Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #103Wenn ein Filmplakat aus ästhetischen Gründen beim Titel die Bindestriche weglässt, dann zitierst du ihn auch so? Dann müsstest du konsequenterweise auch mögliche Serifen oder sonstige Verzierungen mitzitieren,
Serife haben mit Orthografie nix zu tun.
Zitat oder Sie7en statt Sieben schreiben.
Eija, der Film wird ja nun mal so geschrieben. VanTobys Serienführer listest übrigens auch "Numb3rs - Die Logik des Verbrechens" und nicht "Numbers".
Bei der Orthografie von feststehenden Begriffen, Titeln und Namen hat der Schöpfer nunmal freie Hand. Gefallen tut mir das auch meistens nicht. Aber wenn du dir die Freiheit nimmst, das zu korrigieren müsstest du konsequenterweise auch Namen verbessern. Insbesondere bei Schreibweisen wie "Kristofer" oder "Aileen" oder "Maik" juckt es mich allerdings durchaus auch in den Händen, den Eltern mal schreiben beizubringen.
Zitat Deswegen schreibe ich auch "Monster Uni"-Trailer und nicht "Monster-Uni"-Trailer, was natürlich korrekt wäre.
Meines Wissens müsstest bzw. musstest du - gemäß "alter" Rechtschreibung - in beiden Fällen "Monster-Uni"-Trailer schreiben. Das ist bzw. war einer der Fälle, in denen mein Sprachgefühl nicht unbedingt dem Duden folgt, denn angesichts der Anführungszeichen, die eine "Zitateinheit" einschließen, genügt für mein Empfinden der Bindestrich zwischen Zitat und "Anhängsel" (also dem Wort "Trailer"). Allerdings kann man dann wieder drüber streiten, ob man sich einen US-"Monster Uni"-Trailer gestattet oder doch beim US-"Monster-Uni"-Trailer bleibt. (Das Beispiel ist zugegebenermaßen etwas schlecht gewählt, denn erstens würde es in der Realität wohl eher um einen "Monster[-]Uni"-US-Trailer gehen, zweitens braucht man dann gar nicht erst den deutschen Titel zu zitieren ...)
Jedenfalls sollte man absichtlich "falsch" geschriebene Titel entsprechend zitieren; die Anführungszeichen zeigen ja an, dass nicht der Zitierende schuld dran ist. Im übrigen sind selbstverständlich auch (vermeintlich) "unabsichtliche" Fehler in wörtlichen Zitaten zu übernehmen bzw. durch den Zitierenden vorgenommene Korrekturen kenntlich zu machen - z. B.: "Das Imperium schlägt z[u]r[ü]ck".
Ich bin sehr für kreative "Sprachspielfreiheit"! Diese ist aber nur möglich, wenn grundsätzlich "korrekt" geschrieben wird - sodass kreative Ausnahmen als solche erkennbar werden und weder für einen unabsichtlichen Fehler noch für die übliche korrekte Form gehalten werden ... Schafft man beispielsweise den Bindestrich grundsätzlich ab, gehen Klarheit, Sprachnuancen und letztlich auch Denkunterschiede verloren - und das ist die eigentliche Katastrophe: der intellektuelle Verlust, die Unklarheit, die Beliebigkeit. Sprachliche Differenzierungsmöglichkeiten, die man hat, sollte man nicht ohne Not aufgeben ("ewig" ist - zumindest theologisch-religiös - etwas anderes als "immerwährend", der englische "sky"-Himmel etwas anderes als der englische "heaven"-Himmel ...) Auch wenn es manchmal "nur", wie gesagt, Nuancen sind - es gibt sie, sie können entscheidend sein, und Autoren sollten sie nutzen können. Die "Karlsruher Straße" (benannt nach der Stadt Karlsruhe) ist nun einmal etwas anderes als die "Karlsruher-Straße" oder "Karlsruherstraße" (benannt nach den [Ex-]Bewohnern Karlsruhes, den Karlsruhern); leider wissen das anscheinend nicht alle "Straßenschildbeschrifter", denn es kommt schon mal vor, dass der Name ein und derselben Straße auf dem einen Straßenschild anders geschrieben ist als auf dem anderen ... (Habe ich zwar nicht im Fall "Karlsruher" erlebt, aber in einem "gleichartigen" und in einem "harmloseren".) Und - mir fällt gerade nichts Besseres ein - "der Maja Kalender" (der Kalender der [Dame namens] Maja) ist nicht unbedingt derselbe wie "der Maja-Kalender" (der Kalender, der von Maja gestaltet wurde oder Bilder der [geflügelten, nackten? ] Dame zeigt).
Zitat von AMK im Beitrag #107 Jedenfalls sollte man absichtlich "falsch" geschriebene Titel entsprechend zitieren; die Anführungszeichen zeigen ja an, dass nicht der Zitierende schuld dran ist.
Zitat Habe ich zwar nicht im Fall "Karlsruher" erlebt, aber in einem "gleichartigen" (…)
Ich fürchte, ich muss mich korrigieren: Es war möglicherweise ein „schlimmerer“ (anderer) Fall. (Ich weiß nicht, wann ich mal wieder in die betreffende Straße in der betreffenden Stadt komme.) – Einen „anderen“ Fall aus jüngerer Zeit habe ich noch: Am ehemaligen Firmengebäude weist ein Unternehmen mittels Aushang darauf hin, umgezogen zu sein – in die „Siemenstrasse“. Ihr ahnt es: In der betreffenden Stadt gibt es gar keine Siemens-Trasse. Nur die Siemensstraße. (Da Navis dem Klischee und mancher Boulevard-Meldung nach schon bei korrekter Zieleingabe ins Haarsträubende fehlleiten können, würde mich interessieren, wohin so ein Gerät die ortsfremden Autofahrer führt, die zur „Siemenstrasse“ wollen … )
Zitat von Gaara im Beitrag #89Warum ist es denn wichtig? Ich verstehe dass es wichtig wäre wenn man es anders nicht verstehen würde, aber in diesem Fall ist es einfach nur kleinlich und könnte in einer neuen "Reform" gerne gestrichen werden.
Weil Sprache - insbesondere Schriftsprache - etwas mehr Anspruch haben sollte, als nur den, dass man sich "schon irgendwie versteht". Es gibt (wie weiter auch oben erwähnt) etliche Zweifelsfälle, die nur orthografisch unterscheidbar sind. Und auch umgekehrt gibt die Orthografie (und Interpunktion) auch die Möglichkeit, durch Nuancen etwas ganz anderes zu sagen. Allerdings ist das nur möglich, wenn sich alle an die gleichen Regeln halten. Genau deshalb macht mir deine Frage etwas Angst.
Zitat von iron im Beitrag #96 Übrigens scheint mir beim Original-Titel () "Monster's Univerity" (was ich wörtl. Mit Universität der Monster übersetze) ohnehin allein deshalb kein Bindestrich nötig zu sein weil das sich das Anhängsel "'s" besitzanzeigend auf das folgende Substantiv bezieht und daher kein zusammengesetztes Hauptwort darstellt[/klugscheißermodus]. was sagt unser Slartibartfast dazu?
Der sagt, dass es darum geht, ob die Komposita aus Genetivausdrücken entstanden sind. Dann sind sie bei uns meist am sogenannten Fugen-"s" erkennbar: Namenstag - eigentlich "Des Namens Tag", Tageslicht - eigentlich "des Tages Licht", Schiffskapitän - eigentlich "des Schiffs Kapitän". Diese Komposita sind im Englischen alle Genetive: "ship's captain", "monter's university". Bei einigen Wörtern wird das Fugen-"s" inzwischen immer häufiger weggelassen: "Schadenersatz" statt "Schadensersatz" oder es gab noch nie eines, obwohl es logisch wäre: "Vatertag" wäre eigentlich der "Vaterstag" (im Englischen Father's Day"!) Nun gibt es aber im Deutschen die Möglichkeit, quasi beliebige Wörter zu Komposita zusammenzusetzen, nur um sie mit bestimmten Eigenschaften zu versehen: "Holztreppe" ist nicht die "Treppe des Holzes", die "Großstadt" nicht die "Stadt der Großen". Solche Komposita lassen sich im Englischen nicht so einfach konstruieren. Man würde eher Adjektive voranstellen. Die Eigenart, ganze Ketten von Einzelwörtern (nicht die "Wörter der Einzelnen"...)zu bilden, ist eine deutsche Eigenart, die Ausländern immer wieder große Probleme macht.
Beim Film "Die Monster Uni" dürfte übrigens die Schreibweise daher kommen, dass auf manchen Plaketen die drei Wörter ÜBEReinander stehen, wobei Bindestriche blöd aussehen würden. Bei den Plakaten mit Nebeneinanderschreibung (keine "Schreibung des Nebeneinanders") hätte man dennoch die Striche benötigt.
Genauso grottig ist die Unsitte, dass jedes Wort groß geschrieben wird. Sowas ist im Englischen möglich, da die Großschreibung zur stilistischen Hervorhebung dient und keinen Regeln unterliegt. Im Deutschen ist es schlichtweg falsch und sieht (anders als vielleicht "Die Monster Uni") sehr schlimm aus. (War z.B. so bei "Die Welt Ist Nicht Genug" - bäh, das fällt schon fast unter die Genfer Konvention...) Eine weitere Unsitte (neben den inzwischen sogar teilweise erlaubten Deppenapostrophen) ist die Verwendung des scharfen "ß" in großbuchstabigen Wörtern. Meist ragt es sogar über die anderen Buchstaben hinaus, weil es aus einem unterschiedlichen Schriftsatz stammt. Nochmal: bäh!
Beim Zitieren ist das so eine Sache: Wenn alle Datenbanken den Titel nunmal falsch gespeichert haben, bringt es nichts, die Schreibung z.B. in der Synchronkartei "richtig" zu stellen, da man ihn dort nicht so suchen würde (höchstens als Alternativschreibung, was jedoch keine "Schreibung der Alternativen" ist)
Zitat
Zitat oder Sie7en statt Sieben schreiben.
Eija, der Film wird ja nun mal so geschrieben.
Das ist leider falsch. Der Film heißt auf den Kinoplakaten "Seven" und in Deutschland "Sieben". Nur im Vorspann und einigen späteren Coverarts heißt er "Se7en", wodurch sich dieese Schreibung für denm O-Titel durchgesetzt hat. Die Schreibung "Sie7en" gab es nirgends, soweit ich weiß.
@Slartibartfast, danke für deine fundierten Informationen! Somit habe dir meine Wissenslücken in der engl. Grammatik deutlich gezeigt. Du weißt natürlich besser Bescheid als ich, deshalb habe ich dich auch in einer zugegeben etwas launigen Form um deine Beurteilung gebeten.
Das ist leider falsch. Der Film heißt auf den Kinoplakaten "Seven" und in Deutschland "Sieben". Nur im Vorspann und einigen späteren Coverarts heißt er "Se7en", wodurch sich dieese Schreibung für denm O-Titel durchgesetzt hat. Die Schreibung "Sie7en" gab es nirgends, soweit ich weiß.
OK, dann ziehe ich es zurück und würde doch "Sieben" schreiben. Bin unüberprüfterweise davon ausgegangen, dass mir der korrekte deutsche Titel genannt wurde.
Zitat Eine weitere Unsitte (neben den inzwischen sogar teilweise erlaubten Deppenapostrophen) ist die Verwendung des scharfen "ß" in großbuchstabigen Wörtern. Meist ragt es sogar über die anderen Buchstaben hinaus, weil es aus einem unterschiedlichen Schriftsatz stammt. Nochmal: bäh!
An dieser Stelle leider: Einspruch, Euer Lehrerehren! Ich wünschte, es wäre (nicht Un-, sondern nur gute) Sitte, in großbuchstabigen Wörtern "ß" statt "SS" zu schreiben, wo in der kleinbuchstabigen Version eben "ß" statt "ss" stünde. Denn es ist nun einmal ein Unterschied, ob "MENSCHEN IN MASSEN!" oder "MENSCHEN IN MAßEN!" strömen oder tröpfeln ... Ich habe das in der Schule sogar so gelehrt bekommen: dass auch in großbuchstabigen Wörtern das "ß" stehen sollte (entgegen auch damals gängiger "SS"-Praxis). Aber der einzige, von dem ich sicher behaupten kann, dass er´"ß" gegebenenfalls praktiziert, bin ich ...
Im ß-Fall plädiere ich definitiv für die Ästhetik. Es sieht aus wie draufgeschissen, wenn man da ein "ß" verwendet, da würde ich lieber Kleinbuchstaben nehmen, den Titel ändern oder mir die Augen ausstechen.
Zitat von AMK im Beitrag #114 Ich wünschte, es wäre (nicht Un-, sondern nur gute) Sitte, in großbuchstabigen Wörtern "ß" statt "SS" zu schreiben, wo in der kleinbuchstabigen Version eben "ß" statt "ss" stünde. Denn es ist nun einmal ein Unterschied, ob "MENSCHEN IN MASSEN!" oder "MENSCHEN IN MAßEN!" strömen oder tröpfeln ... Ich habe das in der Schule sogar so gelehrt bekommen: dass auch in großbuchstabigen Wörtern das "ß" stehen sollte (entgegen auch damals gängiger "SS"-Praxis). Aber der einzige, von dem ich sicher behaupten kann, dass er´"ß" gegebenenfalls praktiziert, bin ich ...
Dann hast du in der Schule offenbar etwas falsches gelehrt bekommen. Denn ein Buchstabe, den es gar nicht gibt, kann logischerweise nicht stehen. Mittendrin zwischen lauter Großbuchstaben einen Kleinbuchstaben zu setzen, geht jedenfalls nicht (nicht nur aber auch aus ästhetischen Gründen. Man beachte die Buchstabenhöhe: DER GROSSE GATSBY, DER GROßE GATSBY...) Natürlich hast du recht damit, dass man das "ß" braucht, um für Eindeutigkeit zu sorgen. Da reine Großbuchstaben aber eigentlich nur in Titeln und auf Schildern zu finden sind, die nur selten Aussagesätze enthalten, treten solche Verwechslungsfälle dabei im Grunde nie auf.
Ich sehe das alles genau so. in diesem Fall ist es besser, eine Ausnahme von der reformierten "ss"- und "ß"-Schreibung zu machen. Diesen Kleinbuchstaben unter lauter Großbuchstaben ich empfinde ich als ziemlich störend für ein einheitliches Schriftbild. Das "ss" muss halt ausnahmsweise die Rolle des "ß" übernehmen.
Zitat Man beachte die Buchstabenhöhe: DER GROSSE GATSBY, DER GROßE GATSBY...)
Also auf meinem Bildschirm sind S und ß genau gleich hoch. Eher ist das S gefühlt breiter. Liegt aber wohl an der Schriftart. Normalerweise ragt das kleine ß nach unten raus, während das große ẞ gleichmäßig bleibt.
Ästethische Begründungen finde ich übrigens nicht sonderlich überzeugend. Das ist reine Gewohnheit. Früher schrieb man auch vom "Thun und Lassen" ohne dass es jemand "hässlich" fand. Es ist nun mal aber eine Tatsache, dass Nicolas Cage von Martin Ke[b]ß[/]ler gesprochen wird und nicht von einem Martin Kessler. Und "KEẞLER" steht auch in seinem Pass.
Nichtsdestotrotz gibt es sogar Fälle, in denen ich es auch ästhetisch vorziehen würde. "FUẞSTEG" finde ich besser als "FUSSSTEG". Letzteres sieht auf den ersten Blick aus wie ein Geräuschwort aus Comics.
Zitat von Isch im Beitrag #119Ästethische Begründungen finde ich übrigens nicht sonderlich überzeugend. Das ist reine Gewohnheit.
Wenn das so ist, dann eben diese Begründung: Es gibt offiziell überhaupt kein großes "ß" (Beweis: Die QWERTZ-Tastatur!). Nur weil sich ein paar Informatiker dafür einen ASCII-Code ausgedacht haben, landet es noch längst nicht in den Regeln.Sonst könnten sich morgen auch zwei Bravoleserinnen hinsetzen und beschließen, dass "sch" ab sofort durch ein "♥" ersetzt wird, weil das kürzer und süßer ist...
Zitat von iron im Beitrag #118In diesem Fall ist es besser, eine Ausnahme von der reformierten "ss"- und "ß"-Schreibung zu machen.
Nur dass es eben keine Ausnahme ist. Die Regel, dass in großbuchstabigen Wörtern kein Kleinbuchstabe - als auch kein "ß" - stehen darf, wurde nie geändert.
Zitat von Isch im Beitrag #119Nichtsdestotrotz gibt es sogar Fälle, in denen ich es auch ästhetisch vorziehen würde. "FUẞSTEG" finde ich besser als "FUSSSTEG". Letzteres sieht auf den ersten Blick aus wie ein Geräuschwort aus Comics.
Bitte, was ist ein "Fußsteg"??? Okay, ich hab's gegoogelt, aber warum sollte ich sowas in Versalien setzen? Auch Herr Keßler wird von niemand gezwungen, seinen Namen in Großbuchstaben zu schreiben - nur wenn er es tut, muss er sich halt an die Regeln halten. Wer am 29.2. geboren ist, wird auch dreimal in Folge fälschlich am 1.3. Geburtstag feiern müssen und kann nicht erwarten, dass seinetwegen der Kalender neu gestaltet wird. Ich sagte ja bereits, dass man viel konstruieren kann, aber die Frage ist doch immer auch, wann und wo es tatsächlich vorkommt.