Mir gefallen immer wieder die Geschichten, daß er in seiner Detailversessenheit oft Dinge improvisierte, die nicht im Drehbuch standen, aber in den Film kamen. Seine Kostüme stattete er selbst mit allen Details aus und sammelte diverse Utensilien, auch wenn diese nicht mal nötig waren. In "Yeti, der Schneemensch vom Himalaya" wird ihm ein seltsamer Zahn gegeben. Da holte er eine Feile raus und feilte dran herum beim Begutachten. Stand alles nicht im Drehbuch und erheiterte die Anwesenden.
Beim Lesen von Jason Priestleys Klassiker "Ein Inspektor kommt" hatte ich immer Peter Cushing als Inspektor Goole vor Augen. Dieser wird dort so beschrieben: "Der Inspektor braucht kein großer Mann zu sein, aber er muß den Eindruck absoluter Sicherheit und Überlegenheit machen. (...) Er spricht sorgfältig und mit Nachdruck und hat die verwirrende Gewohnheit, jeden Menschen genau anzusehen, bevor er mit ihm spricht."
Oder sollte Cushing diese Rolle tatsächlich mal auf der Bühne verkörpert haben?
Leider - die Rolle hat er nie gespielt. Er war zwar auf der Bühne und im Radio in Priestley-Stücken aufgetreten, aber nicht in besagtem Stück. Es soll aber mal Pläne gegeben haben, mit ihm ein Fernsehspiel daraus zu machen. Leider hat ihn die BBC ab den frühen 60ern sträflich bei der Besetzung von Fernsehspielen vernachlässigt. Seine intensive Filmarbeit nahm ihm irgendjemand übel, wurde gemunkelt, weshalb mit ihm geplante Fernsehprojekte umbesetzt werden mussten. Wohlgemerkt: er hatte dafür keine Verträge unterschrieben und seine Filmerfolge auch nicht benutzt, horrende Gagen von der BBC zu erpressen.
Cushing mochte das Theaterspielen nicht so besonders, bzw nur anfangs. Man probt eine Zeit und dann wird es nach einigen Aufführungen langweilig, meinte er mal sinngemäß. Nach seinem Durchbruch als Fernsehstar spielte er kaum noch Theater, letztmals Mitte der 50er, dann noch mal so um 1962 herum und einmal noch 1975. Hier hatte er allerdings während eines Sommerfestivals mit wenigen Vorführungen einen fulminanten Erfolg als Dr. Sloper in "Washington Square".
Andrew Lloyd-Webber, der ein großer Fan war und sich geschmeichelt fühlte, daß umgekehrt Cushing seine Musicals sehr schätzte, hätte ihn gerne mal in "Cats" dabei gehabt, aber der Gesundheitszustand ließ es nicht zu.
Neben "1984", das ein wirklich grandioses Werk ist, hatte er ja im Fernsehen auch als "Beau Brummel" immensen Erfolg und spielte auch den "Liebhaber" in "Stolz und Vorurteil". Später kaum mehr vorstellbar, aber er wurde vor allem durch solche Rollen immens populär. Für die BBC war er auch in einigen Theateradaptionen zu sehen, die leider allesamt nicht mehr existieren, so in "Gaslicht", als leidgeprüfter unbestrafter Mörder "Onkel Harry" oder im wunderbaren Stück "Die Browning-Version".
Cushing wurde übrigens von der BBC auserwählt, Mitte der 50er-Jahre in Deutschland bei einer Fernsehmesse dabei zu sein. Dort wurden live Auszüge aus Fernsehspielen präsentiert und wie man sie aufzeichnet, etc.
Da hat sich jetzt ja wieder ein schönes Loch in der Liste geschlossen - vielen Dank! Der Film selbst soll ja auch sehr obskur sein. Stimmt es, daß der Film auf der VHS einfach vor Ende aus ist?
Zu Friedrich Schoenfelder, Curt Ackermann, Friedrich Joloff, Christian Marschall, Christian Rode, Arnold Marquis und Wolfgang Eichberger gesellt sich nun auch Alf Marholm - sie alle sprachen für Cushing, Lee und Price (in unterschiedlichen Anteilen). Aber scheinbar hatte nur einer die Ehre, auch noch Bela Lugosi und Boris Karloff zu sprechen: Christian Marschall.
Zitat von fortinbras im Beitrag #80Da hat sich jetzt ja wieder ein schönes Loch in der Liste geschlossen - vielen Dank! Der Film selbst soll ja auch sehr obskur sein. Stimmt es, daß der Film auf der VHS einfach vor Ende aus ist?
Ja, das ist tatsächlich bei der VHS, die ich mir besorgt habe, auch der Fall. Nach 91 Minuten ist einfach Schluss. Man hat den Film halt auf ein 90-Minuten-Band gespielt und da fehlen dann in etwa 3 Minuten. Ist aber bei diesem Film dann auch schon egal.
in der Videosynchronisation von DAS HAUS DER LANGEN SCHATTEN ist Horst Sommer der Sprecher von Peter Cushing. Hinter dem Säuseln und Glucksen nur schwer erkennbar.
Zitat von Gast im Beitrag #9Paul-Edwin Roth passte an und für sich auch ideal. Das war eine ähnlich ruhige Stimmlage. Leider nie in einer Hauptrolle.
Im "Foltergarten des Dr. Diabolo" umfasst Cushings Auftritt kaum mehr als zehn Minuten, aber es reichte völlig, um mich zu überzeugen: Roth kommt bei mir in Sachen Cushing gleich nach Schellow und Hagen, etwa gleichauf mit Schoenfelder. Im Unterschied zu Letzterem hat er den Vorteil, auf einen betont "britischen" Charaktermimen etwas origineller zu wirken, außerdem kommt er dem Original deutlich näher. Die Mischung aus sanftem Klang und nachdrücklicher Entschlossenheit ("präzise Förmlichkeit" trifft es wohl am besten) in Spiel- und Sprechweise wird nahezu 1:1 rübergebracht. Paul-Edwin Roth konnte sich zwar (abgesehen vom früh verstorbenen Montgomery Clift) nie so recht etablieren, war aber trotzdem ein zeitweise sehr aktiver Sprecher. Zumindest einmal hätte es diese Kombination auch in einer Hauptrolle geben können. Anders als Mücke finde ich diese Besetzung auch weder "kurios" noch "zu jung" klingend.
Auch wenn ich vorhin im Thread zum "Foltergarten" meinte, doch eine Spur lieber Schoenfelder gehört zu haben, ist meine Beurteilung zu Roth ungetrübt. Er passte in jeglicher Hinsicht sehr gut zu Peter Cushing, er war schon in "Kinder der Straße" sehr überzeugend. Roth geht durchaus auch in die betont ruhige Schellow-Richtung.
Es gibt aber viele Cushing-Rollen, etwa als Frankenstein, wo ich mir Roth keinesfalls vorstellen könnte. Er konnte auch negative Charaktere sehr gut sprechen und spielen, aber die Eiseskälte und das plötzlich Schneidende, das Cushing exzellent beherrschte, war so seine Sache nicht.
Zu jung klang er mir keinesfalls, das passte sehr gut!
Vor einigen Jahren hatte ich in einem anderen Thread etwas zu Cushings verschiedenen Synchronstimmen geschrieben:Peter Cushing (4) Da mir in der Zwischenzeit einige weitere Stimmen untergekommen sind, nutze ich die Gelegenheit zu einer kleinen Revision: Mit Erich Fiedler hadere ich weiterhin, über Arnold Marquis sollte der Mantel des Schweigens gehüllt werden. Daneben finde ich auch Wolfgang Eichberger in den "Bräuten" sehr merkwürdig: Ganz abgesehen davon, dass er im direkten Vorgänger Christopher Lee sprach (zu dem er deutlich besser passte), klang er reichlich farblos für den vom Gesicht her markanten und als Figur sehr energischen Vampirjäger. Wirklich schade, dass dieser Film nicht (wie die meisten von Universal verliehenen Produktionen aus dieser Zeit) an die BSG ging, dort hätte damals vielleicht gerade noch Erich Schellow eine Chance gehabt! Aber auch sonst wäre die Auswahl in Berlin sicher größer gewesen. Schellow ist für mich weiterhin die Nummer 1, gefolgt von Holger Hagen, der leider doppelt Pech hatte: Einmal, weil "Die 7 goldenen Vampire" ein ebenso lächerlicher wie überflüssiger Film ist, aber auch, weil er gerade zu einer Zeit besetzt wurde, in der Cushing zwar um die 60 war, aber wie ein Siebzigjähriger aussah; da Hagen wiederum eher etwas jünger klang, wirkt seine Stimme "zu jung", obwohl beide nur drei Jahre auseinander waren. Zehn Jahre früher (als Cushing nicht ganz so alt wirkte und Hagen öfter in Berlin zu hören war) wäre das sicher noch passender gewesen. Direkt danach kommen zwei Sprecher gleichauf: Paul-Edwin Roth und Friedrich Schoenfelder Roth wurde leider (wie von fortinbras erwähnt) nie in einer Hauptrolle besetzt, aber auch in dem kaum mehr als zehn Minuten umfassenden Auftritt im "Foltergarten des Doktor Diabolo" hat er mich sehr beeindruckt (siehe den Beitrag vom 2. Juni 2015). Er hat zwar trotz relativ vieler Einsätze für unterschiedliche Schauspieler nur wenige öfter gesprochen, aber ein paar Einsätze mehr hätten es ruhig sein dürfen. Sicher hat fortinbras recht, dass die schneidenden Momente bei ihm nicht so gut rübergekommen wären, womit die Überleitung zu Friedrich Schoenfelder vorhanden wäre: Den finde ich mittlerweile deutlich passender als vor einigen Jahren. Einmal natürlich, weil er hier auch jenseits seines "britischen" Klischees schauspielerisch gefordert wurde und mitunter sehr schneidend klang. Cushings eigene Diktion (die mir mittlerweile deutlich vertrauter ist) zeichnete sich durch einen häufigen Wechsel zwischen sanft und hart, warm und eisig aus, was Schoenfelder genau traf (beispielhaft wäre eine Szene in "Frankenstein muss sterben", als er Frau Brandt galant zur Tür führt und direkt danach herrisch wird). Als gnadenloser Tarkin war er ebenso überzeugend wie für den körperlich fast hinfällig wirkenden und ungewohnt emotionalen van Helsing in "Dracula jagt Mini-Mädchen", wo er selbst unfreiwillig komische Dialogstellen ebenso ernsthaft sprach, wie Cushing im Original spielte. Auf dem fünften und sechsten Platz folgen Siegmar Schneider und Wilhelm Borchert, bei denen es mich wundert, dass sie nicht mehr Einsätze hatten: Borchert brachte es immerhin auf vier, aber auffälligerweise fällt keiner davon in die Hammer-Phase, obwohl Cushing dort teilweise wie am Fließband drehte und diese Stimme für einen britischen Charaktermimen dieser Generation und bei diesem Charakterkopf naheliegend gewesen wäre, zumal Borchert damals keineswegs nur auf "Angestammte" besetzt wurde. Schneider war eine Allzweckwaffe und harmonierte mit verblüffend vielen Schauspieler, zumal war es bis Mitte der 70er in Berlin sehr präsent. "Draculas Hexenjagd" ist wirklich ein ziemlich abstruser Film, aber dafür war die Rolle im "Horror-Express" deutlich dankbarer, da Cushing dort ungewohnt viel Humor zeigen durfte und allein die Interaktion mit Christopher Lee (die beiden haben hier relativ viele gemeinsame Dialogszenen) sehenswert ist. Natürlich hätte die berühmte "Wir sind Briten!"-Szene* mit Schoenfelder einen Tick besser gepasst, dafür hätte man Schneider in anderen Filmen nehmen können. Schellow als Feststimme war natürlich aufgrund seiner seltenen Einsätze kaum denkbar, aber zumindest in den "Bräuten" und dem "Hund von Baskerville" hätte ich ihn gerne gehört, Borchert wiederum wäre meine Wunschbesetzung in der Kinosynchro der "Todeskarten" oder in den "brennenden Augen" gewesen. Friedrich W. Bauschulte und Christian Marschall waren zwar keine Idealbesetzungen, aber zu verschmerzen, wobei mir bei den Einsätzen für Cushing wieder aufgefallen ist, wie ähnlich sie mitunter klingen konnten. Aber bei "Dracula braucht frisches Blut" ist Marschall in Berlin reichlich merkwürdig; wenn Schoenfelder verhindert war, wäre mir Schneider oder Borchert lieber gewesen. So gern ich Christian Rode in anderen Rollen höre (oder hören würde): Wie man auf die Idee kam, ihn Cushing sprechen zu lassen, erschließt sich mir absolut nicht. Der Auftritt ist zwar nur kurz, fügt sich aber ins Bild der generell ziemlich komisch besetzten Videosynchro der "Rückkehr des Dr. Phibes".
Pidax veröffentlicht ab dem 21. Juli die Sherlock-Holmes-Serie von 1968 mit deutschem Ton auf DVD. Leider nicht mit der original NDR-Synchro, die gilt leider weiterhin als verschollen, aber immerhin.
Dann bin ich natürlich gespannt, wen man auf Cushing besetzen wird! Natürlich gibt es auch heute noch genügend "spezielle" Stimmen, aber wer könnte mit diesem Charakterkopf und seiner sehr speziellen Spielweise harmonieren? Da darf man sich wohl drei Monate lang im Ratespielen üben ...