Zwar liegt der letzte Beitrag zu oben genanntem Thema schon etwas zurück, doch da ich nicht "vernetzt" bin, konnte ich erst vor paar Tagen einige Beiträge aus dieser Forums-Diskussion lesen und möchte noch gern zwei, drei Takte dazu sagen - zum Artikel selbst und zu einigen Statements:
Ich finde ebenfalls, dass dieser Artikel (nach vielem "Stimmen-aus-der-Dunkelheit"- Gelaber in diversen Feuilletons) erschreckend ehrliche Positionen der Arbeit- bzw. Auftraggeber-Seite offenbart. Allerdings enthält er auch falsche und nicht zuletzt schlichtweg dumme Aussagen:
Mich würde z.B. interessieren, wer den Autoren erzählt hat, dass der IVS an die Schauspielschulen gehen wolle, um die jungen Sprecher dazu zu überreden, nicht zu Niedrigpreisen zu arbeiten.
Interessant: Die Idee, eine Veranstaltung für SchauspielschülerInnen zu organisieren, im Rahmen derer selbstverständlich nicht nur die Gagen thematisiert werden sollen, ist - mit Verlaub - auf meinem Mist gewachsen, aber erst in der Planung! Wieder mal weiß da ein Ei mehr als die Henne ...
Doof: Ich bin immer wieder ärgerlich, wenn gerade die Leute, die keine Ahnung haben (z.B. von etwas, das Gewerkschaft / Gewerkschaftsbewegung heißt), mit dem Wort Streik kokettieren! Ich halte das nicht nur für dumm, sondern auch in der Auseinandersetzung um bessere Arbeitsbedingungen für grob fahrlässig. Zu streiken ist eine der letzten Möglichkeiten, die am Ende einer Kette von anderen Maßnahmen steht. Und - wie Ekkehardt schreibt: Man müsste organisiert sein, mal abgesehen von der "ordentlich gefüllten Streikkasse".
Viele von uns sind ja organisiert, im Interessenverband Synchronschauspieler. Aber organisiert zu sein und Mitgliedsbeiträge zu zahlen, heißt ja leider nicht automatisch, dass wir auch solidarisch denken und handeln. Ein Verband bzw. sein Vorstand kann koordinieren, informieren, Verhandlungen führen. Den "Arsch in der Hose" muss aber jeder/r von uns vor Ort im Atelier haben, sei es im Hinblick auf Gagen, Arbeitspensum (Stichwort Take - Obergrenzen), Synchron ohne Cutterin (ein Unding!) und Zahlungs(un)moral einiger Firmen. Die Binsenweisheit, dass eine Organisation nur so gut ist wie ihre Mitglieder, die sie bildet, ist traurig, aber wahr.
Letzter Punkt, um den es ja im Artikel so offenherzig ging:
Auch im Synchron geht mal jemand in Rente. Und genauso rücken neue Leute nach. Problematisch bei uns ist nur, dass einige Stimmen immer wieder gewünscht, gefordert und damit bleiben sollen ( "Foreeeever young, I wanna be forever young .."). Das führt zu einigen "Staus" im Generationsablauf (Beispiele gibt es da zuhauf!) und zu Diskussionen unter den Synchron-Fans.
Natürlich brauchen wir neue Leute, neue Stimmen, aber wir brauchen uns auch nicht verarschen zu lassen, wenn die Neuen als "Generation Dumping" das schlechte bis mittelmäßige Gagenniveau noch unterbieten sollen. Es würde der Diskussion sehr helfen, wenn man hier das Ökonomische ganz klar vom Künstlerischen trennt. Wer hat hier welche Interessen?!?
Dass vor allem in der Stadt mit dem "B" am Anfang neue / zugroaste KollegInnen weggebissen werden, kann ich nicht bestätigen. Ich habe das - neben viel Solidarität, Respekt und Hilfe - auch in München erlebt. Schlimm ist, dass die Konkurrenz - und Existenzangst bei SchauspielerInnen aller Bundesländer oft diese traurige Auswirkung hat. Zu diesem Thema habe ich in der neuen Ausgabe der "unsyncbar" übrigens auch einen Beitrag verfasst.
Und auch wenn ich ebenso wie Ekkehardt sehr froh in meinem Lieblings-Beruf bin, heißt das nicht, dass es nicht jede Menge Dinge zu verbessern gäbe. Da fallen mir als erstes Offenheit und Solidarität ein. Und dass wir versuchen, zuerst einmal gut voneinander zu denken!
Am kommenden Dienstag (Anmerkung: 01. September 2009) ist Santiago Ziesmer, die deutsche SpongeBob Schwammkopf-Synchronstimme, von 7 bis 9 Uhr live zu Gast in der Radio Hamburg-Morningshow. Mit Morningstar und bekennendem SpongeBob-Fan John Ment und seinem Team spricht Ziesmer über seine Arbeit als Synchronsprecher und seine lustigsten Versprecher.
Außerdem wird der gebürtige Spanier sein Talent als Sänger unter Beweis stellen, wenn er zusammen mit dem Morningshow-Team einen Song in der Formation der "Schwammtastischen Vier" zum Besten gibt. Der größte "SpongeBob"-Fan unter den Radio Hamburg-Hörern darf sich zudem über eine persönlich besprochene Anrufbeantworter-Ansage freuen. Als krönenden Abschluss verleiht Radio Hamburg Santiago Ziesmer den "Goldenen Schwamm 2009".
Die aus den USA stammende Zeichentrickserie "SpongeBob Schwammkopf" läuft seit 2002 in Deutschland und entwickelte sich zum populärsten Cartoon mit regelmäßigen Marktanteilen von über 20 Prozent in der jungen Zielgruppe. Seit Juli 2009 läuft die Zeichentrickserie exklusiv beim Fernsehsender Nick, nachdem Super RTL zuvor noch Wiederholungen ausstrahlte.
Nach seiner Schauspielausbildung in Berlin war Santiago Ziesmer in zahlreichen Theater und Filmproduktionen beteiligt. Seit seiner Jugend ist der heute 56-Jährige als Synchronsprecher für Funk, Hörspiel, Werbung und Film tätig. Deutschlandweite Bekanntheit erreichte er vor allem als Stimme von Steve Urkel in "Alle unter einem Dach" und als Stimme von SpongeBob. Zu seinem Markenzeichen zählt seine unverwechselbare hohe Stimme mit Zeichentrickcharakter. Außerdem verlieh er seine prägnante Stimme vielen Hollywood-Darstellern in Filmen wie "Armageddon" oder "Die Mumie".
Zitat von scoob Der größte "SpongeBob"-Fan unter den Radio Hamburg-Hörern darf sich zudem über eine persönlich besprochene Anrufbeantworter-Ansage freuen.
Gibt es wegen sowas nicht rechtliche Probleme? Da hat sich doch mal irgendein Sprecher dazu geäußert.
in der heutigen Ausgabe der WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) gibt es ein Interview mit Klaus-Dieter Klebsch:
Die deutsche Stimme von Dr. House Klaus-Dieter Klebsch synchronisiert den Schauspieler Hugh Laurie. Mit Zigarette, grünem Tee und viel Spaß
Er ist medikamentensüchtig, schlecht gelaunt und ein Zyniker - und fachlich brilliant. Und genau das macht den Erfolg von "Dr. House" (Dienstag, RTL, 21:15 Uhr) aus. Aber wer ist seine deutsche Stimme ? Jürgen Overkott sprach mit dem Schauspieler Klaus-Dieter Klebsch.
Wie sehen Sie "Dr. House" ? Ich mag Dr. House. Er ist zynisch, ironisch aber er versteht was von seinem Job. Das unterscheidet ihn von mancher Führungskraft. Hugh Laurie habe ich nie getroffen und habe es auch nicht vor.
Wie haben Sie sich an die Rolle angenähert ? Annäherung an eine Rolle ? Von wegen. Ich komme ins Studio. Probesprechen. Da gibt's ein Buch. Dann folgen zehn bis zwölf Takes. Und dann kriegst du irgendwann einen Anruf: "Mach es." Du musst innerhalb von 60 Sekunden in der Lage sein, das Ding zu machen. Da steckt sehr viel Handwerk dahinter.
Wie hat sich die Arbeit verändert ? Früher gab es bei Kinofilmen, wenn es eine Hauptrolle war, vorab ein Video nach Hause. Heute haben die Amis unheimlich viel Angst vor Raubkopien. Deshalb soll man alles im Studio ansehen.
Wie sehen Sie Ihren Job ? Ich verkaufe meine Stimme an manchen Tagen, könnte man sagen, wie ein Fließbandarbeiter, wenn der Begriff nicht so abwertend wäre. Aber es ist schon so: Das Tempo bei Produktionen hat sich unheimlich erhöht. Die Arbeit muss einen guten Fluss haben. Ich mache nur kurze Pausen für eine Zigarette, eine Banane, Möhren oder Kohlrabi. Ich habe bei der Arbeit immer gründlich Tee dabei und Wasser.
Machen Sie noch Theater ? Heute lebe ich zu 100 Prozent von meiner Synchronisation. Ich bin ein ausgebildeter Schauspieler. Ich habe 1994 meine Theaterarbeit beendet mit einem Auflösungsvertrag. Die Arbeit hatte mit meinen Vorstellungen nix mehr zu tun.
Haben Sie damals schon synchronisiert ? Ich habe in der DDR schon synchronisiert. Nach der Wende ging es 1991 richtig los. Ein Freund von mir, der kurz vor dem Mauerfall ausgereist war, hatte mich gedrängelt, in das ehemalige Westberlin zum Synchronisieren zu kommen. Ich war überrascht, als ich im Studio bei der Vorstellung gefragt wurde: "Haben Sie heute Zeit ? Unsere Hauptrolle ist abgesprungen, Probleme mit einem Weisheitszahn." Ja, und ich habe den Job gemacht und dann sprach es sich rum: Da ist einer aus dem Osten, der kann was. Ich habe mich später bei dem Weisheitszahn bedankt.
Haben Sie die Entscheidung bereut ? Ich komme, ich gehe, ich habe Spaß. Ich kann mich über meine Versprecher kaputtlachen. Wo ich bin , ist es entspannt.
Mich würde generell mal interessieren, wer (noch) Theater (oder im Fernsehen) spielt. Immerhin ist das jawohl bei den meisten die ursprüngliche Intention gewesen, davon gehe ich mal aus. Und von den anderen, warum sie es nicht mehr tun.
Und vor allem wüsste ich gern mal, wie die Arbeitsverteilung bei (nur-)Sprechern aussieht. Klebsch z.B. spricht pro Jahr etwa eine ("House"-)Staffel, was wie hier gelesen habe etwa eine Woche dauert. Hier und da vielleicht noch ein paar kleinere und größere Filmrollen, zusammengerechnet vielleicht so 2-3 Wochen und wenn's gut läuft eine Nebenrolle in einer anderen Serie, was dann auch nochmal eine Woche dauert. Da frage ich mich dann, was macht ihr die restlichen 11 Monate im Jahr? Diese Frage soll keineswegs provokativ gestellt sein, ich kann mir nur nicht vorstellen, dass meine kleine Rechnung stimmt bzw. alles sein soll. Ich wüsste aber auch nicht, was noch dazukommen könnte, erst recht, wenn man nur Synchron macht und nicht mehr auf der Bühne steht, Hörspiele oder Hörbücher spricht.
In Antwort auf:Da frage ich mich dann, was macht ihr die restlichen 11 Monate im Jahr?...Ich wüsste aber auch nicht, was noch dazukommen könnte, erst recht, wenn man nur Synchron macht und nicht mehr auf der Bühne steht, Hörspiele oder Hörbücher spricht.
Natürlich ist Klaus-Dieter Klebsch noch sehr häufig in Hörspielen zu hören. Da gibt es aktuell irgendwie keines, wo er nicht mindestens in einer Nebenrolle zu hören ist.
Gibt's eigentlich überhaupt noch Hörspiele? Ich dachte, nach dem kommerziellen Erfolg von "Hörbüchern" wären sie ausgestorben. Was ich übrigens sehr schade finde, da Hörspiele eine tolle Sache sind, erst recht wenn man wie ich, wie wohl hundert-tausende andere Kinder in Deutschland, damit aufgewachsen ist. Mich ärgert es dann immer wenn Hörbücher als Hörspiele verkauft werden. Da bestehen grundlegende Unterschiede. Diese mangelnde Fachkompetenz - furchtbar!
In Antwort auf:Gibt's eigentlich überhaupt noch Hörspiele? Ich dachte, nach dem kommerziellen Erfolg von "Hörbüchern" wären sie ausgestorben.
Der Hörspielmarkt seckt momentan zwar in einer Krise, aber in den letzten Jahren wurden so viele Hörspiele wie scon lange nicht mehr produziert. Und sie kommen auch gut an, da viele eben mit den großen Stimmen der Hollywood-Stars werben. Das sogenannte "Kino für die Ohren". Generell haben sich viele Hörspiele doch eher in Richtung "Hörspiele für Erwachsene" entwickelt, ist aber immer noch sehr aktuell und präsent.
In Antwort auf:Bei mir werden auch heute noch Bücher standardmäßig als geistiges Hörspiel produziert.
Ist bei mir auch so. Jede Rolle in einem Buch bekommt in meinem Kopf eine eigene Synchronstimme.^^
Zitat von IschKlebsch z.B. spricht pro Jahr etwa eine ("House"-)Staffel, was wie hier gelesen habe etwa eine Woche dauert.
Eine Woche? Robin Kahnmeyer sprach im Zusammenhang mit "Psych" mal von 2-3 Tagen pro Folge. Wenn das auf "House " zuträfe, wären das 48-72 Tage für eine Staffel mit 24 Folgen. Oder meinte R.K. eher die Gesamt-Bearbeitungsdauer?
Ich denke du unterschätzt auch die Zahl von Klebschs Projekten. Neben "Dr. House" spricht er auch in "Without A Trace" (was allerdings gerade zu Ende ist) und "30 Rock" eine Hauptrolle. Und in Neben- und Gastrollen von Serien sowie in Filmen hört man ihn auch sehr häufig.