Wobei gegen Schnell lächerlicherweise ja vor allem deswegen gewettert wurde, weil er nicht für Tim(!) bzw. sogar noch für einen Gegenpart besetzt wurde...^^
Im Prinzip kann ich da auf SFCs Beitrag verweisen: Schoß entscheidet sich nicht, er wirkt unbeholfener und, hm, schwächer als McKellen (mit dem ich hier, wenn überhaupt, vergleiche ziehe - nicht mit Höppner). Gerade das "du wirst ein anderer sein" am Schluss fällt auf, fällt raus, wirkt fremd. Dahingegen höre ich bei Bilbo und Thorin schon so etwas wie ausgeformte Figuren in den Köpfen der Sprecher, sofern man das natürlich von so winzigen Schnipseln beurteilen kann. Deswegen die "schwächste" Leistung in einem Trailer den ich aber dennoch insgesamt, und da stimme ich dir zu, für ganz hervorragend synchronisiert finde. Insbesondere im Vergleich mit anderen aktuellen Trailern schien man sich hier wirklich eine gute Menge Mühe gegeben zu haben.
Um mich zu wiederholen: Schoß auf Gandalf wäre interessant und ich traue ihm zu, eine gute Version zu interpretieren. Im Trailer ist das aber meiner Empfindung nach noch nicht passiert.
Den Traditionalisten-Vergleich mit Höppner weise ich von mir, nicht zuletzt da ich die LotR-Filme nie(!) in der synchronisierten Fassung sehe und somit gar kein klares Bild mehr habe von Höppners Gandalf.
... und damit als sinnvoller Analytiker, auf dessen Meinung es sonderlich ankäme, leider etwas rausfällst.
Obwohl sie sicherlich in mancher Hinsicht wichtige Ansichten dazu hätten: Niemand will einen Rat von einem Vegetarier, wie man Fleisch am besten zubereite, oder einen Rat von einem Pfarrer, wie man eine Frau richtig flachlege.
Das musst du mir jetzt nochmal erklären, VanToby. In welchem Universum ist es für die Einschätzung eines Gunter Schoß von Belang, Höppners Arbeit detailliert im unmittelbaren Gedächtnis zu haben? Gerade das wollen wir ja nicht tun, wenn wir diese neue Stimme beurteilen. Oder extrapolierst du von meiner Aussage, diese Filme im Original zu gucken, eine generelle Unvertrautheit mit der Synchronwelt? Und in diesem Szenario, welches Unsinn ist, wo ist der Zusammenhang zwischen Kenntnis der Branche und Einschätzung einer schauspielerischen Leistung? Vielleicht bin ich ja selber Sprecher und Schauspieler.
Wer immer auch Gandalf sprechen wird, er muss eine im Gesamten stimmige Leistung abgeben, die nicht nach krampfhafter Höppner-Imitation klingt und dabei ziemlich das transportiert, was die Originalfassung tut, soweit hast du Recht. Und da kannst du durchaus sinnvoll bewerten, ob das Gunter Schoß deinem Empfinden nach tut oder nicht.
Was du aber vergisst: Die "neue" Fassung kann noch so sehr in sich stimmig wirken - wenn sie mit dem Gandalf-Bild, das der deutschsprachige Zuschauer durch drei deutschsynchronisierte Filme bekommen hat, unvereinbar ist, hast du einfach schlechte Karten. Der Sinn einer Synchronisation ist es nicht, den O-Ton-Gucker zufrieden zu stellen. Ob du selber Sprecher und Schauspieler bist, interessiert dabei kein bisschen.
? Ja aber dann gehen wir doch überein. Ob ein Sprecher seinem Schauspieler zwingend ähnelt ist mir erstmal Schnuppe. Ich wollte lediglich die Idee von mir weisen dass ich Schoß' Leistung nicht anerkenne, weil sie nicht mit Höppner konform geht. Für mich ist Schoß im Trailer inkonsistent und von sich selbst nicht überzeugt, dennoch zeigt er das Potential für eine interessante Gandalfinteerpretation. Wo kommt da der Vegetarier-Vergleich ins Spiel?
Die Meinung in anderen Foren zeigt, sorry, dass dort offenbar keine Synchronerfahrenen schreiben. Anders ist das Plädoyer für den viel zu alten und auch zu sanften Becker nicht zu erklären. Nicht nur, dass er nicht mehr nach Höppner klingt, als Schoß es tut. Es herrscht dort wie üblich die falsche Meinung vor, man könnte eine bestimmte Stimme so mir nichts dir nichts imitieren. Genau diese Blödel sind es, die dann in Amazon-Rezensionen Sätze loslassen wie "Man hat sich nicht mal die Mühe gemacht, eine annähernd passende Stimme für Gandalf zu finden." Dass die Welt mit keiner Wahl 100%ig zufrieden sein wird steht fest (richtig erkannt, Mücke!), aber damit noch nicht genug unterstellt man zumeist auch noch, dass Studio habe nicht ordentlich gesucht, da man ja sonst "bestimmt" einen Stimmzwilling gefunden hätte. Man kann Höppner weder ersetzen, noch sollte man eine Kopie anstreben. Synchron ist Schauspiel, besonders bei einer solchen Figur wie Gandalf. Um die Figur glaubhaft mit einer Stimme zu füllen, muss man mit der Rolle verschmelzen und das geht nicht durch eine Imitation. Dennoch muss der Ansatz fürs Casting selbstredend Höppners Interpretation und Stimmfarbe sein. Sonst hätte man auch einfach Thormann nehmen können, wie man es für andere Rollen vermutlich ohnehin tun wird. Wer von sich sagt, dass er HdR eh nur im Original gesehen hat, hat weder die Möglichkeit einer angemessenen Beurteilung der neuen Besetzung, noch muss es ihm irgendwie wichtig sein.
Ich finde Schoß sollte versuchen nicht Joachim Höppner zu imitieren, sondern seine eigene Klangfarbe zu finden. Das war eigentlich immer schon ein Problem, wenn man versucht, gute Sprecher zu ersetzen, indem die Sprecher sie nachgemacht hat. Dass das nach hinten losgehen kann, ist allgemein bekannt. Gillian Anderson versuchte ja auch mal so zu klingen wie Franziska Pigulla, was nach hinten los ging. Schoß sollte finde ich versuchen, nicht so gehetzt und gewollt zu klingen.
Die Italiener haben übrigens genau das gleiche Problem wie wir hierzulande: Gianni Musy, die ital. Stimme von Gandalf ist in Oktober 2011 verstorben.
Hier der italienische Trailer. Bis auf Gollum ganz am Ende und auf den alten Bilbo finde ich, ist er dem deutschen in Sachen Stimmähnlichkeit fast überlegen. http://www.youtube.com/watch?v=i5jSGIPbPEU
Wow! In diesem Thread kommen wieder mal alle vermeintlich logischen, aber falschen Ansätze für eine Synchronbesetzung zusammen. "Stimmähnlichkeit" (zum Original nehm ich an?) sollte nie der ausschlaggebende Punkt sein, schon gar nicht wenn die Figuren keine Menschen sind.
Slatibartfast, ich würde eher sagen, die Nicht-Stimmähnlichkeit ist nur ein Kompromiss, der manchmal nötig ist, manchmal durch vorherige Besetzungswahl untergraben wird (wer auch immer gedacht hat, Detlef Bierstedt würde auf George Clooney passen, gehört geteert und gefedert - das mal als Beispiel). Aber es sollte stets das obere Ziel sein - vorausgesetzt, die sonstigen Bedingungen stimmen überein.
Und dass PJ sich eben nach Stimmähnlichkeit richtet, und nicht nach Kontinuität, finde ich hervorragend. Sonst hätten wir Thormann auf Gandalf, pfui.
Dem einen Teil, von dem, was du schreibst, stimme ich nicht zu, der andere ist falsch.
Zum einen wirken auf Angehörige unterschiedlicher Herkunft Stimmen unterschiedlich, zum anderen ist Synchronisation kein simples Puzzlespiel oder Malen-nach-Zahlen, bei dem man versucht, das Original exakt zu imitieren. Es ist eine Malerei, das, orientiert an den Gewohnheiten des Zielpublikums, (auch) gewissen eigenen Regeln folgt. (Ein geschätzter Berliner Sprecher und Regisseur pflegt sogar zu sagen, das Original sei doch nur eine unverbindliche Empfehlung...)
Wäre es wirklich nach Stimmähnlichkeit gegangen, wäre es Michael Mendl geworden, der in den ersten Trailern, wie jetzt Gunter Schoß, sehr nah an McKellen dran war. Es muss wohl ziemlich Überzeugungsarbeit dahintergesteckt haben, schließlich doch Höppner zu nehmen, der von McKellen deutlich entfernter ist - deine Wahrnehmung ist hier recht eigen und wird auch von O-Ton-Kennern aus HdR-Foren nicht geteilt. Wenn man nun schon damals zu dem Schluss gekommen ist, dass eine exakte McKellen-Kopie für den deutschen Zuschauer nicht funktioniert bzw. es eben andere Prioritäten gibt, wieso sollte es diesmal anders sein?
Zitat Dem einen Teil, von dem, was du schreibst, stimme ich nicht zu, der andere ist falsch.
Geiler Satz, hab ich dreimal lesen müssen, um ihn zu kapieren.
Zitat Zum einen wirken auf Angehörige unterschiedlicher Herkunft Stimmen unterschiedlich
Genau darum ging es mir und es handelt sich um eine der wichtigsten Erkenntnisse im Synchrongeschäft. Mein Standardbeispiel ist Schwarzenegger, der unbedingt eine andere Stimme als die seine braucht, um hierzulande, wo man im Gegensatz zu Hollywood weiß, woher sein "cooler Akzent" kommt, glaubwürdig zu sein. Dasselbe hast du bei schweren Afroamerikanern, die im Original häufig Fistelstimmen haben. Im Deutschen leben jedoch weniger Schwarze, so dass eine originaltreue Besetzung bei uns mangels Vertrautheit komisch wirken würde. Noch schwieriger ist es bei fernöstlichen Filmen. Du kannst weder in Kungfu-Filmen die Protagonisten - wie in Mandarin üblich - ihre Texte singen lassen, noch sollten japanische Samurais bei uns im Kriegs-Barriton intonieren. Selbst ein heiserer Adriano Celentano wäre in einer Synchro nicht cool sondern blöde gekommen. Dass Kontinuität manchmal ebenfalls zu (ungewollten) Entfernungen vom Original führen kann (an dieser Stelle grüße ich herzlich mooniz), ist allerdings völlig richtig.