Aus den Raum NRW sind es wohl Hans Bayer und Renier Baaken. Beide schaffen es in jeder Produktion, sich völlig an den Schauspieler anzupassen und hohlen dabei immer wieder neue Stimmlagen und Töne hervor.
Das ist aber auch ohnehin die größte stärke an Köln, dass die Sprecherinnen und Sprecher, sehr Wandlungsfähig sind.
Vor einiger Zeit habe ich entdeckt, dass es einige Folgen der Trickserie "Die Falltür" (GB 1984), die in der 1990ern (immer unangekündigt) auf Super RTL lief, in der deutschen Fassung auf YouTube gibt. Vor ein paar Jahren hatte ich mal in der Synchronkartei geschaut, wer in der deutschen Fassung zu hören war und habe dabei entdeckt, dass Andreas von der Meden Boni, den Schädel spricht. Den hätte ich früher nicht erkannt, weil es schon eine, für seine Verhältnisse, starke Stimmverstellung ist, aber wenn man es weiß, kann man Andreas von der Meden trotz seiner, in diesem Fall, extrem tattrigen und "zahnlosen" Sprechweise, raushören.
Klaus Schwarzkopf war in dieser Hinsicht auch recht gut, was sich in "Weiche Betten, harte Schlachten" zeigte, wo Peter Sellers mehrere (auch optisch sehr unterschiedliche) Rollen spielte: Als alter französischer General klang Schwarzkopf so gebrechlich, dass man denken könnte, er habe seinen Kollegen Herbert Weißbach imitiert (für den ich ihn ohne Vorkenntnis hier vielleicht sogar gehalten hätte). Als japanischer Prinz sprach er mit nach oben geschraubter Stimme und betont "asiatisch" (ohne aber r und l zu vertauschen) und als Gestapo-Mann sehr schrill und nasal, wodurch er eher an Horst Sachtleben erinnerte. Kennt jemand noch andere Rollen von Schwarzkopf, in denen er dieses Talent einsetzen konnte?
Auch Harald Baerow hatte viele Chargen drauf, das zeigte sich hier im Forum z. B. 2014, als die ersten Folgen der Muppet-Show beim Start im Disney Channel analysiert wurden.
Zitat von berti im Beitrag #93Kennt jemand noch andere Rollen von Schwarzkopf, in denen er dieses Talent einsetzen konnte?
Tatsächlich eine kurze Stelle aus dem Columbo "Wenn der Schein trügt" - kurioserweise spricht er hier Santini, der Columbo imitiert - und Schwarzkopf schaffte es, seine Stimme fremd klingen zu lassen, als wäre es wirklich eine extrem überzeugende Imitation seiner Stimme. Da fällt mir eine ähnliche Sache ein: Niels Clausnitzer, der zweimal Alf seine Stimme gab, der Willie imitierte - und auch er brachte es fertig, wie eine mäßige Imitation seiner selbst zu klingen. Eine kleine Meisterleistung auf der Metaebene. Leider wüsste ich kein Beispiel, wo er wirklich seine Stimme verstellte - zugetraut hätte ich ihm die Fähigkeit.
Im Film "Happy New Year" (USA 1987) spielt Peter Falk 3 verschiedene Rollen: außer einem Gangster noch einen steinalten und steinreichen Mann und dessen Schwester - alle 3 kongenial rübergebracht von Klaus Schwarzkopf.
Irgendwie scheint es mir, als ob die wenigen Synchronarbeiten von Schwarzkopf in späteren Jahren nicht mit seiner Unlust zusammenhingen, sondern dass sich schlicht selten jemand traute, ihn zu fragen - denn ich kann weder eine Bevorzugung besonders anspruchsvoller Rollen erkennen noch mir vorstellen, dass für einige Projekte wie "Happy New Year" übermäßig Geld zur Verfügung stand, um eine Stargage zu zahlen (falls Schwarzkopf eine hohe Untergrenze für Bezahlung gehabt haben sollte).
Kaum zu glauben, aber Hartmut Reck muss wohl auch in diese Kategorie eingereiht werden, wenn er auch sehr wenig Gelegenheit bekam. Aber in "Sandokan" hört man ihn für Philippe Leroy, der einen falschen Chinesen gibt. Reichlich peinliche Nummer, die man heute kaum noch so bringen könnte - entscheidend aber in diesem Zusammenhang ist, dass er seine Stimme dermaßen verzerrte, dass ich eine Weile annahm, Joachim Kemmer (der vielleicht sogar als Vorbild diente) wäre hier für den Kollegen eingesprungen. Lediglich in etwas gemäßigteren Momenten war Reck einigermaßen zu identifizieren. Schade, dass er selten Gelegenheit erhielt, den als "harter Mann" wirkte er oft recht langweilig.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #95Da fällt mir eine ähnliche Sache ein: Niels Clausnitzer, der zweimal Alf seine Stimme gab, der Willie imitierte - und auch er brachte es fertig, wie eine mäßige Imitation seiner selbst zu klingen.
Auf jeden Fall die Folge, in der Alf seinen Koller hat - bei der anderen weiß ich es nicht mehr, da es für den eigentlichen Inhalt der Folge keine Bedeutung hatte.
Hab jetzt nicht den ganzen Thread überflogen und weiß daher nicht ob er hier schon erwähnt wurde, aber ich finde das Vittorio Alfieri stimmlich ein ziemliches Chameleon ist. Hab bislang von ihm im Synchron und Videospielen schon mehrere Chargen und Stimmlagen gehört, die alle gänzlich verschieden sind. Von hoch-schrill bis cool-tief war da alles dabei gewesen und all das klang recht ordentlich. Das ist wie ich finde schon beeinddruckend.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #98 Hartmut Reck ... (blablabla) Schade, dass er selten Gelegenheit erhielt, den als "harter Mann" wirkte er oft recht langweilig.
Das darf man auch anders sehen, wenn man auch nur entfernt Ahnung hat.