Praktisch die gesamte Besetzung der Synchro von "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3" ist ein Erlebnis. Bereits in den Nebenrollen sind Gernot Dudas Poltern, Horst Sachtlebens Flüstern oder Gerd Duwners Wutausbrüche (jenseits aller comichaften Wirkung) beeindruckend genug, ebenso wie Niels Clausnitzer (die damals aktuelle Stimme von James Bond!) als weinerlich-wehleidiger, aber trotz allem auch zynisch-berechnender Oberbürgermeister. Wolf Ackva lässt durchklingen, dass seine Rolle ein ursprünglich ehrbarer Mann ist, der aus Verbitterung zum Verbrecher wurde, aber Gewalt trotzdem ablehnt. Heinz Petruo als eiskalter (hier trifft das abgedroschene Wort voll zu!), berechnender Bandenchef (Robert Shaw) mag auf den ersten Blick einfallslos wirken, aber trotzdem kann ich mir niemand besser vorstellen. Sein Mr. Blue beeindruckt nicht nur durch die völlige Unnachgiebigkeit (seinen Komplizen, den Geiseln und erst recht Lieutenant Garber per Funk gegenüber), sondern noch mehr in der Szene, in der Mitte des Films, in der er als Vergeltung für einen Schusswechsel eine der Geiseln auswählt, zur Zugtür führt und hinausschickt, um diese anschließend zu erschießen. Obwohl er weiß, dass alle (auch sein Opfer) genau wissen, was er vorhat, wahrt er einen Tonfall verlogener Höflichkeit, der noch mehr erschreckt als seine kalte Härte in anderen Szenen. Aber der absolute Höhepunkt ist Wolfgang Lukschy in seinem dritten und (leider!) letzten Einsatz für Walter Matthau: Anfangs ein eher verschlafener, gelangweilter Beamter, dann (bei den Verhandlungen per Funk) verzweifelt um Chancen für die Geiseln kämpfend, danach ein energisch seine Spur verfolgender, geistesgegenwärtiger Ermittler mit schneller Auffassungsgabe, aber in allen diesen Phasen mit einem immer mal wieder durchblitzenden Humor. Er war wirklich Matthaus mit Abstand bester Sprecher und hätte es (ohne die Leistungen anderer schmälern zu wollen) verdient, zumindest einige Jahre Stammsprecher zu werden!
Ich kann da eigentlich nichts hinzufügen, außer vielleicht, dass ich mir die Synchro immer wieder gerne ansehe; abgesehen davon, dass der Film sowieso spannend gemacht ist (die Musik von David Shire tut ihr Übriges) und trotzdem seine heiteren Momente hat.
Zitat von berti im Beitrag #618Heinz Petruo als eiskalter (hier trifft das abgedroschene Wort voll zu!), berechnender Bandenchef (Robert Shaw) mag auf den ersten Blick einfallslos wirken, aber trotzdem kann ich mir niemand besser vorstellen.
Nein, könnte ich mir auch nicht. Das Duell zwischen ihm und Lukschy ist sowieso klasse. Petruo, wie du schon sagst, als eiskalter, berechnender Bandenchef und Lukschy, der versucht, ihm entgegenzukommen und versucht, mit aller Ruhe, das Beste aus der Situation zu machen. Erwähnenswert ist sicherlich auch Hector Elizondo als Mr. Grey, der mit Norbert Gastells Stimme eine Mischung aus Coolness und Psychopath ausstrahlt und als einziger gegen den Mr. Blue rebelliert, wobei er leider irgendwann den Kürzeren zieht.
Horst Niendorf für Peter Ustinov in "Tod auf dem Nil"
Im Falle von Ustinov besteht natürlich (wie Stefan neulich erwähnte) das Problem, dass dessen Stimme vielen deutschen Zuschauern recht vertraut sein dürfte. Niendorf schaffte es jedoch, seine Rolle schauspielerisch so gut auszufüllen, dass man den O-Ton nicht vermisste. Er traf sowohl die charmanten und witzigen Einlagen als auch die (im Verhör mit den Verdächtigen) nachbohrenden Momente. Besonders gelangen ihm jedoch die väterlich geprägten Dialogszenen mit Mia Farrow, in denen er eine ernste und lebenserfahrene Seite zeigte, die den meisten seiner späteren Auftritte in dieser Rolle abging. Schade, dass er nach 1979 nie wieder zum Einsatz kam!
Möchte hier ausdrücklich die vorzügliche Münchner Synchro des Eastwood-Westerns "Erbarmungslos" lobend erwähnen....Hier hört man Kindler für Eastwood, Neugebauer für Hackmann und GGH für Richard Harris! Jürgen Kluckert ist für Morgan Freeman zu hören, was Anfang der 90er häufiger vorkam als heute, wo sich die Waage im Falle Freeman ja eher zu Klaus Sonnenschein neigt! Sonnenschein für Freeman wäre mir hier auch lieber gewesen, aber trotzdem ne super Synchro! Höhepunkt sicher die Warnung von Clint Eastwood an die Stadtbewohner am Ende des Films: "Behandelt eure Huren mit Respekt und wagt es nicht, ihnen ein Leid anzutun! .......Sonst komme ich wieder und lege jeden einzelnen von euch um, ihr Hunde!"
Zitat von berti im Beitrag #620Horst Niendorf für Peter Ustinov in "Tod auf dem Nil"
Im Falle von Ustinov besteht natürlich (wie Stefan neulich erwähnte) das Problem, dass dessen Stimmen vielen deutschen Zuschauern recht vertraut sein dürfte. Niendorf schaffte es jedoch, seine Rolle schauspielerisch so gut auszufüllen, dass man den O-Ton nicht vermisste.
Ich persönlich hab ihn selbst sowieso nicht vermisst. Wie schon mal im Thread erwähnt, find ich ihn ja alles andere als passend (aber offenbar als einer der wenigen, die das so sehen). Mit Mühe und Not zu ertragen in "Das Böse unter der Sonne", aber viel lieber wäre mir auch dort natürlich Horst Niendorf.
Zitat von Silenzio im Beitrag #622Ich persönlich hab ihn selbst sowieso nicht vermisst. Wie schon mal im Thread erwähnt, find ich ihn ja alles andere als passend (aber offenbar als einer der wenigen, die das so sehen). Mit Mühe und Not zu ertragen in "Das Böse unter der Sonne", aber viel lieber wäre mir auch dort natürlich Horst Niendorf.
Vielleicht hätte Niendorf Ustinovs beginnende Manierismen, die sich in diesem Film schon andeuteten, noch etwas besser kaschieren können, zumal Ustinov ja besonders in späteren Jahren zunehmend sich selber spielte und besonders mit Wolfgang Völz' Stimme fast schon zu einer Karikatur wurde (siehe "In 80 Tagen um die Welt"), wobei dieser in "Die französische Revolution" auch gut in den ernsten Momenten zum tragen kam.
Allerdings wäre in "Rendezvous mit einer Leiche" Ustinovs Stimme wenigstens noch eine Entschädigung gewesen; jedenfalls wäre Ustinovs eigene Stimme noch um Längen besser gewesen als Donald Arthur. Nichts gegen Donald Arthur aber wie ist man bloß auf den gekommen ?
Ich würde das "fast schon" bei Wolfgang Völz streichen. Völz hat sich für meinen Geschmack immer, auch auf Mel Brooks, zu sehr vor die Figur gedrängelt. Der hat aus dem Wackeln einer Haarsträhne noch einen Betonungsschlenker oder Grunzer "rausgeholt". "Subtil" ist/war seine Sache nicht.
"Beatbox" Donald Arthur hat mich ein wenig sprachlos gemacht. Das fand ich bizarr.
Für mich war Alfred Balthoff das Nonplusultra. Denn für mich eine Sternstunde: Er als Ustinov in "Quo Vadis"! Ich empfand es als höchst reizvoll, eine "dünne", aber durchdringende Stimme auf einem schweren Mann zu hören, wodurch etwas ganzes Eigenes kreiert wird. Beseelt, pervertiert, am Rande des inneren Vulkans tanzend und letztlich in der Lava des eigenen Irrsinns verglühend.
Ich hätte ihn gern häufiger (zumindest bis zum Ende seiner aktiven Zeit) auf Sir Peter vernommen.
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #624Für mich war Alfred Balthoff das Nonplusultra. Denn für mich eine Sternstunde: Er als Ustinov in "Quo Vadis"! Ich empfand es als höchst reizvoll, eine "dünne", aber durchdringende Stimme auf einem schweren Mann zu hören, wodurch etwas ganzes Eigenes kreiert wird. Beseelt, pervertiert, am Rande des inneren Vulkans tanzend und letztlich in der Lava des eigenen Irrsinns verglühend.
Ich hätte ihn gern häufiger (zumindest bis zum Ende seiner aktiven Zeit) auf Sir Peter vernommen.
So "schwer" war Ustinov in "Quo Vadis" ja noch nicht. Und meinst du nicht, dass Balthoff schon ein paar Jahre später zu alt geklungen hätte?
In "Spartacus" hätte ich mir Balthoff noch gut vorstellen können, obwohl Tillmann schon ziemlich passend war. Er hätte auf jeden Fall besser zu Ustinov als zu Herbert Lom gepasst.
Allerdings hätte ich Lom in diesem Film (wenn sein Name nicht im Vorspann genannt worden wäre) gar nicht erkannt. Deswegen kam mir Balthoff als Stimme nicht so unpassend vor.
Hans Hessling für Jack Kruschen in der Erstsynchro von "Columbo: Schach dem Mörder"
Obwohl Hessling selbst eher rundlich war, wurde er öfter auf hagere Schauspieler besetzt, so dass er für den bulligen Kruschen nicht gerade naheliegend war. Schon sein Lob der Küche in dem französischen Lokal ist ein akustischer Genuss, ebenso wie seine falsche Freundlichkeit gegenüber Emmett Clayton (Laurence Harvey) und das verlogene Trösten gemischt mit unterschwelliger Schadenfreude, nachdem er diesen beim Probeschach ausgestochen hat. Ebenso subtil wie sein Tonfall ist dabei auch die dezente russische Färbung. Erheblich plakativer wirkt im Vergleich Hartmut Neugebauers viel zu dick aufgetragener Akzent und seine Interpretation Tomlin Dudeks als eines harmlos-gemütlichen Mannes, von dem keine Bedrohung ausgeht! Und Christian Rode spielt Laurence Harveys emotionale Momente auch deutlich besser als Joachim Höppner aus. Lord Peter hat dazu im Grunde schon alles geschrieben:Charakterveränderungen in der Synchronisation Dass die Erstsynchro dieser Folge nicht auf DVD greifbar ist, ist wirklich ein großer Verlust!
Curt Ackermann für Rex Harrison in "Venedig sehen und erben"
Nachdem ich den Film erst seit kurzem kenne, bis auf Ausschnitte, war ich jetzt absolut begeistert von dieser Besetzung und habe Friedrich Schoenfelder nicht vermisst.
Ackermanns Synchronisation ist wie Musik in Vollendung, er beherrscht die gesamte Klaviatur. Eine Rolle, die schwieriger zu spielen ist, als man glaubt. Messerscharfe Dialoge, die zwischen beinahe wildescher Fabulierkunst, Sarkasmus, Zynismus, Ironie und Doppeldeutigkeit pendeln. Trotzdem der Film keine reine Boulevard-Komödie ist, sich aber deren Mittel und Regheln bedient, erweist sich Ackermann vor allem auch als genialer Komödiant mit einer umwerfend präzisen Pointensetzung, die Harrison in nichts nachsteht. Arrogant, selbstverliebt, majestätisch, wehleidig, überlegen-Ackermann setzt die kleinste Nuance um. Und dabei ist er dennoch von einem gewissen lausbubenhaften Charme. Allzu leicht hätte die Figur zu kühl werden können, zu einem unsympathischen Anti-Typen. Wodurch der Film seinen "Magnetismus" verloren hätte.
Obwohl teils sehr ungewohnte Besetzungen möchte ich die deutsche Fassung vom großartigen Italo Western "Von Angesicht zu Angesicht" nicht missen wollen.
Heinz Petruo für Volonte ist gewohnt gut, der ihn danach ja noch öfters sprach. Aber auch Günther Dockerill (Tomas Milian) und auch Hartmut Neugebauer (William Berger) leisten tolle Arbeit.
Aber auch sonst ein toller Film mit ungewöhnlichem Plot. Ein todkranker Gesichtsprofessor wird, durch die Umwelt beeinflusst, zum Verbrecher. Während der einstige Bandit sich quasi zum "Guten" wandelt. Garniert mit einem fantastischen Score von Ennio Morricone, den ich weitaus besser finde als das theatralische und kitschige Geklimper im überbewerteten "Spiel mir das Lied und du bist tot".
es wäre an sich ganz nett zu erfahren, warum du diese Arbeit als eine Synchronsternstunde bezeichnest.
Mir gefiel die Rolle auch sehr gut, besonders ist mir in Erinnerung geblieben, daß man hier so vollständig synchronisierte, daß Lukschy auch jedes schwere Atmen Keuchen, Husten, Schnupfen und Stöhnen machte.