Zitat von 8149 im Beitrag #60Tarantinos General Audience Edit ist um 20(!) Minuten kürzer als die Roadshow-Fassung. Der muss ja sehr viel und sehr langes UP70-Bild mit alternativen Shots ausgetauscht haben um 20 Minuten kürzen zu können. ... Wahrscheinlich, dass die lange Version es ins Heimkino schafft. Haushalte mit einem Beamer können das Kinofeeling dann billig nachahmen.
In den 20 Minuten ist eine Ouverture (5 min) und eine Intermission (Pause mit Standbild und Musik, 10 min) enthalten, so wie es früher bei überlangen Filmen allgemein üblich war. Der eigentliche Film ist nur ca. 5 min länger.
Die längere Fassung wird laut Tarantino NICHT auf DVD etc. erscheinen, die gibt es nur im Kino zu sehen. Und eben nur in 70 mm in riesigen Kino-Sälen. Genau darum geht es Tarantino ja: diese Art von 'Kino-Feeling' ist quasi ausgestorben, die heutigen unter 30 oder sogar unter 40 Jährigen haben das noch nie erlebt. Und wer das noch kennt, weiss: dieses 'Kino-Feeling' kann man auch bei bester technischer Ausstattung nicht im heimischen Wohnzimmer erzeugen, genausowenig wie man die Atmosphäre eines Live-Konzerts ins Wohnzimmer holen kann.
Wahr ist, dass der Unterschied Kino zu Heimkino in den letzten 20 Jahren immer kleiner wurde. Aber nicht nur, weil viele zuhause aufgerüstet haben, sondern ebenso oder sogar noch mehr, weil die Kinos in Richtung Wohnzimmer abgerüstet haben.
Für mich liest sich das teilweise nach romantischer Verklärung. Ich kann mich noch gut darin erinnern, als mein Kino 2009 so langsam auf digitale Projektoren umrüstete. Der erste digitale Film, den ich gesehen habe, war iirc Illuminati. Da hatte ich damals sogar einen guten Vergleich, weil ich da erst die Pressevorführung auf althergebrachte Weise gesehen habe und dann noch mal mit Freunden eine der brandneuen Digitalvorstellungen. Der Qualitätssprung war enorm. Neben der deutlich höheren Auflösung waren auch die Farben viel kräftiger. Danach habe ich noch einige analoge Vorstellungen besucht und die Bildqualität empfand ich, nachdem ich es besser kannte, als nicht mehr gut genug. Wenn der Film schon ein paar Tage lief, war es sogar üblich, dass die Filmrolle Alterserscheinungen hatte. Weil die Bildqualität dank Digitalprojektion derart zugenommen hat, gehe ich auch nicht mehr ohne Brille ins Kino, obwohl ich die im Alltag gar nicht brauche. Ein Graus sind mir dagegen 3D-Vorstellungen. Selbst wenn die Kinobetreiber es hinbekommen, genug Licht auf die Leinwand zu bringen, ist das Bild immer noch viel dunkler, als es eigentlich sein sollte. Dadurch verlieren sich wieder sehr viele Details, was den Vorteil der höheren Bildschärfe untergräbt. Zumal man aufgrund der verschiedenen Ebenen, die gerne mal das Falsche ins Zentrum stellen und die durch schnelle Schnitte absurd oft wechseln, sowieso kaum noch irgendwelche Dinge aufnehmen, geschweige denn genießen kann
Ich stimme allerdings dahingehend überein, dass analoges Quellmaterial bedeutend mehr Details enthalten kann als digitales und auch tendenziell natürlicher wirkt. Man sieht es ja bei verschiedenen Blu-ray-Veröffentlichungen, wo man die Originalbänder zur Verfügung hatte. Die sehen, was die Farben und Auflösung angeht, so aus, als hätte man sie erst heute gedreht. Nur an der Bildschärfe krankt es manchmal, weil man damals auch schon mal eine suboptimale Kameraeinstellung hat durchgehen lassen mit der Begründung, dass man das im Kino und Fernsehen eh nicht mehr sieht. Afaik kann man aus den Originalbändern sogar noch einiges mehr rausholen und wäre sogar für kommende Standards gerüstet, während digitale Aufnahmen nur das hergeben, was man auch wirklich haben wollte. Gerade am Anfang hat man, als digitale Aufnahmen neu waren, einiges wegkomprimiert, um nicht in die Speicherfalle zu laufen. Das wird sich bald rächen, so wie bei vielen 80er- und 90er-Jahre-Serien, die nur noch auf Video vorliegen oder die sehr effektlastig sind, aber die Effekte nur in besagter VHS-Qualität eingefügt wurden. Deswegen wird es wohl auch nie Deep Space Nine und Voyager auf Blu-ray geben, weil die Neubearbeitung zu aufwendig wäre. Bei TNG hielt sich der Aufwand hingegen noch in Grenzen, weil da noch viel mit Modellen gearbeitet wurde und man die Originalaufnahmen davon alle noch hatte.
Das war aber schon etwas zu weit weg vom Thema ... Mag ja sein, dass man mit 70-mm-Film auf einem guten Projektor natürliche, kräftige Farben und ein tolles Bild hat und schlechte Digitalprojektoren zwar hoch auflösen, aber keine natürlichen Farben können. Die Projektoren, die man bis vor ein paar Jahren üblicherweise in Kinos hatte, waren dem, was inzwischen an Digitalprojektoren vorliegt, mMn aber weit unterlegen. Insofern finde ich den Vergleich guter Analogprojektor vs. schlechter Digitalprojektor auch hinfällig, weil das einfach nicht die Wirklichkeit widerspiegelt. Da spielt einfach viel Nostalgie mit rein.
Tarentino orientiert sich ja stilistisch generell sehr an älteren Filmen. Er lässt sich viel Zeit, spart an Schnitten, weil er die Szenen klug durchplant usw. Und er baut auch gerne mal künstlich Bildfehler ein, um den klassischen Charakter zu unterstreichen. Dazu passt dann auch ein altmodisches und "natürliches" Bild. Ironischerweise kommt dieser Vorteil, den ältere Filme hatten, aber erst im Zusammenspiel mit der Digitalisierung zur Geltung. Das zeigen viele Neuveröffentlichungen und bewusst analog aufgenommene Filme der heutigen Zeit, die zur Massenauswertung nachträglich digitalisiert werden. Vielleicht können es die hier erwähnten, sehr seltenen 70-mm-Projektoren wirkich noch ein bisschen besser - ich kenne sie jedenfalls nicht und kann es nicht beurteilen. Man sollte aber bedenken, dass deren Bildqualität nie Kinostandard war. Und es gibt gewiss auch Digitalprojektoren, die den in Masse angebotenen weit voraus sind und das Ursprungsmaterial ebenso unverfälscht wiedergeben ...
Charme hatten klassische Kinovorstellungen aber ganz gewiss und das gilt wohl auch für die 70-mm-Projektion. Genau wie bei der guten alte Schallplatte, deren Klang viele Leute älteren Semesters aus einem diffusen Bauchgefühl heraus als natürlicher erachten, weil neben dem offensichtlichen Knistern immer leichte Störgeräusche und Ungenauigkeiten mitschwingen.
Ich dachte, dass bei der Intermission einfach der Projektor ausgeschaltet wird und 15 Minuten still liegt. Das heißt dann, dass alle die erst nach 10-12 Minuten im Saal sind ein bisschen vom Film verpassen werden. Ich dachte, dass die "netten, hilfsbereiten, zuvorkommenden" Kinomitarbeiter einen hineinbitten und wenn alle drin sind, werden sie den Film weiterspielen. Ach, was bilde ich mir ein, niemand ist so nett, dass er das machen würde.
Also Tarantino ist kein Mann der Versprechungen hält. Wenn er meint, dass die Roadshow-Version nicht erscheinen wird, dann hat das nichts zu bedeuten. Solange er kein spezielles Interventionsrecht hat, kann Weinstein Company mit dem Material machen was sie wollen. Er hat mit seinen jährlichen Versprechungen à la "Kill Bill: The Whole Bloody Affair" bewiesen, wie er sie einhält. Ich finde keinen Artikel in dem Tarantino meint, dass die Roadshow nicht auf DVD & Co. schaffe. Hast du 'nen Link?
@8149 Die Ouvertüre ist Musik bei dunklem Saal und dunkler Leinwand, um das Publikum auf den Film einzustimmen.
Während der Intermission (Pause) läuft der Film weiter, nur eben ohne Bild, nur mit der Filmmusik (statt irgendeinem unpassenden Disco-Geplärre). Die Atmosphäre wird so auch in der Pause aufrechterhalten, und man hört dann schon anhand der Musik, dass es gleich weitergeht.
Deine Fragen zeigen, dass Du sowas noch nie erlebt hast! Das war früher bei fast allen überlangen Filmen Standard und jedem damaligen Kinogänger vertraut. Seit Mitte der 80er Jahre habe ich das aber auch nie mehr erlebt, leider.
Tarantino hat übrigens ein Interventionsrecht (Mitspracherecht) bei der Auswertung im Kino: Die Rechte werden nur an Verleiher vergeben, die eine Mindestzahl an 70 mm Vorführungen garantieren können. Das war in Deutschland nicht einfach, da jemanden zu finden - der Film hatte lange Zeit keinen deutschen Verleih.
Es ist zumindest sehr wahrscheinlich, dass ähnliches auch für die weitere Auswertung (DVD etc.) vertraglich festgeschrieben wurde und die Weinsteins eben nicht machen können, was sie wollen. Und wenn Tarantino sagt, die Langfassung kommt nicht auf DVD (weiß nicht mehr, in welchem der vielen Interviews er das gesagt hat), so muß das gewiß nicht für die Ewigkeit gelten, aber in naher Zukunft wird das schon so sein. Macht ja auch keinen Sinn, da einige Szenen bewusst kürzer geschnitten sind - das ist somit kein sogenannter "Director's Cut", der dann alsbald nachgereicht wird.
Mir scheint, manch einer verzichtet zwar gerne auf die 70 mm Vorführung, will aber unbedingt die paar zusätzlichen Minuten sehen. Grotesk!!
@SFC In vielen Punkten stimme ich Deiner recht sachlichen Darstellung zu - sogar was den Nostalgie-Faktor angeht, der aber nichts Negatives hat, denn nicht jede Weiterentwicklung muss automatisch positiv sein. Nicht der Meinung bin ich, dass die Bildqualität digital generell besser ist als analog. Das ist nur dann der Fall - wie Du ja zumindest auch andeutest - wenn die 35 mm Kopie aus zuvor digital bearbeiteter Quelle stammt, nicht aber, wenn alles analog gemacht wurde wie zu früheren Zeiten oder jetzt bei THE HATEFUL EIGHT. Es macht also bei einem digital nachbearbeitetem Film - darum hinkt Dein Illuminati-Beispiel - keinen Sinn, digital und analog zu vergleichen; in dem Fall ist die digitale Vorführung ganz sicher von besserer Bildqualität. Nicht aber bei komplett analog hergestellten Filmen, da ist die 35 mm Kopie dem digitalen Bild ganz eindeutig überlegen; von 70 mm Kopien ganz zu schweigen.
Wie ich oben schon mal gesagt habe: Die Umstellung von analog auf digital hatte ganz profane Gründe wie Kostenersparnis, einfachere Nachbearbeitung per Rechner statt mit Schere und Klebepresse und einfachere Handhabung bei der Auswertung im Kino. Bessere Bildqualität spielte dabei keinerlei Rolle! Bestenfalls wurde versucht, eine Verschlechterung zu vermeiden; ob das gelungen ist, ist eben strittig und kaum mit einem eindeutigen JA oder NEIN zu beantworten. Beide Methoden haben sowohl Schwächen als auch Vorzüge.
Konkret: Dass eine 70 mm Vorführung wie jetzt bei THE HATEFUL EIGHT jeder digitalen Vorführung haushoch überlegen ist, steht für mich und jeden, der auch nur ein bißchen Erfahrung hat (Tarantino eingeschlossen!) ausser Zweifel. Deshalb sollte man diese Chance auf jeden Fall nutzen - wobei nicht die paar zusätzlichen Minuten, sondern der vom Üblichen abweichende Gesamteindruck entscheidend ist. Den man auch nicht demnächst zuhause nachholen kann.
ein Western im HD-look mit Silikonbild ist sowieso Schwachsinn. Das der technische Fortschritt im Bereich der "Bildverbesserung" in Geistesgestörtheit ausartet sollte spätestens seit dem "Hobbit" jedem klar geworden sein. Mir ist es schon bei Einführung der Blu-Ray auf den ach so tollen 16-9 LCD TV's aufgefallen. Plasma TV's lieferten ein wesentlich natürlicheres Bild, da diese nicht mit sinnlosen "Silikon-glattpolier-Bild-Filtern" ausgestattet wurden. Und ausgerechnet Plasma TV's werden nicht mehr gefertigt... Auf einigen LCD TV's kommt mir das ganze oft auch so vor als ob der Film mit eine Amateurkamera gedreht wurde. Der warme Filmlook, der einen immer so schön in eine andere Welt versetzt hat geht verloren und wird durch ein künstliches, stiriles, glattpoliertes Bild ersetzt. Ich schaue meine Filme in 800x600er Auflösung über einen office beamer und finde das ganze sieht gut genug aus. Dieser künstliche HD-Schnick schnack kann mir gestohlen bleiben. Ich kann Tarantinos Absicht bzgl. des Westerns voll und ganz nachvollziehen.
Ich weiß noch, dass auf meiner alten DVD zu "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" sogar die "Intermission" mit drauf war. Wenn ich mich recht entsinne, wurde da auch jener Schriftzug eingeblendet und das Bild schaltete sich dann in ein schwarzes Standbild um und im Hintergrund lief dann eben noch die Filmmusik. Hab ich aber immer übersprungen.
Ich weiß, das wird leider nicht passieren, aber man sollte für Tim Roth in der deutschen Fassung Christoph Waltz besetzen - denn immerhin spielt Roth Waltz hier.
Zitat von PeeWee im Beitrag #70Ich weiß, das wird leider nicht passieren, aber man sollte für Tim Roth in der deutschen Fassung Christoph Waltz besetzen - denn immerhin spielt Roth Waltz hier.
Die Rolle von Roth ist tatsächlich eine "Waltz" Rolle - allerdings bin ich froh mal für einige Zeit nicht Waltz als Waltz zu sehen und Roth ist hier echt Klasse - selbstverständlich wäre es grauenvoll, hier Waltz auf Roth in der Waltz Rolle zu hören. Anders gesagt: NEIN!
Zitat von kogenta im Beitrag #65@8149 Die Ouvertüre ist Musik bei dunklem Saal und dunkler Leinwand, um das Publikum auf den Film einzustimmen.
Normalerweise gibt es während der Ouvertüre ein Standbild mit dem "Ouvertüre"-Schriftzug, genau wie auch bei der "Intermission".
Das wird nur bei DVD-Auswertungen gemacht, danmit die Käufer nicht schreien, ihre DVD sei defekt. Im Kino ist es tatsächlich schwarz. Einige Kinos lassen dabei sogar den Vorhang (den früher jedes Kino hatte) zu.
"Romantische Verklärung" wurde Tarantino nachgesagt. Ja, genau. Und mit was? Mit Recht! Man kann mit solch einer Vorführung im Grunde auch keine U30-Zuschauer mehr ansprechen, also richtet sich die Idee nur an das Publikum, dass wie Tarantino solche Vorführung selbst erlebt hat und wie er vermisst. Die heutige Geneartion ist es gewohnt, dass Abspänne fehlen, und bevorzugt Filme ohne Vorspann, bei denen sogar der Titel erst im Abspann steht. Ein langer Action-Clip also, ohne jegliche störende Schrifteinblendung.
"Romantische Verklärung" wurde Tarantino nachgesagt. Ja, genau. Und mit was? Mit Recht! Man kann mit solch einer Vorführung im Grunde auch keine U30-Zuschauer mehr ansprechen, also richtet sich die Idee nur an das Publikum, dass wie Tarantino selbst solche Vorführung selbst erlebt hat und wie er vermisst. Die heutige Geneartion ist es gewohnt, dass Abspänne fehlen, und bevorzugt Filme ohne Vorspann, bei denen sogar der Titel erst im Abspann steht. Ein langer Action-Clip also, ohne jegliche störende Schrifteinblendung.
Nur schade, dass die Ouvertüre und die Intermission nicht in jedem Kino gespielt werden.
Zitat von Donnie Darko im Beitrag #71Waltz als Synchronsprecher ist doch das Grauen! Bloß nicht!
Waltz ist doch nicht das Grauen. Ich brauch ihn jetzt nicht als Synchronsprecher für Roth oder andere Schauspieler, aber auf Waltz selbst passt doch niemand besser und schlecht sind seine Leistungen als Sprecher doch nun wirklich nicht.