Da Ihr über literarische Vorlagen zu Filmen sprecht; vor einiger Zeit habe ich die Buchvorlage von "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" gelesen (ich selbst kenne nur die Verfilmung mit Fredric March von 1931) und kam nur sehr schwer in die Geschichte, da mir nicht bekannt war, dass der Film auf einer Theaterversion basiert. Das Buch rollt quasi das Feld von hinten auf und fängt bei den Nachforschungen von Utterson an, weil ihn die Geschichte, die ihm Richard Enfield erzählt hat, allzu sehr beschäftigt. Nach und nach erfährt man Näheres und das Ende lässt einen das Befürchtete wahr werden. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, kommt man so nach und nach in die zunächst nicht gewohnte Struktur (mein ausgeliehenes Exemplar aus der Stadtbücherei beinhaltete die Urübersetzung) und wird vertrauter damit, je länger die Geschichte voranschreitet und man bemerkt dann irgendwann, um es mit Goethe zu zitieren: "Das also war des Pudels Kern".
Die Liste steht bereits seit ein paar Wochen und harrte noch einer Ergänzung der Hauptrollensprecher ... aber dazu ist es offenkundig nicht mehr gekommen.
HARRY POTTER UND DAS VERFLUCHTE KIND (2016) (Harry Potter and the Cursed Child, UK 2016) Albus Potter ??? Scorpius Malfoy ???
Harry Potter Martin Halm Florian Halm Ginny Potter Stefanie von Lerchenfeld Hermine Granger Christine Stichler Anke Korte Ron Weasley Matthias Klie Draco Malfoy Thomas Wenke Marc Rosenberg Delphi Diggory Maren Rainer Stephanie Kellner Professor McGonagall Heidi Treutler Maddalena Kerrh, Inge Solbrig
Severus Snape Jacques Breuer Walter von Hauff, Klaus Guth Lord Voldemort Dirk Galuba Albus Dumbledore Rüdiger Bahr Imbiss-Hexe Uschi Wolff Amos Diggory Dieter Memel Frank Engelhardt Ludo Bagman Ian Odle Thomas Wenke Dolores Umbridge Christina Hoeltel Maria Böhme Rose Granger-Weasley Paula Hammerschmidt (?)
Onkel Vernon Harald Dietl Michael Schwarzmaier Tante Petunia Marion Hartmann Hagrid Hartmut Neugebauer Gerhard Jilka Sprechender Hut Ekkehardt Belle James Potter Sen. Udo Wachtveitl Crock Krumbiegel Lily Potter Sen. Sonja Reichelt Sybil Trelawney/Buchstimme Viktoria Brams Dagmar Dempe Maulende Myrte Sabine Bohlmann Madam Hooch Angelika Bender Bane Walter von Hauff Bahnhofsvorsteher Thomas Albus Gerhard Jilka
Bei Albus stellte ich mir einen jüngeren Maxi Belle vor: leicht kratzig, beschwert, als würde er seine Sorgen immer herunterschlucken müssen, weil er nie so recht er selber sein darf, dadurch finster klingend. Scorpius mit eher höherer, tendenziell nerdigerer, höflicher Stimme: unschuldig-unbedarft, weil er sich mit seinem Schicksal, einer Familie zu entstammen, abgefunden hat, zu einem Plapperton neigend. So jemand wie Amadeus Siegel/Vincent Borko à la MODERN FAMILY.
Richard Oehmig: »Besorgt mal Filme!« Der internationale Programmhandel des DDR-Fernsehens
Ich habe es selbst noch nicht gelesen, aber die Dissertation dürfte für einschlägig interessierte Mitglieder des Forums von einigem Erkenntniswert sein, die Verlagsankündigung liest sich jedenfalls vielversprechend:
"Der Programmhandel des DDR-Fernsehens führte zur Durchsetzung ökonomischer Prinzipien auf Kosten sozialistischer Ideale. Den Massenmedien kam während des Kalten Krieges eine zentrale Rolle als Botschafter und Propagandainstrument zu. Mediale Einflüsse von außen oder gar gewollter Austausch waren in der DDR unter diesen Bedingungen scheinbar nicht erwünscht. Ein genauer Blick auf den internationalen Programmtransfer zeigt jedoch, dass sich die Verflechtungen zwischen den verfeindeten Lagern seit den 1950er Jahren kontinuierlich erweiterten und es auch in Hochphasen der Ost-West-Konfrontation nie zu einem Abbruch der Handelsbeziehungen kam. Auf Dauer konnte sich das sozialistische Fernsehen der DDR nicht vom weltweiten Handel mit Programmen und Formaten abkoppeln. Zugleich war das eigene Angebot an Filmen und Dienstleistungen nicht ausreichend, um dem chronischen Devisenmangel im Land wirksam abzuhelfen." (http://www.wallstein-verlag.de/978383531...-mal-filme.html)
Mal was tief psychologisches. Zurzeit lese ich das sehr tolle Buch "Das Kind in dir muss Heimat finden". Ein Buch über Selbst- und Urvertrauen, das sog. innere Kind, Glaubenssätze, das Sonnen- und Schattenkind.
Keine Ahnung woraus mein generelles Interesse dafür beruht... wegen meiner aktuellen Ausbildung oder einfach um hinter meine verkorkste Seele zu steigen.
Manchmal lese ich auch Bücher auf Englisch. Zugegebenermaßen kommt das nicht oft vor; es kann aber passieren, wenn es z.B. das Buch nicht auf Deutsch gibt und das Interesse trotzdem groß ist. Letztes Jahr beispielsweise fiel mir in einer Buchhandlung in Plymouth ein Buch des Filmkritikers Mark Kermode (er rezensiert für die BBC) in die Hände, dass den Titel "The Good, the bad and the Multiplex" trägt. In seinem Untertitel wird die Frage "What's wrong with modern movies ?" gestellt und es wird der ganze Wahnsinn mit den Multiplex-Ketten, dem heutigen, digitalen Kino, bei dem u.a. das Handwerk des Filmvorführers verloren geht, englischsprachige Remakes nicht-englischer Filme und so manch anderer Missstand der Kinolandschaft unter die Lupe genommen. Das ganze Buch ist im Ganzen sicherlich ein kritischer Blick, ist allerdings auch sehr humorvoll gehalten, wenn Kermode z.B. von einem Besuch von ihm und seiner Tochter in einem überteuerten Multiplex-Kino erzählt, wo es zudem beim Vorführen des Films auch noch ein technisches Problem gibt.
Ein anderes Buch, welches ich im vergangenen Jahr gelesen habe, ist das Buch "Life, Animated: A Story of Sidekicks, Heroes, and Autism" des Journalisten und Pulitzer-Preisträgers Ron Suskind, von dem es auch keine deutsche Übersetzung gibt. Suskind hat einen autistischen Sohn namens Owen, der sich bis zum dritten Lebensjahr ganz gewöhnlich verhielt und sich dann plötzlich stark veränderte. Man diagnostizierte schließlich Autismus, was seine Eltern verzweifeln ließ und die Hoffnung schien verloren, dass sie jemals wieder eine Beziehung zu ihm aufbauen könnten. Irgendwann entdeckte Owen Animationsfilme für sich und speziell die von Walt Disney, die ihm eine Orientierungshilfe gaben und ihn die Welt um sich herum verstehen ließen. Das Buch beschreibt die jahrelange Schwierigkeit seiner Eltern, einen Weg der Kommunikation zu ihm aufzubauen und weitere Schwierigkeiten, die z.B. die Wahl der richtigen Schulen und weitere Erlebnisse, wie z.B. den Kontakt zu ein paar Disney-Stimmen, wie z.B. Jonathan Freeman (u.a. Jafar in "Aladdin"). Es berührt auf jeden Fall, von Niederlagen, aber auch von Erfolgen der Suskinds zu erfahren und den ganzen steinigen Weg mitzuerleben, den sie gehen mussten. Das Buch war ferner auch die Vorlage des Dokumentarfilms "Life, Animated" von 2016, in dem die Protagonisten zu sehen sind und ebenfalls zu Wort kommen.
Zitat von Lammers im Beitrag #84Manchmal lese ich auch Bücher auf Englisch. Zugegebenermaßen kommt das nicht oft vor; es kann aber passieren, wenn es z.B. das Buch nicht auf Deutsch gibt und das Interesse trotzdem groß ist.
Gerade bei der Fachliteratur zum Thema Film und bei Biographien bedeutender Persönlichkeiten aus diesem Bereich sieht es hierzulande schon seit Jahren düster aus! Es ist da schon erstaunlich, dass Roger Moores autobiographische Bücher einen Verlag fanden; umso weniger verständlich erscheint es, dass Peter Falks Memoiren ("Just One More Thing") nicht übersetzt wurden, trotz der bekanntlich seit Jahrzehnten großen Popularität Columbos im deutschen Sprachraum.
Wenn man sich z. B. über Alec Guinness genauer informieren möchte, bleibt einem in deutscher Sprache nur das (antiquarisch zu bekommende) Bändchen aus der Reihe "Seine Filme, sein Leben", das (wie bei dieser Serie öfter) kaum in die Tiefe geht, oder seine (ebenfalls natürlich längst vergriffenen) Erinnerungen, die nicht nur sehr wenig über seine Filme verraten, sondern auch ein Bild von ihm zeichnen, das kaum etwas mit dem tatsächlichen AG zu tun hat. Sowohl Garry O´Connor als auch Piers Pauld Read haben in dicken Büchern nach mehreren Jahren Recherche unabhängig voneinander zahlreiche Legenden zertrümmert und ein Bild gezeichnet, das weit von dem ausgeglichenen, mit sich im Reinen seienden und etwas langweiligen Mann entfernt ist, als der er sich in seiner Autobiographie und in Interviews inszenierte. Anlässlich seines 90. Geburtstags widmete 3Sat Alec Guinness eine kleine Retrospektive, die auch manche wenig bekannte Frühwerke einschloss; das wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, die beiden Bücher in Deutschland herauszubringen, aber er wurde verpasst. Noch krasser dürfte es bei Peter Sellers aussehen, über den (soweit mir bekannt ist) gar kein Buch in deutscher Sprache vorliegt, während es auf Englisch drei umfassende Darstellungen gibt. In den 90ern waren seine Filme im deutschen Fernsehen noch sehr präsent, auch die, in denen er nicht als französischer Inspektor auftrat. Im Juni 1994 widmete die Hörzu der gerade auf Englisch erschienenen Biographie von Roger Lewis einen mehrere Seiten umfassenden Artikel, der fast so wirkt, als habe man mit einer deutschen Ausgabe gerechnet und diese ankündigen wollen; aber dazu kam es nie, obwohl zu dieser Zeit sicher noch mehr aus diesem Bereich übersetzt wurde. Auch Alexander Walkers "autorisierte" Biographie, die erstmals 1981 herauskam und mehrere Auflagen hatte (1990 bekam sie ein aktualisierendes Nachwort) wurde ebenfalls nicht übersetzt, obwohl in den 80ern die Chancen dafür sicher noch besser waren. Als Ed Sikovs Buch 2002 herauskam, war der Zug leider schon abgefahren, obwohl es den beiden anderen überlegen sein dürfte (Walker ist eher knapp und glättet manches, Lewis ist teilweise spekulativ und verwirrend unchronologisch).
Da seit 2015 in Sachen Lektüre Einiges passiert ist, ergänze ich die früheren Beiträge bei dieser Gelegenheit mal:
Zitat von berti im Beitrag #28Stark geprägt hat mich Wolfgang Ecke: Schon kurz nach der Einschulung wurden mir manche seiner kürzeren Geschichten vorgelesen, ein Jahr danach ging ich zur Selbstlektüre über, später kamen seine Romane hinzu. Besonders "Das unheimliche Haus von Hackston" und "Das geheimnisvolle Gesicht" habe ich als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener immer wieder gelesen und war jedesmal beeindruckt von den humorvollen Figuren und der Spannung, speziell beim "Gesicht" auch von der Leichtigkeit, mit der eine eigentlich hochkomplexe Geschichte erzählt wird, ohne dass man den Überblick verliert. Keine Ahnung, ob dieser Autor vielen hier bekannt ist.
Im vergangenen Sommer habe ich einige seiner Bücher nach sehr langer Pause wieder gelesen und war von den beiden genannten Titeln erneut beeindruckt, besonders vom "Gesicht": Nicht nur eine hervorragend aufgebaute Geschichte, gerade bei der zweiten Hälfte zog die Spannung ordentlich an, teilweise kam ich richtig ins Schwitze, obwohl Lösung und Ausgang noch gut in Erinnerung waren. Die Faszination war jedenfalls dieselbe wie damals, als ich es als Zehnjähriger erstmals gelesen hatte! Wenig später habe ich nach Jahrzehnten Pause wieder intensiver mit den Drei Fragezeichen befasst, von denen ich als Kind/Jugendlicher Einiges gelesen hatte. Ein paar Bücher aus der Reihe wurden wieder zur Hand genommen und dabei manche Perlen (neu) entdeckt. Daneben kommt es immer mal wieder vor, dass bei Urlauben oder zwischen den Jahren ein relativ dickes Buch gelesen wird, dass schon länger auf der Wunschliste oder schon ein paar Jahre im Regal stand: Im Winter 2015/16 war das etwa bei Fritz Sterns "Fünf Deutschland und ein Leben" so, die ein beeindruckendes Stück Zeit- und Kulturgeschichte boten. Im letzten Winter war endlich Zeit und Interesse genug vorhanden für einen echten Klassiker der Zeitgeschichte: "Machtwechsel. Die Ära Brandt - Scheel" von Arnulf Baring Nach sechs Jahren Archivarbeit und Interviews mit so ziemlich allem, was damals in Politik und Medien Rang und Namen hatte (die Auflistung im Vorwort füllt fast eine ganze Seite) gelang nicht nur eine fesselnde Nacherzählung der Jahre 1969-74 (sowie ihrer Vorgeschichte), es wurden auch Dutzende von Politikern teilweise sehr plastisch porträtiert, darunter auch solche, mit deren Namen der Nachgeborene kaum noch etwas anfangen kann. Das Herzstück dürfte ein sieben Seiten umfassendes Porträt von Willy Brandt und Herbert Wehner sein, dass fast zum Psychogramm wird und das schwierige Verhältnis der beiden zueinander verdeutlicht, ohne dabei zu dämonisieren oder zu verklären. Trotz seiner Länge von über 700 Seiten liest sich das Ganze keineswegs trocken, sondern angenehm flüssig und teilweise sogar (aufgrund mancher ironischer Einschübe) amüsant. Auch sonst waren Biographien oft ein interessantes Leseerlebnis, etwas die von Daniel Stashower über Arthur Conan Doyle (trotz ihres Umfangs leicht und teilweise witzig zu lesen), Birgit Dankerts Buch über Michael Ende (das vieles aus seinem Werk in anderem Licht erscheinen lässt und einen nicht immer einfachen Menschen porträtiert), Franziska Meiforts sehr gelobtes Porträt von Ralf Dahrendorf oder Heike Spechts Darstellung des Lebens von Curd Jürgens, dass für einen Deutschen seiner Generation sehr ungewöhnlich verlief ("General und Gentleman"). Vor einiger Zeit waren auch Werner Fincks Memoiren eine interessante Lektüre: Obwohl man merkt, dass sie aus einer ganz anderen Zeit stammen, zündet der Humor dieses Mannes immer noch, zumal seine Lebensgeschichte teilweise hochriskant war! Bei der Aufzählung vor vier Jahren hatte ich zwei Bücher vergessen, die ich immer wieder gerne lese und die mit Zeitgeschichte zu tun haben: Einmal der Gesprächsband "Unser Jahrhundert" von Helmut Schmidt und Fritz Stern, der zwar nicht immer in die Tiefe geht, aber einige Einblicke in die deutsche und amerikanische Geschichte ermöglicht und mitunter amüsant zu lesen ist. Ebenfalls immer wieder beeindruckend ist "Das deutsche Jahrhundert" von Eberhard Jäckel, gerade weil der Autor hier einige interessante Einblicke hat und manche verbreiteten Vorstellungen korrigiert.
Ich habe in den vergangenen Jahren versucht, Vorlagen zu Alfred-Hitchcock-Filmen zu lesen, um einmal einen direkten Vergleich der Klassiker mit ihrer literarischen Vorlage zu haben. Interessanterweise gestaltet sich das Auffinden dieser Vorlagen, insbesondere in deutscher Übersetzung, als nicht ganz einfach. Bisher las ich die Vorlage zu 'Vertigo - Aus dem Reich der Toten', die unter dem deutschen Titel 'Von den Toten auferstanden' erschien; die Kurzgeschichte 'Die Vögel' ('The Birds') von Daphne du Maurier und 'Psycho' von Robert Bloch. Aktuell lese ich Winston Grahams 'Marnie' und mir liegt noch Victor Cannings 'Auf der Spur' ('The Rainbird-Pattern'), die Vorlage zu Hitchcocks letztem Spielfilm 'Familiengrab', vor. 'Auf der Spur' und 'Von den Toten auferstanden' finden sich in deutscher Übersetzung nur noch selten und wenn, dann antiquarisch.
'Marnie' erweist sich als weit tiefgründiger als seine Umsetzung als Film. Der Film für sich, ist wirklich gelungen, insbesondere für die Entstehungszeit, doch Graham gelingt es, wie es in der Literatur sooft der Fall ist, viel mehr, Marnies innere Vorgänge und Gefühle auszudrücken. Interessant: Graham schrieb aus Marnies Sicht. Wir haben hier also eine Ich-Erzählerin. Mark Rutland, Marnies erzwungener Ehemann, ist im Buch kein kalkulierter Macho, der Marnie scheinbar bewusst verletzt, sondern wird eher zurückhaltend, doch strikt und beschützend geschildert. Nach ihrer Vergewaltigung, entschuldigt er sich beispielsweise bei Marnie und fragt, ob er sie verletzt habe. Er gesteht, die Kontrolle verloren zu haben. Im Film bleibt Mark dagegen konsequent sehr fordernd und hart. Natürlich wurden in den Film einige Spannungsszenen eingebaut, die so im Buch nicht vorkommen. Es fehlt das Nachbarskind, dem Marnies Mutter scheinbar mehr Liebe zu schenken vermag als ihr. Diese Änderungen erfolgten natürlich kalkuliert, um dem Film mehr emotions- und spannungsgeladene Momente zu geben. Ich habe den Roman nicht beendet. Ich bin gespannt, wie das Ende sich von dem im Film unterscheidet!
Durch einen Zufallsfund bei Netflix bin ich auf ein Buch aufmerksam geworden, dass den Titel "84 Charing Cross Road - Eine Freundschaft in Briefen" trägt und von der amerikanischen Schriftstellerin Helene Hanff stammt. Diese war 1949 unzufrieden, da sie englische Literatur bei sich in New York nur in billigen Buchausgaben oder in hochwertigeren Ausgaben fand, die sie sich jedoch nicht leisten konnte. Sie fand in einer Zeitschrift eine Anzeige des Londoner Antiquariats "Marks & Co.", wo sie, ihren Wünschen entsprechend, fündig wurde. Aus diesem rein brieflichen Kontakt mit dem Buchhändler Frank Dole entwickelte sich über die Jahre aus einer zunächst geschäftlichen eine freundschaftliche Beziehung. Gerade diese gegensätzliche Beziehung dieser zwei Personen macht den Reiz dieses Buches aus. Hanffs direkter, leidenschaftlicher Tonfall, der auch mal auch Frechheiten hören lässt, steht gegenüber dem höflichen und korrekten Tonfall von Frank Dole, der sicherlich auch mal geduldig sein musste, da sie schon ziemlich fordernd war. Aber trotzdem hat der Kontakt gehalten und sie haben sich auch über andere Dinge ausgetauscht als Literatur, auch wenn das immer oben auf der Liste stand. Später kamen auch noch andere Personen aus Doles Umfeld hinzu. Ich hatte jedenfalls Spaß beim Lesen und war schon lange nicht mehr so motiviert, wie bei diesem Buch.
Später gab es von dem Buch ein Theaterstück, welches 1986 die Grundlage für die Verfilmung war, in der Anne Bancroft und Anthony Hopkins die Hauptrollen spielten. In der Originalfassung trägt der Film den Titel des Buches, "84 Charing Cross Road", in Deutschland kam er unter dem Titel "Zwischen den Zeilen" auf Video heraus.
Zitat von Begas im Beitrag #87Ich habe in den vergangenen Jahren versucht, Vorlagen zu Alfred-Hitchcock-Filmen zu lesen, um einmal einen direkten Vergleich der Klassiker mit ihrer literarischen Vorlage zu haben. Interessanterweise gestaltet sich das Auffinden dieser Vorlagen, insbesondere in deutscher Übersetzung, als nicht ganz einfach. Bisher las ich die Vorlage zu 'Vertigo - Aus dem Reich der Toten', die unter dem deutschen Titel 'Von den Toten auferstanden' erschien; die Kurzgeschichte 'Die Vögel' ('The Birds') von Daphne du Maurier und 'Psycho' von Robert Bloch. Aktuell lese ich Winston Grahams 'Marnie' und mir liegt noch Victor Cannings 'Auf der Spur' ('The Rainbird-Pattern'), die Vorlage zu Hitchcocks letztem Spielfilm 'Familiengrab', vor. 'Auf der Spur' und 'Von den Toten auferstanden' finden sich in deutscher Übersetzung nur noch selten und wenn, dann antiquarisch.
'Marnie' erweist sich als weit tiefgründiger als seine Umsetzung als Film. Der Film für sich, ist wirklich gelungen, insbesondere für die Entstehungszeit, doch Graham gelingt es, wie es in der Literatur sooft der Fall ist, viel mehr, Marnies innere Vorgänge und Gefühle auszudrücken. Interessant: Graham schrieb aus Marnies Sicht. Wir haben hier also eine Ich-Erzählerin. Mark Rutland, Marnies erzwungener Ehemann, ist im Buch kein kalkulierter Macho, der Marnie scheinbar bewusst verletzt, sondern wird eher zurückhaltend, doch strikt und beschützend geschildert. Nach ihrer Vergewaltigung, entschuldigt er sich beispielsweise bei Marnie und fragt, ob er sie verletzt habe. Er gesteht, die Kontrolle verloren zu haben. Im Film bleibt Mark dagegen konsequent sehr fordernd und hart. Natürlich wurden in den Film einige Spannungsszenen eingebaut, die so im Buch nicht vorkommen. Es fehlt das Nachbarskind, dem Marnies Mutter scheinbar mehr Liebe zu schenken vermag als ihr. Diese Änderungen erfolgten natürlich kalkuliert, um dem Film mehr emotions- und spannungsgeladene Momente zu geben. Ich habe den Roman nicht beendet. Ich bin gespannt, wie das Ende sich von dem im Film unterscheidet!
Tatsächlich ist an die Hörbücher von Filmfan Jens Wawrczek leichter heran zu kommen als an die Bücher selbst - und sie sind eine bedenkenswerte Alternative. Interessant dabei ist, wie eng "Immer Ärger mit Harry" (von dem es wohl nur die Hörbuch-Übersetzung gibt) an der literarischen Vorlage blieb.