Zu Beginn von Stanley Kubricks "Wege zum Ruhm" geht General Mireau (George Macready) durch die Schützengräben und spricht nacheinander mit drei Soldaten. Seine erster Frage lautet jeweils "Are you ready to kill more Germans?". In der Synchro ließ man ihn dagegen fragen, ob man bereit sei, "denen da drüben" einzuheizen bzw. es ihnen "zu zeigen".
Bräutigam zitiert in seinem Buch (S. 20) aus Otto Hesse-Quacks "Der Übertragungsprozess bei der Synchronisation von Filmen" (von 1969) die Aussage eines "ungenannte(n) Synchron-Profi(s)": "Aus einem grausamen Mörder in einem Kriegsfilm kann der über Pazifismus diskutierende Außenseiter werden, aus einem amerikanischen Gangsterboss ein russischer Spion, aus der Gangsterbraut eine Polizeiagentin und aus einem deutschen Gangster im beliebigen Ausland ein krimineller Emigrant mit polnischem Akzent." Es wäre natürlich interessant, an welche Beispiele der Insider dabei gedacht haben könnte. Aufgrund der umfangreichen Veröffentlichung älterer Synchros auf DVD in den letzten Jahren hat vielleicht jemand Vermutungen.
In der Originalfassung von "Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu" unterhält sich Nayland Smith (Douglas Wilmer) in einer Szene mit Franz Baumer (Heinz Drache) darüber, wie man auf dem Wissenschaftler Merlin (Rupert Davies) wichtige Informationen herausbekommen könnte. Smith bedauert, dass er nicht wie zu seiner Zeit bei der Kolonialpolizei von Burma vorgehen könne. Dabei fällt ihm jedoch eine Droge ein, mit der man Menschen zum Sprechen bringen könne. In der deutschen Fassung wurden die Bezüge zu Smiths Vergangenheit aus dem Dialog entfernt. Stattdessen schimpft er zunächst auf das "sture Reglement", dass der Polizei die Hände binden würde, um dann relativ unvermittelt auf die Droge zu sprechen zu kommen. Die Andeutungen, dass er in früheren Zeiten Menschen durch Drogen (und vermutlich noch mittels anderer Methoden) zum Sprechen gebracht haben könnte, fallen so unter den Tisch.
Obwohl bei "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" offenkundig Nazis die Bösewichte sind, wurde die deutsche Synchro trotzdem etwas "handzahmer" gemacht.
So wird aus "Nazis... I hate these guys." ein "Nazisoldaten, ich hasse diese Typen.", um ja nicht die national-sozialistische Zivilbevölkerung mit zu hassen.
Außerdem folgt auf den zuckersüßen Kuss von Elsa ("So sagt man in Österreich auf Wiedersehen.") ein "Und ich werde Ihnen jetzt zeigen, wie man bei der SS auf Wiedersehen sagt, Dr. Jones.", gefolgt von einem Fausthieb. Im englischen Original war es dann doch etwas lapidarer "Und so sagt man in Deutschland auf Wiedersehen, Dr. Jones." *zack*
Es betrifft zwar weniger die Synchronisation als die Kürzungen, aber immerhin: Gegen Ende von "Gefährlicher Urlaub" erklärt Ivo Kern (James Mason) Susanne Mallison (Claire Bloom), warum er trotz seines Jurastudiums nicht mehr als Jurist arbeiten wolle. Durch das staatliche Unrecht, dass er im Nationalsozialismus erlebt habe, habe er seinen Glauben an das Recht verloren, weshalb er nicht mehr Jurist sein könne. In geschnittenen Passagen nennt Kern jedoch einen weiteren, viel wichtigeren Punkt: Während des Krieges habe er als Soldat selber an Verbrechen (Plünderung in Holland und Frankreich sowie der Zerstörung eines tschechischen Dorfes) aktiv teilgenommen, weil ihm dies befohlen worden sei und er gelernt habe, Befehle nicht zu hinterfragen. Nun fühle er sich schuldig und halte sich für unwürdig, jemals wieder das Recht vertreten zu können bzw. zu dürfen. Seine persönliche Schuld und das daraus resultierende schlechte Gewissen wird also bewusst unterschlagen, so dass seine Hemmungen, als Rechtsvertreter zu arbeiten, nun eher moralisch-philosophisch zu sein scheinen.
Ein kleiner Nachtrag: Als Ivo Kern Susanne Mallison erstmals begegnet und ihr vorgestellt wird, schlägt er die Hacken zusammen, was nicht zu sehen, sondern nur zu hören ist. Allerdngs auch nur im Original, da man dieses charakteristische Geräusch bei der deutschen Tonspur entfernt hat.
Bei "Während du schliefst" gibt es auch eine Änderung während der Essens-Unterhaltung. Im Original sagt Saul (Jack Warden) "Argentina has good beef. Beef and Nazis". Im deutschen wurden aus den Nazis Fußballer. Eine Änderung erfolgte auch im Krankenhaus, die allerdings weniger eine Zensur darstellt. In der Synchro wird die vermeintliche Verlobte gefragt welcher der Marx-Brothers der Komatöse am liebsten mag, im Original sind es die Stooges.
Darin wird in die deutsche Synchronisation nicht gerade zimperlich kritisiert. Und obwohl ich sehr großer Freund und Fan unserer Synchronfassungen bin, muss ich dem Artikel doch in vielen Punkten leider auch zustimmen, denn ich bin ebenfalls ein großer Fan der Filmkust. Auch ich habe mich schon oft über sinnentstellende Eindeutschungen geärgert. Vor allem interessiert mich mal, wer für offensichtlich absichtlich zensierte Dialoge die Verantwortung trägt. Also wenn bewusst Worte wie "Nazi" oder anstößige Dialoge entfernt werden. Der Dialogbuchautor? Die Regie? Der deutsche Verleih? Und wer stellt deren Vorgabe der Stereotypisierung und Zensur in Frage? Kann mir das jemand hier beantworten?
Kann ich schonmal allein deswegen nicht ernst nehmen, da der Autor anscheinend den Unterschied zwischen Hörspiel und Hörbuch nicht kennt. Durchgefallen. Zudem ist der Artikel total unreflektiert und ein einziger Bash. Albern. Natürlich werden Wahrheiten ausgesprochen, aber die sind ja nichts neues oder skandalöses. Synchronisation heißt (zu 95%) Abstriche machen. Ausserdem gibt es gute, weniger gute und schlechte. Das über einen Kamm scheren wäre wie zu behaupten das alle Hollywood Filme gut wären. Tobias Meister als "übliche gelangweilt-monotone Hochdeutsch-Synchronstimme Brad Pitts" zu bezeichnen ist nicht nur beleidigend sondern auch einfach unwahr. INGLORIOUS BASTERDS in dt. Fassung ist ganz großer Unfug und ich selbst würd Meister von Pitt nehmen, aber er ist zweifelsohne ein Meister () seines Fachs. Naja, keine Lust Romane zu schreiben. Der Artikel stinkt.
Ja, es gibt schlechte Synchros (habe vor kurzem das Missvergnüghen gehabt, mir die Videosynchro von "Running Man" antun zu müssen - grauenvoll!), aber es gibt auch großartige - was man jemandem, der mit dem Vorsatz der Verteufelung an einen solchen Artikel herangeht, aber niemals wird klarmachen können. Und dann dieses Über-einen-Kamm-scheren...
Ich möchte hiermit zu einer Petition aufrufen, daß alle, die einen "kritischen" Artikel über Synchronisation schreiben möchten, erstmal das (hervorragende!) Buch von Aping lesen müssen, um vielleicht mal einen kleinen Einblick darin zu bekommen, wie es überhaupt zur Synchronisation gekommen ist (und ein kleiner Hinweis darauf, daß Hal Roach schon erkannt hat, daß ein Film sich in der Landessprache besser verkauft).
Und zu guter Letzt: Ja, die Synchronstudios erkennen Filme nicht als Kunstwerke an - und wo zum Henker ist da bitte der Unterschied zu Hollywood? Oder glaubt der Autor, daß es sich bei Filmen wie "Transformers" um Filmkunst handelt?
Ignoranten. Nicht weiter. Man muss, egal bei welchem Thema, sich immer mit den Pro und Contras einer Synchronisation befassen. Das hat der Autor wohl nicht.
Zitat von Keng-KwinKann ich schonmal allein deswegen nicht ernst nehmen, da der Autor anscheinend den Unterschied zwischen Hörspiel und Hörbuch nicht kennt. Durchgefallen.
Als Alvy Singer sich im "Stadtneurotiker" über die Entscheidungen bei Preisvergaben aufregt, fragt er, ob Hitler auch eine Chance auf den Preis in der Kategorie "Best Fascist Dictator" habe. In der Synchro dagegen meint er nur lakonisch: "Jede Generation bekommt die Musik, die sie verdient!"
Zitat von berti im Beitrag #45Leider kann ich mich nicht mehr erinnern wo, aber irgendwo habe ich gelesen, dass bei der Synchro von "Die Katze auf dem heißen Blechdach" (MGM 1959) zensiert wurde. In der DF sei nur von "Liebe" die Rede, wenn im Original von "Sex" gesprochen werde. Kann das jemand bestätigen, der den Film im Original kennt?
Dank der DVD kann ich diese Frage nun selber beantworten. In zwei Szenen wurden sexuelle Anspielungen im Dialog abgemildert bzw. sogar entschärft. Als Maggie zu Beginn des Films mit Brick über dessen abweisendes Verhalten ihr gegenüber streitet, steht sie an einer Stelle neben dem Bett (in dem die beiden - wie später erwähnt wird - nicht mehr gemeinsam schlafen) und sagt: "You were such a wonderful lover!" Im Deutschen wird darauf die Aussage, es sei "wunderbar" gewesen, "als du mich noch liebtest". Kurz danach sagt sie (mit Blick auf das Bett!) "If I thought you´d never never make love to me again...", was mit "Wenn ich wüsste, dass du mich nie wieder lieben würdest..." übersetzt wurde. Ein Fall von Zensur dürfte jedoch bei einem anderen Dialog gegen Ende des Films vorliegen. Mae erklärt, sie wisse genau, dass Maggie und Brick schon lange nicht mehr miteinander schlafen würden; denn ihre Schlafzimmer lägen direkt nebeneinander, und das einzige, was sie durch die dünnen Wände gehört habe, seien Streitereien gewesen. Brick kontert das sarkastisch (und für 1958 verblüffend unverblümt!) mit: "Not everybody makes such noise about love as you do." In der Übersetzung wurde daraus die Aussage, nicht jeder nehme die Dinge so wichtig wie Mae. Das klingt fast so, als wäre eine ursprünglich deutlichere Formulierung im Dialogbuch nachträglich ausgewechselt worden, da diese Antwort weder zu Bricks spöttischem und Maes pikiertem Gesichtsausdruck noch zu dem zuvor Gesagten passt.