Das ging an denen tatsächlich vorüber, dass es andere Dialoge gab. Die schauen sich die Filme hauptsächlich wegen der Prügeleien an. Folglich hat Bud Spencer für sie auch nur "eine" Stimme gehabt. Immerhin erkannten sie ihn dann bei den Asterix-Filmen ("Du, sag mal, spricht der nicht auch den Spencer?"). Und die gleiche Frage kam mit Danneberg beim Polizei-Thriller "Tödliche Fragen", wo er ja Nick Nolte spricht. Immerhin, bis dahin reicht ihre Kenntnis aus.
Aber wie kann einem dann nicht auffallen, wenn einer der Lieblingsschauspieler (ich bezeichne das jetzt einfach mal so) immer mal wieder ne andere Stimme hat? Wahrscheinlich denken deine Bekannten:"Joa, ist derselbe Sprecher, aber der verstellt sich wohl nur ein bisschen."
Das hieße, dass diese Zuschauer zumindest drüber nachdenken würden, was sie ja nicht tun. Für die gilt Kino = Freizeit = Hirn aus. Was wir tun, ist "konzentrierter Konsum mit Vorwissen". Ganz andere Baustelle und auch nicht vermittelbar, da diejenigen ja der Meinung sind, dass "Hirn an = Anstregung" bedeutet, also das Gegenteil von Freizeit. Es ist bei dieser Artt von Konsum durchaus möglich, dass man rein gar nichts von solchen Details wie Musik oder Synchro mitbekommt, weshalb es auch mit Hinweis darauf keinen interessiert. Der Vergleich mit Fußball ist gar nicht so schlecht. Mich interessieren Vereinsspiele gar nicht bis überhaupt nicht, so dass ich auch mit den Spielernamen nichts anfangen kann. Mir glaubte man auch einmal nicht, dass ich nicht wusste wer David Beckham ist. War aber so, sowas gehört für mich zu Yellow Press und die kann ich perfekt ausblenden
Zitat von Slartibartfast Mir glaubte man auch einmal nicht, dass ich nicht wusste wer David Beckham ist. War aber so, sowas gehört für mich zu Yellow Press und die kann ich perfekt ausblenden
Kidding? Falls das keine ungenügend gekennzeichnete Ironie deinerseits war - autsch. Erstaunt mich, dass du das hier so fröhlich eingestehst. Ich meine ja nur: Synchron, popkulturelles Wissen ... aufpassen, Feind liest mit. Nachher wirst du noch perfekt ausgeblendet
Es war nicht ganz so, wie es vielleicht rüberkam. Ich weigerte mich damals zu "wissen", wer dieser Beckham (dessen Name ich freilich schon gehört hatte) war. Es ging mir einfach gegen den Strich, dass die Person, die von dem Kerl redete (es war ein Psychologieseminar!), vorraussetze, dass ihn jeder kennt. Also lies ich sie mal kurz auflaufen... Was die Arbeit angeht: muss man halt recherchieren, wenn man was net weiß; wichtig ist, das sich das einzugestehen und notfalls jemanden zu fragen. Dafür waren sich leider viele Kollegen in der Vergangenheit zu schade.
Wahrscheinlich denken deine Bekannten:"Joa, ist derselbe Sprecher, aber der verstellt sich wohl nur ein bisschen."
Ich schätze, so ist es wohl. Im breitgefächerten Thema Synchronisation scheitert sowieso im Familien- und Kumpelkreis an klugen Köpfen, geschweige denn an Interessenten.
Zitat von kogenta Und bei der Gelegenheit ein paar ruinöse Brandt-Erst-Synchros (Mit Django kam der Tod / Django und die Bande der Gehenkten / Sartana - Noch warm und schon Sand drauf u.a.) bitte gleich mitversenken!!
Bei "Mit Django kam der Tod" muss ich schon zustimmen (kenne leider auch die DDR-Version nicht, die ja originalgetreuer sein soll), aber was vor allem "Sartana - Noch warm und schon Sand drauf" betrifft, find ich, dass der so heftig ist, dass er schon durchaus seine Daseinsberechtigung besitzt. (Na, da möcht ich die Leiche Benson noch mal fragen." ) Ich wäre sehr enttäuscht diesen Film nicht mehr so kalauernd zu erleben.
Ich unterstelle hier auch mal ein erhöhtes Mass an Unentspanntheit, wenn bei vielen dieser weiß Gott filmhistorisch nicht relevanten Italogurken Korkodilstränen vergossen werden - und gäbe es die Synchro nicht, würde diesen Filmen kein Hund mehr hinterherjaulen. Weder im guten, noch im schlechten.
Zitat von marginalIch unterstelle hier auch mal ein erhöhtes Mass an Unentspanntheit, wenn bei vielen dieser weiß Gott filmhistorisch nicht relevanten Italogurken Korkodilstränen vergossen werden - und gäbe es die Synchro nicht, würde diesen Filmen kein Hund mehr hinterherjaulen. Weder im guten, noch im schlechten.
Die SARTANA-Filme sind auch heute noch bei Italo-Western-Fans sehr beliebt - ohne die Brandt-Synchro wäre das nicht anders gewesen. Das zeigt sich schon allein daran, dass die SARTANA-Filme ohne Brandt-Synchro genauso beliebt sind wie diejenigen mit.
Zitat von MückeEs ist teilweise auch wirklich amüsant, wenn man versucht sich bei einem zumindest im Ansatz Humor liefernden Film vorzustellen, was Rainer Brandt wahrscheinlich daraus gemacht hätte und wieviel humoristische Qualität dadurch eingebüßt worden wäre. Ich hatte dieses "Déjà Vu" vor kurzem bei dem bewusst etwas ruppig-kurios, aber dadurch eher authentisch, als lächerlich gemachten Marlowe-Film "Der Tod kennt keine Wiederkehr"...Ich musste mir plötzlich vorstellen, wie Marlowe - von Gould so gespielt, dass Brandt hier wahrscheinlich kaum hätte widerstehen können selbst zu sprechen - die ganze Zeit irgendwelche anzüglichen Sprüche über seine Nachbarinnen murmelt und Marquis sich für Sterling Hayden zu Tode chargiert. War irgendwie bezeichnend...
Oh, das hatte ich mir auch schon vorgestellt. Zu seinen Nachbarinnen hätte er murmelt dann bestimmt "da geht einen ja das Messer in der Hose hoch" gebracht. Für Hayden wäre es auf jeden Marquis geworden. Alle anderen hätte er wahrscheinlich ähnlich besetzt. Edgar Ott als schwarzer Polizist, Kemmer und Thormann; nur Pallandt hätte er mit Ursula Heyer oder Beate Hasenau besetzt. Eine Vorstellung ist das wieder.
In diesem kurzen Ausschnitt hört er sich meiner Meinung nach tatsächlich wie Klaus Kindler an. Leider sagt er bis auf "Okay" und "Zwei" nichts Weiteres.
Erstsynchro - Norton: "Das hast du nicht umsonst getan!" Hill: "Doooch. Das kostet dich keinen Cent."
Zweitsynchro - Norton: "Denke bloß nicht, dass das keine Folgen für dich hat!" Hill: "Ja, das denk' ich, ja."
Und da erzähle mir mal noch einer, dass Brandt das Original aufgewertet habe. Klarer Fall von Gag zerfaselt. Während Sommer ein geniales, kurzes und knackiges Wortspiel mit einer Floskel liefert, zieht sich Brandt irgendwelchen überlangen Unfug aus dem Hut und lässt Hill wie einen Analphabeten antworten, was nicht annähernd so schlagfertig wirkt, wie Reck in der Erstsynchro. Symptomatisch. Das Absurdeste ist, dass Brandts Version näher am Originaldialog ist. Hill antwortet im Italienisch genauso wie Danneberg (was Norton sagt, mag ich nicht exakt zu beurteilen). Tja, ist halt problematisch, wenn man sich als Brandt gerade dann Freiheiten nimmt, wenn sie unangemessen sind und den Humor kaputt machen und dann eng am Original bleibt, wenn es ebenfalls unangemessen ist und den Humor kaputt macht. Umgekehrt wär' besser...
Hier hat nur einer mit nem freien Dialog gepunktet und zwar Horst Sommer, während sich der "Aufwerter vom Dienst", Rainer Brandt, mit einer fast schon sklavischen Imitation des Originals mehr oder minder selbst ad absurdum führt.
Da dieser Tage Bud Spencers Memoiren auf Deutsch erscheinen, widmet die aktuelle Ausgabe der "Zeit" (!) ihm einen umfangreichen Artikel. In diesem wird "Vier Fäuste für ein Halleluja" als der erfolgreichste Film des Duos bezeichnet. Einen wesentlichen Anteil daran habe Rainer Brandt gehabt. Interessant, dass dieser Schnitzer geschah, obwohl die Sommer-Fassung inzwischen vorliegt! Und lief die Neusynchro 1982 nicht mit eher bescheidenem Erfolg, oder bin ich da falsch informiert?