Ein weiteres französisches Beispiel: In "Die Maus, die brüllte" gibt es eine Szene, in der Tully Bascombe (Peter Sellers) sich im Hafen von Marseille mit einem Beamten "unterhält". Der Beamte stellt ihm verschiedene Fragen auf Französisch (mit Untertiteln), die Tully alle mit "Oui" beantwortet. Am Ende der Szene fragt ihn einer seiner Untergebenen, worüber sie gesprochen hätten. Tully antwortet, er könne kein Französisch und habe deshalb keine Ahnung. Auf der DVD ist auch die französische Synchro. Dort verlegte man den Ort dieser Szene nach Italien. Der Beamte fragt Italienisch, und Tully antwortet immer mit "Si". Vor dieser Szene sieht man allerdings eine Europakarte, auf der Marseille als Anlegeort angegeben ist. Ob man in Frankreich diese Kartei auf den Masterbändern wohl ausgewechselt hat? Oder wurde die Einstellung komplett entfernt?
In Billy Wilders "Das Privatleben des Sherlock Holmes" tritt dieses Problem an zwei Stellen. Speziell im zweiten Fall wurde es sehr elegant gelöst. Das erste Beispiel ist eine Szene im Zug in der Mitte des Films: Als sich die angeblichen Trapistenmönche untereinander unterhalten, erfährt man als deutscher Zuschauer "nur", dass sie keine echten Trapisten sind (da sie in diesem Fall ja ein Schweigegelübde abgelegt hätten). Aus der Originalfassung (und der französischen, italienischen und spanischen Synchro) erfährt man dagegen, dass es deutsche Spione sind, da sie sich dort auf Deutsch unterhalten. Die zweite Stelle ist gegen Ende des Films: Als Holmes Ilse von Hoffmanstal geweckt hat, fragt er sie, ob "Castle" auf Deutsch "Schloss" heiße. Sie antwortet ihm "I think so". Seine nächste Frage lautet, ob "under the Castle" "unter die Schloss" oder "unter das Schloss" sei. Ihre Antwort (immer noch mit französischem Akzent) ist "I don´t know. My German isn´t that good". Holmes spricht sie nun direkt mit "Fräulein Hoffmanstal" an, worauf sie sich geschlagen gibt und ihm sagt, dass es "unter dem Schloss" heiße. In der Synchro läuft der Dialog folgendermaßen ab: Holmes sagt zunächst, dass er im Schloss Dinge erfahren habe, die nicht "angenehm, aber aufschlussreich" gewesen seien. Ilse bittet ihn (scheinbar ahnungslos), zu erklären, was er damit meint. Daraufhin sagt Holmes "Ich finde Ihre Vielseitigkeit geradezu delikat. Einerseits erschreckend, andererseits anspornend." Sie fragt ihn nun, was er mit seinen Anspielungen meine. Nachdem er sie mit "Fräulein Hoffmannstal" angesprochen hat, antwortet sie (ohne französischen Akzent) "Muss interessant gewesen sein, dort im Schloss!". Bevor ich das Original kannte, kam mir der deutsche Dialog nie aufgesetzt vor. Besonders an der Stelle "einerseits erschreckend, andererseits anspornend" (für "´unter die Schloss´ or ´unter das Schloss´?" passt er exakt zu Robert Stephens´ Gestik. Alle Achtung!
In "Ein Fisch namens Wanda" bringt Otto Wanda bekanntlich dadurch auf Touren, dass er Italienisch spricht. Laut Wikipedia wurde dieses in der italienischen Synchronfassung durch Spanisch ersetzt.
In Antwort auf:Deutsch bzw. deutsche Akzente durch Sächsisch zu ersetzen, scheint bei Synchros (zumindest wenn es "komisch" wirken soll) sehr beliebt zu sein.
In Billy Wilder "Eins, Zwei, Drei", der im Berlin des Kalten Krieges spielt, sächseln die ostdeutschen Polizisten in der deutschen Fassung ebenfalls - im Original sprechen sie aber perfektes Deutsch, da der Film hierzulande gedreht und mit vielen deutschen Darstellern besetzt wurde. Lediglich ein DDR-Grenzer spricht in der Originalfassung mit starkem amerikanischen Akzent..
Zitat von bertiZur Ähnlichkeit zwischen Max von Sydow und Hermann Ebeling: In dem Film "Flucht oder Sieg" von 1980 spielt von Sydow einen deutschen Propaganda-Offizier, der sich in einer Szene mit seinen Vorgesetzten unterhält. Die Szene wurde auf Deutsch gedreht und die anderen Darsteller im O-Ton belassen, von Sydow jedoch von Ebeling synchronisiert. Ich kenne seine Originalstimme zwar nicht gut genug, aber vielleicht haben die Verantwortlichen Ebeling ja wegen der von dir erwähnten Ähnlichkeit besetzt.
Das stimmt so nicht ganz. Max von Sydow spricht in den Szenen, in denen er mit den deutschen Darstellern spielt und spricht im Original auch immer deutsch. Mindestens 3-4 Szenen (und auch nicht nur kurze Szenen). Und er spricht gutes Deutsch. Wenn auch natürlich mit leichtem Akzent. Wenn er sich mit Michael Caine u.a. unterhält wird er natürlich von Hermann Ebeling gesprochen. Die Ähnlichkeit mit Hermann Ebeling ist schon teils vorhanden, das stimmt.
Zitat von schakalMax von Sydow spricht in den Szenen, in denen er mit den deutschen Darstellern spielt und spricht im Original auch immer deutsch. Mindestens 3-4 Szenen (und auch nicht nur kurze Szenen). Und er spricht gutes Deutsch. Wenn auch natürlich mit leichtem Akzent. Wenn er sich mit Michael Caine u.a. unterhält wird er natürlich von Hermann Ebeling gesprochen. Die Ähnlichkeit mit Hermann Ebeling ist schon teils vorhanden, das stimmt.
Dass die Szenen, bei denen Max von Sydow sich mit anderen Deutschen unterhält, im Original Deutsch sind, war mir schon klar. Als ich den Film vor Jahren zuletzt sah (kenne nur die deutsche Fassung), fiel mir auf, dass bei diesen Szenen die übrigen Darsteller nach O-Ton klangen, von Sydow dagegen nicht. Deshalb meinte ich, dass der Synchronregie bei dieser Gelegenheit vielleicht die Ähnlichkeit zu Ebeling aufgefallen wäre und sie ihn deshalb besetzte. Oder wolltest du sagen, dass man bei der Synchro seine deutschen Sätze beibehalten hat?
Zitat von bertiDass die Szenen, bei denen Max von Sydow sich mit anderen Deutschen unterhält, im Original Deutsch sind, war mir schon klar.
Das weiß ich. Das Habe ich mit meinem Beitrag auch nicht sagen oder in Frage stellen wollen.
Zitat von bertiOder wolltest du sagen, dass man bei der Synchro seine deutschen Sätze beibehalten hat?
Nein, er wird schon durchweg von Hermann Ebeling synchronisiert (bis auf eine klitzekleine Ausnahme glaube ich). Aber seine deutschen Sätzen werden eben von Max von Sydow im Original auf deutsch selbst gesprochen. Und das, wie gesagt, ganz gut.
Zitat von schakalAber seine deutschen Sätzen werden eben von Max von Sydow im Original auf deutsch selbst gesprochen.
Etwas anderes wollte ich auch nie sagen. Wenn du mich nicht so verstanden hast, lag wohl ein Missverständnis vor.
Ja wird wohl so sein, hast Recht. Habe mämlich erst gedacht, dass du auch die Originalfassung gesehen hättest. Aber du sagtest ja, du hast nur die synchronisierte Fassung gesehen. Daher kannst oder konntest ja gar nicht wissen, wie Max von Sydow im Original spricht.
Billy Wilders "Stalag 17" von 1953 spielt in einem deutschen Gefangenenlager während des Zweiten Weltkriegs. Die Gefangenen vermuten, dass unter ihnen ein Verräter sei. Sie verdächtigen den unbeliebten Sefton (William Holden). Am Ende des Filmes überführt Sefton einen anderen Gefangenen als den wirklichen Verräter. Dabei stellt sich heraus, dass dieser kein Amerikaner, sondern ein gebürtiger Deutscher ist, der lange in den USA gelebt hat. Sefton erkennt den Verräter, indem er diesen bei einem Gespräch mit dem Wachmann Schulz (Sig Ruman) beobachtet. Allerdings bleibt in der Synchronfassung völlig unklar, woher er weiß, dass es sich bei ihm um einen Deutschen handelt. Im Original wird es ihm klar, weil der Verräter mit Schulz ein kurzes Gespräch auf Deutsch führt (obwohl Schulz zumindest etwas Englisch spricht). In diesem Zusammenhang ist eine Anekdote interessant, die hier schonmal erwähnt wurde: Alsdie Paramount den Film in die deutschen Kinos bringen wollte, schlug man vor, die deutsche Herkunft des falschen Gefangenen zu unterschlagen, um das deutsche Publikum nicht zu verprellen. Mehrere von Wilders Verwandten (u. a. seine Mutter!) waren von den Nazis ermordet worden, weshalb er auf diesen Vorschlag empört reagierte und sogar seine Zusammenarbeit mit der Paramount beendete. Bekanntlich kam der Film 1960 ohne die geplante Änderung in die deutschen Kinos. Die "Entgermanisierung" wäre zwar ein Fall von Zensur, aber in diesem Fall sogar inhaltlich erklärbar gewesen. Um Seftons Informationsstand zu rechtfertigen, hätte man es natürlich auch so drehen können, dass Schulz den Agenten mit einem deutschen Vor- oder Nachnamen anredet. So bleibt leider ein Loch in der Handlung.
Zitat von FiersteinBridget Jones Teil 2 Renee Zellweger fährt mit Ski in eine Apotheke und versucht auf deutsch etwas zu kaufen und niemand versteht ihr deutsch. In der deutschen Synchronfassung versucht sie östereichischen dialekt zu sprechen und keiner versteht sie, da nun alle extrem östereichisch-voralberger (wo diese szene spielt) dialekt sprechen, so dass sie auch niemanden verstehen kann. eine gute lösung.
Ein ähnlicher Fall kommt in der "Graf Duckula"-Folge "Walzer, Witze, Känguruhs" vor: Der Graf will mit seinem transportablen Schloss nach Österreich (Austria) reisen, landet aber versehentlich in Australien (Australia). Als er auf einen Einheimischen trifft, bittet Duckula seinen Butler Igor, mit diesem zu sprechen. Im Original spricht Igor ein Kauderwelsch, bei dem zumindest einige deutsche Worte herauszuhören sind (ab 5:35):http://www.youtube.com/watch?v=ItVKLP8_B64 Im Deutschen sagt Duckula, Igor solle das Gespräch übernehmen, weil er "doch dieses Alpen-Kauderwelsch" beherrsche. Nach einigem Zögern sagt er daraufhin etwas in breitestem Wiener Schmäh, was sich bei Donald Arthur äußerst amüsant anhört (ab 6:38):http://www.youtube.com/watch?v=jXaunoqDqW4
In dem französischen Film "Der Löwe" wird Jean-Paul Belmondo in Köln "ein Geschäft" angeboten - der Transport von einem Koffer für deutsche Terroristen. Während in dem Original deren Verbindungsmann sich auf deutsch mit ihnen unterhält, bespricht er in der Synchronfassung Details zur Übergabe ("Morgen um drei Uhr nachmittags", etc.). Im Übrigen auch sehr witzig - einer der Terroristen wird von Udo Wachtveitel gespielt.. :D
In der Komödie "Ein tollkühner Himmelhund" (einer Parodie auf die Bulldog-Drummond-Reihe) wittert der "Held" "Bullshot" Crummond paranoid die Gegenwart seines Gegenspielers Otto von Bruno - es sei denn, dieser steht ihm tatsächlich gegenüber. In einer Szene im Restaurant verdächtigt er einen harmlosen Kellner, weil dieser "Hosen im kontinentalen Schnitt" trägt. Als Test fragt er ihn spontan "Sprechen Sie Deutsch?", worauf der Kellner pikiert erklärt: "Sir, this is Henley. And in Henley, one does not speak German!". Bullshot sieht sich in seinem Verdacht bestätigt, da der Kellner gewusst habe, dass er ihn etwas auf Deutsch gefragt hatte. Bei der Synchro ließ sich dieses Problem einigermaßen lösen, indem Bullshot dort fragt, ob der Kellner schonmal in Deutschland gewesen sei. Dieser antwortet, er sei aus Henley, "und bei uns Henleyern ist es nicht üblich, so weite Reisen zu machen". Bullshot meint jedoch, das Benehmen des Kellners deute darauf hin, dass er doch schon in Deutschland gewesen sei, das mache ihn verdächtig. An einer anderen Stelle haben die Verantwortlichen kapituliert, was zu einem Illusionsbruch führte: Als von Bruno die Stimme eines von ihm entführten Wissenschaftlers imitiert und dessen Tochter anruft, sagt er ihr im Deutschen: "Ich dich bitte, Formel zu London bringen." Als Bullshot später von diesem Anruf erfährt, kombiniert er messerscharf, dass diese "ärgerliche Konstruktion" eines Satzes nur in der deutschen Sprache möglich sei.* Wie nicht anders zu erwarten, lautet der Satz im Original "I want you the formula to London bring". Hier hätte man wohl viel Phantasie verwenden müssen, um dieses Problem zu lösen.
*In "Skandal in Böhmen" kombiniert Sherlock Holmes anhand der Formulierung "Which we have from all quarters received" in einem Brief, dass die Muttersprach des Verfassers Deutsch sein müsse. Denn nur dort sei man "so unhöflich zu seinen Verben".
Kürzlich habe ich den offenbar nur selten gezeigten Film "Gefährlicher Urlaub" gesehen, der so wirkte, als hätte Carol Reed versucht, seinen eigenen Erfolgsfilm "Der dritte Mann" zu plagiieren. Susanne Mallison (Claire Bloom) und ihr Bruder Martin (Geoffrey Toone) befinden sich als Engländer im Nachkriegs-Berlin in einer fremden Welt. In der Synchro kam man auf die absonderliche Idee, die beiden mit britischem Akzent sprechen zu lassen und in ihre Dialogsätze englische Ausdrücke einzustreuen. Und zwar teilweise solche, die im Original gar nicht vorkamen. Keine gute Idee! Denn so entsteht eine Distanz des Zuschauers gerade gegenüber Susanne und Martin, obwohl gerade diese eigentlich als Identifikationsfiguren dienen sollen. Davon abgesehen, gibt es im Film zwar mehrere Szenen, in denen das Problem der Zweisprachigkeit auftritt, alllerdings wurde dies meist in einer Weise aufgelöst, die durchaus schlüssig war. Anders als beim "dritten Mann" entstehen dabei keine großen Probleme. Die Idee mit dem Akzent war also überflüssig und wirkt ebenso merkwürdig wie Paul Klinger für James Mason (noch dazu in Hamburg!). Lediglich bei einer Szene tritt ein Problem auf, dass man aber durchaus auch anders hätte lösen können: Ivo Kern (Mason) und Susanne (Bloom) treffen auf einen Berliner Arbeiter an einer lauten Maschine. Nachdem Kern sich durch Nachfrage vergewissert hat, dass der Arbeiter kein Englisch versteht, sagt er Susanne auf Englisch, sie solle die Gelegenheit zur Flucht nutzen, während er den Arbeiter ablenken würde. Zwischendurch spricht er mit diesem kurz auf Deutsch. Vielleicht hätte man das Problem auch so lösen können, dass Kern mit Susanne etwas leiser spricht, so dass der Arbeiter (der einige Meter entfernt ist) sie wegen der Geräusche nicht hören kann, und er mit diesem mit größerer Lautstärke spricht? Eine kleine Randnotiz: James Mason spricht in mehreren Szenen kurz Deutsch. Gerade bei längeren Sätzen kann man dabei einen Akzent heraushören. Trotzdem ist seine deutsche Aussprache besser als Paul Klingers Englisch in der beschriebenen Szene! Aber bei einem Synchronsprecher aus seiner Generation wären größere Englischkenntnisse auch eher überraschend gewesen.
Zitat SCRUBS - weiß nicht mehr, welche Folge das war: Ein Patient ist im O-Ton Deutscher, in der Synchro wurde daraus (Dank Stefan Gossler) perfektes Dänisch - samt Anspielung "'Dänen lügen nicht' wäre angebrachter.", als Nenas 99 LUFTBALLONS gespielt wird.
In Staffel 4 oder 5 von SCRUBS gibt es sowas wieder, nur dass diesmal Sarah Chalkes Rolle (sehr gutes) Deutsch redet! Außerdem hat der Hausmeister in SCRUBS wohl mal Deutsch geredet, weswegen J.D. spekulierte, ob sein Name "Karl, the German" sei - die Folge lief wohl schon bei uns in D., weiß aber nicht mehr, wie das in der Synchro gehandhabt wurde.
Gruß,
Hendrik
Sarah spricht sehr gut Deutsch (ihre Großmutter war Deutsche), dafür sprechen die angeblich "deutschen" Patienten in der Originalfassung ein absolutes Kauderwelsch, ein für jeden Deutschen unverständliches Deutsch. Lustig das die amerikanische Ärztin die einzige ist die richtig Deutsch sprechen kann.