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Dieses Thema hat 101 Antworten
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berti


Beiträge: 17.495

17.06.2015 13:37
#31 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von Gast im Beitrag #30
Karaseks "Billy Wilder"-Buch habe ich zuhause und blättere mitunter auch rein, man kann es beinahe als Parodie der Arschkriecherei betrachten, wenn du mir den unflätigen Ausdruck vergibst.

Was ist dann erst mit den Interviews, die Truffaut mit Hitchcock oder Crowe mit Wilder geführt hat? Von einem gewissen, von dir schon öfter als krasses Beispiel genannten Buch über Fritz Lang will ich gar nicht erst reden ...
Jenseits der Schleimerei bietet das Buch immerhin genügend Einblicke in das "klassische" Hollywood, das hat mich eigentlich immer darüber hinwegtrösten können.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

17.06.2015 14:15
#32 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Auf jeden Fall, interessant sind viele Details von Karaseks Wilder-Buch sicherlich. Aber vermutlich wird Billy Wilder das sehr genossen haben, auch wenn er sich des Öfteren über solche Speichellecker lustig machte.

Noch ein Nachsatz zu den Lexika der X-Filme:

Schade, dass es im Internetzeitalter kaum noch solche Wälzer gibt. Die hatten schon das gewisse Etwas! Ich weiss aber noch, dass mich bei der Erstausgabe des Horrorfilm-Lexikons störte, dass auf dem Einband kein Bild meiner Lieblinge Cushing/Lee war.

Aufgrund der veränderten Recherchemöglichkeiten bin ich aber bei manchen Fehlern viel gnädiger, die in alten/älteren Büchern stehen. Bei zeitgenössischen Werken bin ich da deutlich empfindlicher.

berti


Beiträge: 17.495

17.06.2015 14:20
#33 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Bei den Herren Hahn und Jansen wollte ich noch ihr Lexikon der "Kultfilme" nennen: Ein absolut dehnbarer Begriff (welche Filme als solche genannt werden und welche nicht, erscheint manchmal sehr willkürlich), außerdem auch nicht gerade reich an Information, wenn man sich mit dem Thema etwas genauer auskennt. Aber in manchen Fällen haben sie es geschafft, eine Inhaltsangabe so zu formulieren, dass sie auf mich spannender oder (speziell bei Komödien) witziger wirkte als der Film selbst.
Bei der Belletristik möchte ich noch Carl Zuckmayers Theaterstücke nennen: Er konnte seine Figuren im Dialog und bei der Beschreibung ungeheuer plastisch zeichnen. Rollen, die bei anderen Dramatikern klischeehaft gewirkt hätten, machte er absolut lebendig, daneben verstand er es, die Personen sprachlich (durch Dialekte, Wortwahl oder Sprachebenen) klar voneinander abzugrenzen.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

17.06.2015 16:59
#34 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Ich weiss nicht, wie es in Deutschland ist - hier in Österreich ist Carl Zuckmayer nahezu gänzlich von den Theaterbühnen verschwunden.

Er war ein sehr großer Menschenkenner und Dramatiker, bei dem die Protagonisten wie aus der realen Welt erschienen. Der Mangel an theatralischer Kunstsprache war jedenfalls einer der Stärken Zuckmayers.

Am Ehesten ist gelegentlich noch "Der Hauptmann von Köpenick" zu sehen, wie zuletzt am Gloria-Theater. Doch leider wird der meistens nur noch stark gekürzt gezeigt und im Stil eines harmlos-volkstümlichen Stückes inszeniert. Gerald Pochowetz' Darstellung und Inszenierung am Wiener Gloria-Theater ließ das Stück zu einer Art harmloser Unterhaltung im Stile volkstümlicher Komödien der 50er-Jahre werden. Der sozialkritische Hintergrund verschwand vollkommen.

Zuckmayer hat sich natürlich dem Rahmen eines Volksstückes gerne bedient, um darin seine Kunst zu entfalten. Aber es ist ein Fehler, sich nur des äußeren Scheines zu bedienen.

John Connor



Beiträge: 4.883

17.06.2015 22:13
#35 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag #31
Zitat von fortinbras im Beitrag #30
Karaseks "Billy Wilder"-Buch habe ich zuhause und blättere mitunter auch rein, man kann es beinahe als Parodie der Arschkriecherei betrachten, wenn du mir den unflätigen Ausdruck vergibst.

Was ist dann erst mit den Interviews, die Truffaut mit Hitchcock (...) geführt hat?


Also, Arschkriecherei kann man Truffaut definitiv nicht vorwerfen. Zum einen merkt man auf jeder einzelnen Seite des Buches, dass hier ein leidenschaftlicher Bewunderer Hitchcocks der Interviewpartner ist, der dessen Filme in- und auswendig kennt (kein leichtes Unterfangen in der damaligen Zeit, ohne die Möglichkeiten des "Filmlesens" mittels DVD), ein kompetenter Filmexperte obendrein, und ein Schüler, der unbedingt vom Meister erfahren möchte, wie man gelungene Filme machen kann.
Zum anderen darf man auch nicht vergessen, dass das journalistische Genre des Filmemacherinterviews damals keine Selbstverständlichkeit war, in diesem Umfang schon mal gar nicht. Auch dass Truffaut die technischen Erklärungen Hitchcocks mit frames aus den Filmkopien illustrierte (anstelle von damals noch üblichen Standfotos), war ein Novum damals. Schließlich hat sich Truffaut auch nicht ins gemachte Nest gesetzt und eine lebende Legende interviewt, sondern einen Filmemacher, dessen künstlerische Größe man damals nicht zur Kenntnis nahm - ein Filmemacher aus Hollywood, der populäre Filme machte, ein Künstler? - das war eine mehr als gewagte Behauptung damals.

Klar, Hitchcock hat hier auch bewusst an seiner eigenen Legendenbildung gearbeitet, aber man darf Truffauts Beitrag, dass das Buch so unterhaltsam und lehhrreich zugleich ausgefallen ist, nicht unterschätzen. Es ist alles in allem ein Buch, das Standards gesetzt hat.
Und ich halte es für das wichtigste Filmbuch überhaupt. Was seinen Einfluss auf kommende Filmemachergenerationen angeht, was seinen Einfluss auf die journalistische Filmkritik angeht, was die Sensibilisierung des gemeinen, aber interessierten Filmfans angeht. Und es ist eines der unterhaltsamsten Filmbücher sowieso - ich lese noch heute immer wieder darin, das kann ich von vielen anderen Filmbüchern so nicht behaupten.

Und nicht nur verglichen mit Truffaut ist Karasek einfach nur eine onkelhafte Plaudertasche, oder ein wandelnder Altherrenwitz, wenn man gehässig sein will.

berti


Beiträge: 17.495

18.06.2015 13:18
#36 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von John Connor im Beitrag #35
Also, Arschkriecherei kann man Truffaut definitiv nicht vorwerfen. Zum einen merkt man auf jeder einzelnen Seite des Buches, dass hier ein leidenschaftlicher Bewunderer Hitchcocks der Interviewpartner ist, der dessen Filme in- und auswendig kennt (kein leichtes Unterfangen in der damaligen Zeit, ohne die Möglichkeiten des "Filmlesens" mittels DVD), ein kompetenter Filmexperte obendrein, und ein Schüler, der unbedingt vom Meister erfahren möchte, wie man gelungene Filme machen kann.

Zumindest die ersten drei der vier von dir aufgezählten Punkte ließen sich auf Karasek sicher auch anwenden.
Als schleimend habe ich Truffaut z. B. empfunden, als es darum ging, dass in "Psycho" der Film die Zuschauer anders über die Auflösung hinweggetäuscht als die Romanvorlage ihre Leser; Bloch sei in dieser Hinsicht "abstoßend" verlogen, Hitchcocks Erzählweise dagegen "loyaler". Oder dass er (fortinbras möge es mir verzeihen!) bedauert, dass "Marnie" nicht drei Stunden lang sei, da man dann noch viel mehr über die Geschichte und ihre Figuren erfahren würde.
Ein Problem ist natürlich, dass dieser Interviewband seit Jahrzehnten zum Klassiker wurde und bestimmte Passagen daraus in der Fachliteratur (und teilweise auch in Dokumentarfilmen) rauf und runter zitiert werden. Bei der Lektüre fand ich es weder "unterhaltsam" noch "lehrreich", sondern war maßlos enttäuscht, weil jenseits der bereits bekannten Aussagen kaum noch etwas Neues zu finden war. Beim Lesen der "Nahaufnahme" war das natürlich teilweise auch der Fall, da Karasek bei Wilders Filmen sowieso, aber auch bei seinen übrigen Kenntnissen über das "klassische" Hollywood viel aus seinem früheren Werk übernahm; aber da zwischen beiden Büchern nur ein paar Jahre lagen, waren manche Dinge damals sicher noch kein "Allgemeingut" geworden.
Wenn es um ein Interview mit Hitchcock geht, ziehe ich Peter Bogdanovichs Gespräch vor, das in "Wer hat denn den gedreht?" abgedruckt wurde; das liest sich im Vergleich geradezu unverbraucht, obwohl es inhaltlich natürlich Wiederholungen gibt.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

18.06.2015 22:31
#37 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Aus dem Blickwinkel der Entstehungszeit heraus ist Truffauts Hitchcock-Buch natürlich signifikant. Darüber hinaus ist es aber inmitten zahlreicher anderer Publikationen schlecht gealtert. Dass es immer noch gepriesen wird, dürfte an der zumeist auch etwas distanzlosen Truffaut-Verehrung und Idealisierung liegen.

Es ist sicher das umfassendste Dokument zu Hitchcock in persönlichen Worten. Truffaut wollte vielleicht mit einem Übermaß an Wertschätzung (die man auch als Schleimen bezeichnen kann) einiges aus dem Meister herauskitzeln. Ansonsten hat er auf mich eher den Eindruck gemacht, als würde er in erster Linie seinen eigenen Filmen Ehrfurcht entgegenbringen.

Störend empfand ich, auch wenn eine Begeisterung für Hitchcocks Werk spürbar ist, dass Truffaut gelegentlich dazu neigt, sich selbst ins Rennen zu bringen und dass er die Filme vermutlich in seiner Fantasie besser gemacht hätte, als es Hitchcock tat.

Natürlich ist es legitim, seine subjektiven Interessen einzubringen, aber insgesamt ist mir Truffaut etwas einseitig in seinen Fragenstellungen. Viele Aspekte von Hitchcocks Filmen kommen nicht zur Sprache, die viel deutlicher ein Gesamtbild ergeben haben.

Als 17jähriger hat mich das Buch begeistert. Aber nur wenig später fand ich das nicht unbedingt tiefgehende Goldmann-Buch im Großformat "Alfred Hitchcock und seine Filme" deutlich interessanter und substantieller.

Bogdanovich gebe ich auf jeden Fall den Vorzug, was die Qualität der Materie anbelangt.

@ Berti:

Was möge ich dir bitte verzeihen?

"Marnie" ist einer meiner liebsten Hitchcock-Filme, zusammen mit "Das Fenster zum Hof" und "Psycho" das Triumvirat schlechthin. Aber drei Stunden wäre dann doch etwas zu lange gewesen...

berti


Beiträge: 17.495

18.06.2015 22:35
#38 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #37
Was möge ich dir bitte verzeihen?

Die eventuell hervorluckende kritische Meinung zu "Marnie"; deine persönliche Wertschätzung dieses Films ist ja bekannt.

John Connor



Beiträge: 4.883

18.06.2015 22:38
#39 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag #36

Als schleimend habe ich Truffaut z. B. empfunden, als es darum ging, dass in "Psycho" der Film die Zuschauer anders über die Auflösung hinweggetäuscht als die Romanvorlage ihre Leser; Bloch sei in dieser Hinsicht "abstoßend" verlogen, Hitchcocks Erzählweise dagegen "loyaler". Oder dass er (fortinbras möge es mir verzeihen!) bedauert, dass "Marnie" nicht drei Stunden lang sei, da man dann noch viel mehr über die Geschichte und ihre Figuren erfahren würde.


Was denn, aus den 50 Stunden Interviewzeit nur zwei kritische Äußerungen, über deren Schleimfaktor man sogar streiten könnte? Von einem auch buchhalterisch befähigten Archivar hätte ich mehr Belegstellen erwartet!

Zitat von berti im Beitrag #36

Ein Problem ist natürlich, dass dieser Interviewband seit Jahrzehnten zum Klassiker wurde und bestimmte Passagen daraus in der Fachliteratur (und teilweise auch in Dokumentarfilmen) rauf und runter zitiert werden.


Dat is aber kein Problem, sondern die Bestätigung seines Klassikerstatus. Truffaut kann doch nix dafür, dass du bestimmte Passagen zuerst aus zweiter Hand erfahren hast. Was mir deinerseits aber doch sehr übertrieben erscheint - denn abgesehen von den Äußerungen zum MacGuffin-Kniff oder den Ausführungen über die unterschiedlichen Spannungstechniken (suspense in Abgrenzung zu mystery und surprise), gibt's ja noch ein bisschen mehr, was man so erfahren kann, zumal Hitchcock ja zu jedem einzelnen Film was interessantes zu erzählen hat.

Wichtig an den Statements Hitchcocks ist ja nicht so sehr, dass er etwas erzählt, was einem unbedarften Zuschauer entgangen wäre, sondern Hitchcocks Bemühen, das was er gefilmt und erzählt hat, auf die interessantestmögliche Art zu filmen und erzählen versucht hat. Wenn man z.B. das Maisfeld-Segment in NORTH BY NORTHWEST schaut, werden die wenigsten Zuschauer daran denken, dass Attentatsszenen normalerweise bei Dunkelheit stattfinden, im Regen, begleitet von spannender Musik. Viel interessanter ist doch, dass ein Regisseur potenziell bei jeder Szene überlegt, wie ist bislang so etwas immer gefilmt worden und wie kann man es nun anders machen, damit es interessant bleibt.

John Connor



Beiträge: 4.883

18.06.2015 22:58
#40 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag RE: Spielthread: Filmzitate raten
Zitat von John Connor im Beitrag RE: Spielthread: Filmzitate raten
Du hast aber in Lukschys Spruch ein kleines Wörtchen unterschlagen

Welches denn? Da ich den Film seit 2007 nicht mehr gesehen hatte, habe ich mich auf die in diesem Buch abgedruckte Version gestützt:http://www.amazon.de/Ich-seh-dir-Augen-Kleines/dp/3896025120


@berti: Ich bin übrigens deiner "Empfehlung" gefolgt und habe mir dieses Zitatenbuch angeschafft (gab's sehr günstig bei amazon). Es ist gar nicht mal so schlecht eigentlich, wenn man die Fleißarbeit in Rechnung stellt. Ich habe stichprobenartig auch einige Zitate nachgeschlagen, und sie werden doch tatsächlich den Synchronfassungen gemäß korrekt wiedergegeben. Ob ich das meiste der darin erfassten Zitate auch für aufnahmewürdig halte, ist freilich ne andere Geschichte. Unterm Strich hat sich die Anschaffung aber schon gelohnt - danke für den Tipp.

berti


Beiträge: 17.495

18.06.2015 23:02
#41 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von John Connor im Beitrag #39
Dat is aber kein Problem, sondern die Bestätigung seines Klassikerstatus. Truffaut kann doch nix dafür, dass du bestimmte Passagen zuerst aus zweiter Hand erfahren hast. Was mir deinerseits aber doch sehr übertrieben erscheint - denn abgesehen von den Äußerungen zum MacGuffin-Kniff oder den Ausführungen über die unterschiedlichen Spannungstechniken (suspense in Abgrenzung zu mystery und surprise), gibt's ja noch ein bisschen mehr, was man so erfahren kann, zumal Hitchcock ja zu jedem einzelnen Film was interessantes zu erzählen hat.

Wichtig an den Statements Hitchcocks ist ja nicht so sehr, dass er etwas erzählt, was einem unbedarften Zuschauer entgangen wäre, sondern Hitchcocks Bemühen, das was er gefilmt und erzählt hat, auf die interessantestmögliche Art zu filmen und erzählen versucht hat. Wenn man z.B. das Maisfeld-Segment in NORTH BY NORTHWEST schaut, werden die wenigsten Zuschauer daran denken, dass Attentatsszenen normalerweise bei Dunkelheit stattfinden, im Regen, begleitet von spannender Musik. Viel interessanter ist doch, dass ein Regisseur potenziell bei jeder Szene überlegt, wie ist bislang so etwas immer gefilmt worden und wie kann man es nun anders machen, damit es interessant bleibt.

Das Problem habe ich gerade mit diesen Aussagen über seine einzelnen Filme: Es gab eine Zeit, in der z. B. kaum eine Fernsehzeitschrift den "unsichtbaren Dritten" besprechen konnte, ohne darauf hinzuweisen, dass Hitchcock in diesem Agentenfilm auf Mordanschläge bei Nacht und Nebel oder feindliche Spione mit verdeckten Gesichter verzichtet habe, oder dass Cary Grant in der Mitte der Dreharbeiten gestanden habe, er verstünde immer noch nicht, worum es eigentlich ginge. Oder beim "Mann, der zuviel wusste" Hitchcocks Urteil über die beiden von ihm gedrehten Versionen oder bei "Vertigo" seine Ausführungen zu Nekrophilie als Hauptthema.

Truffaut habe ich nichts vorgeworfen, es ging mir nur darum, dass sein Buch so oft zitiert wurde, dass es dem filmgeschichtlich interessierten Leser kaum noch etwas an Informationen zu bieten hat, wenn er öfter längere Besprechungen in Fachzeitschriften oder Bücher aus der Sekundärliteratur gelesen hat. Es geht ihm so wie einem Zuschauer, der einen von den Medien gehypten Film endlich selber sieht und dabei feststellt, dass die spannendsten Szenen bereits in den diversen Fernsehbeiträgen zu sehen waren. Oder jemandem, der ein in Talkshows beworbenes Buch kauft und merkt, dass die besten und witzigsten Passagen die sind, die vorher in der Sendung Thema waren.

berti


Beiträge: 17.495

18.06.2015 23:04
#42 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von John Connor im Beitrag #40
@berti: Ich bin übrigens deiner "Empfehlung" gefolgt und habe mir dieses Zitatenbuch angeschafft (gab's sehr günstig bei amazon). Es ist gar nicht mal so schlecht eigentlich, wenn man die Fleißarbeit in Rechnung stellt. Ich habe stichprobenartig auch einige Zitate nachgeschlagen, und sie werden doch tatsächlich den Synchronfassungen gemäß korrekt wiedergegeben. Ob ich das meiste der darin erfassten Zitate auch für aufnahmewürdig halte, ist freilich ne andere Geschichte. Unterm Strich hat sich die Anschaffung aber schon gelohnt - danke für den Tipp.

Gern geschehen! Hoffentlich waren in diesem Fall die besten Zitate nicht diejenigen, die schon (im Thread) genannt wurden.

John Connor



Beiträge: 4.883

18.06.2015 23:15
#43 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag #41

Das Problem habe ich gerade mit diesen Aussagen über seine einzelnen Filme: Es gab eine Zeit, in der z. B. kaum eine Fernsehzeitschrift den "unsichtbaren Dritten" besprechen konnte, ohne darauf hinzuweisen, dass Hitchcock in diesem Agentenfilm auf Mordanschläge bei Nacht Nebel oder feindliche Spione mit verdeckten Gesichter verzichtet habe, oder dass Cary Grant in der Mitte der Dreharbeiten gestanden habe, er verstünde immer noch nicht, worum es eigentlich ginge. Oder beim "Mann, der zuviel wusste" Hitchcocks Urteil über die beiden von ihm gedrehten Versionen oder bei "Vertigo" seine Ausführungen zu Nekrophilie als Hauptthema.


Genau das meine ich ja, es geht gar nicht so sehr um die Detail-Aussagen Hitchcocks, sondern dass in Buchform die Kunstphilosophie Hitchcocks noch deutlicher wird, Altbekanntes, Klischeehaftes auf eine innovative (und das heißt bei ihm immer: interessante) Art zu erzählen. Die Einzelaussagen sind dann allesamt Variationen dieser einen Grundhaltung - und zu diesem Verständnis trägt das Truffaut-Buch mehr bei als alle anderen Texte über und mit Hitchcock, finde ich.

Ja, dieses Wildern in der psychoanalytischen Mythologie ist schon so eine Sache bei Hitchcock - wer außer Hitchcock denkt denn wohl daran, dass Mark mit Marnie nur deshalb ins Bett gehen will, weil sie eine Diebin ist. Aber auch hier zählt m.E., dass mit solchen vulgärpsychologischen Subtexten dennoch interessante Charakterzeichnungen entstehen, nicht weil sie einen psychologischen Unterbau hätten oder was, sondern auf diese Weise von der üblichen Norm abweichende Figuren gezeichnet werden können.

berti


Beiträge: 17.495

19.06.2015 08:34
#44 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Zitat von John Connor im Beitrag #39
Was denn, aus den 50 Stunden Interviewzeit nur zwei kritische Äußerungen, über deren Schleimfaktor man sogar streiten könnte? Von einem auch buchhalterisch befähigten Archivar hätte ich mehr Belegstellen erwartet!

Bin ich demnach auch noch zum Archivar über den Inhalt aller Bücher ernannt worden, in die ich jemals einen Blick geworfen habe?
Jedenfalls sind mir diese Aussagen eher im Gedächtnis geblieben als der Informationsgehalt oder Unterhaltungswert. In beiderlei Hinsicht hatte die "Neuaufnahme" wesentlich mehr zu bieten (allerdings waren in ihr die Gespräche selber auch nicht "direkt" dokumentiert).

berti


Beiträge: 17.495

30.07.2015 11:38
#45 RE: Der Bücherwürmer und Leseratten-Thread Zitat · antworten

Hier wäre noch ein Filmbuch, in dem ich viele Jahre immer wieder geblättert habe: Robert Kolkers "Allein im Licht"
Kolker analysiert nicht dur die besonderen Erzählweisen bestimmter Regisseure, sondern schafft es in Exkursen auch, anhand ausgewählter Beispiele zu verdeutlichen, wie Ideologien filmisch vermittelt werden können und was für diese Weltbilder typisch ist.

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