Welche Sprachfassungen jemand guckt, das ist jedem selbst überlassen. Wenn jemand nur O-Ton gucken will, dann soll er das tun. Damit hab ich als Synchron-Fan überhaupt kein Problem. Dann soll er sich aber auch kein Urteil über Synchros erlauben, wenn es ihn sowieso nicht tangiert.
Zitat von iron im Beitrag #150Und "Mum" und "Dad" in deutschen Synchros stellt imho. heute - ob zu Recht oder zu Unrecht - heute kaum jemand in Frage.
In Frage stellen würde ich das vor allem dann, wenn "Mum" und "Dad" auch in einer deutschen Synchro zu einem Film bzw. einer Serie Verwendung findet, deren Handlungsort nicht in einem englischsprachigen Land ist. In "Kung Fu Panda 2" fand ich das z.B. nicht so toll.
Die Kritik an deutschen Synchros bietet eine hervorragende Bühne, wenn man latent andeuten will, wie "geil" man doch Englisch kann. In diesem Zusammenhang erlaube ich mir die Hypothese, wonach dies auf zwei Subgruppen zutrifft:
a) Leute, die wirklich sehr gut Englisch können. (Die sollten sich dann allerdings hinterfragen, warum das den Rest der Welt jucken soll?)
b) Leute, die relativ stümperhaft Englisch sprechen und nur aufschneiden wollen. (Eine Interpretation erübrigt sich hier wohl.)
Und die, die zur Gruppe A gehören sind meiner Erfahrung nach tendenziell die Leute, die sich nicht so sehr für deutsche Synchros interessieren und daher dazu auch nichts zu sagen haben und auf explizite Nachfrage nur gleichgültig mit den Schultern zucken.
Leute, die auf OmU schwören und im selben Atemzug alle Synchros abschaffen wollen, versuchen einfach andere Defizite ihrer Schädelregion zu ignorieren. *hust*Eidinger*hust* Einfach Mitleid haben, vllt entwickelt sich dann bei ihnen Toleranz für andere Meinungen und anderer Bedürfnisse.
Auch wenn man gut bis sehr gut Englisch spricht und versteht, kann man als Nichtmuttersprachler den meisten Handlungen nicht uneingeschränkt folgen.
1. Es gibt in der englischen Sprache, wie auch in der deutschen, zahlreiche Dialekte und Slangs, denen häufig unmöglich zu folgen ist, wenn man nicht als Muttersprachler über Jahrzehnte daran gewöhnt ist. Heutzutage werden ja selbst moderate deutsche Mundarten im Fernsehen untertitelt, wenn mal ein Interviewpartner bayerisch, kölsch oder sächsisch spricht. Viele amerikanische Mundarten aus den Südstaaten oder englische Dialekte sind nur sehr schwer zu verstehen.
2. Man kennt es auch aus deutschen Produktionen oder auch aus der Synchronisation: teilweise wird fürchtlich genuschelt oder leise gesprochen. Das soll wohl authentisch wirken, hat aber zur Folge, dass man die Dialoge selbst auf Deutsch oftmals nur schwer versteht. In einer fremden Sprache ist das dann gar nicht mehr zu enträtseln.
3. Auch die englische Sprache ist zahlreichen modischen oder sozialen Einflüssen unterworfen. Was die Jugend oder bestimmte soziale Gruppen da vor sich hinbrabbeln, ist häufig selbst für Muttersprachler wenig nachvollziehbar. Erst recht gilt das, wenn die Punkte 1., 2. und 3. zusammentreffen.
4. Zahlreiche Anspielungen und Wortspiele sind in einer fremden Sprache nur zu verstehen, wenn man auch das dortige Tagesgeschehen kennt (Politik, Kultur, Historie, Fernsehen, etc.). Deshalb werden solche Anspielungen in der Synchro zumeist ganz anders übersetzt, weil sie für den deutschen Zuschauer anders nicht nachvollziehbar wären.
Wenn jetzt beispielsweise ein 16-Jähriger aus den Südstaaten in einer üblen Südstaatenmundart mit schrecklichem Jugendslang leise einen amerikanischen Insiderwitz vor sich hinnuschelt, kann mir niemand erzählen, er verstehe das. Und manche Produktionen spielen ganz oder überwiegend in einem solchen Milieu.
Zahlreiche Anspielungen und Wortspiele sind in einer fremden Sprache nur zu verstehen, wenn man auch das dortige Tagesgeschehen kennt (Politik, Kultur, Historie, Fernsehen, etc.). Deshalb werden solche Anspielungen in der Synchro zumeist ganz anders übersetzt, weil sie für den deutschen Zuschauer anders nicht nachvollziehbar wären.
Dieser Punkt spricht aber meiner Meinung nach eher dafür, den O-Ton zu gucken als dagegen. Mich interessiert besonders in solchen Fällen, was da im Original gesagt wurde und wie man es dann in der Synchro übersetzt hat.
Zitat von Insomnio im Beitrag #154 b) Leute, die relativ stümperhaft Englisch sprechen und nur aufschneiden wollen. (Eine Interpretation erübrigt sich hier wohl.)
Also ganz ehrlich sind gefühlt 99% aller Leute die auf O-Ton schwören und Synchros niedermachen in dieser Kategorie angesiedelt. Ich selbst bin ziemlich gut in Englisch und verstehe trotzdem manchmal etwas nicht, was meistens daran liegt das im O-Ton gerade irgendwie genuschelt wird, so dass ich akustisch nicht verstehe welche Wörter das sind oder weil es eine Redewendung war die ich vorher nicht kannte und ab und zu auch mal ein Fremdwort was ich nicht kenne. Gleichzeitig kenne ich Leute die viel schlechter sind als ich aber trotzdem sagen "Ha nur O-Ton" obwohl ich ganz genau weiß, dass die nur die Hälfte vom Gesprochenem verstehen. Die belügen sich doch selbst weil es ja scheinbar seit gefühlt 10 Jahren schon mode ist die Synchro immer zu verurteilen.
Ich gucke zu ca. 80% immer die Synchronfassung und die restlichen 20% im O-Ton (wenn er denn Englisch ist) und dann aber auch ohne Untertitel. Das ist auch so ne Sache... "Nur O-Ton" sagen die Leute und schauen dann mit Untertitel, womöglich gar noch auf Deutsch lol. Nichts ist meiner Meinung nach aber schlimmer als grauenhafter weißer Text der den ganzen Film lang überall aufploppt, dadurch die komplette Bildkomposition zerstört und noch gelesen werden muss. Filme untertitelt gucke ich nur in absoluten Ausnahmefällen wenn es eine Sprache ist die ich nicht verstehe und es weder einen deutschen, noch englischen Dub davon gibt.
Zahlreiche Anspielungen und Wortspiele sind in einer fremden Sprache nur zu verstehen, wenn man auch das dortige Tagesgeschehen kennt (Politik, Kultur, Historie, Fernsehen, etc.). Deshalb werden solche Anspielungen in der Synchro zumeist ganz anders übersetzt, weil sie für den deutschen Zuschauer anders nicht nachvollziehbar wären.
Dieser Punkt spricht aber meiner Meinung nach eher dafür, den O-Ton zu gucken als dagegen. Mich interessiert besonders in solchen Fällen, was da im Original gesagt wurde und wie man es dann in der Synchro übersetzt hat.
Nö, das spricht eher dagegen. Nur ein kleiner Prozentteil verfolgt das globale Geschehen, auch Hollywood/USA, darum wird/würde die Mehrheit die Anspielungen aus dem O-Ton kaum verstehen und sind deshalb auf äquivalente Anspielungen/Wortwitze aus der deutschen Kultur angewiesen. Ein iranischer Film mit iranischen Wortspielen (ganz beliebt, rohübersetzt: "Schale unter Halbschaale") wird ohne ein Verständnis dieser fremden Kultur nicht verstanden werden, darum muss was anderes genommen werden ("da ist was im Busch" oder so). Gleiches gilt für die vielen US-Filme. Zb jeder zweite Präsidenten-Insider trifft hier auf Unverständnis; "George wer?" "Franklin was?" "Covfefe wo?"
Zitat von 8149 im Beitrag #163[ Gleiches gilt für die vielen US-Filme. Zb jeder zweite Präsidenten-Insider trifft hier auf Unverständnis; "George wer?" "Franklin was?" "Covfefe wo?"
Das iranische Wortspiel... gut, exotisch, kann man so durchgehen lassen mit der Ändeung. Aber die Präsidenten, die (sollte) man schon kennen. Da ja gerade gefühlt 90% der Blockbuster aus den USA kommen, sollte man schon Hintergrundinfos über die Geschichte und das Land haben.
Zitat von 8149 im Beitrag #163Nur ein kleiner Prozentteil verfolgt das globale Geschehen, auch Hollywood/USA, darum wird/würde die Mehrheit die Anspielungen aus dem O-Ton kaum verstehen und sind deshalb auf äquivalente Anspielungen/Wortwitze aus der deutschen Kultur angewiesen. Ein iranischer Film mit iranischen Wortspielen (ganz beliebt, rohübersetzt: "Schale unter Halbschaale") wird ohne ein Verständnis dieser fremden Kultur nicht verstanden werden, darum muss was anderes genommen werden ("da ist was im Busch" oder so). Gleiches gilt für die vielen US-Filme. Zb jeder zweite Präsidenten-Insider trifft hier auf Unverständnis; "George wer?" "Franklin was?" "Covfefe wo?"
Wie gesagt, hat das aber vor allem mit der Handlung des Films zu tun. Und wenn jemand der Handlung des Films nicht folgen kann, dann bringt es nur wenig, ihm das durch eine abgeänderte Handlung in der deutschen Synchro vorzugaukeln. Das ist meiner Meinung nach auch ein erheblicher Unterschied zu anderen Punkten wie z. B. dem Nuscheln.
Dass man Wortspiele nicht 1:1 übersetzt, ist übrigens auch klar. Mir geht es hier vor allem um den Punkt, dass jemand der Handlung nicht folgen kann, weil er sich z. B. in einem Film über amerikanische Geschichte oder Politik nicht mit eben dieser auskennt.