sagte mir vorher nichts und mit Blick in die SK ist auch ersichtlich, dass die gute Dame recht wenig im Synchron sich tummelte; die beiden Die Fliege-Teile anscheinend zugleich mit ihre letzten Rollen waren. Wolfgang Kühne (für Sdässsisss), bei dem ich einfach sofort immer gleich an Kater Karlo denken muss, gefiel mir auch in seiner Rolle und legte im Vergleich dazu beinah schon eine angenehme Gelassenheit an den Tag.
Die Tatsache, dass die Zeitschrift "35 mm - Das Retro-Filmmagazin" in kürzerer Zeit gleich zweimal über diesen Film berichtete, machte mich auf diesen Film aufmerksam. Hierbei handelt es sich um ein seltenes Beispiel aus dem Bereich "Mystery/Horror", dass aus einem Land kommt, von dessen Filmlandschaft in Deutschland mit Ausnahme der Filme von Aki Kaurismäki wenig bekannt sein dürfte.
Zum Inhalt: Es geht um eine junge Frau namens Pirita (Mirjami Kuosmanen), die den Rentier-Jäger Aslak (Kalervo Nissilä) heiratet. Als sie verheiratet sind, frustriert sie die Tatsache, dass Aslak häufig für lange Zeit fort ist, da er sich auf der Jagd befindet. In ihrer Not wendet sie sich an den Schamanen Tsalkku-Nilla (Arno Lehesmaa), der ihr mit einem Liebeszauber helfen soll. Dabei passiert aber etwas für den Schamanen unvorhergesehenes. Fortan verwandelt sich Pirita zeitweise in ein weißes Rentier. Wenn sich die Männer ihr nähern, um sie anzugreifen oder ähnliches, verwandelt sie sich in ein vampirähnliches Wesen, dem die Männer zum Opfer fallen...
Hierbei handelt es sich um die Verfilmung einer Sage, über die ich leider keine Hintergründe gefunden habe. Gedreht wurde in der schneebedeckten Landschaft von Lappland, die wunderbar eingefangen wurde und die das Ganze auch sehr authentisch aussehen lässt. Die Tatsache, dass der Film in schwarz-weiß ist, ist ein echter Pluspunkt. In Farbe könnte ich mir den Film nicht vorstellen. Besonders nicht, wenn es von der Handlung im Laufe des Film düsterer wird. Wobei auch schon am Anfang etwas düstere Bilder gezeigt werden, wenn nach dem Vorspann in gesungener Form die Geschichte von Pirita erzählt wird, wo schon auf die dunkle Seite in ihr hingewiesen wird. Die Musik, die von Einar Englund geschrieben wurde, spielt ohnehin eine große Rolle. Große Teile des Film, der mit sehr wenigen Dialogen auskommt, haben durchaus eine stummfilmähnliche Atmosphäre, die oft durch sehr atmosphärische Bilder von Landschaften und anderem sowie durch das durchaus vorhandene Over-acting der Darsteller und die Musik unterstützt werden. Auch dem Spiel mit Licht und Schatten kommt das zugute. Blutrünstig ist der Film aber keinesfalls. Das Atmosphäre macht's.
Ein paar andere Tatsachen sind noch ganz interessant. Zunächst die, dass mich die Verwandlung Piritas in ein Rentier durchaus an das Katzenfrau-Motiv erinnert, dass man in Jacques Tourneurs Film "Katzenmenschen" (1942) findet und dass hier so ähnlich vorhanden ist. Nur, dass der Zauber eben (auch) von dem Schamanen ausgelöst wird und dass das Tier ein anderes ist. Die zweite Sache, die mich erstaunte, ist, dass dieser Film der mir am frühesten bekannte Vampirfilm ist (wenn man von Vampirfilm sprechen kann), in dem Reißzähne zu sehen sind. Das fing ja eigentlich erst fünf Jahre später an. Bei Universal gab es das ja noch nicht.
Fazit: "Das weiße Rentier" ist ein durchaus sehenswerter Film, der eine Mischung aus Horror, Mystery und Liebesdrama mit okkulten Anklängen sowie Stummfilm-Elementen ist. Die Laufzeit von 68 Minuten ist dabei weder zu kurz noch zu lang, sondern genau richtig. Einige Preise hat der Film übrigens auch bekommen und zwar dreimal den "Jussi", den finnischen Filmpreis, den Preis für den besten Märchenfilm beim Filmfestival in Cannes, den Preis für die beste Kamera beim Filmfestival in Karlovy Vary (Karlsbad) und 1956 sogar den Golden Globe (!) für den besten fremdsprachigen Film. Mittlerweile liegt der Film auch restauriert in 4K auf Blu-ray vor (VÖ: Eureka - Masters of Cinema). Eine deutsche Fassung existiert nicht, wobei sich bei der geringen Dialogdichte eine Synchronisation auch nicht unbedingt lohnen würde.
Tea with the Dames - Ein unvergesslicher Nachmittag von 2018. Regelmäßig treffen sich die vier britischen Schauspielerinnen Maggie Smith, Joan Plowright, Judi Dench und Eileen Atkins auf einen Tee und einen netten Plausch, bei einem dieser Treffen durfte nun die Kamera dabei sein. Angeregt durch den Regisseur, plaudern die vier Damen aus dem Nähkästchen, berichten u. a. aus ihren beruflichen Anfangsjahren, ihrer Einstellung zum Thema Schauspiel und ihrem Umgang mit den Kritiken. Eingestreut werden immer wieder Ausschnitte aus Filmen, Serien, Interviews und auch Fernsehmitschnitten von Theaterstücken.
Der Film ist nett anzuschauen. Die vier Frauen hatten sichtlich Spaß an der Arbeit. Man erfährt altbekannte Fakten aber auch kuriose Anekdoten aus der Theaterbranche. Der Besuch endet nach knapp 1,20 h. Letztendlich ist der Film für diejenigen sehenswert, der die Arbeiten der vier Schauspielerinnen kennt und schätzt. Alle vier kommen sehr sympathisch rüber und zeichnen ein, durch ihre jahrzehntelange Erfahrung entstandenes, realistisches Bild der darstellenden Künste und der damit verbundenen Institutionen. Wie in Gesprächen üblich, springt der Film in den Themen und zugleich auch oft unvorbereitet von einer Schauspielerin zur anderen. Das macht den Film mit seiner Idee jedoch authentisch. Wer sich von dem Film wirklich eine wahre Fundgrube an Informationen erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein, wer aber Spaß daran hat, vier alten Damen aus der Schauspielbranche beim Plauschen zuzusehen, beim Lachen, Nachdenken und auch Schweigen, dem wird 'Tea with the Dames' sicherlich gut gefallen.
Ein großes Manko des Films, das mir zuvor jedoch nicht bekannt war, ist, dass die deutsche Kinofassung nicht, wie es zu vermuten gewesen wäre, OmU ist, sondern dass das Gespräch selber mit einem Voice-over von Luise Lunow (Joan Plowright), Kerstin de Ahna (Judi Dench), Regina Lemnitz (Eileen Atkins) und Isabella Grothe (Maggie Smith) versehen wurde. Der Regisseur wurde von Jens Wendland gesprochen. Die Einspieler jedoch, wurden konsequent nur untertitelt. Was mich konkret an dem Voice-over hier stört, ist, dass alle vier ein hervorragendes und gut verständliches britisches Englisch sprechen, das durchaus auch für deutsche Zuschauer mit soliden Englischkenntnissen verständlich ist, dieses aber von den deutschen Übersetzungen teils überschnitten oder simultan unterbrochen wird, sodass es schwer fällt zuzuhören. Hinzu kommt, dass die deutschen Sprecherinnen nicht die Gediegenheit des sprachlichen Duktus' der vier Frauen adäquat übertragen. Gerade Luise Lunow lässt Joan Plowright wie eine Greisin klingen, lässt aber das artikuliert Bedachte in ihre Redeweise vollkommen verschwinden. Isabella Grothe klingt für Maggie Smith zu aufgekrazt und Regina Lemnitz für Eileen Atkins zu schwer. Einzig Kerstin de Ahna hat mich für Judi Dench überzeugt, da ihre Stimme angenehm gelassen und zudem etwas nobel tönt.
Die Zeit der Wölfe von 1984. Rosaleen träumt sich in eine märchenhafte Welt, wo sie und ihre Großmutter Geschichten über den Wolf im Menschen austauschen. Deutungen, wie die, dass ein sich in einem Wolf verwandelnder Mann die erwachende Sexualität seines jugendlichen weiblichen Opfers verkörpert, sind in diesem Episodenfilm Neil Jordans durchwegs vorgesehen und erwünscht.
Darin liegt aber auch das größte Problem des Films. Es fehlt fast vollständig eine stringente Erzählweise. Im Grunde dreht sich alles um die träumende Rosaleen, den Traum-Tod ihrer Schwester und die Angst aller, dem Mädchen könne es ebenso ergehen. Die Erzählungen scheinen eher wahllos platziert worden zu sein und treiben die Rahmenhandlung im Grunde nicht voran, im Gegenteil, durch sie wird das Geschehen zusätzlich verlangsamt und gehemmt. Eine Art Spannungsaufbau kommt in diesem Film selten bis nie vor. Die Gruselmomente sind vorhersehbar, aber dafür kreativ inszeniert worden. Was man dem Film zugute halten muss, sind die für damalige Verhältnisse durchaus sehr guten Spezialeffekte, sowie die erschaffene Märchenwelt, die sich ansehnlich in den Konsens anderer fantastischer Welten aus Produktionen der 80er Jahre ('Die Reise ins Labyrinth', 'Legende' usw.) einfügt. Die Musik von George Fenton ist passend atmosphärisch und verträumt. Mitunter jedoch ein Film, der in meinen Augen ein wenig zu überbewertet ist und der leider schnell langweilt. Neil Jordans expressive und künstlerischen Ideen sind leider nicht in gemessenen Maßen in den Film mit eingeflossen, sondern dominieren ihn zu stark, sodass man den Eindruck bekommt, dass der Film ansonsten im Grunde nichts zu bieten hat. Der fragwürdige Umgang mit Tieren soll hier noch erwähnt werden: Kröten fallen von Steinen, werden fast erschlagen und ein Pfau von dem Rudel 'Wölfe' (d. h. Schäferhunde) überrannt. Nicht zu vergessen, dass einer der Hunde am Ende des Films durch eine Zuckerglasscheibe springen muss. In meinen Augen ist derlei nicht vertretbar, auch wenn den Tieren nichts passiert ist. Alles in allem ein für mich solider aber nicht herausragender Film, von dem ich, ob seiner super Reputation doch enttäuscht war.
Die deutsche Fassung ist, wie unter der Federführung Joachim Kunzendorfs nicht anders zu erwarten, solide und gut getextet. Die Besetzung erscheint etwas klischeehaft: Dorette Hugo als jugendlich, naive Protagonistin und Gudrun Genest als alte Großmutter. Da hätten sich sicher kreativere Alternativen angeboten. Schade.
Zum Pfingstwochenende hab ich mir Don Camillo und Peppone von 1952 angesehen. Dürfte so ziemlich der älteste Film sein den ich jemals gesehen habe. Davor war das "Der Hauptmann von Köpenick" mit Heinz Rühmann.
Da ich mich mit zeitgenössischen Filmen nicht so gut auskenne und ich als junger Mensch ganz andere Sehgewohnheiten habe kann ich nicht allzu viel zum Film sagen. Überraschenderweise hat mich das schwarz-weiß nicht so sehr gestört. Den Konflikt zwischen den Kommunisten und den anderen in dem kleinen Dorf fand ich jedoch aus heutiger Sicht etwas befremdlich und irgendwie fand ich so gut wie keinen wirklich sympathisch, egal von welcher Seite. Bis auf eine einzige Person und zwar Don Camillo selbst, der von Fernandel gespielt wird. Fernandel selbst dürfte auch so ziemlich eines der markantesten Typen sein, die ich jemals in einem Film gesehen habe. In gewisser weise finde ich ihn daher auch recht faszinierend (vor allem sein "gaulartiges"-Grinsen. Zu genial. ). Seine Rolle des Don Camillo hatte auch was. Er positioniert sich zwar klar gegen die Kommunisten, ist aber dennoch in seiner Funktion als Pfarrer neutral (für zeitgenössische Verhältnisse). Ist stets um das wohl seiner Mitmenschen bemüht und gutmütig, kann aber auch ordentlich zuschlagen und anderen seine Grenzen aufzeigen, wenn es sein muss. Zudem gibt es im Film ein paar Momente, wo Camillo wirklich wie ein Mensch rüber kommt. Auch er nimmt nicht alles einfach so hin und schluckt seinen Ärger runter, sondern kann auch ausfallend sein, wenn man ihn provoziert. Jedenfalls konnte ich Camillo nie wirklich für irgendwas böse sein.
Der Film hat mich gut bei der Stange gehalten, was schon mal ein sehr gutes Zeichen ist. Denn normalerweise verliere ich bei solch älteren Filmen schnell das Interesse. "Lawrence von Arabien" hab ich etwa nach 1,5 Stunden abgebrochen, aber das war ein anderer Brocken gewesen.
Zur Synchro kann ich auch nicht allzu viel sagen, da ich was zeitgenössische Synchros auch nicht so vertraut bin. Nur ein paar Punkte: Ernst Kuhr für die Stimme Jesu war eine perfekte Besetzung gewesen. Genau so stelle ich mir Jesus vor, wenn er deutsch spricht. Sehr gütig, weise, mit einem mahnenden Unterton und irgendwie auch mit etwas Schalk und Spitzbübigkeit ausgestattet. Alfred Balthoff fand ich auch genial für Fernandel besetzt. In der ersten Sekunde war ich etwas irritiert, da ich für einen Hünen wie Fernandel eher eine etwas brummigere Stimme erwartet hätte, aber es hat sich recht schnell als ziemlich treffende Besetzung herausgestellt, auch wenn man meinen könnte, dass Balthoff eine Spur zu hoch klang. Balthoff gab Fernandel etwas sanft- und gutmütiges, so als würde hinter dem Koloss ein weicher Kern inne wohnen. Zudem mag ich einfach die verschmitzten Momente mit Fernandel, die mit Balthoffs Stimme unglaublich charmant und liebenswert rüber kommen. Vielleicht hat dies dazu beigetragen, dass ich den Don Camillo als einzigen im Film wirklich richtig sympathisch fand, auch wenn ich mit einigen seiner Ansichten nicht ganz überein komme.
Ein richtiger Fan dieses Films werde ich wohl nicht sein, aber ich hab es andererseits auch nicht bereut mir diesen Film angesehen zu haben.