VOX hat zum Start der neuen Staffel von "Criminal Intent" ein Interview mit Arne Elsholtz, der dort Jeff Goldblum spricht, geführt.
1. Herr Elsholtz, Sie sprechen Jeff Goldblum und andere Hollywoodgrößen wie Tom Hanks, Kevin Kline, Bill Murray, James Belushi - zeitweise auch Nicolas Cage, Jackie Chan und Dustin Hoffmann. Wie kann man all diese Stimmen unterschiedlich gestalten, so dass sie alle unterschiedlich klingen und den jeweiligen Charakter des Schauspielers treffen?
"Dazu muss man allerdings sagen, dass ich Dustin Hoffmann nur ein einziges Mal gesprochen habe und Nicholas Cage auch nur einmal vor zwanzig Jahren. Meine wichtigen und richtigen Synchronstimmern sind Tom Hanks, Bill Murray, Kevin Kline – und natürlich Jeff Goldblum. Zum Gestalten der Stimmen: Also, wenn ich vormittags – sagen wir mal – Tom Hanks spreche, dann kann ich durchaus nachmittags Kevin Kline sprechen. Denn ich richte mich ja nach der Rolle, und ich verstelle auch meine Stimme nicht, ich bin ja kein Stimmenimitator (lacht), sondern spreche einen Schauspieler mit meinen Mitteln."
2. Wie können Sie die verschiedenen Stimmen und ihre Eigenheiten auseinanderhalten?
"Das ergibt sich aus der Rolle. Tom Hanks ist ein anderer Schauspieler als Kevin Kline und spielt andere Rollen. Beide sind mal sehr ernst, mal sehr komödiantisch. Es ergibt sich einfach aus der Rolle - und dann passt man sich automatisch an."
3. Was ist das Besondere an der Stimme von Jeff Goldblum?
"Jeff Goldblum ist sehr schwer zu synchronisieren, weil er oft zu improvisieren scheint. Er macht z.B. völlig irrwitzige Pausen beim Sprechen, wo kein anderer sie machen würde. Das ist schon schwierig, aber wunderbar."
4. Haben Sie Jeff Goldblum persönlich schon mal kennenlernen können?
"Nein, persönlich habe ich nur Tom Hanks vor ewigen Jahren mal kennengelernt. Aber das ist ja weder für die Schauspieler wichtig noch für mich und meine Arbeit. Für die noch viel weniger. Meist ist es nur ein kurzes 'Hello, great job!'. Ich baue da keine persönliche Beziehung auf. Ich mag sie alle als Schauspieler, als Menschen kann ich es natürlich nicht sagen - wobei ich glaube, dass sie alle irre nett sind."
5. Sie haben die neuen Folgen von "Criminal Intent" bereits gesehen - worauf können sich die Zuschauer hier besonders freuen?
"Ich habe nicht die ganzen Folgen gesehen, sondern immer nur die Abschnitte, in denen ich spreche. Ich glaube, dass das eine sehr gut gemachte Serie ist und Jeff Goldblum spielt darin wirklich fabelhaft – sehr ironisch und trocken."
6. Jeff Goldblum ist neu dabei. Freuen Sie sich, dass einer Ihrer "Schützlinge" nun regelmäßig im TV zu sehen ist?
"Ich habe mich zuerst gewundert, dass er eine Rolle in einer Serie übernommen hat, aber a) wird er wahrscheinlich sehr gut bezahlt, und b) würde er es nicht machen, wenn es Nonsens wäre. Das muss Schauspieler von seinem Format ja nicht tun. Ich denke, er hat auch andere interessante Aufgaben, also – das muss dann schon eine klasse Serie sein, sonst macht er das nicht."
7 . Wie sind Sie zu dem Beruf des Synchronsprechers und zu den Stimmen der bekannten Größen gekommen?
"Das ergibt sich im Laufe der Zeit. Die Leute, die einen engagieren, merken, dass oder ob man ein Talent für Synchronarbeiten hat. Man muss aber schon Schauspieler sein, um auf einem gewissen Niveau gestalten zu können."
8 . Wie kamen Sie dazu, die Stimme von Jeff Goldblum zu übernehmen?
"Da habe ich mich, wie bei einigen anderen, einfach selber mal besetzt. Ich habe sehr viel Synchronregie geführt und Dialogbücher geschrieben, und da waren eben auch große Filme dabei. Ich habe gedacht: 'Den spreche ich dann lieber gleich mal selber!'. Klingt ein bisschen arrogant, aber hat ja anscheinend auch Sinn gemacht."
9 . Hand aufs Herz, wie vielen Freunden und Bekannten mussten Sie schon mal die Stimme von Jeff Goldblum oder Tom Hanks auf den AB sprechen?
"Ja, das ist schon häufiger vorgekommen. Es kamen natürlich auch oft Anfragen von fremden Leuten, dann kostet es Geld, und bei Freunden kostet es kein Geld."
10 . Wurden Sie von Menschen schon mal darauf angesprochen, dass Ihre Stimme der von Jeff Goldblum, Tom Hanks etc. ähnelt? Werden Sie stimmlich "auf der Straße erkannt"?
"Ja, wobei, ich ja keine Rolle spiele, wenn ich im Lokal sitze und mir ein Bier oder einen Wein bestelle. Dennoch sagen manche schon mal: 'Sagen Sie mal, kenne ich nicht ihre Stimme irgendwie?' Das ist ja auch sehr nett, sehr angenehm, solange man nicht betatscht wird. Da habe ich den Vorteil als 'Dunkelkammerschauspieler', dass ich nicht auf der Straße wie Fernsehstars festgehalten werde. Das könnte dann schon unangenehm sein. In meinen Fällen ist das erfreulich und eine Bestätigung und nett, und dafür macht man das ja auch.
11. Müssen Sie Ihre Stimme trainieren? – oder ist Ihnen das stimmliche Talent in die Wiege gelegt?
"Nein (lacht). Also, ich muss nicht üben, ich mach keine Sprachübungen und auch keine Atemübungen. Ich bin ja kein Sänger. Sänger, die müssen üben, Synchronmenschen müssen das nicht. Vielleicht machen das sogar welche, aber ich mache es nicht."
12. Was passiert, wenn Sie während eines Synchron-Projekts z.B. eine schwere Erkältung bekommen und sich die auf Ihre Stimme schlägt? Gibt es dann einen verschnupften Jeff Goldblum zu hören - oder gibt es da Tricks?
"Also ich bin Gott sei Dank jetzt nicht erkältet. Aber wenn man erkältet ist, dann muss man einfach zu Hause bleiben und das schnell auskurieren, denn mit Erkältung und Schnupfen kann man seine Synchronrollen nicht sprechen."
13. Haben Sie eine Vorliebe für eine der vielen Synchronstimmen, die sie sprechen? Wenn ja, für welche und warum?
"Nein, die sind alle gleichwertig, weil die Schauspieler alle sehr gut sind und sehr gute Filme machen. Das macht natürlich immer Spaß."
14. Gibt es eine Synchronarbeit, an die Sie sich zurückerinnern, die Ihnen besonders viel abverlangt hat?
"Ach, ja natürlich. Im Lauf der Jahrzehnte kommen so viele sehr gute Filme zusammen. Aber toll war natürlich die Synchronarbeit zu 'Forrest Gump', weil das sehr schwierig war. Und bei Jeff Goldblum fällt mir der Film 'das lange Elend' ein – das ist ewig her und den kennt kaum jemand. Da war der Goldblum wunderbar - eine hervorragende Komödie, aber eben nicht so berühmt wie 'Jurassic Park' oder 'Independence Day'."
15. Werden Sie die Serie "Criminal Intent" selber auch einschalten?
"Das werde ich mir gerne mal ansehen, weil Jeff Goldblum tatsächlich so außergewöhnlich, so anders ist als all die anderen Kommissare."
Im Anhang habe ich das Interview als Soundfile angefügt.
Dateianlage:
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Interview_Synchronsprecher_Jeff_Goldblum_CriminalIntent.mp3
Sehe (höre) ich ebenso wie Dubber. Toll, ihn so zu hören. Und es ist halt immer noch so: Selbst in einem Interview wie hier macht es einfach Spaß, ihm zuzuhören.
Zitat von DubberDuckDuckHanks ist gerettet. Goldblum, Kline und Murray auch.
Ja, Gott sei Dank. Schönes Interview. Aber dann bin ich dennoch überrascht (und etwas traurig), dass Kevin Kline in seinem neuen Film wohl nicht Arne Elsholtz hat (s. Kevin Kline Tread).
Grade bei Kabel 1 Markus Kavka`s "Number One" mit Depeche Mode. Gudo Hoegel als Voice-over Sprecher für Mute Chef Daniel Miller. Passt ja echt wie die Faust aufs Auge. Geil !
Mal was anderes: Hier ein Ausschnitt aus "Genial daneben". Bastian Pastewka kennt sich ja gut mit Synchronsprechern aus. Hier beantwortet er die Frage, warum die Fluggäste am Köln-Bonner Flughafen mit dem Satz "Willkommen in Bonn. Köln-Bonn" begrüßt werden. Hier ist die Antwort.