Ich würde zur Abwechslung den Spieß mal ein bisschen umdrehen: Gab es denn in früheren Synchron-Zeiten (50er/60er/70er-Jahre) auch "unmarkante", glatte oder unauffällige Stimmtypen?
Klingt zwar wie eine dumme Frage, aber ich schaue mir auch gerne ältere Synchros aus den 50ern oder 60ern an - konnte dabei jedoch ehrlich gesagt keine einzige Stimme vernehmen, die nicht wenigstens ein bisschen "Farbe" besaß.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #121Ich würde zur Abwechslung den Spieß mal ein bisschen umdrehen: Gab es denn in früheren Synchron-Zeiten (50er/60er/70er-Jahre) auch "unmarkante", glatte oder unauffällige Stimmtypen?
Also irgendwo hier im Forum wurden schon Namen genannt, die nach Auffassung von Kennern älterer Synchros unmarkant waren. Kann dabei schon sein, dass man unauffällig mit "unmarkant" verwechselt, was für mich nicht dasselbe ist.
Da ich mich in älteren Zeitepochen nicht so gut auskenne kann ich da leider nicht mit ein paar Beispielen dienen.
John Connor z. B. meinte mal, Holger Hagen hätte "immer gleich" geklungen, weshalb er ihn als beliebig empfand und mit Peter Flechtner verglich. Das sehe ich persönlich allerdings ganz anders.
Ich würde Holger Hagen auch keinesfalls als "unmarkant" bezeichnen. Vielleicht nicht so herausstechend wie Arnold Marquis, Walter Bluhm oder GGH, aber keinesfalls austauschbar.
In späteren Jahren (ab den 80ern ca.) klang er sogar Thomas Fritsch aus meiner Sicht recht ähnlich.
Zitat von berti im Beitrag #123John Connor z. B. meinte mal, Holger Hagen hätte "immer gleich" geklungen, weshalb er ihn als beliebig empfand und mit Peter Flechtner verglich. Das sehe ich persönlich allerdings ganz anders.
Da stimme ich zu. Ich fand ihn immer unverwechselbar, was für mich im Prinzip gleichbedeutend ist mit "markant".
Mag sein, dass ich damit falsch liege, aber ich glaube, dass der Trend hin zu den markanten Stimmen jetzt auch wieder schwer im Kommen ist.
Die Zeit der jugendlichen und glatten Stimmen fing m. E. in den 90er-Jahren an, scheint aber auch so langsam wieder aufzuhören. Gerade in den letzten Jahren sind in der Synchronbranche doch einige neue Personen dazugekommen, die sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit älteren markanten Kollegen aufweisen (z. B. Florian Clyde, Bernd Egger) und auch mal andere Stimmtypen als die derzeit noch üblichen bedienen.
Eine "biologische Ursache" oder einen Wandel im Lebensstil halte ich für ausgeschlossen, denn es gibt auch heute noch sehr viele junge Leute mit unverwechselbaren Stimmen - nur sind die meisten eben nicht beruflich im Synchron- oder Schauspielbereich tätig. Es müssten demnächst einfach mal wieder ein paar neue mehr nachkommen, aber da bin ich recht optimistisch. Habe die Hoffnung, was aktuelle Synchronstimmen angeht, vor wenigen Jahren sogar noch aufgegeben. Aber ich finde, man darf durchaus gespannt sein, wer in den nächsten Jahren noch dazustößt oder sich "stimmlich verändert".
Ja empfinde ich auch so, allerdings sehen wir ja auch gerade, dass eben ein Bernd Egger oder Pat Zwingmann, die sehr tiefe Stimmen haben, eher auf ältere (oft zu alte) denn auf jüngere oder gleichaltrige besetzt werden. Offenbar passen sie wohl (oder zumindest meinen das die Verantortlichen) mit ihren „männlichen“ Stimmen auf die „schönen Jungs“ ihrer Altersklasse nicht richtig drauf und verbleiben vorerst „in Nischen“.
Zitat Ich würde zur Abwechslung den Spieß mal ein bisschen umdrehen: Gab es denn in früheren Synchron-Zeiten (50er/60er/70er-Jahre) auch "unmarkante", glatte oder unauffällige Stimmtypen?
Nachdem ich in letzter Zeit nochmal ein bisschen überlegt, finde ich bspw., dass Joachim Tennstedt, Hans-Jürgen Dittberner und Pierre Peters-Arnolds mMn auch jahrelang ziemlich unmarkant von der Stimmfarbe waren, sie klangen zu "gewöhnlich", blieben nicht im Ohr. Tennstedt bspw. habe ich erst so seit ich vor knapp 12 Jahren das erste Mal "Big Lebowski" geschaut habe, richtig drauf. Und dass obwohl er eigentlich schon früher recht präsent war und ich ihn auch wegen Michael 'Batman' Keaton hätte kennen müssen. Dass beide dieselben Stimmen haben, bekam ich zunächst nicht zusammen. Dittberner erkenne ich eigentlich immer noch nicht so wirklich, nur wenn ich genau drauf achte und von vornherein weiß, dass er dabei ist, höre ich ihn raus. Und PPA höre ich bis heute nicht raus, liegt vielleicht auch daran, dass er viel Regie macht/gemacht hat, aber er hat keine sonderlich "einprägsame Stimme".
Der junge Rolf Schult klingt für mich in frühen Jahren (bis Mitte 70er) auch noch nicht sooo sonderlich hervorstechend. Bleibt noch nicht hängen, ist noch nicht sehr einprägsam kein Vergleich bspw. zu seiner späteren 'großen' Stimme und seinen "stimmlichen Zwillingen" Sohnemann Christian und Hans-Jürgen Wolf, die für mich mit gleichem Alter bereits wesentlich einprägender waren. Aber Gegensbeispiele sind bei den jüngeren Sprechern Patrick Roche, Stefan Günther oder Nico Sablik, die mE schon für ihr Alter sehr speziell klingen, herausstechen. Wenn ich das mit einigen 90er-Jungsprechern vergleiche ist das ein himmelweiter Unterschied. Nur Björn Schalla fällt mir aus der 90er-Reihe ein, der klang schon immer recht markant, auch als Jugendlicher (bspw. in "Fear" kann man das gut hören).
Bei Dittberner und Tennstedt würde ich es nicht ganz so sehen. Es stimmt aber das sie in jüngeren Jahren nicht so markant waren. Was Tennstedt anbelangt hatte ich ihn jedoch schon in den 90ern ganz gut raushören können. Vor allem zusammen mit John Malkovich war er schon recht einprägsam gewesen.
Das muss wohl auch ein unterschiedliches Empfinden von Generationen sein. PPA nicht, aber Tennstedt und Dittberner haben sich mir auch mit ihren jungen Stimmen schon früh knallhart eingeprägt - bei Stefan Günther und Nico Sablik totale Fehlanzeige. Und der "junge" Rolf Schult (die Gänsefüßchen deshalb, weil er im Vergleich zu den Anderen relativ spät mit dem Synchronisieren angefangen hat) ist für mich eine der markantesten Stimmen seiner Generation - ein Film hat ausgereicht, um ihn auch mit merklich gealterter Stimme zu erkennen.
Oh, hätte gedacht dass man mir da zustimmt, die stechen aus dem doch stellenweise sehr gleichklingenden Sprecherkreis ihrer Generation, bzw. den jüngeren (1980 aufwärts) mE eindeutig hervor. Klar, sie klingen beide ziemlich "heutig", aber das hat ja nichts mit Markanz zu tun Was Rolf Schult angeht, so habe ich ihn bei meiner ersten Sichtung von Dirty Harry überhaupt nicht erkannt, er hatte noch nichts wirklich "schultiges". Dass das mal die magische Stimme von Captain Picard wird, hätte ich damals ohne SK-Lektüre nicht zusammenbekommen - mit dem heutigen Wissen erkenne ich ihn und seine Sprachmelodie natürlich auch. Aber einen Christian Rode - als Gegenbeispiel - habe ich in seinen ersten Einsätzen quasi schon im Schlaf heraus gehört.
Was aber auch die geäußerte Theorie bestätigt, dass heutige Sprecher "länger jung" bleiben als früher. Ein Klaus Kindler klang mit 30 wesentlich reifer, als es ein Robin Kahnmeyer mit 30 tat.
Wohlgemerkt, ich spreche von mir und ich kenne mich bei Klassikern viel besser aus als bei modernen, da prägen sich andere Stimmen ein.
Zitat von Ludo im Beitrag #133Was aber auch die geäußerte Theorie bestätigt, dass heutige Sprecher "länger jung" bleiben als früher. Ein Klaus Kindler klang mit 30 wesentlich reifer, als es ein Robin Kahnmeyer mit 30 tat.
Da stimme ich absolut zu. Mein Paradebeispiel ist immer Philip Moog, der ohne geringste Probleme noch immer Szenen aus "Hey Dad" synchronisieren könnte - da war er in seinen End-20ern und überzeugte als Teenager.
Zitat von Ludo im Beitrag #133Was aber auch die geäußerte Theorie bestätigt, dass heutige Sprecher "länger jung" bleiben als früher. Ein Klaus Kindler klang mit 30 wesentlich reifer, als es ein Robin Kahnmeyer mit 30 tat.
Da stimme ich absolut zu. Mein Paradebeispiel ist immer Philip Moog, der ohne geringste Probleme noch immer Szenen aus "Hey Dad" synchronisieren könnte - da war er in seinen End-20ern und überzeugte als Teenager.
Solche Fällen dürften in früheren Zeiten wirklich selten gewesen sein. Als ein Beispiel dafür fiele mir allenfalls Eckart Dux ein, der den fast 20 Jahre (!) jüngeren Steve Martin synchronisierte oder in Richard Lesers "Die drei Musketiere" für den etwa 15 Jahre jüngeren Michael York zu hören war, dessen Rolle noch einmal jünger war. Herbert Stass und Holger Hagen konnten lange Zeit auch lange Zeit für etwas jüngere Schauspieler überzeugen, Paul Klinger manchmal ebenfalls (wenn er nicht zu gesetzt und väterlich sprach). Aber das dürften wirklich Ausnahmen gewesen sein.