Max von Sydow in "Die größte Geschichte aller Zeiten". Einer der wenigen Rollen, wo ich Borchert fehlbesetzt und schwach fand. Schön unkonventionell dagegen fand ich seine Besetzung auf ... ich weiß grad den Darsteller nicht ... in "Ein Schuss im Dunkeln" und "Goldfinger".
Zitat von Silenzio im Beitrag #61Schön unkonventionell dagegen fand ich seine Besetzung auf ... ich weiß grad den Darsteller nicht ... in "Ein Schuss im Dunkeln" und "Goldfinger".
Martin Benson Wilhelm Borchert als Mafioso in "Goldfinger" war wirklich originell (fast so wie Friedrich Schoenfelder als CIA-Mann im selben Film), aber eine eher kleine Rolle. Noch interessanter fand ich da (wie bereits früher erwähnt) seine Einsätze für Burt Lancaster in den "gefürchteten Vier" und "Mit eisernen Fäusten".
fortinbras
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25.06.2013 18:39
#63 RE: GGH, der König - Wilhelm Borchert, der Kaiser
Genau DAS ist es auch, warum ich ältere bis alte Filme so mag-hochkalibrige Charakterdarsteller, die dünn bis gar nicht konzipierte Rollen prägnant zum Leben erwecken. Dazu eine passende Synchronstimme! Borcherts andere Bond-Einsätze mochte ich auch: seine Blofeld-Stimme in "Feuerball". Gebieterisch, aber beherrscht. Eiskalt und entschlossen-dabei doch auch kultiviert. Und in "Diamantenfieber" war er Q (der ja erst ab Moonraker eine bleibende Stimme bekam-seltsamerweise!). Ein ausgesprochen süffisanter Q sogar.
Mal träumen...James Mason als Sir Hugo Drax...mit Borcherts Stimme: "Sterben Sie wohl, Mr. Bond!" nichts gegen Lonsdale/Petruo...
@ Berti:
Borchert in "Mit eisernen Fäusten" ist eine meiner liebsten Rollen von ihm"!!!
Zitat von fortinbras im Beitrag #63Mal träumen...James Mason als Sir Hugo Drax...mit Borcherts Stimme: "Sterben Sie wohl, Mr. Bond!" nichts gegen Lonsdale/Petruo...
Ich fürchte, in München hätte man in diesem Fall eher Holger Hagen besetzt (mit dem ich gut hätte leben können).
fortinbras
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25.06.2013 18:52
#65 RE: GGH, der König - Wilhelm Borchert, der Kaiser
Natürlich. Allerdings scheint Herr Borchert (das ist jetzt nicht auf diesen speziellen Fall, sondern eher allgemein gemeint) zu den Top-Sprechern gehört zu haben, die sich auf eine Stadt konzentriert zu haben scheinen und nur sehr selten woanders zu hören waren. Das kann natürlich mit seiner langjährigen Bindung an Berliner Bühnen und in späteren Jahren eventuell auch mit alters- und gesundheitsbedingten Problemen zu tun gehabt haben.
Jeannot
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25.06.2013 19:04
#67 RE: GGH, der König - Wilhelm Borchert, der Kaiser
Dem "Mit eisernen Fäusten..." kann ich nur voll und ganz zustimmen! Vielleicht kann ich hier mal meine eher "medizinische" Frage plazieren: Wie kriegt man so eine Stimme??? Sowas ist doch nicht angeboren (?). Ich könnte mir vorstellen, daß so etwas vom Theater herrührt (laut und verständlich sprechen) und vor allem vom Rauchen(?) Daß es heute keine Borcherts, Marquis´ u. a. mehr gibt, wundert mich schon. Mal abgesehen von den meist sehr jungen Darstellern, die vom Alter her ja nur noch von den jeweiligen Regisseuren unterboten werden. Zugegeben, eine merkwürdige Frage, aber das treibt mich schon lange um. Gruß, Rolf
Bei Arnold Marquis´ Röhre dürfte sicher das Rauchen einen Beitrag dazu geleistet haben. Bei Wilhelm Borchert, Siegmar Schneider oder Friedrich Schoenfelder dagegen dürfte die besonders klare Diktion sicher daher rühren, dass sie Bühnenprofis der "alten Schule" mit Jahrzehntelanger Praxis waren (Herr Marquis aber natürlich auch). Der "Stimmklang" bzw. das Timbre ist natürlich im Kern angeboren.
fortinbras
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25.06.2013 20:54
#69 RE: GGH, der König - Wilhelm Borchert, der Kaiser
Hallo Rolf! Wie Berti so schön sagt-natürlich ist der Stimmklang angeboren. Aber man kann den Stimmcharakter sehr adaptieren, ihm einen spezifischen Klang geben-auch ohne Nikotin und Whiskey. Das hat man früher an den Schauspielschulen gelernt und am Theater in die Praxis umgesetzt. Die Persönlichkeit der Stimme zu trainieren, war mal "in". Ebenso die allgemeine Persönlichkeit zu festigen und auszuloten, um dann den zu spielenden Charakter "in sich selbst zu integrieren". Heute an Schauspielschulen wird ein stimmlicher Einheitsklang gefördert und auch eine möglichst einheitliche Diktion. Leider an nahezu allen renommierten Einrichtungen. Davon kann ich selbst ein Lied...nein, dutzende Liederabende singen, als ich an der Schauspielschule war-da ging's um das Zertrümmern der Persönlichkeit (und Stimme), um alles neu (und vereinheitlichter) zu machen. Es gibt Ausnahmen, natürlich. Es gibt auch noch SchauspielerInnen mit markanten Stimmen, auch unter jüngeren Leuten. In manchen Theatern trifft man sie-in Wien etwa an der "Josefstadt" oder am Volkstheater. Der junge Star der Josefstadt, Florian Teichtmeister, ist übrigens grad mal so passabel aussehend und spielt trotzdem auch "Helden". Und meidet Film und Fernsehen, weil man da kaum Persönlichkeit zeigen darf. Im Theater hörte ich einige solcher Talente-aber sonst kaum. Wenn wir einen Borchert hätten, wen sollte er synchronisieren? Mir persönlich fehlt beim heutigen Film die Bandbreite an Charakterdarstellern, von denen viele auch Stars waren. Ersetzen kann man niemanden dieser Leute, aber wo sind die heutigen Gegenstücke zu Robert Morley, Peter Cushing, Charles Laughton, Lee Van Cleef, Margaret Rutherford, Judith Anderson, Edith Evans? Michael Hordern, Miles Malleson, Hugh Griffith, Vincent Price, Peter Lorre, Humphrey Bogart, usw-die hatten alle GESICHTER. Und Gesichter brauchen eben Stimmen. Ich weiss, das ist Schimpfen-aber obwohl ich als Kind schon in den 80ern in eine ganz veränderte Kinowelt hineinwuchs, blieb mir das irgendwie immer fremd-bis heute. Mit Ausnahmen natürlich und manches Neue kann mich auch sehr begeistern. Meine liebe Freundin Grete (war Schauspielerin über Jahrzehnte) hat mit mir mal "Canaris" angesehen, mit O. E. Hasse. Sie sagte, auf der Bühne habe er noch imposanter geklungen. Das Publikum schloss oft die Augen beim Zuhören. Dann sagte sie zu mir, das ist mir im Ohr geblieben: "Wenn der heute ans Reinhard-Seminar ginge, würde man ihm einen guten HNO-Chirurgen empfehlen." Ich: "Warum?" Grete: "Damit ihm der die Stimmbänder durchschneidet!" Ich trauere ihnen sehr nach, den alten Schauspielern und den Stimmen-und freue mich, dass man sie zuhause am Fernseher immer wieder erleben darf. Und, klingt pathetisch, ich bin froh, dass ich noch zahlreiche dieser Leute habe anschreiben können und sagen, wie toll ich sie finde. Und jetzt Ende der Durchsage. Endlich... Lg, Stiven
Jeannot
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26.06.2013 08:22
#70 RE: GGH, der König - Wilhelm Borchert, der Kaiser
Das ist mir aus der Seele gesprochen. Ja, wen sollten Borchert oder Lukschy heut´ noch synchronisieren? Schade ist es trotzdem. Die Hauptdarsteller aktueller Kino-Filme haben fast immer "Bübchen"-Stimmen. Schau ich eben Klassiker... Und vielen Dank für den ausfühlichen Beitrag. Gruß, Rolf
Zitat von fortinbras im Beitrag #69Dann sagte sie zu mir, das ist mir im Ohr geblieben: "Wenn der heute ans Reinhard-Seminar ginge, würde man ihm einen guten HNO-Chirurgen empfehlen." Ich: "Warum?" Grete: "Damit ihm der die Stimmbänder durchschneidet!"
Ähnliches meinte Helmut Krauss in einem Interview, das vor einem Jahr hier verlinkt würde: Wer so "schmatzen" würde wie Arnold Marquis, hätte in der Branche heute keine Chance mehr. Auch Mücke hat darauf hingewiesen, dass die Sprecher früherer Jahrzehnte oft eine völlig andere Diktion hatten und die heute übliche damals nur in Ausnahmefällen (etwa bei Helmo Kindermann) zu hören gewesen sei.
fortinbras
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26.06.2013 12:09
#72 RE: GGH, der König - Wilhelm Borchert, der Kaiser
Vor einiger Zeit war mal ein Interview mit einem Filmproduzenten zu sehen, der da sagte: "Heute würde man Robert Mitchum bei jeder Studiotüre rauswerfen, weil er zu hässlich wäre für den Film." so Typen wie ihn, die trotz eigentümlichen Aussehens auch Helden und romantische Rollen spielen, die vermisse ich sehr. Und statt eines hässlichen und dicken Charles Laughton nimmt man einen supersexy aussehenden Superstar, lässt ihn durch Make Up verändern und der wird dann gerühmt und ausgezeichnet dafür. Schlank sein und nen Dicken spielen ist super, aber ein Dicker sein-ui,ui,...da hört sich der Spass auf. Es sei denn als reine Witzfigur. Irgendwie eine verkehrte Filmwelt. Abseits der ganz grossen Bühnen habe ich aber den Trend schon deutlich gesehen, wieder zur Vielfalt zurückzukehren. Zum Film ist es noch nicht ganz durchgedrungen. Oder fast nicht. Eher im Arthouse-Kino, oder in ambitionierteren B-Filmen, dass man wieder auf (auch junge) Gesichter setzt. Übrigens finde ich, dass Anna Magnani eine der schönsten Frauen der Filmgeschichte war. Und Jolie samt Diaz und Co locker in ein Nasenloch ihrer grossen Nase stecken kann. Ohje, das läuft jetzt alles Off-Topic. Aber manchmal regt mich diese verdrehte Welt auf. Glanz und Glamour gab's immer, mehr Schein als Sein-das gehört zur Traumwelt "Film" dazu. Aber mir scheint, es war doch vielseitiger früher und Platz für mehr Bandbreite.
Ach, soo drastisch finde ich den Trend nun wieder nicht. Tommy Lee Jones mit seinem zerfurchten Gesicht entspricht auch nicht unbedingt dem Schönheitsideal, und über die abstoßende Hässlichkeit des neuen Bond-Darstellers (der Name ist mir entfallen), will ich lieber kein Wort verlieren - was wiederum ein Hinweis darauf ist, dass Hässlichkeit nicht unbedingt mit guter Schauspielerei ode Charisma einhergeht.
Früher gab es ja auch glatte Schönlinge wie Sand am Meer, man denke nur an Alan Ladd in dern 40ern, Stewart Granger in den 50ern, gab es haufenweise Milchbubis, man denke nur an den wunderbaren Audie Murphy, und es gab phantastische Sprecher, die auf Ewigjungedliche abonniert waren, wie den grandiosen Eckart Dux. Im klassischen Hollywood ließ man ja auch viele Stars ohne Toupet gar nicht erst vor die Linse treten, charismatische Schauspieler mit beeindruckender Präsenz wie Christopher Lee mussten jahrelang auf die Gunst der Stunde warten. Regelrecht hässliche Darsteller wie Wallace Beery oder recht unansehnliche Männer wie Spencer Tracy waren auch früher eher die Ausnahme. Ich glaube, die eigentliche Wende kam erst in den 70ern, mit Charles Bronson, der fast Mitte Fünfzig war, als er mit EIN MANN SIEHT ROT ein internationaler Star wurde.
Apropos: auf Tommy Lee Jones könnte ich mich einen Lukschy sehr gut vorstellen!
fortinbras
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26.06.2013 15:19
#74 RE: GGH, der König - Wilhelm Borchert, der Kaiser
Da das eine Endlosdiskussion werden kann und weit vom Thread-Thema abstreift, hier mal mein letzter Senf zum Thema.
Natürlich gab' auch früher Milchbubis und Frauen nur zur Staffage. Audie Murphy ist ein gutes Beispiel, ich zähle mal auch Russ Tamblyn dazu, Anthony Perkins oder später Ian Ogilvy. Aber sie hatten eine "Filmpersönlichkeit" und dementsprechend viele Rollen, die nur sie spielen konnten. Granger, Flynn, Peck, Grant, Hudson-die galten auch als glatte Schönlinge. Aber entweder musste man sie schauspielerisch auch sehr ernst nehmen, oder sie hatten eine immense Präsenz. Rollen, wo man genau wusste, das kann nur Flynn, oder Peck, oder Grant-weil sie trotz allem eine Persönlichkeit hatten. Und die nur von ihnen selbst eingebracht werden konnte. Ob Cruise, Pitt, di Caprio oder McConaughey (merk mir nie, wie man den schreibt)-die spielen alle dieselben Typen. Ein Drehbuch, aber für jeden tauglich. Weil der gesamte Film viel persönlichkeitsloser geworden ist. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber Tommy Lee Jones ist nicht unbedingt ein ideales Beispiel, weil er deutlich älter als der Schnitt ist. Das Alter ist auch so ein Problem-irgendwie sind fast alle immer so 30, egal ob sie 40 oder 50 sind. Die Stars dürfen nicht altern. Ausnahmen sind fast nur solche, die auch Theater spielen und viele kommen aus England, wo es doch noch traditioneller läuft-etwa Colin Firth. Daniel Craig ist auch eine Ausnahme, nur leider sind die Bond-Filme nur mehr austauschbare Blockbuster ohne Identität. Und ohne künstlich aufgeputschten Körper darf er ja auch nicht auftreten in solchen Filmen-ich schätze es aber, dass er das auch thematisiert, sich privat als verfressen bezeichnet und solche Muckis hässlich findet. Mit Wehmut denke ich an Connery, der sein Baucherl samt Haaren drauf haben durfte und keinen störte es. Spencer Tracy, Charles Laughton, Peter Ustinov, Robert Morley, Peter Cushing-das waren alles keine Ausnahmen in einer natürlich von Glamour geprägten Traumwelt. Sie waren auch nicht die Regel. Aber sie lebten und arbeiteten in friedlicher Co-Existenz und gaben insgesamt ein relativ gutes Abbild der Wirklichkeit. Schauspieler wie Christopher Lee mussten aber auch aus anderen Gründen lange zurückstecken, nicht nur wegen ihrem Äusseren (wobei Lee damals übrigens als attraktiv galt). Ein Thema, über das man lange diskutieren kann und eben vieles nur im Auge des Betrachters liegt. Die meisten Beispiele für Stars, die nicht ins Schema passen, gehören allerdings einer ganz anderen Generation an und sind schon lange im Geschäft: Tommy Lee Jones, Anthony Hopkins, Maggie Smith, Judi Dench, usw. Schluss und aus-und nix mehr von mir zum Thema, das vom Thread abweicht.
fortinbras
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14.09.2013 22:50
#75 RE: GGH, der König - Wilhelm Borchert, der Kaiser
Da ich keinen passenderen Thread gefunden habe, verewige ich es hier...
In dem Abenteuerfilm "Terror der Tongs" aus dem Hause Hammer ist Wilhelm Borchert zu hören. Interessanterweise aber weder für den Helden, noch für eine wichtige höher gestellte Persönlichkeit. Borchert spricht für Marne Maitland. Wer diesen kennt, der weiß wohl, dass die Besetzung selbst schon recht ungewöhnlich ist. Maitland ist eher klein und schächtig. Hier spielt er auch noch einen Asiaten, der verkrüppelt ist. Interessanterweise vermeidet Borchert typische asiatische Sprechklischees a la Gerd Duwner (der einen anderen Asiaten spricht). Der nach Rache an den Tongs dürstende Maitland bekommt durch Borcherts voluminöse Stimme eine starke, geheimnisvolle und bedeutungsschwere Ausstrahlung. Die genaugenommen das Original verfälscht, wo Maitland auch sehr gut, aber doch anders wirkt-asiatischer eben. Borchert schlägt fast Shakespearsche Modulationen an, das macht die Figur sehr interessant und bleibt mehr haften als Friedrich Joloff für Christopher Lee.