Viele heutige Sprecher haben auch stark moderne Stimmen. Ich könnte mir beispielsweise Dennis Schmidt-Foß überhaupt nicht in einer 60er/70er-Jahre-Synchro vorstellen. Damals waren andere Stimmfarben wohl gefragter.
Vielleicht ist nicht der Mangel an markanten Stimmen das Problem. Möglicherweise gibt es einfach nicht mehr so viele "Anarchisten" (wie beispielsweise Horst Balzer oder Arne Elsholtz) unter den Synchron-Verantwortlichen, die sich auch mal trauen, markante Besetzungen auszuprobieren.
In den 70er- und 80er-Jahren gab es noch einen Haufen schräger Besetzungen, die das komplette Gegenteil vom O-Ton waren und bei denen man auf dem Papier nur den Kopf schütteln könnte. Auf ihre Weise haben sie aber exzellent gepasst.
Heute muss dagegen alles möglichst dicht am O-Ton sein und Kontinuität wird eiskalt durchgezogen. Damit werden blutleere Stimm-Kombis mMn nur noch weiter gefördert. Wobei die Supervisoren da natürlich auch eine Rolle spielen.
(Ich möchte damit jetzt nicht sagen, dass Kontinuität schlecht ist, aber selbst wenn man eine passende Stimme für einen Star gefunden hat, sollte es doch kein Hindernis sein, weitere Besetzungen auszuprobieren?)
Zitat von Koboldsky im Beitrag #113 Vielleicht ist nicht der Mangel an markanten Stimmen das Problem. Möglicherweise gibt es einfach nicht mehr so viele "Anarchisten" (wie beispielsweise Horst Balzer oder Arne Elsholtz) unter den Synchron-Verantwortlichen, die sich auch mal trauen, markante Besetzungen auszuprobieren.
Ich habe schon das Gefühl, dass es sie noch gibt. In den Synchros von Christa Kistner - eine Firma, die völlig realitätsfremde Kontinuitätsfanatiker offenbar hassen (nicht nur mooniz) - gibt's auf jeden Fall immer wieder "bunte" Besetzungen.
Christa Kistner war früher Produktionsleiterin (?) bei der Synchronabteilung von Studio Babelsberg. Seit 2007 betreibt sie ihre eigene Firma, die "Christa Kistner Synchronproduktion". Den Namen liest man in den letzten Jahren eigentlich immer wieder, gerade preisgekrönte und anspruchsvolle Arthouse-Filme werden oft von diesem Studio bearbeitet. Bei Arthouse-Kino scheint man für mein Empfinden ohnehin offener in Sachen Besetzung zu sein, und das eigentlich schon seit Jahrzehnten. Da kann können sich Mainstreamsynchros gut und gerne noch ein paar Scheiben abschneiden.
Einen guten Überblick über das Werk von Frau Kistner bietet die Firmenwebsite. Hier sind außerdem noch die Produktionen aufgelistet, die bei Studio Babelsberg entstanden. Der ein oder andere Film wird dir doch mit Sicherheit was sagen.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #113In den 70er- und 80er-Jahren gab es noch einen Haufen schräger Besetzungen, die das komplette Gegenteil vom O-Ton waren und bei denen man auf dem Papier nur den Kopf schütteln könnte. Auf ihre Weise haben sie aber exzellent gepasst.
Damals war aber auch nicht alles besser. Manch komische Besetzungen entstanden damals auch schon aus reinem Klischeedenken heraus. Am bekanntesten dürfte Gerd Duwner auf Asiaten und beleibtere kauzige Typen gewesen sein. Oder G.G.H auf Gentleman-Typen. Daran hat sich heute im wesentlichen nicht so viel verändert.
Was aber definitiv zutrifft ist, dass in heutigen Synchros andere Stimmtypen zu hören sind als damals, was ich ganz normal finde. Denn die Synchros sind letztendlich ein Produkt ihrer Zeit und spiegeln in gewisserweise den Zeitgeist, Geschmack, Sprachmelodie und Hörempfinden der jeweiligen Zeitepochen wieder. Eine Stimme wie die von Tommy Morgenstern oder auch David Nathan, um mal ein paar Beispiele zu nennen wird man in ferner Zukunft auch als die Stimmen der damaligen Zeit betrachten.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #113Heute muss dagegen alles möglichst dicht am O-Ton sein und Kontinuität wird eiskalt durchgezogen. Damit werden blutleere Stimm-Kombis mMn nur noch weiter gefördert. Wobei die Supervisoren da natürlich auch eine Rolle spielen.
Auch das ist eine Entwicklung, die dem heutigen Zeitgeist und Geschmack entspricht. Im Gegensatz zu damals gibt es deutlich mehr Leute die sich vieles im O-Ton ansehen und meckern, dass in Synchros alles verfälscht wird. Deshalb gibt es ja nun diese Motivation sich möglichst nah am Original zu halten, sowohl vom Dialogbuch als auch vom Sprechercast, abgesehen davon, dass den O-Ton Gucker, die gerne über Synchros meckern dies ohnehin egal ist. Und dank Globalisierung (auch eine Entwicklung der heutigen Zeit) nehmen die Verantwortlichen Filmstudios und Filmemacher natürlich immer mehr Einfluss auf die Synchros, damit alles ihren Vorstellungen entspricht.
Bin ich der Einzige im Forum, der Tobias Kluckert stimmlich leider absolut nicht markant findet? Er ist durchaus ein guter Synchronschauspieler - keine Frage, aber im Gegensatz zu David Nathan z. B. hat er für mich leider keinen großen Wiedererkennungswert und bin ziemlich überrascht, wenn er zu den markanten Stimmen der heutigen Zeit dazugezählt wird...
Ich hab Tobias Kluckert auch nie als einen mit markanter Stimme wahrgenommen. Nicht ohne Grund wird er so oft besetzt, eben weil er eine Stimme hat, die so ziemlich fast auf jeden Mann mittleren Alters passt. Da gibt es in seiner Altersklasse zig andere Sprecher mit markanter Stimme.