In "Im Geheimdienst ihrer Majestät" spricht Irma Bunt im Original nur Englisch, wenn sie sich mit dem als Sir Hilary verkleideten James Bond unterhält, bzw an der Tafel auch mit den Mädchen. Die anderen Dialoge sind auch im Original auf deutsch. Etwa alles, was sie vor Bonds Zimmer spricht. Interessant dabei, daß ein Satz in der deutschen Fassung im O-Ton blieb, die anderen Sätze bekamen aber einen neuen Text verpasst, der teils ganz anders war als der deutsche in der OV! Da ich leider nur die ältere MGM-Dvd mit deutscher Tonspur habe, kann ich jetzt die genauen Passagen nicht widergeben. Der Audiokommentar hat zwar O-Ton, jedoch plappern die genau bei den Dialogen drüber.
In der Folge "Die verschollene Silbermine" aus der Serie "Agatha Christies Poirot" wirft Poirot (David Suchet) in einer Szene einen Blick in das Gästebuch eines Hotels und fragt danach den Portier, ob der verschwundene Chinese Wu Ling (Daryl Kwan) mit amerikanischem Akzent gesprochen habe, was dieser bejaht. Später erklärt er dies damit, dass der Vermisste bei seinem Eintrag zuerst den Monat und dann den Tag geschrieben habe, wie es in Amerika Standard sei. In der Synchronisation fragt Poirot, ob der "amerikanische Chinese" das Datum ohne zu zögern (also automatisch) so geschrieben habe und begründet seine Bezeichnung später mit der Datumsschreibweise.
Zitat von marakundnougat im Beitrag #90In "Django Unchained" ist eine komplette deutsche Szene enthalten, in der Christoph Waltz und Kerry Washington auf deutsch sprechen, damit eventuelle Mithörer nicht verstehen, was sie planen. Das wird damit begründet, dass die Figur, die Kerry Washington spielt, zuvor bei deutschen Sklavenhaltern war (oder so) und deshalb gut deutsch spricht. Ihre (Kerrys) Sätze beschränken sich dabei aber auf so einfache Oneliner und Waltz übernimmt die meisten deutschen Passagen komplett selbst. Ich bin schon recht gespannt, wie sie das in der Synchro lösen werden. Aber ich denke mal, man wird es einfach wie bei Inglourious Basterds alles komplett in deutsch lassen.
Im Kino dachte ich noch, man hätte das so im Originalton gelassen. Aber auf der DVD sind während der Szene englische Untertitel ins Bild gebrannt und die sind inhaltlich nicht ganz deckungsgleich mit dem, was Waltz in der deutschen Synchro sagt. Offenbar wollte man die Zuschauer nicht verwirren, die vom Sprachwechsel in der Synchro ja nichts mitbekommen, und hat die Passagen entsprechend angepasst. Wobei ich es es besser fände, hätte man es tatsächlich nicht verändert und dafür im Kino schon die englischen Untertitel drin gelassen. Der Zuschauer hätte an denen sofort gesehen, dass hier im Orignal Deutsch gesprochen wird und hätte sich über die Dialoge darüber, dass man nun Deutsch spreche und die Dame ja schon lange keins mehr gesprochen habe, mMn auch nicht gewundert. So wie es jetzt ist, erkennt man direkt, dass der Dialog verändert wurde.
fortinbras
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11.07.2013 10:18
#94 RE: Deutsch im Original (und ähnliche Problemfälle)
In "Was diese Frau so alles treibt" gibt es das italienische Hausmädchen Magdalena. Hier gibt's einige sprachliche Verwirrungen-natürlich, ist ja auch eine Komödie. Im Original heisst sie aber "Frau Goethe" (!!!) und ist Deutsche. Doris Day spricht auch deutsch mit ihr. Das ist aber in der Synchronfassung ausgezeichnet gelöst-anders geht's ja schwer. In einer Folge "Will und Grace" wird ein Schweizer Kunde von Grace mehrfach erwähnt und dessen Dialekt "verarscht". Im Original ist er ein waschechter Brite und sein Upperclass-English wird nachgeahmt. Das hätte man natürlich nie deutsch so machen können, also eine ausgesprochen legitime Veränderung. Und es funktioniert sogar ausgezeichnet!
In Paul Verhoevens "Der Soldat von Oranje" spricht sind Reinhard Kolldehoff selbst. Den Unterschied zwischen Synchro und O-Ton hört man am Ton selbst und daran, daß er sein Gegenüber in der Synchro höflich sietzt, während er es im Original dutzt. Hätte die DVD auch Originalton, könnte man sicher hören, wie gut Rutger Hauer deutsch spricht, so ist das ein wenig schwierig.
Grund für diesen Eintrag war jedoch eine andere Stelle. Ein deutscher Soldat im Hafen klingt verdammt nach Wolf Ackva - auch im O-Ton. Wie uns Verhoeven im Kommentar jedoch erzählt, handelt es sich um einen belgischen Schauspieler, dessen Deutsch nicht ganz so dolle war und den man dann deutsch synchronisieren ließ. Somit ist Ackva also als deutsche Synchronstimme in der Originalfassung zu hören.
fortinbras
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14.07.2013 14:12
#96 RE: Deutsch im Original (und ähnliche Problemfälle)
Da gibt es zwar keine besonderen Übersetzungsfehler oder Unterschiede, aber im Prolog von "Die Wüstenratten" spricht James Mason den Rommel auch selbst deutsch. Und er macht das sehr gut.
Zitat von SFC im Beitrag #93Wobei ich es es besser fände, hätte man es tatsächlich nicht verändert und dafür im Kino schon die englischen Untertitel drin gelassen. Der Zuschauer hätte an denen sofort gesehen, dass hier im Orignal Deutsch gesprochen wird und hätte sich über die Dialoge darüber, dass man nun Deutsch spreche und die Dame ja schon lange keins mehr gesprochen habe, mMn auch nicht gewundert. So wie es jetzt ist, erkennt man direkt, dass der Dialog verändert wurde.
Um Gottes Willen, das spricht aber schon deutlich gegen das eigentlich angedachte Ziel der Synchronisation, oder? Im Grunde finde ich die Lösung, wie sie hier beschrieben wurde (kenne den Film nicht), viel besser. Dass die Untertitel auf der DVD sind, ist eigentlich der Fehler an der Sache.
Ich weiß nicht, ob es das angedachte Ziel einer Synchro ist, Dinge nur irgendwie, bestenfalls ähnlich oder als irgendeine Notlösung rüberzubringen. Dass sie beide in der Originalszene Deutsch reden, ergibt ja durchaus Sinn. Es soll keiner mithören. Kommt jedenfalls komisch, dass Waltz plötzlich stark gestikulierend und sehr langsam spricht, als würde er mit einer Begriffsstuzigen reden. Im Original tut er es, weil sein Gegenüber schon sehr lange kein Deutsch mehr gesprochen hat. Am Ende der Szene holt man noch Django ins Zimmer, der offenbar schon lange hinter der dünnen Tür gestanden hat und der einen leicht verwirrten Eindruck macht - weil er kein Wort verstanden hat. Auch hatte sich Waltz einige Szenen vorher erkundigt, ob Djangos Hilda ob ihres Namens Deutsch spricht.
Lorre spricht deutsch in "Mysterious Mr. Moto": In der Schlüsselszene des Films tritt Mr. Moto bei einer Kunstausstellung wieder einmal in einer Verkleidung auf: Als alter Zausel beklagt er sich mit österreichischem Zungenschlag über die "furchtbare" Kunst, die dort präsentiert würde. Der Kurator spricht mit ihm ein paar Sätze auf deutsch und übersetzt dann seinem Kollegen den Wortwechsel. In der Synchronfassung "Mr. Moto und der Kronleuchter" umschiffte man die Schwierigkeit, indem der Kollege fragt, "warum" der Mann sich so aufrege. Den deutschen Dialog synchronisierte man wortgetreu nach; nur dass Lorre die Anwesenden "Dreckskerle" nennt, wurde in "sogenannte Kunstjünger" verändert.
Sofern nicht für die Blu-Ray nachträglich an den Tonspuren herumgepfuscht worden ist, stellt "Agenten sterben einsam" einen interessanten Fall dar:
In dem Film mit 2.-Weltkriegs-Thematik geht es um eine Gruppe englisch-amerikanischer Agenten, die einen Gefangenen aus einem deutschen Schloss befreien sollen. Die Filmhandlung spielt überwiegend in Deutschland, die meisten Charaktere sind Deutsche. Ich habe nur ausschnittweise in die anderen Tonspuren reingehört, aber im Original sprechen alle Figuren/Darsteller Englisch (also auch die Deutschen), in der Synchronfassung wurden alle Dialoge in Deutsch synchronisiert. Sinnvoll (zugunsten der Filmhandlung) wäre hier eine Zweisprachigkeit gewesen, zumal es sogar Szenen im Film gibt, in denen die Agenten in Gegenwart der Deutschen anfangen, belangloses Zeug zu reden, was ich mir damit erklärt habe, dass man eben Deutsch redet, um nicht aufzufallen - jedoch verriet, wie schon erwähnt, ein Umschalten auf die Original-Tonspur, dass im Original alle Englisch sprechen. Geschickt haben es die Franzosen gemacht: Die Dialoge der Engländer/Amerikaner untereinander wurden vom Englischen ins Französische synchronisiert. Wann immer die Deutschen sich unterhalten oder sich die Engländer/Amerikaner in Gegenwart der Deutschen unterhalten wurden in der französsichen Fassung die entsprechenden Passagen aus der deutschen (!) Synchronfassung übernommen, so dass dadurch eine Zweisprachigkeit hergestellt worden ist.
Zitat von dlh im Beitrag #101Geschickt haben es die Franzosen gemacht: Die Dialoge der Engländer/Amerikaner untereinander wurden vom Englischen ins Französische synchronisiert. Wann immer die Deutschen sich unterhalten oder sich die Engländer/Amerikaner in Gegenwart der Deutschen unterhalten wurden in der französsichen Fassung die entsprechenden Passagen aus der deutschen (!) Synchronfassung übernommen, so dass dadurch eine Zweisprachigkeit hergestellt worden ist.
Witzig, da auf deutscher Seite auch Muttersprachler mitspielten, die allerdings nur englische Texte hatten und in der deutschen Fassung fremdsynchronisiert wurden. Wer französische Version aufmerksam verfolgt und bei anderer Gelegenheit öfter in älteren Synchros hineinhört, könnte so zu dem Fehlschluss kommen, Anton Diffring hätte Henry Fonda und Alec Guinness sowie Ferdy Mayne Robert Morley und Basil Rathbone öfter seine Stimme geliehen.
In "Breaking Bad" gab es im Orginal Szenen auf Deutsch in den Folgen 5x02 "Madrigal" und 5x04 "51".
In 5x02 ist das ganze Cold Opening auf Deutsch - bei der Synchro hat man es da bei der Original-Tonspur belassen. Ich persönlich empfand es da etwas schwierig, die Leute zu verstehen. Zwar sprachen die Schauspieler allesamt akzentfrei Deutsch. Allerdings merkte man ihnen an, dass sie viele Jahre in den Staaten lebten - die Betonungen klangen nämlich sehr amerikanisch.
In 5x04 gibt es direkt nach dem Opening eine Szene, in der Lydia eine Telefonkonferenz mit anderen Geschäftspartnern auf Deutsch abhält. Hier wurde wiederum in der deutschen Fassung nachsynchronisiert.
Bei der Madrigal Folge würde ich sogar soweit gehen zu sagen, dass sich die Schauspieler sehr stark auf den deutschen Text konzentrieren mussten, um ihn verständlich aussprechen zu können. Dadurch wirkte das ganze sehr steif und verkrampft. Da die Amerikaner sich in etwa so einen humorlos, korrekten Deutschen vorstellen ging es für sie so in Ordnung. Für die deutschen Muttersprachler ist es natürlich etwas schwieriger. Da das Deutsch sehr verständlich war (ich selber hatte da bei der Szene keine Verständigungsprobleme) hatte man sich eine Nachsynchronisation gespart.
Anders bei Lydia. Ich hatte mir die Telefonkonferenzszene noch mal im Original angeschaut. Purer Horror. Wenn Amerikaner, die kein deutsch können trotzdem versuchen phonetisch deutsch zu sprechen ist das schon pure Folter für einen Muttersprachler. Eine Nachsynchro war Pflicht. Verstanden hätte man ansonsten von ihr gar nichts. Ihre Gesprächspartner hatte man aber nicht nachsynchronisiert. Wenn man genau hinhört hatten die nämlich einen Hauch von Ami-Akzent, sowohl in der deutschen als auch in der Originalfassung.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #104Ihre Gesprächspartner hatte man aber nicht nachsynchronisiert. Wenn man genau hinhört hatten die nämlich einen Hauch von Ami-Akzent, sowohl in der deutschen als auch in der Originalfassung.
Das ist nicht richtig. Die sind eindeutig nachsynchronisiert worden. Wenn du die Folge über Blu-Ray/DVD/Streaming-Dienst abrufbar hast, dann wechsel an der Stelle mal die Tonspuren - man kann es raushören. Notfalls kann ich hier auch eine Audiodatei zum Vergleich zusammenstellen, wenn du magst.
Ansonsten stimme ich dir bei Lydia zu. Das wäre einfach unschön gewesen, das beim Original zu belassen.