Zitat von John ConnorUnd dass Grant generell eine "vornehm-zurückhaltende, immer etwas unnahbar wirkende Art" an den Tag gelegt hätte, würde ich auch nicht unterschreiben; in dem betreffenden Film schon eher, aber gerade deshalb passte der gealterte GGH hier auch gar nicht mal so schlecht.
GGHs Stimmalter ist also kein Problem? In anderen Rollen aus den 70ern klang er nach meinem Eindruck schon etwas älter, als er war, während Grant zur Entstehungszeit des Films eher einige Jahre jünger wirkte. Du hast dich vor einigen Jahren ja kritisch über Klinger auf Grant geäußert und gemeint, dass dir Lukschy auf ihm besser gefalle. Siehst du das immer noch so?
P. S.: Das zitierte Urteil über Grants Auftreten teile ich auch nicht.
Ich finde ja generell, dass der ausgemergelte und ziemlich müde rüberkommende Grant von Ende der 1940er bis Ende der 1950er wesentlich älter wirkte als der dynamische Grant der 1960er. Insofern passte der gealterte GGH auf den hier auch älter wirkenden Grant nicht schlecht.
Hmm, ja, stimmt - früher hatte ich eine gewisse Aversion gegen Klinger, weil er sehr häufig als Ersatzmann viele der von mir liebgewonnenen und auch etablierten Paarungen torpedierte: Borchert für Mason z.B., Engelmann für Holden oder eben Ackermann für Grant. Inzwischen habe ich meine Meinung über ihn gründlich revidiert, obwohl ich die eben genannten Stammpaarungen nach wie vor bevorzuge - nur auf Grant gefällt er mir nach wie vor nicht sonderlich, auch wenn ich ihn nicht mehr als Fehlbesetzung ansehe und er gewiss besser passte als Nielsen oder Clausnitzer.
Zitat von John ConnorIch kann dieses Urteil nicht bestätigen. Ich finde zwar, dass die Kombi GGH/Grant längst nicht so gut funktioniert wie man zunächst erwarten könnte, zumal wenn man bedenkt, dass manche Leute (meine Mutter z.B.) Cary Grant und Rock Hudson gerne mal zu verwechseln pflegen, aber sie ist weit weniger daneben als die weiter oben zustimmend angeführten Kombis mit Hans Nielsen oder Niels Clausnitzer als Grant-Sprecher.
Warum?
Dass Paul Klinger sowas wie der Joker der Nation war, würde ich übrigens unterschreiben. Er kam meistens da zum Einsatz, wo er nur mäßig passte und die Schauspieler ungewöhnlich behäbig wirken ließ, wenn man andere Besetzungen kennt. Selbst frische Typen, wie William Holden wirken trotz Klingers Sunnyboy-Image altbacken, wenn man es mit Heinz Engelmann vergleicht. Bezeichnend: Für die drei Darsteller, bei denen ich Paul Klinger als Idealstimme führe, hatte er insgesamt kurioserweise nur vier(!) Einsätze: Stewart Granger (2x), Martin Balsam und Richard Attenborough (jeweils 1x).
Sogar bei Schauspielern, wo er vom Typ her eigentlich sehr gut drauflag, fand ich die etwas trashigere Variante teilweise zugkräftiger und Klinger auf originalgetreuere Art und Weise zu farblos. So z.B. bei Robert Taylor, wo ich Klinger zwar besser als Carl Raddatz, aber nicht so gut wie Wolfgang Lukschy finde. Und da war Hans Nielsen noch dazu auch besser, was die Originalität anbetrifft, den ich auch insgesamt vorne sehe.
Mit anderen Worten: Paul Klinger ist zweifelsohne ein Kandidat für "Stimmen, die oft fehlbesetzt wurden". Zumal es ihm auch nie so ganz wirklich gelang sich für jemanden zu etablieren, obwohl er deutlich öfter im Studio stand, als z.B. Carl Raddatz oder Max Eckard, die sich zwar auch nicht häufiger etablierten, aber im Gegensatz zu Klinger auch eher selten jemanden mehrmals sprechen durften, dafür jedoch oftmals tolle Einzeleinlagen lieferten. Vor allem Eckard. Klinger war ein famoser Sprecher und hatte eine der klarsten und elegantesten Stimmen seiner Zeit. Dummerweise wurde der Fehler gemacht ihn aufgrunddessen hauptsächlich für Helden einzusetzen, für die er meist einfach zu grade oder zu alt wirkt. Funktioniert eigentlich nur dann, wenn es von der Altersklasse und dem naturgegebenen(!) Temperament her 1:1 zusammenpasst. Mit Erspielen von ungeahntem Flair ist da meist nicht viel. Gerade bei stereotypen Charakteren kann man Paul Klinger abhaken. Mit anderen Worten: Genau da, wo z.B. die Stärken von Heinz Engelmann lagen, der ebenfalls ein Heldensprecher war. Helden sind nunmal nicht selten ein wenig stereotyp und deswegen passt es nicht. Vereinfacht gesagt: Klinger klingt häufig praktisch zu sehr "arthouse", ohne dabei aber wenigstens noch vom Gesicht zu kommen. Wäre als Hörspiel wahrscheinlich meist deluxe gewesen...wenn man die Schauspieler dazu agieren sieht, gilt aber oft: forget it. Selbst bei Stewart Granger lag er irgendwie quer drüber, aber da passten die Nuancen zusammen. Auch bei Balsam kamen die Punkte vor allem durch die Nuancen. Vom Gewicht, Typ und Stimmalter her war die einzige allumfassende Fügung m.E. wirklich sein Einsatz für Richard Attenborough.
Klinger sprach ja nur sehr wenige Nebenrollen. Und das ist das Problem. Dort hätte man seine Bandbreite besser erforschen und ausloten können.
Tja, schwer zu beantworten, diese Frage. Ohne das übliche Passepartout "Subjektives Stimmempfinden" aus dem Hut zaubern zu wollen: man kann eine Sprecher/Schauspieler-Paarung passend oder unpassend finden - und im Vergleich zu Ackermann finde ich Nielsen und Clausnitzer eben vergleichsweise unpassend, wobei ich vor allem Nielsen sehr herbe daneben finde - mit ihm wirkt Grant irgendwie sehr 'tuntig'!
Zitat von John Connormit ihm wirkt Grant irgendwie sehr 'tuntig'!
Interessantes Urteil! Die Frage ist jetzt nämlich, ob insbesondere Cary Grant nicht auch ein Stück weit so wirken sollte bzw. darf. Solange es nicht so Rosa-Kleidchen-mäßig wirkt, wie Erik Schumann in der unglücklichen Rolle passt das m.E. nämlich doch ganz gut zum Typ. So ein leichter Einschlag zumindest. Zumal Grant ja eh bi war. Ehrlich gesagt: Am meisten stört mich an Ackermann, dass er Grant so "übermännlich" wirken lässt, weil Ackermann nunmal die ultimative Männerstimme hatte. Das ist vom Typ her rein stimmlich einfach absolut nicht Cary Grant für mich. Ackermann spielt zwar jede Facette von Grant hervorragend, aber die Stimme selbst ist einfach zu derb und zu straight, für mein Empfinden. Für Errol Flynn hätte ich z.B. auch nicht Heinz Engelmann hören wollen, auch wenn der seine Stimme in diese Richtung anpassen konnte. Siehe Robert Young in "An der Spitze der Apachen".
Ich gebe allerdings zu, dass ich mich bei Grants Lover Randolph Scott auch schwer tue, ob ich Heinz Engelmann besser finde, der ihn hart, männlich und auf John-Wayne-Level wirken lässt oder Wolgang Lukschy, der den "halstuchtragenden Cowboy" zweifelsohne besser trifft...
Also Mücke, wirklich! Zerstör' uns doch nicht unsere Illusionen bezüglich unserer männlichen Leinwandidole von anno dazumal! Am Ende behauptest noch, Rock Hudson wäre schwul gewesen! Wenn du mit diesen Outings so weiter machst, fliegst du schneller aus diesem Forum ...
"... als John Wayne aus 'ner Lesbenbar!" (Christel Merian in HIGH SCHOOL HIGH)
Zitat von lupoprezzoFür die drei Darsteller, bei denen ich Paul Klinger als Idealstimme führe, hatte er insgesamt kurioserweise nur vier(!) Einsätze... Was ist denn mit Ray Milland!? Den fand ich mit Paul Klinger optimal besetzt.
Wenn ich mich richtig erinnere, steht Klinger bei Ray Milland für Mücke auf einer Stufe mit Hans Nielsen, kommt aber nicht vor ihm. Aber davon abgesehen, hatte Klinger (soweit ich weiß) immerhin drei Einsätze auf Stewart Granger.
Bei Milland sehe ich knapp Peter Pasetti vorne. Es stimmt aber, dass Klinger da auch hervorragend passte und ich hatte ihn ne Weile lang auch als Nummer 1 stehen. Nielsen war ebenfalls OK, aber wirkte nen Tick zu alt.
Zitat von John ConnorAm Ende behauptest noch, Rock Hudson wäre schwul gewesen!
"Meine Mutter hielt Rock Hudson für den attraktivsten Mann der Welt!" (oder so ähnlich) Rüdiger Bahr für Ed O'Neill in einer "Polizeibericht L.A."-Folge, wo es um Homosexualität unter Schauspielern ging...
Zitat von MückeBei Milland sehe ich knapp Peter Pasetti vorne. Es stimmt aber, dass Klinger da auch hervorragend passte und ich hatte ihn ne Weile lang auch als Nummer 1 stehen. Nielsen war ebenfalls OK, aber wirkte nen Tick zu alt.
Nielsen wirkt auf dich "zu alt" für Milland, obwohl er einige Jahre jünger als dieser (und Klinger) war?
Weiß nicht genau, woran's liegt. Pasetti wiederum war ja jünger und das find ich passender. Und Klinger gelang es in dem Fall ausnahmsweise mal wirklich jünger zu wirken als er war, finde ich. Wurde oft probiert und trug hier mal Früchte. Vielleicht liegt's dran, weil Nielsen etwas tiefer und voller klingt, was ihn auf dem schlanken Milland relativ alt wirken lässt. Nielsen drückt hier einfach etwas zu sehr auf's Ohr bzw. wirkt es über Milland so - Nielsen selbst drückt nicht! - und Hans Nielsen war ja selbst auch etwas schwerer. Das sind aber Kleinigkeiten. Vom Temperament her passte er drauf und somit ist es nicht das Problem, was Paul Klinger meistens hatte, wenn er zu alt wirkte.
Zitat von MückeUnd Klinger gelang es in dem Fall ausnahmsweise mal wirklich jünger zu wirken als er war, finde ich. Wurde oft probiert und trug hier mal Früchte. Vielleicht liegt's dran, weil Nielsen etwas tiefer und voller klingt, was ihn auf dem schlanken Milland relativ alt wirken lässt.
Dass Nielsen mit seiner vollen Stimmen eher etwas älter klang, würde ich auch sagen (er wirkte auch optisch in den 50ern/60ern älter, als er war). Wie ich schon früher mal geschrieben habe, wirkte Klinger auf mich auch in den 60ern offenbar nicht so alt wie auf dich. Ich nehme an, bei Richard Attenborough in "Gesprengte Ketten" klang er für dich auch erfolgreich jünger?
Nein, aber mit Attenborough, dem späteren Sir, verschmolz er kongenial zu einem Kunstwerk der Erhabenheit. So ähnlich wie Borchert mit Laurence Olivier, Thomas Fritsch mit Russell Crowe oder Curt Ackermann mit Victor Mature und Jeff Chandler.
Zitat von MückeBei Milland sehe ich knapp Peter Pasetti vorne. Es stimmt aber, dass Klinger da auch hervorragend passte und ich hatte ihn ne Weile lang auch als Nummer 1 stehen. Nielsen war ebenfalls OK, aber wirkte nen Tick zu alt.
Interessant. Ich mag Pasetti generell recht gern, aber gerade bei Milland wirkt er mir etwas - wie soll ich sagen - zu "schnöselig".
Zitat von MückeGGH für den jungen Grant fand ich übrigens ganz interessant. Passte aber schlechter als Runze, Clausnitzer oder Schumann.
John Connor hat geschrieben, dass er GGH für Cary Grant zwar nicht ganz gelungen, aber doch immer noch besser als Clausnitzer oder Nielsen fände. Gibt es eigentlich jemand, der diese Kombination gelungen findet? Mein Problem ist wie gesagt Hoffmanns zu starke Präsenz, wodurch diese Besetzung langweilig bzw. austauschbar wirkt.